LEID? – vom richtigen Umgang mit einem angstmachenden Thema

cross-3080144_1920.jpg

Selten war ich so berührt, wie diese Woche, als ich von einem langjährigen christlichen Weggefährten hörte, dass seine Frau plötzlich von einer schrecklichen Krankheit „erwischt“ wurde! Trotzdem postete er auf FB:

„Nur die Lieder, welche man weinend gesungen hat, hat man wirklich verstanden!“

– und zitierte dazu das bekannte Heilslied von A.H. Francke:

Nun aufwärts froh den Blick gewandt
und vorwärts fest den Schritt
Wir gehn an unsers Meisters Hand
und unser Herr geht mit.

Zuvor druckte er alle Strophen eines weiteren Klassikers in älteren Gemeindeliederbüchern ab:

Herr, weil mich festhält deine starke Hand, vertrau ich still.
Weil du voll Liebe, dich zu mir gewandt, vertrau ich still.
Du machst mich stark, du gibst mir frohen Mut,
ich preise dich, dein Wille, Herr, ist gut.

Dazu neben vielen anderen Zitaten aus der Schrift den Bibelvers aus Psalm 46,2-3

Gott ist unsre Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben.
Darum fürchten wir uns nicht.

Was würden wir schreiben, wenn uns eine schreckliche Krankheit überfällt?

Könnten wir auch sagen, dass wir alles in Gottes Hände legen können? – Das hängt auch mit unserem Gottesbild zusammen! Liegt unser Trost darin, dass Gott „damit nichts zu tun hat“, oder wissen wir uns auch jetzt noch „in seiner Hand“? Sitzt Er wirklich auf dem Thron? „Lenkt Er unser Leben“ Oder ist es doch „blindem Schicksal“ anvertraut?

fate-2050839_1920.jpg

Interessanter Weise laß meine Frau an dem Morgen, als die Nachricht kam in 2Mose 33:

2Mo 33,13 Und nun, wenn ich also Gunst gefunden habe in deinen Augen, dann lass mich doch deine Wege erkennen, so dass ich dich erkenne, damit ich Gunst finde in deinen Augen, und bedenke, dass diese Nation dein Volk ist! 14 Er antwortete: Mein Angesicht wird mitgehen und dich zur Ruhe bringen

„Mein Angesicht wird mitgehen …“ – diese Erfahrung wünsche ich mir und allen Christen, die in Not kommen; oder im neudeutschen Fußballfan-Gesang: „you’ll never walk alone“! Nebenbei bemerkt: spätestens in diesen Fällen bin ich froh mit den „alten Lieder“ aufgewachsen zu sein …

———————–

Einladung zum Vortrag von Christian Hofreiter:

23. Februar 2018, 20:00 Uhr
Hofbräukeller,Innere Wiener Straße 19, 81667 München
https://brink4u.com/2017/12/29/dauerbrenner-leid/

Leid

Dieser Blog-Beitrag von Uwe Brinkmann erschien zuerst auf brink4u . Lies hier den Original-Artikel "LEID? – vom richtigen Umgang mit einem angstmachenden Thema".

Über Uwe Brinkmann

* 1962 (Oberhausen / Rhld.), verheiratet (1992), 4 Kinder ... aufgewachsen in der 4. Generation der "Brüderbewegung"; kritische Aufarbeitung: heute moderater "Dispi"; seit seiner "Bekehrung" (1981) theol. Autodidakt, 1993/94 für eine theol. Kurzausbildung in den USA ... seit 1987 im Großraum München in der Gemeindearbeit und bis 2017 in der Jugendarbeit tätig; Gründungsmitglied (1997) und MA im Leitungsteam einer evangelisch-freikirchlichen Gemeinde, der "Christlichen Gemeinde Unterschleißheim" (www.cgush.com) ... Mitarbeiter eines übergemeindlichen Schlungsprogramms: H3: "Hirn, Herz und Hand" im Großraum München; Blogger auf www.brink4u.com (seit 01.01.2015) ... beruflich seit 1996 Projektleiter Hochbau, dann Projekteinkäufer im Anlagenbau, und nun wieder Teilprojektleitung im Anlagenbau eines kommunalen Energieversorgers

3 thoughts on “LEID? – vom richtigen Umgang mit einem angstmachenden Thema

  1. Als langjährig Betroffener kann ich sagen, daß das Leiden zu meiner Bekehrung geführt hat. Geheilt wurde ich aber nicht, wohl aber gestärkt. Bei Gott ist das Heil der Seele wichtiger als das Heilwerden des Körpers. Gelobt sei Jesus Christus in Ewigkeit Amen!
    In 1.Kol. 24 heisst es: „Jetzt freue ich mich in den Leiden, die ich für euch ertrage. Ich ergänze in meinem irdischen Leben, was an den Bedrängnissen Christi noch fehlt an seinem Leib, der die Kirche ist.“
    Das Leiden kann also auch noch einen Sinn haben, nämlich anderen eine geistliche Hilfe zu sein. Man kann sein Leiden im Geiste Christi also in Bezug auf das Opfer des Herrn aufopfern für die Bekehrung der Sünder. Ja man kann freiwillige Opfer und Gebete auf sich nehmen dafür. In evangelischen Kreisen liest man darüber wenig oder nur indirekt Angedeutetes, jedenfalls was die Opfer angeht, obwohl der Gedanke der Sühne in der ganzen Bibel gegenwärtig ist. Beten für andere ist aber auch auch bei Evangelischen üblich. Freilich ist bei der Sühne in erster Linie der Sühnetod Jesu Christi zu betrachten, aber nicht nur. Auch Christen können wie gesagt durch Gebete, die ja auch ein Opfer in gewissem Sinne sind oder aber Fastenopfer oder andere Opfer zum Heil anderer beitragen, freilich ist das alles nur in Hinblick auf das Opfer des Herrn einzuordnen.
    Ansonsten gibt es bei der Frage des Leids keine pauschalen und umfassenden Antworten. Wir sind vor Gott nur unwissende Kinder, die wohl erst im Himmel Antworten auf viele Fragen bekommen werden.

  2. Die Parabel über Gottes Liebe schließt sich nur, wenn wir nicht allein den Tod vor Augen sehen, sondern um die Auferstehung wissen. Mit dem Leid, dass wir täglich erfahren müssen, macht Gott uns deutlich, dass er uns liebt. Denn er lässt uns in Freiheit wachsen. Ohne die Täler des Lebens würden wir seine Höhen nie erreichen. Erst, wenn wir unten angekommen sind, wenn wir der Prüfung ausgesetzt waren, erkennen wir den Wert unserer Errettung. Und Gott macht sie möglich. Vielleicht in diesem Leben, vielleicht aber auch erst dann, wenn wir nicht mehr damit rechnen.

    Nein, er vertröstet uns nicht. Denn seine Gnade und Barmherzigkeit erleben wir wiederkehrend. Doch nehmen wir sie auch wahr? In schwerer Krankheit sind es die fürsorgenden Ärzte und Schwestern, die uns an die Seite gestellt sind. In der Traurigkeit des Alltags stehen uns Freunde, Bekannte und Familie bei. Und selbst beim Verlust von geliebten Menschen können wir darauf vertrauen, dass ein Lichtblick unsere Seele wieder erhellt, wenn uns am Grab jemand die Hand hält. Denn Gott lässt uns in der Schwere der Stunde nicht allein. Durch unsere Nächsten hat er uns seine Ebenbildlichkeit bewusst gemacht, sie stehen stellvertretend für seinen Sohn, der in ihnen und uns wirkt.

    Es sind die kleinen Wunder, die wir allzu oft als selbstverständlich ansehen, die wir deshalb verkennen, weil wir das Große erwarten. Gott wird Frieden schenken, aber „nicht so, wie ihn die Welt euch gibt, Gott selber wird es sein“ (Zofia Jasnota 1977). Es sind die Augenblicke, in denen wir keine Hoffnung mehr erwarten. Da ist es „wie ein Fest nach langer Trauer, wie ein Feuer in der Nacht“ (Jürgen Werth 1988), wenn wir wachgerüttelt werden von der Offenbarung. Jesus kommt auch in unser Dasein, er schenkt uns Zuversicht und Mut. Wir leben in Ungeduld, doch er wird rechtzeitig mitten unter uns wohnen. Das verspricht uns unser Glaube, deshalb dürfen wir den Worten zuhören: „Selig seid ihr, wenn ihr einfach lebt“ (Friedrich Karl Barth, Peter Horst, 1979).

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.