Können wir nur metaphorisch über Gott reden? Analyse und Entgegnung zur metaphorischen Theologie von Dietz

In diesem Artikel geht es um eine ausführliche Darstellung und Entgegnung der metaphorischen Theologie, wie sie Thorsten Dietz in seinem Buch „Weiterglauben“ (hier meine Rezension) vertritt. Die große Frage ist: Wie klar und eindeutig können wir überhaupt über Gott reden?

Eine grundlegende These von Dietz ist:

„Von Gott reden können wir gar nicht anders als metaphorisch, also zeichenhaft, symbolisch, vermittelt über Bilder und Geschichten.“ S. 47.

zur metaphorischen theologie

Ich will mich zunächst um eine faire Darstellung der metaphorischen Theologie bemühen.

1.1 Die Grundannahme des metaphorischen Redens von Gott

Laut Dietz stellt uns die Bibel die Offenbarung Gottes ambivalent, d.h. zweideutig vor: Einerseits offenbart Gott sich und gleichzeitig bleibt er verborgen.

„Diese Unklarheit ist für die Offenbarung Gottes wesentlich. So offenbart sich Gott: offenbar verborgen und verborgen offenbar.“ S. 38.

„Gott macht sich anschaulich und bleibt doch unsichtbar, er lässt sich berühren und bleibt doch ungreifbar. Davon sind letztlich alle Einsichten des Glaubens geprägt.“ S. 39

Dietz bezieht das auf alle Glaubensaussagen und er warnt davor, die Spannung aufzulösen! Weil Gott alle unsere Worte und unser Denken sprengt, deswegen ist alle Gotteserkenntnis immer indirekt, bildhaft und in Rätseln.

„Alle unsere Erkenntnis als solche ist nur annäherungsweise Gotteserkenntnis. Und sie ist grundsätzlich indirekt, vermittelt und daher immer zu unterscheiden von einer unmittelbaren Kenntnis.“ S. 40.

Dietz spricht sich gegen ein absolutes Wahrheitsverständnis, aber auch gegen einen völligen Wahrheitsrelativismus und gegen den Verzicht auf die Wahrheitsfrage aus (S. 56). Wie kommen wir nun zur Erkenntnis der Wahrheit?

„Reifer Glaube ist nicht „einfach“, weder im subjektivistischen noch im objektivistischen Sinn. Reifer Glaube setzt sich auseinander mit der Tradition, den überlieferten Geschichten der eigenen Erzählgemeinschaft – und ist sich der Herausforderung bewusst, dass echtes Verstehen immer etwas Neues ist.“ S. 47.

Der biblische Begriff der Wahrheit wird von Dietz als relationales oder dialogisches Wahrheitsverständnis definiert. Weil allein Gott die Wahrheit ist, deshalb erschließt sich Wahrheit uns nur in der Begegnung mit Gott und darum kann ich mein richtiges Denken nicht als die Wahrheit bezeichnen. Es gibt nur eine Annäherung durch das Bleiben bei ihm bzw. seinem Wort („Prozess“), durch die eigene Veränderung („Verwandlung“) und das Umsetzen des Erkannten („Praxis“). S. 61-64.

„Wir finden die Wahrheit über Gott nicht einfach in der Bibel im Sinne von richtigen Sätzen, die sich mitschreiben und auswendig lernen lassen. Eine solche Annahme setzt ein Konzept von Wahrheit voraus, dem die Bibel gerade widerspricht. Gott ist kein Sachverhalt, über den sich streng objektiv, distanziert und unpersönlich Wahrheit nachweisen oder ausschließen lässt. Es gibt keine Wahrheitserkenntnis über Gott, ohne dieses sich Einlassen auf Begegnung, Entwicklung, Veränderung und Praxis.“ S. 65.

Meine Zusammenfassung in Kurzform: Obwohl Gott sich offenbart hat, bleibt er auch verborgen und deswegen lässt sich die Bibel nur bildhaft lesen – die Wahrheiten sind darin verborgen.

1.2 Die Auswirkungen der metaphorischen Theologie

Dies führt laut Dietz einmal dazu, dass wir mit größerer Gelassenheit mit Glaubensunterschieden umgehen können. Weil Gott uns nicht gehört, deshalb bleiben Gott und unser Glaube immer zweierlei (S. 33). Vielleicht können wir ja sogar etwas von Andersgläubigen lernen?

Eine zweite genannte Auswirkung ist die, dass Gott in allen Zeiten und allen unseren Lebenssituationen unterschiedlich erlebbar und vertrauenswürdig ist. Wenn unser Glaube schwinden will, liegt das nicht am christlichen Glauben als solchem, sondern weil wir an einem bestimmten Bild festhalten. Wer dagegen daran festhält, dass Gott größer ist, erlebt:

„Gott begibt sich in den jeweiligen Horizont der Menschen und sprengt diesen zugleich. Als der nahe Gott ist er ungreifbar. Er macht sich verständlich und bleibt unergründlich.“ S. 42.

Drittens haben wir Gott nie im Griff und können deshalb nicht klar und eindeutig Klartext reden und bekennen. Auch bei allen christlichen Bekenntnissen bleibt eine Differenz zwischen dem Bekenntnis und der Wirklichkeit (S. 44-45). Mit Karl Rahner sagt Dietz:

„Alles, was wir sagen, müssen wir immer aufheben in Richtung auf das Geheimnis Gottes, das er selbst ist.“ S. 50.

Und nicht zuletzt ermöglicht diese Ansicht eine größere Freiheit beim Verständnis von Gottes Wort. Bestimmte Aussagen in den Bibeltexten müssen nicht alle wahr sein, sondern entscheidend ist die dahinterliegende Bedeutung. Dies wird bei der Thematisierung der Sintflut in Kapitel 5 deutlich. Sie soll laut Dietz nicht historisch gewesen sein, sondern lediglich bestimmte Wahrheiten vermitteln.

2.1 Hauptargument 1: Gottes Offenbarung in 2. Mose 32-34

Das Volk Israel macht sich mit einem goldenen Kalb einen Gott zum Anfassen. Dagegen bleibt der wahre Gott dem Volk unverfügbar. Selbst Mose, der zahlreiche Gottesbegegnungen hatte, wünscht sich erfolglos Gott von Angesicht zu Angesicht zu sehen.

„Es gehört zum Wesen des Glaubens, dass dieser nicht ein für alle Mal ein sicherer Besitz ist. Die Erinnerung an den Gott des Exodus ist allein keine Gewähr dafür, dass du mit Gott heil durch die Wüste kommst.“ S. 37-38.

Zwei Linien stehen in 2Mos 32-34 absichtsvoll nebeneinander: Gott offenbart sich und bleibt doch verborgen. Für Dietz ist dies der erste starke Beleg seines metaphorischen Verständnisses.

Wer den biblischen Text liest, wird nicht leugnen, dass beide Aussagen vorhanden sind. Doch die Frage, die man stellen sollte, ist: Worauf beziehen sie sich? Was wurde offenbar? Was ist verborgen? Will der Text deutlich machen, dass das, was Gott offenbart hat, letztlich auch verborgen ist oder will der Text sagen, dass Gott letztlich verborgen bleibt, auch wenn er einiges von sich klar offenbart hat?

Erstens spricht der Text eindeutig historisch von dem Auszug aus Ägypten, dem Volk Gottes am Berg Sinai, Aaron, Mose, Josua und von den Verheißungen an Abraham, Isaak und Jakob. In dem Buch werden alle Tore für die Bibelkritik geöffnet, die sich häufig letztlich gegen die Historizität wendet.

Zweitens und noch wichtiger spricht der Text von unmissverständlicher und klarer Offenbarung. Mose wünschte sich Gott bis ins Letzte zu sehen. Obwohl Gott es ihm nicht ermöglichte, offenbarte er sich ihm. Diese Offenbarung von Gottes Charakter (34,6-7) ist klar und eindeutig:

„Und der HERR ging vor seinem Angesicht vorüber, und er rief aus: HERR, HERR, Gott, barmherzig und gnädig und geduldig und von großer Gnade und Treue, der da Tausenden Gnade bewahrt und vergibt Missetat, Übertretung und Sünde, aber ungestraft lässt er niemand, sondern sucht die Missetat der Väter heim an Kindern und Kindeskindern bis ins dritte und vierte Glied!“

Diese offenbarte Wahrheit wird in zahlreichen anderen Bibeltexten als Wahrheit zitiert oder aufgegriffen. Was bleibt an diesen Aussagen unklar oder verborgen? Auch die zwei neuen Steintafeln mit den 10 Geboten, von denen in diesem Kapitel die Rede ist, sind „schwarz auf weiß“ Gottes unmissverständliche Offenbarung.

Die Missinterpretation von Dietz besteht m. E. darin, dass er Gottes letztliche Verborgenheit einfach auf den Charakter der Offenbarung Gottes überträgt. Das ist mit 2. Mose 32-34 nicht zu begründen! Gottes Offenbarung bleibt hier klar, auch wenn Mose und das Volk Gott nicht bis ins letzte erkennen können.

2.2 Hauptargument 2: Einige neutestamentliche Bibelstellen

Als nächstes versucht Dietz seine Ansicht mit zahlreichen Bibelstellen aus dem Neuen Testament zu begründen:

  1. Jesus redete immer wieder in Gleichnissen und Bildern vom Reich Gottes (Mk 4,33).
  2. Wenn wir von Gott reden, rühren wir an ein Geheimnis: „Gott wohnt in einem Licht, zu dem niemand kommen kann, den kein Mensch gesehen hat noch sehen kann.“ (1Tim 6,16).
  3. Gott bleibt unverfügbar: „Der Wind bläst, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl; aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er fährt.“ (Joh 3,8)
  4. „Wir wandeln im Glauben, nicht im Schauen“ (2Kor 5,7). Dietz schriebt: „Gott macht sich anschaulich und bleibt doch
    unsichtbar, er lässt sich berühren und bleibt doch ungreifbar. Da-
    von sind letztlich alle Einsichten des Glaubens geprägt.“ S. 39
  5. „Der Apostel Paulus macht diese Spannung durch eine Metapher deutlich: „Wir sehen jetzt durch einen Spiegel in einem dunklen Bild.“ (1Kor 13,12)“ (…) „Paulus würde sagen: Ja, ich spreche in Rätseln, aber nicht, weil ich mich nicht klar ausdrücken will oder kann, sondern weil ich von Gott rede. Gott sprengt alle unsere Worte, alle unsere Gedanken. Darum können wir von Gott nicht anders reden als in Rätseln.“ S. 40
  6. Zuletzt will Dietz Römer 11,33-36 für seine Sichtweise verwenden. „Als der nahe Gott ist er ungreifbar. Er macht sich verständlich und bleibt unergründlich.“ S. 42.

Keine dieser Bibelstellen unterstützt die Sichtweise von Dietz überzeugend:

  1. Dietz zitiert Markus 4,33 und verschweigt den nächsten Vers: Jesus legte die Gleichnisse alle aus! Sie hatten eine bestimmte Bedeutung. Jesus redete hier zum Volk nur in Gleichnissen, aber an anderen Stellen auch klar und deutlich! Die Bibel besteht nicht nur aus Gleichnissen – und selbst diese wurden erklärt!
  2. 1Tim 6,16 spricht von der letzten Verborgenheit Gottes, aber nicht von der Verborgenheit von Gottes Wort.
  3. Die Aussage aus Joh 3,8 bezieht sich auf das letztlich unverständliche Wirken des Heiligen Geistes bei der Wiedergeburt – nicht auf Gottes Wort. Im Gegenteil – Jesus muss Nikodemus erklären, dass das Wirken an Gottes Wort gebunden ist (Joh 3,10-12).
  4. Das Wandeln im Glauben – nicht im Schauen (2Kor 5,7) spricht im Kontext nicht gegen eine klare Offenbarung Gottes, sondern von der Vorzeitigkeit dieses Lebens – wir werden noch sehen, was wir glauben! Ja, wir schauen Gott noch nicht. Aber wir hören sehr wohl sein klar offenbartes Wort! Und das brauchen wir auch, schließlich kommt der Glaube aus dem Hören des Wortes Gottes. Der Fehler von Dietz besteht darin, die Verborgenheit Gottes auf „alle Einsichten des Glaubens“ zu übertragen. Nur, weil wir Gott nicht sehen können heißt das nicht, dass wir nicht klare Einsichten über ihn aus seinem Wort gewinnen können.
  5. Die Bibelstelle aus 1Kor 13,12 wird leider auch missbraucht. Paulus spricht hier von der unvollständigen Erkenntnis jedes Menschen – nicht von der unklaren oder unvollständigen Offenbarung Gottes. Dass der Mensch Gott nur stückweise erkennen kann, begründet Paulus nicht mit der verborgenen Offenbarung Gottes! Im Gegenteil zum Gedankengang bei Dietz fordert Paulus seine Leser zwei Verse später auf, sich um die Gaben der prophetischen Rede zu bemühen! Wer Gottes Wort weitergibt, kann nämlich verständlich für alle Menschen zur Erbauung, Ermahnung und Tröstung wirken (1Kor 14,3)!
  6. Paulus schreibt im Römerbrief elf lange Kapitel um am Ende zu sagen, dass alles geschriebene ungreifbar und unergründlich ist? Das sei ferne! Gott (auf den sich Römer 11,33-36 bezieht) bleibt letztlich ungreifbar und unergründlich, aber seine Offenbarung genügt, um Klartext zu reden!

Obwohl viele dieser Bibelstellen von Gottes letzter Verborgenheit sprechen, kann keine dieser von Dietz gebrauchten Bibelstellen als Beleg für eine vollständig metaphorische Auslegung der Bibel dienen. Auch wenn Gott letztlich noch verborgen ist, hat er alles, was wir über ihn wissen müssen, ausreichend und für uns klar und deutlich offenbart, sodass wir auf Basis der Schrift objektive Wahrheiten vertreten können!

2.3 Hauptargument 3: Das Konzept von Wahrheit im Johannesevangelium

Im dritten Kapitel nähert Dietz sich über die Wahrheitsfrage des Pilatus (Joh 18,38) und dann über das ganze Johannesevangelium („Halten wir uns an hier nur an das Johannesevangelium.“ S. 61) an das biblische Wahrheitskonzept.

Dietz macht mit Joh 14,6 („Ich bin … die Wahrheit“) deutlich, dass Wahrheit sich in der Begegnung mit Jesus erschließt. Johannes 8,31 zeigt: „Die Wahrheit des Glaubens erschließt sich nicht auf einen Schlag. Es gibt Stufen des Verstehens, Fortschritte in der Erkenntnis. Wahrheitserkenntnis ist ein Prozess.“ S.62. Mit Joh 8,32 spricht Dietz von der folgenden Veränderung und Verwandlung durch Selbsterkenntnis und mit 1Joh 1,6 von der Notwendigkeit des Tuns von Gottes Willen. Zusammenfassend zeigt Dietz richtig, dass der biblische Wahrheitsbegriff ein relationales und dialogisches Wahrheitskonzept verkörpert.

Doch warum übergeht Dietz zahlreiche Bibelstellen im Johannesevangelium, die auch eindeutig vom biblischen Wahrheitskonzept sprechen? Ist es lauter, sich ein paar passende Bibelstellen auszusuchen und die anderen unbeachtet zu lassen?

Bibelstellen wie Johannes 5,33; 8,40 oder 17,17 werden nicht erwähnt, weil sie sich gegen Dietz Konzept und zum Beispiel gegen folgende Behauptung richten:

„Christliche Wahrheitserkenntnis gibt es nicht einfach in Form von objektiven Sätzen, die auf Beobachtungen beruhen und sich als Wissen mitteilen lassen.“ S. 61

Die genannten Bibelstellen aus dem Johannes-Evangelium sprechen von einer Wahrheit in der Offenbarung Gottes, von der man klar reden kann oder die in schriftlichen Worten bezeugt ist. Hier nur die rechten bekannten Worte aus Jesus Gebet in Joh 17,17:

Heilige sie in der Wahrheit; dein Wort ist die Wahrheit.

Man muss Gott nicht in mystischen Erfahrungen mit Jesus begegnen, sondern man kann die objektive Wahrheit von dem Evangelium in Jesus Christus durch die Bibel erkennen! D.h. der biblische Wahrheitsbegriff ist relational und dialogisch – aber auch schriftlich offenbart!

Johannes schreibt am Ende seines Evangeliums von sich selbst:

„Und der das gesehen hat, der hat es bezeugt, und sein Zeugnis ist wahr, und er weiß, dass er die Wahrheit sagt, damit auch ihr glaubt.“ (Joh 19,35)

3.1 Die metaphorische Auslegung und Theologie bleibt letztlich unklar

So wie die metaphorische Auslegung bei Dietz beschrieben wird, bleibt sie (bewusst?) unklar. Sie öffnet der Beliebigkeit Tür und Tor. Was ist letztlich verborgen und was ist klar? Je nachdem, was einem passt und wie man das persönlich beurteilt – oder der momentane Stand der Popularwissenschaft?

Natürlich ist Gott unergründlich und wir können Ihn niemals völlig verstehen. Doch Dietz grenzt sich immer wieder ganz grundsätzlich gegen alle klaren Wahrheiten über Gott ab:

„Wir finden die Wahrheit über Gott nicht einfach in der Bibel im Sinne von richtigen Sätzen, die sich mitschreiben und auswendig lernen lassen.“ S. 65.

Die ganze Wahrheit sicher nicht. Aber doch viele Wahrheiten! Schließlich kann auch Prof. Dietz Aussagen machen wie:

„Es ist entscheidend, dass wir durch das Vertrauen auf Gott allein gerettet werden. Dieses Vertrauen hängt nicht in der Luft, es stützt sich auf die Verkündigung des Evangeliums von Jesus Christus.“ S. 73.

Wie kommt man zu solchen und vielen anderen klaren Aussagen, wenn man sich gegen jegliche durch Bibelstellen belegbare objektive Wahrheitsaussage ausspricht? Widerspricht man sich nicht letztlich selbst? Es gelingt Dietz m. E. nicht deutlich zu machen, was die Alternative ist und wie man zu ihr gelangt.

3.2 Gottes verborgenes Wesen spricht nicht gegen klare Offenbarung

Selbstverständlich müssen alle Christen bekennen, dass Gott letztlich unerforschlich, unbegreiflich und für unseren Verstand unermesslich bleibt (Ps 145,3; 147,5). Doch das ist nicht dasselbe wie „unverständlich“ oder „unklar“. Immer wieder wird im Buch der Fehlschluss begangen, dass wir nicht eindeutig von Gott reden können, weil Gott letztlich verborgen bleibt. Doch mit der Bibel kann man diese Meinung nicht begründen.

Warum sollte Gott nicht bestimmte Dinge von sich und seinem Willen eindeutig und klar offenbaren können ohne alles von sich offenbaren zu müssen? Andersherum gesagt: Auch wenn wir nicht alles über Gott wissen, können wir doch viele Wahrheiten über ihn klar erkennen!

„Was verborgen ist, ist des HERRN, unseres Gottes; was aber offenbart ist, das gilt uns und unsern Kindern ewiglich, dass wir tun sollen alle Worte dieses Gesetzes.“ (5Mos 29,28)

Der Fehlschluss wird von Dietz ist, die Unerforschlichkeit Gottes auf alle geistlichen Wahrheiten auszuweiten. Doch wir müssen Gott oder andere geistliche Wahrheiten nicht völlig oder erschöpfend kennen und verstehen, um wahre Dinge über Gott zu erkennen. Auch wenn kein Mensch alle Wahrheit kennt und für sich beanspruchen kann, warum sollten wir Menschen nicht bestimmte Wahrheiten erkennen und bekennen können?

Entscheidend ist, dass Gott, der alle Wahrheiten kennt und niemals lügt, uns einige wahre Tatsachen mitgeteilt hat, von denen wir sicher sein können, dass sie immer wahr bleiben!

Selbst kleine Kinder können ihren Vater richtig verstehen, selbst wenn sie noch lange nicht alles über ihn wissen oder den verstandesmäßigen Horizont haben. Warum sollte ein guter Vater nicht klar und verständlich zu seinen Kindern kommunizieren können?

Obwohl Gott sich noch nicht ganz offenbart hat und für uns unergründlich bleibt, können Menschen Gott selbst erkennen (Jer 9,23-24; Joh 17,3) und zwar durch die Bibel, sein Wort!

Die Offenbarung Gottes ist noch nicht absolut (Christen warten darauf), aber sie beansprucht wahr, richtig und klar zu sein (siehe Belege weiter unten). Gottes offenbartes Wort fordert uns sogar auf, an ihm festzuhalten, selbst wenn es unseren Verstand übersteigt (Spr 3,5-7 im Kontext) oder es gilt dafür einen großen Preis zu bezahlen (Offb 3,8-10). Letztlich verspricht Gott uns, dass wir durch den Glauben an sein Wort ihn von Angesicht zu Angesicht sehen werden! Vgl. Joh 5,24; 8,51

3.3 Die Klarheit der Heiligen Schrift wird vielfach bezeugt

Dietz spricht sich, wie in vielen Zitaten oben deutlich wurde, wiederholt gegen die Klarheit der Heiligen Schrift aus. Doch die Bibel beansprucht von sich selbst klare Offenbarung Gottes zu sein!

1) Gott offenbart sich und geistliche Wahrheiten verständlich, sodass auch wir Menschen darüber reden können:

Gott offenbart, was tief und verborgen ist; er weiß, was in der Finsternis liegt, denn bei ihm ist lauter Licht. Ich danke dir und lobe dich, Gott meiner Väter, dass du mir Weisheit und Stärke verliehen und jetzt offenbart hast, was wir von dir erbeten haben; denn du hast uns des Königs Sache offenbart. (Dan 2,22-23, siehe auch Mt 11,25)

2) Beim Lesen der Bibel erfahren wir, dass Gott sich nach und nach immer mehr offenbart hat. Diese fortlaufende Offenbarung wurde in Worten festgehalten und funktioniert nur, wenn man davon ausgeht, dass sie klar und eindeutig ist. Worte von Mose, David, Jesaja und vielen anderen werden Jahrhunderte und Jahrtausende später eins zu eins als Wahrheit aufgegriffen und verwendet.

3) Jesus macht an verschiedenen Stellen deutlich, dass nicht die Bibel unklar ist, sondern die Menschen sie missverstehen oder nicht anerkennen wollen (Mt 12,3.5; 21,42; 22,29.31).

Wenn Jesus argumentierte stellte er immer wieder die Frage: „Habt ihr nicht gelesen?“ (z.B. Mt 19,4) Das heißt: Er ging davon aus, dass wir durch Lesen der Schrift Wahrheit erkennen und theologische Fragen eindeutig beantworten können.

4) Selbst Kinder und Unverständige können durch das klare Zeugnis der Bibel Wahrheiten erkennen und weise werden: 5Mos 6,6-7; Ps 19,8.

Das Gesetz des HERRN ist vollkommen und erquickt die Seele. Das Zeugnis des HERRN ist gewiss und macht die Unverständigen weise. (Ps 19,8, siehe auch 5Mos 6,6-7)

5) Die Bibel diente allen Gläubigen als Grundlage des Glaubens (vgl. Eph 2,20)! Wie kann Paulus göttliche Wahrheiten an normale Gemeindeglieder schreiben? Wie hätte man glauben und auf etwas bauen können, was unklar ist? Gottes Wort ist ein sicheres Fundament (vgl. Mt 7,24-27)!

6) Gottes Wort beansprucht vollkommen zu sein und fähig uns eindeutig zu unterweisen (Ps 19,8; 119,96; 2Tim 3,14-17; 1Petr 2,2).

Ich hoffe ich konnte zeigen, dass Gottes Offenbarung an uns nicht gleichzeitig offenbar und verborgen ist!

Gott ist mein Zeuge, dass unser Wort an euch nicht Ja und Nein zugleich ist. (2Kor 1,18)

Die Bibel führt uns immer wieder zur Frage, ob wir auch bezüglich unserer Erkenntnis Gott mehr vertrauen, als den klugen Menschen unserer Zeit, den Wissenschaften und sonstigen Idealen. Wohl dem, der sich auf Gottes Offenbarung verlässt!

Das Geheimnis, nach dem der König fragt, vermögen die Weisen, Gelehrten, Zeichendeuter und Wahrsager dem König nicht zu sagen. Aber es ist ein Gott im Himmel, der kann Geheimnisse offenbaren. (Dan 2,27-28)

Dem Gott, der die Macht hat, euch in eurem Glauben zu festigen durch das Evangelium, die Botschaft von Jesus Christus, die mir anvertraut ist,dem Gott, der ´uns in dieser Botschaft seinen Plan` mitgeteilt hat, ein seit undenklichen Zeiten verborgen gehaltenes Geheimnis, dem ewigen Gott, der dieses Geheimnis jetzt enthüllt hat und in dessen Auftrag es anhand der prophetischen Worte der Schrift allen Völkern bekannt gemacht worden ist, damit sie das Evangelium annehmen und an Jesus glauben – diesem Gott, der allein weise ist ´und den wir` durch Jesus Christus ´preisen`, gebührt die Ehre für immer und ewig. Amen. (Röm 16,25-27)

Dieser Blog-Beitrag von Viktor Janke erschien zuerst auf viktorjanke . Lies hier den Original-Artikel "Können wir nur metaphorisch über Gott reden? Analyse und Entgegnung zur metaphorischen Theologie von Dietz".

Über Viktor Janke

*1984 / **1997 / 2004 Abitur / 2008 Theologiestudium-Abschluss & Beginn als Hauptamtlicher in der Gemeindearbeit / 2009 Ehemann / 2014, 2016 & 2019 Vater, seit 2019 auch überregionaler Jugendreferent

11 thoughts on “Können wir nur metaphorisch über Gott reden? Analyse und Entgegnung zur metaphorischen Theologie von Dietz

  1. Ja ja. Hauptsache jemand medial verwursten.
    Dieses Zu Tode Analysieren von Büchern ist so dermaßen lächerlich – man merkt einfach wunderbar daran, dass es euch nur darum geht. Aber ja, dreht euch ruhig mal weiter um euch selbst. So könnt ihr eigentlich keinen Schaden anrichten.

    Diese ganze Seite ist der Inbegriff von Irrelevanz.

    1. @Hannes: Du bist schon ein komisches Würstchen… dein irrelevanter Kommentar – würdest Du sowas in anderen Kontexten nicht Hatespeech nennen? – passt dann anscheinend auf diese Seite. Er trägt ja tatsächlich nichts bei außer abgestandenes, brodelndes Wasser.

  2. Dietz schreibt; —Wir finden die Wahrheit über Gott nicht einfach in der Bibel……….
    ich halte auch den Vers aus Joh.18. 37 für wichtig, wo Jesus auf die Frage von Pilatus: so bist du dennoch ein König? sagt: Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, das ich für die Wahrheit zeugen soll. Wer aus der Wahrheit ist, der höret meine Stimme. Joh. 18. 37
    Das sind doch klare Fakten, wenn man das verleugnen will, dann muß man auch den Anspruch Jesu, Gottes Sohn zu sein in frage stellen.
    Jesus hat den Aufrag des Vaters ausgeführt, Er hat den Menschen gesagt, wie sie Leben sollen, Er hat das Erlösungswerk vollbracht. Jedes Wort aus Seinem Munde, ist Wahrheit, dann ist auch jedes Wort der Bibel, Wahrheit.

  3. Interessant in diesem Zusammenhang finde ich, dass uns kein einziger geschriebener Buchstabe von Jesus als Mensch, (den Johannes mit ‚Logos‘ bezeichnet) selbst überliefert ist.

    Und ebenso auffällig, die vielen überlieferten Buchstaben des Paulus, der sich selbst als „unzeitige Geburt“ bezeichnet im Neuen Testament und wie er die überlieferten Buchstaben des Alten Testamentes auslegt.

    Wie also verhalten sich überlieferte Buchstaben und deren Auslegung? Darüber Klarheit zu erhalten, lohnt sich die Auseinandersetzung.

    Sie stehen einander in Spannung gegenüber. Paulus beschreibt diese Spannung, doch er klärt und erklärt sie nicht und will sie daher nicht auflösen. Vielmehr hält er sie aus, und die damit verbundenen Unklarheiten, und verwendet sie gemäß dem Evangelium Jesu gemäß.

    Das immer wieder neu erlernend zu üben, erscheint mir eine hilfreiche, beachtenswerte Tugend, im unaufhörlichen Miteinander des Sprachhandelns Aller, die sich der Wahrheit und Wirklichkeit Jesu und seines Evangeliums nachfolgend widmen.

    (z.B. Matt.5,18; Röm.2,29; Röm.7,6; 2.Kor.3,6)

  4. Nun sind hier 18 Monate vergangen…….

    Glosse

    Allein die Schrift oder theologische Theorien?

    Ich bedanke mich herzlich bei Herrn Viktor Janke für die Möglichkeit.

    Sola scriptura
    Beschreibung: Der Ausdruck sola scriptura bezeichnet einen theologischen Grundsatz der Reformation und der reformatorischen Theologie, nach dem die Heilsbotschaft hinreichend durch die Bibel vermittelt wird und keiner Ergänzung durch kirchliche Überlieferungen bedarf. Wikipedia

    Sola sriptura – allein die Schrift.

    Ein auch oft gehörter Satz bei uns Evangelikalen.

    Die Kirchengeschichte hat uns einfachen Leuten viele, viele Bibelverständnisse beschert.

    Als Evangelikale dürfen wir uns bewußt machen, daß wir selbst ein Teil der Kirchengeschichte geworden sind. Ein sehr, sehr junger Teil und ein recht bescheidener Anteil mit vielleicht 3 Prozent der deutschen Bevölkerung.
    Wobei der Großteil der einfachen Mitglieder (vlt. 95 %) m.E. noch fast auf dem Stand von vor 50 oder 100 Jahren ist. Wir müssen auch feststellen, daß es kleinste Städte gibt mit 4 oder 5 evangelikalen Gemeinden, die kaum oder gar nicht miteinander reden. Ich kenne selbst eine Gemeinde, deren Miglieder gemeint haben, daß allein ihre Mitglieder in den Himmel kommen. Wir stellen fest, daß es bis heute evangelikale Gemeindehopper gibt, die ihre Gemeinde verlassen und in eine andere in der gleichen Stadt umziehen, weil sie dort „die richtigeren“ Brüder finden…. bis zum nächsten Umzug. Solche Fluchten und Spaltungen sind gar nicht selten, nehmen heute eher zu.

    „Allein die Schrift“ führt bei uns Evangelikalen dazu, daß die Führer, nennen wir sie „Evangelikale Kirchenväter“, die dicksten Auslegungsbücher schreiben. Auch der Eingangsartikel gehört dazu.

    Zwar proklamiert Thomas Schirrmacher in seiner Rezension zu Jürgen Mettes aktuellem Buch vehement und deutlich das allgemeine Priestertum:

    Zitat:
    „Die evangelikale Bewegung als Basisdemokratie aller Priester

    Typisch ist, dass die evangelikale Bewegung und auch die Evangelische Allianz eine fortlaufende
    weltweite Diskussionsgemeinschaft darstellen, in der ständig neue Strömungen auftauchen, die teilweise wieder abebben, teilweise zum Mainstream werden. Diese fortwährende theologische Debatte
    entspringt aus dem theologischen Grundkonsens, dass jeder Christ gleichberechtigt ist und selbstständig die Bibel studieren und seine Theologie selbst verstehen und formulieren können muss. Kurzum,
    es ist die vielleicht manchmal unangenehme, aber richtige Konsequenz aus dem Priestertum aller Gläubigen. Hier sind die Evangelikalen sicher wesensmäßig demokratischer ausgerichtet, nicht in einer Synodenstruktur, aber in einem Mitspracherecht aller.

    Man könnte auch sagen, dass sich die Evangelikalen ständig neu erfinden, was ein Flügel als drängende Gefährdung ansieht, ein anderer als große Stärke.
    Oder anders gesagt: Der Evangelikalismus fordert nicht nur das ständige volle Engagement aller
    (Laien-)Christen, sondern es scheint auch so zu sein, dass keine andere christliche Bewegung einen so
    hohen Prozentsatz ihrer Anhänger motivieren kann, nicht nur die religiösen Veranstaltungen zu besu-
    chen oder sich sozial zu engagieren, sondern sich auch persönlich in die theologische Diskussion um
    Wohl und Wehe der Bewegung einzuschalten, mit allen Vor-, aber auch allen Nachteilen. Natürlich ist
    das insgesamt viel anstrengender und manchmal wünscht man sich die Abkürzung einer Hierarchie.
    Aber es ist aus biblischer Sicht eben der richtige Weg, so unvollkommen er auch eingeschlagen wer-
    den mag.
    Meiner Erfahrung nach ist es dieses Element, dass sich hierarchisch gegliederte Traditionskirchen
    am wenigstens vorstellen und erklären können.“
    Zitat Ende.

    Nur wenige Seiten später schreibt er jedoch:

    „Kein Mensch kann irgendetwas ohne Vorverständnis oder Hermeneutik
    lesen, auch die Bibel nicht.“

    Hmm, was mach‘ ich jetzt als einfacher Gemeindegänger?

    Das anzuwendende Vorverständnis bei uns Evangelikalen formulieren uns die evangelikalen Führer und die kleineren und größeren Lokalpäpste. Und da es derer sehr viele gibt mit verschiedensten Verständnissen, müssen noch mehr jeweilige Erklärungen, jeweilige Grundsatzpapiere, jeweilige Dok-trinen bis hinunter zu jeweiligen Gemeindordungen verfasst werden und gelesen werden, um an der jeweiligen Basis zu verstehen, was bei ihnen jeweils „richtiger“ Weise biblisch ist und dann noch, welche Denomination die richtigste, bzw. die am wenigsten falschste ist…..man will ja auch manche Freunde, auch wenn sie in der falschen Gemeinde zurück bleiben, nicht aus den Augen verlieren.

    So haben unsere evangelikalen Führer zusammen wohl inzwischen viele tausendmal mehr Seiten geschrieben, als die ganze Bibel dick ist, um die Bibel richtiger zu verstehen. Wir beschäftigen uns auch weitaus überwiegend damit, was Andere falsch machen, ob eigene evangelikale Geschwister in der Nachbargemeinde, oder die Großkirchen (eine gewisse Denominationexklusivitätsbesserwisserei 😉 ).

    Ich würde sagen, daß kaum 2 % solcher Gemeindemitglieder überhaupt die dicken Bücher ihrer obersten Führungsgelehrten lesen oder gar in allen Einzelheiten nachvollziehen wollen oder können. Kennt jemand mehr als zwei einfache Geschwister in seiner Gemeinde, von denen er weiß, daß sie sich mit ihren Denominationserklärungen, Bekenntnissen oder anderen Schriften ihres Gemeindeverbandes befasst haben, oder die vielen Erklärungen und Schriften z.B unserer DEA oder gar der WEA studiert haben? Wieviel % der Geschwister mögen wohl die Chicagoerklärung inhaltlich annäherend vollständig wiedergeben können als oberste Doktrin?

    Alles recht anstrengend und auch frustrierend….

    Da bleibt nur eine Chance:

    Das einfache Gemeindevolk macht, was es immer macht:

    Die Losungen lesen, Bibel lesen, beten, Liebe üben und missionieren.
    Und sonntags in die Gemeinde, Lobpreis und Predigt.

    Auch manchmal anstrengend.

    1. Ich denke, wir sollten da nach Literaturgattungen unterscheiden, diese dann dann „notwendig“, „sinnvoll“, oder „nicht für jeden sinnvoll“ einordnen. Die Grenzen können manchmal fließend sein, je nach Person und Aufgabe in der großen Gemeinde Gottes.
      Wir haben:
      Bibel (Primärliteratur, notwendig)
      Gemeindeordnung (notwendig)
      Gemeindebundordnung (sinnvoll, aber nicht für jeden notwendig)
      Grundsätze wir Hermeneutik (Notwendig, mindestens sinnvoll)
      Ergänzungen wie Wörterbücher Altgriechisch, Hebräisch, Worterklärungen und -Vergleiche (sinnvoll), geschichtliche Literatur wie z.B. Josephus (hier und da sinnvoll)
      Auslegungen und niedergeschriebene Predigten (sinnvoll, hilfreich, aber eine vorhergehende Analyse bzgl. der Autoren ist unerläßlich)
      Bücher über die Kirche / Biographien/ Kirchengeschichte / aktuelle Strömungen (muss nicht jeder lesen, teilweise sind das m.E. auch Selbstdarstellungsromane)
      „Erbauungsliteratur“ (üblicherweise das Niveau der Yellow Press)
      … und sicherlich noch ein paar Gattungen. Spurgeons Bibliothek hatte wohl um die 30.000 Bände, und mehrere tausende Bücher hat er entsorgt, weil die nichts taugten. Und wenn er einer Sache richtig auf den Grund gehen wollte wie z.B. warum in einem Text ein Zweig vom Ölbaum erwähnt wird, dann hat er schon mal einen Assistenten für die Recherche zu den Gelehrten in den Botanischen Garten geschickt.

      Über die Notwendigkeit des Vorhaltens und des Lesens einer Bibel müssen wir nicht reden.
      Gemeindeordnung: ich finde es schon spannend zu wissen, wie die Gemeinde es bei gewissen Themen hält, z.B. Zulassung zum Abendmahl, Frauen in der Gemeindeleitung, Gemeindezucht, … Besser, die potentiellen Streitpunkte sind vorher geklärt, und wer damit später oder als Einsteiger nicht zufrieden mit ist, muss sich dann überlegen, ob er die Gemeindeordnung mit seinem Gewissen vereinbaren kann oder nicht.
      Gemeindebundordnung: gibt den groben theolotischen Rahmen vor, regelt die Zusammenarbeit der Gemeinden, ggf. Pastorenausbildung, Regeln und Gremien zu Entscheidungsfindungen, das sollte man mal gelesen haben, aber es ist primär ein gelegentlich benötigtes Arbeitsinstrument für die Gemeindeleitung.
      Hermeneutik: Grundsätze der Bibelauslegung sollte man sich aneignen, fürs eigene Bibelstudium, für die Überprüfung der Auslegung anderer Leute.
      Wörterbücher etc.: das war früher die hohe Kunst für die Theologen, dank Computersoftware kann man auch als Laie jetzt eine Menge Wortbedeutungen und deren Verwendung nachschlagen. Wer intensiv mit der Bibel arbeitet, Predigten oder Hauskreisabende vorbereitet, wird öfters zu diesem Hilfsmittel greifen.
      Auslegungen: wenn der Ausleger mein Vertrauen hat, dann ist das u.U. hilfreich und man entdeckt Aspekte eines Textes, die einem vorher vielleicht nicht aufgefallen sind. Beispiel: ein Ausleger stellt bei Lk 2,22ff fest, dass Maria im Tempel gemäß mosaischem Gesetz zwei Täubchen darbrachte (das Ehepaar war also nicht reich), aber nicht erwähnt wird, dass die 5 Schekel für das Auslösen der Erstgeburt gezahlt werden (4. Mos 18, 15ff). Daraus ergeben sich eine Menge interessanter Rückschlüsse (z.B. dass sich Joseph nicht als der Vater ansah, Jesus weiterhin Gott „gehörte“ und damit sein Sohn blieb, und damit kommen wir zur Glaubwürdigkeit der Verheißung des Engels gegenüber Maria und der Jungfrauengeburt usw.).
      Bücher über Kirchengeschichte / aktuelle Strömungen / Methoden der Gemeindegründung / … : ist sicherlich teilweise sinnvoll für Gemeindeleiter, Pastoren, und interessierte Leute. Manche Strömungen bringen Dinge mit, die ich als Irrlehre bezeichne, und von denen ich mich daher fernhalte. Das mögen andere Leute anders sehen hinsichtlich der Beurteilung, für mich ist es wichtig zu wissen, ob ich mit gewissen Gemeinden an einem Strang ziehen würde. Von Methodikbüchern zur Gemeindegründung / Gemeindearbeit halte ich nicht allzuviel: zuviel Gelaber und moderne/weltliche Managementmethoden, zu wenig Nehemia … ich habe in derartiger Literatur noch nichts gefunden, was den Schatz, den die Bibel für uns diesbezüglich bereithält, übertrifft.
      Bücher wie das von Dietz: das wäre nicht mein Thema. Es gibt genug andere Dinge in der Bibel zu entdecken. Zumindest sehe ich nicht, dass mich diese Literatur im Schriftverständnis und in der Auslegung weiterbringen würde. Und da bin ich dankbar, dass da schon jemand eine Rezension vorgenommen hat, und da ich mit den allermeisten Texten von Viktor Janke durchaus klar komme, hat er hinsichtlich der Beurteilung durchaus mein Vertrauen.

      Nun kenne ich genügend Gemeindemitglieder, deren Aufgabe nicht die Verkündigung ist, oder Hauskreisleitung, auch nicht die Gemeindeleitung. Die sind mit einer Bibel, vielleicht ergänzend eine Studienbibel, mit mehr Literatur ausgestattet, als sie jemals im Leben erfassen werden – und das sehe ich nicht negativ. Die Gemeinde braucht auch Leute, die einfach nur auf Gott vertrauen, Beter, Musikanten, Kassenwart, … Die Gemeinde braucht aber auch „Beurteiler“, die erkennen, ob der Pastor da schriftgemäß verkündet oder sein eigenes Süppchen kocht. Bei diesen Leuten wird die Literatursammlung größer sein.

      Der Pastor hat die gestrige Predigt rund 8-10 Stunden vorbereitet. Text lesen, in verschiedenen Übersetzungen, in Altgriechisch, diverse Auslegungen dazu, Bedeutung des Nunc dimittis (Lobgesang des Simeon) in der Kirchengeschichte nachlesen, dann überlegen, was „dran“ ist für die Gemeinde, also den oder die Schwerpunkte der Predigt herausarbeiten. Die Hermeneutik ist bereits als Arbeitswerkzeug eingeübt. Der Literaturbedarf ist da sicherlich größer als bei unsereins.

      Insofern: es gibt sicherlich viel überflüssige Literatur, die die allermeisten Leute nie im Leben brauchen. Das ist ähnlich wie Spartenfernsehsender, die bei mir zwar im System auf irgendeinem Programmplatz hinterlegt sind, aber überlicherweise nur einmal im Jahr angewählt werden, wenn ich die Senderliste auf Aktualität prüfe.

      Zu „Kennt jemand mehr als zwei einfache Geschwister in seiner Gemeinde, von denen er weiß, daß sie sich mit ihren Denominationserklärungen, Bekenntnissen oder anderen Schriften ihres Gemeindeverbandes befasst haben, oder die vielen Erklärungen und Schriften z.B unserer DEA oder gar der WEA studiert haben?“
      a) Im Knast niemand, die haben andere Probleme. Da wäre teilweise ein übersichtlicher Katechismus noch die bessere (Einstiegs-)Literatur.
      b) In den Dorfkirchen, die ich regelmäßig besuche: niemand. Einiges hat der Pastor gelesen, aber bestimmt die meisten Sachen nicht. Da es keine weiteren Gemeinden in der Nähe gibt, sind z.B. die DEA-Schriften dort nicht relevant.
      c) In der Freikirche: ca. 5-10%, aber das sind üblicherweise auch nur diejenigen, die ein spezielles Amt innehaben, in der DEA aktiv sind, oder …

      Zu „Die Kirchengeschichte hat uns einfachen Leuten viele, viele Bibelverständnisse beschert.“
      In der Tat. Jetzt hilft uns aber tatsächlich die Literatur weiter: sehen die jeweiligen Kirchenväter oder die heutigen Leiter die Bibel als allein maßgeblich an, an dem sich alles andere ausrichten muss, oder kommen Traditionen, Sonderoffenbarungen, usw. hinzu? Wer von denen ist wählbar, die sich zur Übernahme eines Leitungsamtes melden? Da will ich schon wissen, wo die Leute stehen.
      Und wenn wir zwei uns hier den Schlagabtausch liefern, dann haben wir auch schon zwei unterschiedliche Bibelverständnisse, und es wäre ein Armutszeugnis für uns, wenn sich die nicht noch im Laufe unseres Lebens weiterentwickeln.

      „Alles recht anstrengend und auch frustrierend….“ Auch hier gilt: nehmt euer Kreuz auf euch und folgt mir nach 😉

  5. Bin ich euer Bruder?

    Ich erhoffe mir 3 Antworten.

    Als Antwort ist nur jeweils ein „Ja“ oder ein „Nein“ möglich.

    bis 7 2 20, 0 07 Uhr.

    Ich weiß fast allein, bei welchem Ergebnis ich loslasse.

    Eure Entscheidung wird mir gut tun.

    Gute Nacht.

  6. Was von Dietz hier erwähnt ist, das bringt eher Verwirrung wie auch das, was Rahner zum Teil geschrieben hat. Es hat oft keinerlei praktischen Wert. Natürlich ist Gott im Letzten unerforschlich und wird uns erst in der anderen Welt von Angesicht zu Angesicht begegnen. Das heisst doch aber nicht, dass wir aus der heiligen Schrift keine Wahrheit für unser Leben erfahren könnten und keine Weisungen wie wir nach Gottes Willen und Geboten leben sollen. Gott hat sich durch die Propheten, die Apostel und die ganze heilige Schrift ganz eindeutig offenbart, damit der Mensch den Weg zur Erlösung und in den Himmel findet. Dietz schreibt ja sinngemäss selber, jedenfalls habe ich das so verstanden, dass sich uns Gott Stück für Stück offenbart, je mehr wir ihn (mit meinen Worten gesagt), lieben und wie Paulus es sagt in Christo verwandelt werden. Je mehr diese Verwandlung geschieht, desto mehr erlangen wir geistliche Erkenntnisse und Einsichten, nicht so sehr durch theologische Studien, die auch oft in die Irre führen können, was uns ja bei vielen heutigen Theologen bestens bekannt ist.

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