Hat Jesus Raum in meinem Leben?

Denken wir mal an unsere Jugendzeit zurück. Vermutlich hatten die meisten von uns in ihrem Elternhaus ein eigenes Zimmer. Dort, im eigenen Zimmer durften wir – natürlich in gewissen Grenzen – machen was wir wollten. Wir konnten die Wandfarbe, Bilder und Poster, Möbel und manches mehr selbst auswählen.  Wir waren aber auch verantwortlich, z.B. dafür das eigene Zimmer sauber und ordentlich zu halten. Ein eigenes Zimmer bedeutet also Eigenverantwortung, Freiheit aber auch Privatsphäre. Hier sind wir unbeobachtet, hier dürfen wir ein Stück weit tun und lassen, was wir wollen. Nun stellen wir uns mal vor, damals hätte sich ein guter Freund bzw. eine gute Freundin bei uns im Zimmer einquartieren wollen. Für ein Wochenende und vielleicht auch eine Woche wäre das eine tolle Sache gewesen. Aber wie hätten wir das empfunden, wenn der gute Freund bzw. die gute Freundin auf Dauer in unserem Zimmer hätte wohnen wollen? Vermutlich hätte unsere Begeisterung dann irgendwann wieder abgenommen. Denn klar, Gemeinschaft zu haben ist eine gute Sache. Aber irgendwann wird’s uns vielleicht zu eng und zu viel.

Ähnlich kann es uns auch in unserem Glauben ergehen. Denn Jesus will Raum haben in unserem Leben! Und die Frage ist: Hat Jesus eigentlich Raum in  meinem Leben? Wir sollten diese Frage nicht vorschnell mit „Ja klar“, abhaken, sondern uns das ernsthaft fragen: Hat er wirklich Raum in meinem Leben? Oder lass ich ihn mein Leben vielleicht kurz hineingucken, wie der Jugendliche die Mutter ins eigene Zimmer hineinschauen lässt, um dann doch wieder schnell die Türe zu schließen, damit sie nicht sieht, was sich dahinten in der Ecke alles für ein Zeug auftürmt? Es kann sein, dass wir an sich Jesus in unserem Leben Raum geben wollen, es uns aber irgendwann doch „zuviel“ wird und wir ihn wieder rauskomplementieren, wie den guten Freund, der sich auf Dauer bei uns einrichten will… Denn Fakt ist: schon immer haben sich Menschen schwergetan, Jesus Raum zu geben.

Menschen tun sich schwer, Jesus Raum zu geben

Denken wir nur an die bekannte Weihnachtsgeschichte. Josef kam mit der hochschwangeren Maria nach Bethlehem und war auf der Suche nach einer Unterkunft. Und dann heißt es: „Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.“ (Lk 2,7). Schon bei Jesu Ankunft in dieser Welt tat er sich schwer, Raum bei den Menschen zu finden. Ein ähnliches Bild sehen wir, wenn wir auf das Ende von Jesu Zeit auf dieser Erde schauen. Jesus will mit seinen Jüngern das Passahfest feiern. Aber auch jetzt gibt es eben nicht viele, die bereit sind ihm einen Raum dafür im überfüllten Jerusalem zur Verfügung zu stellen. Jesus schickt darum Petrus und Johannes zu einem Mann, dem sie ausrichten sollen: „Der Meister läßt dir sagen: Wo ist der Raum, in dem ich das Passalamm essen kann mit meinen Jüngern?“ (Lk 22,11) Dieser besondere Mann ist der einzige, der Jesus uns seinen Jüngern einen Raum zur Verfügung stellt. Wer aber nicht mal bereit ist Jesus im wörtlichen Sinne einen Raum zur Verfügung zu stellen, der ist wohl noch viel weniger dazu bereit, ihm Raum zu geben im eigenen Leben. Darum heißt es bei Johannes auch ganz zutreffend: „Er [Jesus] kam in sein Eigentum; und die Seinen nahmen ihn nicht auf.“ (Joh 1,11)

Wieviel Raum hat Jesus in meinem Leben?

Wie sieht es also bei dir und mir aus im Leben? Hat Jesus eigentlich Raum in  meinem Leben? Sagen wir hier nicht zu schnell „Ja“, nur weil wir uns als Christen verstehen und an Jesus glauben. Zwar ist natürlich die Glaubensentscheidung ganz wichtig. Es ist ganz grundlegend zu sagen: „Ja, Jesus, ich glaube an dich und öffne dir als meinem Herrn mein Leben!“. Und dennoch – auch wenn wir an Jesus bereits glauben – stellt sich die Frage: Wieviel Raum hat Jesus eigentlich wirklich in meinem Leben? Lass ich ihn wirklich hinein in mein Leben? Oder verhalte ich mich eher, wie ein Jugendlicher der genaustens über sein eigenes Zimmer wacht? Darf Jesus vielleicht nur kurz hineinschauen? Oder darf er nur zu bestimmten Zeiten in mein Lebens-Zimmer hineingucken (z.B. Sonntags)? Und darf er auch jede Ecke meines Lebens-Zimmers in Augenschein nehmen? Wie ist das also bei mir?

Wie können wir Jesus mehr Raum geben?

Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, hilft es, sich persönliche, tiefgehende Fragen zu stellen. Fragen, die verschiedene Lebensbereichen ansprechen und die wir ehrlich beantworten sollten: „Welchem Raum nimmt die Beschäftigung mit der Bibel in meinem Leben ein? Wieviel Zeit nehme ich mir zum Bibellesen, habe ich die Bibel eigentlich schon mal ganz gelesen?“ Oder: „Wie wichtig ist es für mich, meine Gemeinde zu besuchen? Nehme ich auch anderen Gelegenheiten, Gemeinschaft mit anderen Jesusnachfolgern zu haben, gerne wahr?“ Oder zum Thema Finanzen: „Betrachte ich mich, was mein Geld angeht als Eigentümer oder nur als Verwalter? Wieviel gebe ich für die  Zwecke des Reiches Gottes?“ Oder was das Intimleben betrifft: „Habe ich den Eindruck, dass meine Fantasie durch sexuelle Gedanken zu sehr beschlagnahmt oder verunreinigt wird?   Tue ich diesem Bereich Dinge, die Gott nicht gefallen oder überschreite ich von ihm gesetzte Grenzen?“ Noch vieles weitere ließe sich hinzufügen. Fragen wir uns, welchen Raum wir Jesus in unserem Leben geben. Und bedenken wir: Auch wenn wir hierbei auf Unerfreuliches wie Sünde stoßen, so ist das kein Desaster. Denn Gott vergibt Sünden, die wir bekennen gerne (vgl. 1Joh 1,9). Und vor allem: Nur was ich erkannt habe, kann ich auch überwinden. Und auch dazu sind wir von Gott befähigt (vgl. Röm 6,11-14).

Geben wir Jesus mehr Raum in unserem Leben! Dass er sich in unserem Leben niederlässt, wie ein Mitbewohner im eigenen Zimmer. Jemand, der auf Schritt und Tritt dabei ist. Der uns aber – anders als jeder Mensch – stets den besten Weg führt!

Dieser Blog-Beitrag von Wolfram Wobig erschien zuerst auf wobig.eu . Lies hier den Original-Artikel "Hat Jesus Raum in meinem Leben?".

Über Wolfram Wobig

Ich bin Jahrgang 1985, verheiratet mit Anne und Vater von zwei Kindern. Seit 2011 bin ich - nachdem ich in Gießen und Elstal Theologie studierte - Pastor einer evangelisch-freikirchlichen Gemeinde.

4 thoughts on “Hat Jesus Raum in meinem Leben?

  1. Im Himmel gibt es keine Hotels (vorübergehender Wohnort), also ist es schon wichtig, den Raum so zu gestalten, das er am Ende sauber und geschmückt ist, wenn man einen bleibenden Wohnort anstrebt!

  2. Wie bitte genau und konkret gestalten?

    „Raum geben“.

    Praktischer Gedanke:

    Viele Christen beten für viele andere gern auch inbrünstig öffentlich in der Gemeinde.

    Manche Gebete werden nicht erhört.

    Was bedeutet das?

  3. Jazzico,
    —Wie bitte genau und konkret gestalten?—
    Den Raum:…… in der einen Ecke stehen noch die verwelkten Blumen, lassen ihre Köpfe hängen, ,,deine alte Traurigkeit“ raus damit, fang an Gott zu loben, auch wenn dir nicht danach ist.
    In deinem Bücherschrank türmt sich noch die alte Schundliteratur, ab zum Altpapiercontainer, leg die Bibel auf den Tisch, damit du jederzeit reinschauen kannst.
    Du hast noch alte Rechnungen offen, mit Leuten aus der Vergangenheit, ,,vergib,, schließe die Akte, Gott ist Richter.
    Zieh die Vorhänge auf, lass Licht rein, und versteck deine Sünden nicht mehr,….gib sie Jesus! ……so wird’s hell im Raum….

    —manche Gebete werden nicht erhört.—
    Tja, wir haben Gott nicht unter Kontrolle, ist nicht so wie im Supermarkt, das und das will ich haben, ich brauche …ich kaufe…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.