Judas Iskariot – Teil 5: Warum hat Judas Jesus verraten?

Warum hat Judas Jesus verraten? Wie kommt er dazu? Hier erfährst du die Gründe, die Judas Iskariot dazu getrieben haben, Jesus zu verraten.

Warum hat Judas Jesus verraten?

1. Populäre Theorien, warum Judas Jesus verraten habe

Es schwirren heute einige Theorien im Netz und in der Wissenschaft herum, weshalb Judas Jesus verraten haben soll:

1.1 Die wahre Natur von Jesus sollte offenbar werden

Nach dieser populären Theorie wollte Judas seinem Meister Jesus helfen, seine wahre Natur zu offenbaren. Jesus sollte seine Allmacht und Größe auch politisch zur Schau stellen und die Herrschaft der Römer beenden. Jesus war ja der verheißene König! Judas wollte Jesus also einen Gefallen tun.

Diese Theorie, die auf dem Judas-Evangelium basiert,  ist eine gnostische Interpretation des ganzen Geschehens. Mittlerweile wird aber bezweifelt, dass das Judas-Evangelium behaupte, Judas habe Jesus geholfen.

Die historisch-glaubwürdigen Quellen belegen im Gegenteil: Judas Verrat wird im ganzen Neuen Testament als verwerflich beurteilt! Judas wollte Jesus nicht helfen, sondern selbst davon profitieren (siehe Punkt B). Diese Theorie ist reine Spekulation, für die es keine Gründe gibt.

Sehr ähnlich sind auch die beiden folgenden Theorien:

1.2 Das Reich Gottes sollte anbrechen

Judas hoffte, dass Jesus sich nun als Messias offenbaren und das Reich Gottes anbrechen würde:

Rudolf Augstein nahm in seinem Buch Jesus Menschensohn an, dass Judas wie auch die anderen Jünger (Lk 24,13) erwartete, dass Jesus Israel als politischer Messias in den Befreiungskampf gegen die Römer führen würde. Er habe Jesus durch seinen Verrat zwingen wollen, sich als Messias zu offenbaren, weil er geglaubt habe, Jesus habe von JHWH die Macht, die Juden von den Römern zu befreien. (Quelle)

1.3 Judas soll ein Freiheitskämpfer gewesen sein

Judas soll Jesus aus Frust verraten haben, weil dieser sich nicht für die Befreiung Israels einsetze.

In den beiden Theorien b) und c) wird davon ausgegangen, dass Judas ein Zelot war. Diese beliebte These kann nicht direkt belegt werden und ist deshalb zu verwerfen. Das Argument, dass Judas als einziger aus Judäa stammt, genügt für eine solche Argumentation nicht.

Die Jünger haben sich Jesus nicht angeschlossen, weil sie durch ihn die Befreiung Israels erhofften. Erst während Jesu Wirken erkannten sie, dass er der Messias ist (Markus 8,27-30). Doch sofort fing Jesus an sie zu lehren, dass der Messias kein irdisches Königreich aufbauen werde, sondern leiden und sterben muss (Markus 8,31).

2. Warum hat Judas Jesus laut der Bibel verraten?

Da die Bibel die einzige zuverlässige Quelle für das Leben von Judas Iskariot ist, sollte wir sie zu den Motiven von Judas befragen:

2.1 Liebe zum Geld / Geldgier

Wir lesen:

Da sprach einer seiner Jünger, Judas Iskariot, der ihn hernach verriet:  5 Warum ist dieses Öl nicht für dreihundert Silbergroschen verkauft worden und den Armen gegeben?  6 Das sagte er aber nicht, weil er nach den Armen fragte, sondern er war ein Dieb, denn er hatte den Geldbeutel und nahm an sich, was gegeben war.

Johannes 12,4-6

Diese Begebenheit macht deutlich, dass Judas das Geld mehr liebte als Jesus. Deshalb konnte er sich auch für die 30 Silbermünzen und gegen Jesus entscheiden.

Wir in der Formulierung „er war ein Dieb“ einen Grundwesenszug von Judas. Er war dieser Sünde immer und immer wieder erlegen („er nahm an sich, was gegeben war“).

Für die Geldgier / Habsucht als Hauptmotiv für den Verrat spricht, dass drei der Evangelien den Verrat unmittelbar nach dieser Geschichte mit der „Geldverschwendung“ berichten! Sie ist der Auslöser:

  • Matthäus 26,14-16
  • Markus 14,10-11
  • Lukas 22,3-6

Außerdem berichtet Matthäus, dass der Kaufpreis für Judas entscheidend war („Was wollt ihr mir geben?“ in Matthäus 26,15).

2.2 Unglaube

Hinter dem offensichtlichen Motiv der Geldgier steckt der Unglaube. Judas erkannte nicht, dass Jesus mehr wert ist, als alles Geld dieser Welt. Der Unglaube von Judas wird in Johannes 6,64-71 angesprochen:

Aber es gibt einige unter euch, die glauben nicht. Denn Jesus wusste von Anfang an, wer die waren, die nicht glaubten, und wer ihn verraten würde.

Johannes 6,64

Das ist sicher erschreckend zu erkennen, dass es in dem engen Kreis von Jesus Jüngern auch Ungläubige gegeben hat. Doch das sollte uns nicht verwundern. Dabeisein oder Mitgliedsein ist keine Garantie für irgendetwas.

2.3 Besessenheit

Aus dem Unglauben und dem willentlichen Festhalten an der Sünde (Geldgier) heraus, folgt die Besessenheit. An Jesus scheiden sich die Geister. Judas hat sich, trotz seiner äußeren Nachfolge, innerlich gegen Jesus entschieden und lebte in der Sünde. Deshalb konnte der Teufel in Judas fahren!

Es fuhr aber der Satan in Judas, genannt Iskariot, der zur Zahl der Zwölf gehörte. Und er ging hin und redete mit den Hohenpriestern und mit den Hauptleuten darüber, wie er ihn an sie verraten könnte.

Lukas 22,3-4

Auch die (aus der Geldgier und dem Unglauben folgende) Besessenheit des Judas, kann als ein Grund für den Verrat des Judas genannt werden. Deshalb wird Judas häufig, wie im Bild oben, mit einem Teufel dargestellt.

3. Fazit: Warum hat Judas Jesus verraten?

Wir sehen, dass die biblischen Berichte uns genügend Antworten zum Motiv von Judas Verrat geben. Judas war ein geldgieriger Jünger von Jesus, der sich nicht von seiner Sünde abwandte. Er wollte Jesus nicht mehr lieben, als das Geld. Letztlich ist er ungläubig geblieben und wurde zu einem Werkzeug des Teufels. Getrieben von der Macht des Bösen war er bereit seinen eigenen Meister zu verraten.

Alle anderen Motive müssen als Spekulation abgelehnt werden.

Hast du noch Fragen zu den Gründen von Judas Verrat oder weitere wichtige Gedanken dazu? Dann schreibe einen Kommentar und ich bemühe mich darum, dir möglichst bald zu antworten.

Der Beitrag Judas Iskariot – Teil 5: Warum hat Judas Jesus verraten? erschien zuerst auf Blog von Viktor Janke.

Dieser Blog-Beitrag von Viktor Janke erschien zuerst auf viktorjanke . Lies hier den Original-Artikel "Judas Iskariot – Teil 5: Warum hat Judas Jesus verraten?".

Über Viktor Janke

*1984 / **1997 / 2004 Abitur / 2008 Theologiestudium-Abschluss & Beginn als Hauptamtlicher in der Gemeindearbeit / 2009 Ehemann / 2014, 2016 & 2019 Vater, seit 2019 auch überregionaler Jugendreferent

4 thoughts on “Judas Iskariot – Teil 5: Warum hat Judas Jesus verraten?

  1. Eine Bemerkung von mir zum Abschnitt 1.3:
    „Die Jünger haben sich Jesus nicht angeschlossen, weil sie durch ihn die Befreiung Israels erhofften. Erst während Jesu Wirken erkannten sie, dass er der Messias ist (Markus 8,27-30). “

    Wenn wir im Lk-Evangelium die drei Leidensankündigungen anschauen, so stellen wir fest, dass bei der 2. und der 3. die Jünger noch nicht begriffen, was was bedeutet. Ich schließe daraus, dass das auch für die 1. Leidensankündigung gilt, vor der unmittelbar der Abschnitt steht, dass die Jünger Jesus als Messias erkannten (Lk 9,20). Bei Mk ist das analog geschildert.

    Meine Folgerung daraus ist: auch wenn die Jünger Jesus für den Messias hielten, zeigt doch der weitere Verlauf der Begebenheiten, dass es für sie oftmals unklar war, was dass denn in Konsequenz bedeutet. Sie sehen die Wunder, hören die Worte, dürfen selber schon Dämonen austreiben, aber können das alles noch nicht so recht einordnen. Das Begreifen kam m.E. erst nach der Wiederauferstehung, und in der Pfingsstpredigt erkennen wir dann einen Petrus, der nichts mehr mit dem Petrus gemein hat, der seinen Herrn dreimal verleugnet hatte.

    Was heißt das nun? Ich sehe 11 Jünger, die sich ernsthaft um Nachfolge bemühen, die nicht alles wissen und begreifen, aber durchaus trotz der Warnungen in Lk 9,23-24 in der Nachfolge bleiben, Jesus nach bestem Vermögen dienen und ggf. auch schon auf die Zusagen in den Versen 26-27 vertrauen.
    Und damit sehe ich einen gnädigen Jesus, der um unser Unwissen, unsere Fehler und Schwächen usw. weiß, und und trotzdem „mitnimmt“ und begleitet, denn er sieht den Wunsch nach aufrichtiger Nachfolge.
    Der 12. Jünger, Judas, verfolgt weiterhin eigene Pläne, will die Dinge selbst in die Hand nehmen und gestalten, seinen persönlichen irdischen Vorteil aber auch noch daraus ziehen. Der Versuch einer oberflächlichen Nachfolge gepaart mit eigenen Interessenlagen scheitert. Er bekommt zwar die gleiche Chance wie die anderen Jünger, aber er läßt seine bisherigen Begierden (hier: Geld) nicht los.

    Soweit mal nur mein Gedankengang dazu – vielen Dank für die Reihe über Judas, ich finde solche Schwerpunktthemen immer wieder interessant.

  2. In Joh 1, 35-51 wird Jesus von den ersten ihm nachfolgenden Jüngern allerdings sofort! und sogleich! als der Messias und Sohn Gottes erkannt und offen auch so von ihnen bezeichnet.

    1. In der Tat. In den Evangelien finden wir sehr früh entsprechende Zeugnisse der Jünger. Aber auch immer wieder Passagen, in denen deutlich wird, dass es mit dem Begreifen, was denn „Messias“, „Sohn Gottes“, „König Israels“ (auch 1. Joh) bedeutet, noch nicht so weit her ist. Obwohl Jesus selbst Tote auferweckt hat, gibt es da noch einen ungläubigen Thomas.

      1. Ich denke, das lag daran, dass sich selbst die Jünger erst allmählich und mit der Zeit ein Bild davon machen konnten, was es denn mit dem Wesen bzw. der Person des Messias und seinen Fähigkeiten auf sich hatte.
        Es ist ein weiter Weg bis zum Bekenntnis: „[…] Wahrer Gott vom wahren Gott […] eines Wesens mit dem Vater […] u.s.w. …“

        Und zudem die Erkenntnis, dass Gottes Gedanken nicht die Gedanken der Menschen sein müssen….

        Das erst im Laufe der Zeit zu erkennen, zu begreifen und dann auch demütig anzunehmen, ist nur zutiefst menschlich und auch menschlich verständlich.

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