Das Leben ist kein Versteckspiel

Andacht zu 1. Mose 3,8

Kinder feiern einen Geburtstag. Nach dem Kaffee geht es in den Garten zum Versteckspielen. Die Großen haben schnell ein gutes Versteck gefunden. Ein kleiner Junge stellt sich hinter einen Baum, sieht die anderen Kinder nicht, der Baum versperrt die Sicht. Sehr wohl aber sieht man ihn. Selbst nichts sehen, aber gesehen werden. Ist es nicht im Leben mancher Menschen ähnlich? Sie stehen – bildlich gesprochen – hinter einem Baum, ihr Gesichtsfeld ist eingeschränkt. Sie sind bemüht, nicht alles sehen zu müssen und möglichst auch nicht gesehen zu werden. Sie wollen vielleicht ein bestimmtes Tun verbergen. Doch auch, wenn das ein anderer Mensch nicht sieht, sieht Gott es. Vor ihm ist nichts und niemand zu verbergen.

Menschen, die nichts von Gott wissen oder von ihm wissen wollen, lachen über unsern kindlichen Glauben. Gott hat doch keine Augen, sagen sie. Sicher nicht. Doch bedient sich die Bibel einer Ausdrucksweise, die auf uns Rücksicht nimmt. Wir würden sonst nichts verstehen. Gott braucht keine Augen wie wir. Und doch sieht er auf seine Weise als der Allmächtige alles. Auch mich. Das erfuhr in grauer Vorzeit eine Frau, die in Bedrängnis geraten war und Gott ansprach mit den Worten: „Du bist ein Gott, der mich sieht“ (1. Mose 16,8).

Nicht gesehen werden wollte Adam. Er versteckte sich. So hoffte er Gott entgehen zu können. Aber das half ihm nichts. Gott entdeckte ihn und sprach mit ihm. Adam wusste genau, was Gott von ihm erwartete. Deutlich und unmissverständlich hatte Gott sein Gebot gegeben. Aber Adam hat wohl daran gezweifelt, dass es Gott damit ernst meint. Er fühlte sich überlegen. Die Vorstellung, Gott selbst sein zu können, reizte ihn.

Vermutlich gibt es in jedem Leben Handlungen, die man lieber ungeschehen machen würde. Es wird vertuscht, und beschönigt und dann kommt’s doch ans Licht. So erging es dem Adam. Er meinte, sich vor Gott verstecken zu können. Aber das gelang ihm nicht.

Wir leben in einer Zeit, in der viele Menschen – dem Adam ähnlich – sein wollen wie Gott. Wenn es aber in ihrem Leben brenzlig wird, fragen sogar ungläubige Menschen: „Wie kann Gott das zulassen? Dass die Frage beantwortet werden könnte, wird gar nicht erwartet. Das könnte ja auch peinlich werden. Vielleicht würde der Fragende hören: „Du bist selbst schuld!“ Wer hört das schon gern? Ich soll schuldig sein? Nein! Ich doch nicht! Doch noch während er versucht, seine Unschuld zu beteuern, regt sich das schlechte Gewissen.

Wie werden wir fertig mit dieser Situation? Zu allererst dadurch, dass wir es lernen, uns nicht davor zu fürchten von Gott gesehen zu werden, sondern dass wir uns darüber freuen. Sich zu verstecken, ist unnötig.

David wusste noch nicht, dass Gott es mir sehr leicht macht mit dem Wissen zu leben, dass er mich sieht. Wie denn? Durch Jesus Christus, Wir glauben, dass Gott Jesus Christus zu uns Menschen gesandt hat, der bevollmächtigt ist, uns zuzurufen: Verheimlicht nichts vor dem lebendigen Gott. Versteckt euch nicht! Kommt mit all dem, was euch belastet, zu ihm. Habt den Mut zu erkennen, das eure bösen Taten euch von Gott trennen. Wer von Gott getrennt ist – so sagt es die Bibel – ist ein verlorener Mensch. Wer sich aber vor Jesus öffnet , wer sich nicht versteckt, sondern sagt: Hier bin ich, Herr, vergib mir doch, was ich falsch getan habe, der wird merken, wie befreiend ein solches Gebet ist. Jesus Christus hat mir den Weg zu Gott gebahnt, Darum kann ich ehrlich sein vor Gott, vor andern Menschen und auch vor mir selbst. Ich setze mich dem Blick Gottes aus und brauche mich nicht zu verstecken.

Dieser Blog-Beitrag von Horst Marquardt erschien zuerst auf Marquardts Bilanz . Lies hier den Original-Artikel "Das Leben ist kein Versteckspiel".

Über Horst Marquardt

Horst Marquardt, Jahrgang 1929, ist evangelischer Theologe, Journalist, Autor und Mitbegründer mehrerer evangelikaler Werke. Im Laufe seines langen Leben war er maßgeblich beteiligt an der Gründung des ERF, der evangelischen Nachrichtenagentur idea und dem Christlichen Medienverbund KEP. Außerdem leitete er von 1999 bis 2017 den Kongress Christlicher Führungskräfte (KCF). Bis heute ist ihm die Verbreitung des Wortes Gottes sein wichtigstes Anliegen. Auf diesem Blog finden sich Andachten und Bibelauslegungen aus mehreren Jahrzehnten Lebenserfahrung.

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