#0 Alles Typsache? Die Frage nach Disziplin und Struktur im Gebet

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Ich möchte nicht länger nur Mahner, sondern vor allem Ermutiger sein.

Es kann nicht sein, dass Menschen, die Erfahrungen mit der faszinierenden Schönheit Gottes und dem Wachstum im Gebet machen, dies für sich behalten. Wer Dinge des Glaubens geschmeckt hat, möchte ausrufen: „Komm und sieh! Nimm und ist!“ Sonst bleiben wir im Anklagen stehen und werden nicht Teil der Lösungen, nach denen wir uns sehnen.
Aus diesem Grund ist dies der Beginn einer mehrteiligen Artikelserie, in der ich praktische Hinweise zu Fragen des geistlichen Lebens, vor allen Dingen hinsichtlich des Gebets, geben möchte. Dabei ist es möglich, sie einzustudieren, zu üben und anschließend zu reflektieren, und natürlich darf stets der paulinische Ratschlag angewendet werden: „Prüft alles und das Gute behaltet.“

EXKURS: Disziplin, lat. disciplina (Erziehung, Zucht, Unterricht, Kenntnis, Wissen)
auch: lat. discapere (gänzlich erfassen)
auch: lat. discipere (geistig aufnehmen)

Wer den Anspruch erhebt, geistliches Wachstum sei möglich, steht früh oder später vor der Frage von Disziplin und Struktur. Und schnell stehen die Bemühungen nach geistlicher Disziplin im Verdacht, zu Werkgerechtigkeit oder noch schlimmer zu frommem Stolz und Hochmut zu führen. Dabei ist es doch so: Jeder Mensch diszipliniert sich in bestimmten Bereichen, sei es beim Sport, beim Essen oder in Beruf und Hobby. Und selten ist dies eine Frage der Disziplin (ob oder ob nicht), sondern vielmehr eine Frage der Priorisierung von Zeit, Konzentration, Kraft und Geld.
Uns Christen sollte klar sein, dass, was im Weltlichen, so auch im Geistlichen Gültigkeit hat: „Wer sparsam sät, wird auch sparsam ernten.“ (2. Korinther 9,6) Das bedeutet, dass wir, die wir geistlich ernten wollen (Wachstum, Freude…), zuvor geistlich gesät haben sollten. Und wie bei fast aller Bemühung ist ein entscheidender Faktor für ihr Gelingen das Wissen um das richtige Ziel:
Das Ziel: „Wofür tue ich etwas?“
Nachfolge hat ein Ziel. Der Wunsch nach Wachstum im Glauben ist gegründet in der festen Überzeugung: Es lohnt sich, wofür ich kämpfe. Als Christ will ich gestärkt werden nach dem inneren Menschen (Epheser 3,16) , der sich von Tag zu Tag erneuert (2. Korinther 4,16) und dessen Schönheit Gott wohlgefällig ist (1 Petrus 3,4). Es geht also darum, Gott ein Opfer der Schönheit zu bringen, das ihn erfreut. Dies hat zu tun mit der Bildung des inneren Menschen.
Das Gottesbild: „TUN oder SEIN?“
In engem Zusammenhang hiermit steht mein persönliches Gottesbild, das vielleicht einer Korrektur bedarf. Auch vor Christen hat das Leistungsdenken unserer Tage nicht Halt gemacht und ich bin mir nicht sicher, ob dies nur ein allgemeiner gesellschaftlicher Trend ist oder nicht vielmehr auch in der protestantisch-evangelikalen Szene tief verankert ist. Vielfach zählt in unserer Gemeinden immer noch zu häufig unser Engagement, unser Tun und unsere Aktion. Auch wenn wir gerne predigen „Gott nimmt uns ohne Vorleistung an“, setzen wir das Engagement des Einzelnen in der Folge für die Gemeinde unausgesprochen voraus. Mich bewegen die Beispiele in der Bibel, wo dies offenbar nicht so ist und Gott das einfache Verweilen seiner geliebten Kinder als das Gute adelt. Dies ist bei Maria der Fall, die einfach unter Augen und Worten des Herrn sitzt (Lukas 10,38ff) oder bei Hannah, die Jahrzehnte im Tempel Gott mit Beten und Fasten dient (Lukas 2, 37). Selbst der viel beschäftigte König David ist sich seines Herzenswunsches gewiss, wenn er sagt: „Eins hab ich vom Herrn erbeten, danach trachte ich: Zu wohnen im Haus des Herrn alle Tage meines Lebens, um anzuschauen die Freundlichkeit des Herrn und nachzudenken in seinem Tempel.“ (Psalm 27,4) Entscheidend für mein Gottesbild ist, ob ich Gebet in erster Linie als Tun oder als Sein definiere. Hier zeigt sich, ob mein Gott an einer Aktion oder an einer Beziehung interessiert ist. Ich glaube an das Zweite und bin anschließend für das Erste bereit, damit aus dem MUSS ein WILL wird. Denn dann komme ich auch zur Einstellung: Nicht muss ich mich disziplinieren, ich will es gerne tun. Für den Geliebten.
Aber dann ist er immer noch nicht ganz vom Tisch, der Vorwurf der Werkgerechtigkeit und des Stolzes („Du machst das nur, um Gott zu gefallen oder um besonders fromm zu wirken.“) Das Gegenteil ist der Fall: Ich diszipliniere mich, damit Gott mir gefällt und nicht, damit ich Gott gefalle. Wie gerne möchte ich Geschmack entwickeln für diesen Gott, denn von Natur aus fehlt er mir. Meist ertönt der Vorwurf von Babychristen, für die der Glaube mit der Bekehrung aufgehört hat. Nicht der Verdienst der Gnade, Liebe oder Vergebung Gottes ist das Ziel meines Strebens, sondern eine Zunahme an Erkenntnis Gottes- und das ist biblisch (Kolosser 1,9)! Das entkräftet auch das Stolz-Argument. Denn es gibt so etwas wie „Reifegrade“ eines Christenlebens (Hebräer 5,11+12; 1. Korinther 3,2) auf der Jagd nach dem vorgesteckten Ziel (Phillipper 3,12). Abschließend noch ein Wort an alle Unstrukturierten und Spontanen: Ja, Gott redet spontan und unvorbereitet. Aber ein Lebensstil des (strukturierten) Gebets hat gelernt, verstärkt auf die leise Stimme des Heiligen Geistes zu hören. Hier gleicht das Gebet dem Training im Sport. Es ist dies eine gute Grundlage für ein Leben in der Freiheit des Heiligen Geistes. Denn Strukturen helfen mir, Freiheit zu leben, weil sonst die Gefahr der Beliebigkeit besteht. Der wahrhaft freie Mensch ist deswegen nicht derjenige, der keine Begrenzungen hat, sondern derjenige, der sie kennt und zu nutzen weiß. Ein strukturiertes und diszipliniertes Gebetsleben hilft uns deswegen, Gott besser kennenzulernen. Und Gott ist Geist. Und wo der Geist ist….richtig, da ist Freiheit.

Zum Weiterdenken:
– Wie würdest Du für Dich das Ziel des Lebens in und aus Christus beschreiben?
– Was denkst du über die Vorstellung, dass das SEIN vor Christus und das ANSCHAUEN seiner Herrlichkeit ausreicht, um Veränderung zu bewirken (2. Korinther 3,18)?

Dieser Blog-Beitrag von Frank Laffin erschien zuerst auf Glaubensschritte . Lies hier den Original-Artikel "#0 Alles Typsache? Die Frage nach Disziplin und Struktur im Gebet".

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