Das doppelte Fundament der Kirche

Im letzten Jahr haben mich immer wieder Stimmen von konservativen Christen aus ganz Deutschland erreicht, die sich in ihren landes- oder freikirchlichen Gemeinden an den Rand oder gar hinausgedrängt fühlen. Tatsächlich scheint sich dieser subjektive Eindruck auch objektiv zu bestätigen. Tobias Faix hat jüngst berichtet, dass die Anzahl der Gläubigen steigt, die aufgrund ihres konservativen Glaubens aus der evangelischen Kirche austreten. In einer aktuellen Erhebung für die Kirche von Westfalen wurde zudem ermittelt:

“Das häufigste Motiv für einen Austritt aus der Kirche ist die Ansicht, dass die Kirche nicht mehr das lebt, „was Jesus eigentlich wollte“.”

Also nicht die Säkularisierung, nicht die Kirchensteuer, sondern die grundsätzlichen Differenzen beim Jesusbild sind das Hauptproblem, das Menschen aus der Kirche treibt! Das hat mich nun doch überrascht.

Natürlich sind nicht alle, die diese Antwort geben, theologisch konservativ. Aber Fakt ist ganz offensichtlich: Meine Kirche leidet massiv darunter, dass es auch bei den zentralsten Glaubensfragen keinen Konsens mehr gibt. Die grundlegenden Differenzen beim Schriftverständnis wurden ja lange Zeit verharmlost mit der Aussage: Wir glauben doch nicht an die Bibel sondern an Jesus Christus. Jetzt aber zeigt sich: Wenn die Wege beim Schriftverständnis auseinanderlaufen, laufen sie irgendwann auch beim Jesusbild auseinander. Wenn die Bibel keine gemeinsame Grundlage mehr ist, dann ist auch Jesus irgendwann keine gemeinsame Grundlage mehr. Wenn sich die Jesusbilder bei den Gemeindemitgliedern und in der Theologie immer grundlegender voneinander unterscheiden, dann kann Jesus auch nicht mehr die einende und verbindende Person der Kirche sein. Am Ende führt die theologische Liberalisierung eben doch zum entscheidenden Verlust der Bindekräfte, die die Kirche gerade in einer sich polarisierenden Gesellschaft dringender denn je nötig hätte, um nicht auseinander zu fallen.

Woran Konservative leiden

Tobias Faix verweist darauf, dass gerade der Exodus der Konservativen für die Kirche besonders schmerzhaft ist, weil sie an der Basis oft sehr engagiert sind. Diese richtige Beobachtung ändert aber nichts daran, dass auf eben diese konservative Basis in Teilen meiner Kirche wenig Rücksicht genommen wird. Die Nordkirche (also die ev. Landeskirche in Schleswig Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern) hat jüngst nicht nur beschlossen, gleichgeschlechtliche Paare zu trauen. Viel weitreichender ist der Beschluss, dass die Gewissensfreiheit für Pastoren in dieser Frage abgeschafft wird. Das heißt: Es ist Pastoren nicht mehr möglich, eine Trauung gleichgeschlechtlicher Paare aus Gewissensgründen abzulehnen. Sie werden gezwungen, ihr Gewissen vor Gott und seinem Wort zu kompromittieren und etwas zu segnen, was in ihren Augen nicht unter dem Segen Gottes steht. Zu Ende gedacht kommt das im Grunde einem Ausschluss von Evangelikalen aus der Landeskirche gleich, und das nicht nur in der Nordkirche. Denn evangelikale Theologiestudenten, die ihrem Gewissen vor Gott treu bleiben wollen, müssen jetzt auch in anderen Landeskirchen damit rechnen, in einen unlösbaren Gewissenskonflikt getrieben zu werden, weil der Trend ja vielerorts in die gleiche Richtung geht. Wenn es keine Wende gibt, würde das für die evangelikalen Gemeindeglieder bedeuten, dass es langfristig in den Landeskirchen keine Pfarrer und Pastoren mit evangelikalen Überzeugungen mehr gibt. Damit würde es auf Dauer auch keine konservativ geprägten Richtungsgemeinden mehr geben. Denn die Pfarrer haben in den evangelischen Gemeinden eine dominante Position. Ich habe in den letzten Jahren mit so vielen tief enttäuschten und verletzten landeskirchlichen Evangelikalen gesprochen, dass ich inzwischen überzeugt bin: Die Schaffung von evangelikal geprägten erwecklichen Strukturen innerhalb der Landeskirche ist kaum möglich, wenn der Pfarrer dies nicht zumindest mit Wohlwollen und Sympathie für evangelikale Frömmigkeit schützt und wenigstens im Hintergrund auch unterstützt.

Nun ist diese Entwicklung für Evangelikale in der Landeskirche freilich nicht neu. Schließlich liegt die Dominanz der nichtevangelikalen Theologie in den landeskirchlichen Ausbildungsstätten schon seit Jahrzehnten bei nahezu 100 %. Auch in manchen freikirchlichen Ausbildungsstätten geht der Trend in diese Richtung. Hinzu kommt: Trotz akutem Pfarrermangel verwehrt meine evangelische Kirche den Abgängern konservativer Ausbildungsstätten den Zugang zum Pfarramt. Wenn aber die Ausbildung sämtlicher Gemeinde- und Kirchenleiter von einer Theologie geprägt ist, die auch in zentralen Glaubensfragen evangelikalen Überzeugungen widerspricht, dann ist es kein Wunder, wenn Evangelikale immer öfter den Eindruck haben: Wir haben mit dem, was uns wichtig ist, keinen Raum mehr.

Die doppelte Basis für die Einheit der Kirche

Auch wenn es mich jedes Mal tieftraurig macht: Ich habe Verständnis dafür, wenn Christen angesichts dieser Entwicklungen manchmal keine andere Möglichkeit mehr sehen, als aus der Kirche auszutreten. Aber viel mehr wünsche ich mir, dass wir Konservativen anfangen, gemeinsam für unsere Überzeugungen aufzutreten! Paulus hat es uns vorgemacht. Mit eindrücklichen Worten hat er klargestellt, was die beiden entscheidenden Elemente des Fundaments der Kirche Jesu sind:

“Wir sind sein Haus, das auf dem Fundament der Apostel und Propheten erbaut ist mit Christus Jesus selbst als Eckstein.” (Epheser 2, 20).

Die gelebte Liebe und Nachfolge Jesu im Zentrum sowie die Verwurzelung in der Lehre der Apostel und Propheten, die wir in der Bibel finden: Beides zusammen bildet das Fundament der Kirche Jesu. Ein festes Jesus- und Schriftvertrauen ist also nicht etwa eine fundamentalistische Randposition, im Gegenteil: Es ist genau dieses doppelte Fundament, das die Kirche eint. Und zwar NUR dieses! Einen anderen Grund kann niemand legen. Wenn man den Worten von Paulus glaubt, ist die Kirche ohne dieses doppelte Fundament auf Sand gebaut.

Es wird ja oft darauf hingewiesen, dass auch die Konservativen trotz gemeinsamem Bekenntnis zur Autorität der Bibel zerstritten seien. Ja, in der Tat: Auch da gibt es Misstrauen, Konflikte und Spaltungen. Aber immerhin haben die Konservativen mit der Bibel noch einen gemeinsamen Grund, auf dessen Basis man zumindest miteinander streiten und um gemeinsamen Grund ringen kann. Und Fakt ist: In den vergangenen Jahrzehnten ist über Konfessions- und Prägungsgrenzen hinweg überall dort sehr viel Einheit gewachsen, wo einerseits der Schrift fest vertraut wurde und andererseits eine gelebte Liebesbeziehung zu Jesus im Mittelpunkt stand. Im Buch „Zeit des Umbruchs“ berichte ich im letzten Kapitel ausführlicher von diesen hoffnungsvollen Entwicklungen. Eindrücklich war für mich dazu auch ein Erlebnis in diesem Sommer: Wir saßen mit Freunden im Garten, als wir vom Weg vor dem Garten plötzlich Gesang hörten. Wir gingen hinaus und begegneten brasilianischen Christen. Wir kannten uns nicht. Wir konnten uns wegen der Sprachbarriere nur spärlich unterhalten. Aber wir haben spontan Jesus zusammen angebetet und uns beim Abschied herzlich umarmt in dem Bewusstsein: Wir sind Geschwister in dieser einen großen Familie Gottes. Spätestens im Himmel werden wir uns wiedersehen. Jesus und sein Wort schafft Einheit – über alle Grenzen, Kulturen und Prägungen hinweg.

Verpackung oder Inhalt?

Angesichts von Austrittswellen, sinkenden Mitgliederzahlen und schrumpfendem Gottesdienstbesuch wird in letzter Zeit immer häufiger die Frage gestellt: Wie kann die Kirche wieder Zukunft gewinnen? Brauchen wir vielleicht mehr Digitalisierung? Müssen wir näher bei den Menschen sein? Brauchen wir mehr soziologische Untersuchungen, um besser zu verstehen, welche Fragen die Menschen bewegen? Oder brauchen wir vielleicht frische Formen von Gemeinde, Kirche und Veranstaltungsformen, die besser zu den heutigen Lebenswelten und Milieus unserer Gesellschaft passen? Ja, ich glaube, all das brauchen wir. Aber wir dürfen dabei nie vergessen: Entscheidend ist am Ende nicht die Verpackung. Entscheidend ist der Inhalt! Jeder Manager weiß: Selbst das beste Marketingkonzept hilft auf Dauer nichts, wenn man kein überzeugendes Produkt hat. Genauso ist es bei der Kirche: Wir brauchen uns mit der Verpackung unserer Botschaft eigentlich gar nicht zu beschäftigen, solange wir uns nicht im Klaren darüber sind, was im Kern eigentlich unsere Botschaft ist.

Eigentlich hat die Kirche ja gar keine Botschaft. Sie ist nur Botschafter an Christi statt (2. Kor. 5,20). Diese Botschaft Christi kennt sie einzig und allein aus der Bibel. Wenn wir den biblischen Texten nicht vertrauen, verlieren wir deshalb zwangsläufig auch die Vertrauenswürdigkeit, die Klarheit und damit auch die Kraft, die Schönheit und Dynamik des Evangeliums. Umso mehr hoffe und bete ich, dass es in meiner Kirche wieder eine Umkehr gibt hin zu einer authentisch gelebten Liebe zu Jesus und zu einer neuen Ehrfurcht vor Gottes Wort. Und ich hoffe und bete, dass unsere freikirchlichen Freunde nicht ebenso ihre Ausbildungsstätten der liberalen Theologie überlassen, wie wir Landeskirchler das getan haben. Es ist nun einmal keine Rechthaberei, keine Angst und keine Enge, die Evangelikale wie mich so nervös werden lässt, wenn universitäre Theologie in ihrer ganzen Bandbreite über Portale wie Worthaus nun auch mitten in die evangelikale Welt hineingetragen wird. Nein, es ist ganz einfach die Sorge um das einzig tragfähige Fundament der Kirche Jesu, ohne das keine christliche Gemeinde, kein christliches Werk und keine Denomination auf Dauer bestehen kann.

Lasst uns Häuser bauen

Ich freue mich sehr darüber, dass ich in einem Land leben darf, in dem in der Mitte fast jeder Ortschaft ein Haus zur Ehre Gottes steht. Aber ich sehne mich danach, dass diese Häuser aus Stein wieder gefüllt werden mit Häusern aus Menschen, die sich zusammenfügen lassen zu einem „Tempel aus lebendigen Steinen“, wie Petrus es ausdrückt (1. Petr.2,5). Ich habe Sehnsucht danach, dass an allen Orten geistliche Häuser entstehen, in denen Jesus gegenwärtig ist und in denen unsere Mitmenschen nach Hause kommen können und Heimat, Erlösung und ewiges Leben finden bei diesem wundervollen himmlischen Vater, von dem uns die Bibel berichtet. Meine Frau und ich arbeiten an unserem Heimatort gemeinsam mit vielen anderen Christen seit Jahren dafür, dass so ein geistliches Haus entsteht. Und ich freue mich darüber, dass sich viel Gutes entwickelt, weil Gottes Wort Kraft hat, Menschen bewegt und verändert. Aber in den letzten Jahren ist uns noch deutlicher geworden: Es reicht nicht, schöne Programme und Veranstaltungen zu gestalten. Wenn wir ein nachhaltiges geistliches Haus bauen wollen, dann müssen wir aufs Fundament achten. Wenn Menschen sich nicht verwurzeln in der Liebe und im Wort Gottes, dann hat das Haus, das wir bauen, auf Dauer keinen Bestand.

Lassen Sie uns deshalb an allen Orten wieder Häuser auf gesunden Fundamenten bauen. Und lassen Sie uns beten, dass Gott einen neuen Aufbruch schenkt, eine neue Bewegung von Menschen, die Jesus Christus von Herzen lieben und die ihre Bibel kennen und tief in ihr verwurzelt sind.

Gemeinsam Auftreten

Wir Evangelikalen wollen keinen Streit. Wir sehnen uns nach Einheit, damit das Evangelium glaubwürdig verkündigt werden kann. Aber in der Bibel sehen wir, dass es manchmal auch not-wendend sein kann, in kontroversen Fragen Position zu beziehen, um Orientierung zu geben und Christen zu ermutigen. Eine gute Gelegenheit, gemeinsam aufzutreten, ist zum Beispiel der Studientag des Netzwerks Bibel und Bekenntnis am 16. November in Siegen. Ich würde mich sehr freuen, Sie dort zu treffen!

Dieser Blog-Beitrag von Markus Till erschien zuerst auf aufatmen in Gottes Gegenwart . Lies hier den Original-Artikel "Das doppelte Fundament der Kirche".

Über Dr. Markus Till

Evangelisch landeskirchlicher Autor, Blogger und Lobpreismusiker mit pietistischen Wurzeln und charismatischer Prägung

37 thoughts on “Das doppelte Fundament der Kirche

  1. Vor kurzem habe ich gelesen, daß nun auch die evangelische Kirche in Württemberg die kirchliche „Ehe“schliessung von Homosexuellen offiziell erlaubt hat als letzte der evangelischen Landeskirchen in Deutschland. Nun das war ja früher oder später zu erwarten, nur dachte ich es komme erst in einigen Jahren. Übrigens sollen diesem Beschluss auch etliche der sog. Pietisten zugestimmt haben, war ja auch zu erwarten, zumal es vor einigen Jahren schon einmal bei der EKD einen ähnlichen Beschluss gab, der auch von allen Pietisten sprich Konservativen angenommen wurde. Von den Konservativen kippen viele nach und nach um, wie das auch bei dem hier schon erwähnten Pastor der Volksmission Freudenstadt, der jetzt Pfarrer bei der ev. Kirche Württembergs ist (die VM hat ihn entlassen) der Fall war. Da kann er jetzt auch die Homosexuellen trauen und wird sicher bei der Großkiche auch noch besser bezahlt als bei der Freikirche vorher. Nur muss er da auch Kinder taufen, was er vorher abgelehnt hat.
    Am Ende und das war vorherzusehen wird die evangelischen Landeskichen immer mehr verweltlich und die Katholiken machen das nach besonders und gerade durch den jetzigen Papst Franziskus, der ja eher ein Politiker ist als einer, der den Glauben stärken will im Gegensatz zu seinen Vorgängern.

  2. —Lasset euch erretten aus diesem verkehrten Geschlecht!—
    Die nun sein Wort annahmen, ließen sich taufen; und wurden hinzugetan an dem Tage bei DREITAUSEND Seelen. Apg. 2.40b,41

    —Und das Wort Gottes breitete sich aus, und die Zahl der Jünger ward sehr groß zu Jerusalem. Es wurden auch viele Priester dem Glauben gehorsam. Apg.6.7,—

    —Aber viele unter denen, die dem Wort zuhörten, wurden gläubig; und die Zahl der Männer ward bei FÜNFTAUSEND. Apg. 4.4—

    Geht doch….
    Man muss nur die Örtlichkeiten wechseln…. am besten in der Nähe eines See’s, wegen der Taufen 😉
    Es ist zwar bequemer in den kleinen Hütten, aber die Zeiten haben sich geändert, (hoffentlich wieder zurück zu den ersten Gemeinden), und da darf es nicht darum gehen, nach schön und warm, nein, es muss auch praktisch sein….wenn Menschen wieder Sehnsucht haben nach Wahrheit und Gottesliebe!

  3. Hallo Herr Dr. Markus Till.
    Vielen Dank für ihren interessanten Artikel.

    Ich habe aber ein paar kritische Fragen zum verschriftlichten Teil des Fundaments.
    Gilt für die Bibel der selbe Ewigkeitsanspruch wie für Jesus?
    Wenn ja, wie lässt sich dann der Wandel erklären?

    Christen zur Zeit von Ambrosius von Mailand (~330 – <400 ) hatten sehr wahrscheinlich bestimmte Verse des Neuen Testaments noch nicht. Zb Matthäus 17,21 da dieser in den uns bekannten Manuskripten vor 400 nicht vorhanden ist.

    Hier mag es ja nur um ein paar Verse gehen und der Kanon war noch nicht festgelegt… Aber auch nach der Festlegung des Kanons gab es Wandel.
    Etwa 1000 Jahre lang galt für praktischen JEDEN Christen Makkabäer und Sirach (und andere) als Kanon, also als Gottes Wort bzw sie würden sagen Fundament.
    Augustinus und andere Kirchenväter hatten deren Zugehörigkeit zum Kanon verteidigt.
    Lagen die alle Falsch?

    Selbst Luther bezeichnete sie noch als nützlich. In vielen (konservativ) Protestantischen Übersetzungen fehlen sie aber ganz. (Über Sinn und Unsinn der Ausklammerung will ich hier nicht schreiben, aber es gibt bei den obengenannten Bspl. Theologische Parallelen zum NT)

    Und wenn ich die Kritik nun umdrehe?
    Die Liberale (gemeint ist die Hisorisch-Kritisch arbeitende) Theologie wird oft kritisiert, weil sie die Historizität bestimmter Teile der Bibel anzweifelt. Es gibt meines Wissens keinen Evangelischen Theologie Professor in Dt der deshalb den Kanon ändern lassen würde.

    Wir Protestanten haben aber, etwas das 1000 Jahre lang von jedem als Gottes Wort angenommen wurde, einfach gestrichen (wie gesagt, je nach Übersetzung. Wobei der Ausschluss aus dem Kanon allen Protestanten gemein ist).
    Das könnte man als noch extremer bezeichnen…
    Sind wir Protestanten also Schlimmer als die "Liberalen"?

    Bevor ich als Häretiker deklariert werde:
    Das sind nur theoretische Denk- und Diskussionsanstöße, keine Lehrmeinung meinerseits und vorallem keine Vorwürfe gegen irgend jemanden.
    Ich bin selber etwas Ratlos und würde mich über Einwände, auch von anderen Kommentatoren, sehr freuen.

    Mit freundlichen Grüßen
    Spinoza

    1. Ohne einer Antwort von Markus vorgreifen zu wollen, fand ich das Buch von Kruger hierfür nicht nur aktuell sondern auch hilfreich (Canon Revisited) https://www.amazon.de/Canon-Revisited-Establishing-Authority-Testament/dp/1433505002
      Die von dir angesprochenen Fragen und die Ratlosigkeit kommt mir ebenfalls gut bekannt vor, und ich fand einige wirklich gute Lösungen für die meisten der Fragen. (Übrigens zeigt er an vielen Stellen wie sehr der Kanon in der Liberalen Akademik teilweise vollständig in Frage gezogen wird)
      Die von dir ausführlich besprochene Frage zur Haltung gegenüber den alttestamentlichen Apokryphen finde ich aber etwas konstruiert. Denn die Apokryphen wurden erst in der Gegenreformation, also im Konzil von Trent als „inspiriert“ von der katholischen Kirche definiert. Soweit mir bekannt ist, dürfte dies immer noch ein Sonderweg sein, denn die Apokryphen kennt auch die orthodoxe Kirche nicht an. Deutlich vor Trent hat Luther in seinem Werk „Vom unfreien Willen“ Erasmus für Zitate aus Sirach kritisiert. Dies macht deutlich, dass nicht die Protestanten die AT-Apokryphen heraus geschmissen haben, sondern dass eher die Katholiken die Apokryphen aufgenommen haben. Dafür spricht definitiv der große Konsens aller Protestanten und Reformatoren der unterschiedlichsten Couleur in dieser Frage.

      Gruß

      1. Hallo Sergej
        Danke für die Leseempfehlung. Ich werde mich mehr mit dem Thema auseinandersetzen müssen.

        Andere Teile deines Kommentars verwirren mich aber ein wenig…
        Die Apokryphen wurden eben nicht erst bei dem Konzil von Trient als Kanon der Katholischen Kirche definiert.

        Erstmals bei der Synode von Rom (382) wurde der Kanon festgelegt:
        https://de.wikipedia.org/wiki/Synode_von_Rom_(382)
        http://www.rosarychurch.net/bible/rome_damasus.html

        Später auf der Synode von Hippo von Augustinus verteidigt und auf nachfolgenden bestätigt.

        Die „Vulgata“ folgte daraufhin. Die Entstehungsreihenfolge ist also:
        Festlegung des Kanons und danach erarbeitung einer Übersetzung (Vulgata).
        Die Vulgata wurde dann, als Reaktion auf die Reformation, als Standardübersetzung festgelegt und der Kanon erneut betätigt. (Falls ich mich recht erinnere)

        Zitat:
        „denn die Apokryphen kennt auch die orthodoxe Kirche nicht an“
        Woher hast du diese Info?
        Der Kath. und Orthod. Kanon sind sich weit ähnlicher als zb Kath. und Prot. Kanon.
        Was die Kath. K. aktzeptiert, ist bei den orthodoxen mit drinn. In der Ostkirche wird nur noch etwas hinzugefügt.
        (Begriffserklärung: Apokryphen sagen nur Prot. zu den behandelten Texten, für Kath. ist dies Deuterokanon. Ebenso für die Orthod.. Nur das was die Orthod. hinzufügen, nennen die Kath. Apokryphen.)

        Auch der Konsens der Protestanten ist als Argument nicht überzeugend, steht er dem Konsens von Katholiken und Orthodoxen doch entgegen.

        Dies spricht alles gegen die These: „dass nicht die Protestanten die AT-Apokryphen heraus geschmissen haben, sondern dass eher die Katholiken die Apokryphen aufgenommen haben.“

        So ist zumindest mein Kenntnisstand. Wenn du aber noch andere Argumente hast, würde ich mich freuen wenn du diese mit mir Teilen würdest.

        Gruß
        Spinoza

        1. Spinoza und Sergej, danke für die Diskussion. Ich bin kein „Kanon-Experte“, daher verfolge ich mal gespannt, was ihr darüber diskutiert. Ich freue mich jedenfalls daran, dass es über den allergrößten Teil des Kanon allgemeinen Konsens gibt.

        2. Danke Spinoza auf den Hinweis auf die Synode zu Rom. Das war mir neu. Meine Info zur Bestätigung auch der Apokryphen im Konzil von Trent hatte ich von einem katholischen Theologen für frühe Kirchengeschichte, also mündlich und habe das nicht weiter verfolgt. Es macht für mich immer noch wenig Sinn, dass man allgemein anerkannte Bücher der Bibel derart im Konsens herausgeschmissen hätte. Eine Möglichkeit könnte darin liegen, dass man zwischen dem masoretischen Text und dem TR unterschied?
          Bezüglich des orthodoxen Kanons: Ich habe eine russische Bibel, die von der Russisch-orthodoxen Kirche gedruckt wird (diese Synodial-Übersetzung von 18XX) und diese hat die Apokryphen nicht. Ich habe aber nun recherchiert, dass es auch eine Version mit Apokryphen (also das was die protestanten als Apokryphen bezeichnen, diese ist diesen auch identisch) gibt, diese werden ähnlich wie man es auch aus der Lutherbibel kennt als „außerkanonische Schriften“ gekennzeichnet…Damit dürfte an dieser Stelle zumindest die russisch orthodoxe Kirche den protestantischen in der Tat näher sein…

        3. Spinoza, sehr sehr verspätet, aber es hat gedauert bis ich das recherchieren konnte: Die Synode von Rom war nur regional und nicht „ökumenisch“ auch nicht für die Westkirche, somit nicht bindend für die ganze katholische Kirche. Das ist die Antwort die ich von einem katholischen Theologen bekommen habe!

          1. Hallo Sergej, leider antworte auch ich verspätet…

            Zuerst einmal: Deine Bemühungen und Quellen in allen Ehren! Schön, dass du nach so langer Zeit noch versuchst deinen Standpunkt zu untermauern. Leider bin ich noch nicht ganz überzeugt. Angenommen ich wollte die Kath. Entscheidung verteidigen, so könnte ich dies leicht begründen:

            „Nicht bindend für die ganze katholische Kirche“ korrekt, aber durchaus bindend für die Röm. Kath. Kirche. Der Protagonist der Synode ist der Bischof von Rom Damasus I (Papst). Auch heute noch offiziell von der Kirche als Papst anerkannt.

            „Nicht-Ökumenisch“ bedeutet innerhalb einer Glaubensgemeinschaft erstmal recht wenig. In einigen Evangelikalen Gemeinden ist Ökumene eher ein Schimpfwort. Die EKD akzeptiert die Frauenordination, viele hier aber nicht. Ist man also gegen die Ökumene?

            Vor allem: 382 ist es nicht das Ende der Geschichte. In den nächsten 15 Jahren Folgen noch 2 Synoden.

            https://en.wikipedia.org/wiki/Synod_of_Hippo

            https://de.wikipedia.org/wiki/Dritte_Synode_von_Karthago

            Sind die auch nicht bindend? Regional ist ja nun allein schon geographisch nicht mehr haltbar.
            Ein etwas bekannterer Teilnehmer ist Augustinus. Der übrigens auch eine Liste aufstellt. (Defacto die selbe wie 382)

            http://www.unifr.ch/bkv/kapitel5465-8.htm

            Beachte: Augustinus begründet seine Entscheidung in Kap. 8.12 mit der Anerkennung der Mehrheit.

            Hier noch ein Kleines Zitat aus „Alte Kirche und Mittelalter“ von Hauschild und Drecoll §2 8.2.3:
            „Auf einer Synode in Hippo 393 wurde der Bestand einhellig fixiert“ (gemeint ist der Bestand von 382)
            Hier gilt also bereits in gewisser Konsens (zumindest im Westen)

            Ist das immer noch regional, unbedeutend und nicht bindend (für die Kath. Kirche)? Bietet sich damit nicht eine durchaus angenehme Argumentationsbasis?

            Deshalb finde ich das Argument der „Ökumene“ etwas schwach. Vorwerfen kann man mir höchstens dass, es erst etwa 11 bzw 15 Jahre später weiter akzeptiert wurde. Oder aber man verwirft Augustin als zu unbedeutend. Dann kommt man aber in vielen anderen Bereichen in die Bredouille. Wenn alle Kirchengeschichte Unsinn ist… wie verteidigen wir dann zb die Evangelien als Augenzeugenberichte usw….

            Trotzdem vielen Dank für die Mühen die du auf dich genommen hast Sergej.

            Gruß Spinoza

          2. Da irgendwie die „Antwort-Ebene“. nicht runter geht, ist das hier die Antwort auf Spinoza weiter unten: Ihre Argumente klingen überzeugend, machen aber für mich keinen Sinn, da doch selbst Katholiken bestätigen, dass der Kanon erst in Trient verbindlich festgelegt wurde, oder? Es macht doch keinen Sinn hier ein Argument aufzubauen, dass selbst die Veranstalter des Konzils so nie bewertet haben?

  4. Wer an den doppelten Boden der Chicagoerklärung glaubt, der kann nicht anders.

    Wer nicht an dogmatische kirchengeschichtliche Verirrungen glaubt und sie gleichzeitig selbst weiter pflegt, der kann nicht anders.

    🙁

    1. Es macht keinen Sinn, die Existenz extrem unterschiedlicher und sich sogar oft widersprechender christlicher Glaubensmodelle zu ignorieren.

      Das überwiegende heutige Bibelwissen konservativer Kreise basiert auf nur einem, nämlich dem konservativen Bibelverständnis. Es wird kaum erkannt, daß eine eigene Interpretationsform der Bibel die Basis des Glaubens darstellt und kaum der Grundtext der Bibel selbst. Die Veränderungen des Kanons im Laufe der Zeit können als Nachweis gewertet werden, Widersprüche in den vorliegenden Grundschriften zu reduzieren oder zu eliminieren.

      Wer die Entstehungsgeschichte und Entwicklungsgeschichte der aufgeschriebenen Bibel und besonders des Neuen Testamentes nach der Himmelfahrt Jesu von damals bis heute kennt und betrachtet, dem entgeht nicht, daß sich 2000 Jahre lang viele , viele verschiedene Bibelinterpretationen parallel und seriell etablierten mit jeweils ganz spezifischen Auffassungen zu diversen Problemstellungen. Jeweilige Denominationen predigen ihr Bibelverständnis, mit den Worten: „Die Bibel sagt….“ Es ist kein Wunder, daß es unweigerlich und leicht zum Streit kommt, wenn sich zwei gegenüberstehende Christen mit großer Überzeugung dem jeweiligen Anderen mit Biß erklären: „Die Bibel sagt… „Auch Bibelübersetzungen wurden entsprechend unterschiedlich dogmatisch übersetzt.

      Wer die Auslegungs- und Entwicklungsgeschichte aller christlichen Kirchen und Gemeinden nicht bedenkt, ignoriert oder nur populistisch kennt und zitiert, kann nur weiter im eigenen Saft schmoren.

      Wer nicht zuhörend im Gespräch bleibt mit anderen Auffassungen, der kann eigenbrödlerisch, statisch, starr und skuril werden und behindert die eigene Entwicklung.

      1. Gott ist ein Eigenbrödler, statisch starr skuril.
        !??!!?
        Jesus auch so…
        Paulus noch viel mehr.
        Petrus dito.
        Judas – der andere – extrem.
        Hammer alle durch?
        Johannes, Jakobus, irgendwie bestätigt einer den anderen….
        und immer diese Warnworte….

        1. Welche Warnworte ….und wofür oder wogegen? Vielleicht kannst du das mal ein wenig kategorisierend nach Themen benennen?

          Es wäre eine konstruktive Bereicherung.

      2. Beim Studieren der Bibel kann ich mit zwei Ansätzen herangehen:
        a) die Bibel ist Gottes Wort (mit allen Feinheiten, wie inspiriert usw. …)
        b) die Bibel ist primär Menschenwort und der Kanon wurde im Laufe der Zeit verändert usw..

        Gilt a), dann gilt es, um das Verständnis des Grundtextes zu ringen. Dann gibt es als Ziel nur eine richtige Auslegung: was will Gott uns mitteilen. Das schließt dann ein, dass die ursprünglichen Sprachen studiert und die Wortbedeutungen ermittelt werden, Textfunde analysiert werden usw.

        Gilt b), dann bleibt es bei beliebigen Interpretationen. Nun ist es aber nicht so, dass der Schriftenkanon stetig verändert worden ist. 400 v. Chr. stand die Tora fest, 200 v Chr. die Propheten, zur Zeit Jesu die Psalmen, Sprüche, Chronok, Nehemia usw. 419 n.Chr. war das NT festgelegt. Parallel zur Schriftensammlung wurden die Apokryphen geführt.
        Seit dem: Stabilität. Einzelne Dokumentenfunde lieferten nur minimalste Abweichungen im NT, die Tora kann schon aufgrund ihrer Vervielfältigungstechnik nicht verfälscht werden.
        Wir haben also eine hohe Genauigkeit bei der Schriftüberlieferung, was schon wieder dahin führt, dass a) = „die Bibel ist Gottes Wort an uns“ der einzige valide Ansatz ist. Und dann kann man es machen wie die Beröer …

        Wir haben das Glück, dass in den letzten 200 – 300 Jahren einige gelehrte Menschen die Zeit erübrigen konnten, hinsicht Systematik und Sprachenverständnis gute Auslegungen zur Bibel schreiben zu können, wobei das bessere des guten Feind ist. Allein der Blick auf Auslegungen der Offenbarungen in den letzten 200 Jahren zeigt einen hohen Erkenntnis- als auch Genauigkeitsgewinn.

        Sonderauslegungen (Sonderlehren der kath. Kirche, extra Bücher bei den Mormonen, Taufe für die Verstorbenen bei der NAK) sind keine Diskussion wert – sie sind biblisch einfach Widerlegbar. Weitere Irrtümer bei Auslegungen finden wir bei Menschen, die in ihrem Irrtum verharren wollen und (vor allen Dingen ihre eigene) menschliche Weisheit über alles andere stellen. Manche Irrtümer halten sich über Jahrhunderte, dem ist ebenso, und manche Christen denken immer noch, es gäbe einen freien Willen, oder dass die eigene Interpretation der Bibel den anderen Interpretationen gleichwertig sei. Dem ist aber nicht so, denn Gott ist kein Gott der Unordnung, und daher gibt es nur eine richtige Auslegung, der man versucht, sich zu nähern (Erkenntnis ist Stückwerk muss man immer im Hinterkopf behalten).

      3. Danke Jazzico.
        Ich kann ihnen nur zustimmen. Zuhören und die Suche nach dem Diskurs finde ich extrem wichtig.
        Frei nach 1.Thessalonicher 5,21:
        „Prüft aber alles, das Gute haltet fest!“

        Gruß
        Spinoza

  5. Luther, der Kirchenspalter hat den Anfang gemacht und jetzt geht die Spaltung eben weiter. Eigentlich ist die Spaltung schon sehr lange da, sie tritt jetzt nur völlig an die Oberfläche. Alles kein Wunder.

    1. An dieser Stelle würde ich fragen, was mit dem Schisma von 1054 ist? https://de.wikipedia.org/wiki/Morgenl%C3%A4ndisches_Schisma
      Hat die katholische Kirche mit den Spaltungen angefangen? War dies eine gerechtfertigtere Spaltung als die protestantische? So viele Fragen, die da entstehen. Aber selbst das geht nicht weit genug, denn bereits vorher (Konzil von chalcedon 451) gab es Trennungen der Kirchen, z.B. die Syrisch-orthodoxe Kirche (oder auch die Kopten), die im Bekenntnis von Chalcedon Probleme sahen, siehe auch hier https://de.wikipedia.org/wiki/Syrisch-Orthodoxe_Kirche_von_Antiochien

  6. Gilt für den Heiligen Geist derselbe Ewigkeitsanspruch wie für die Bibel und Jesus? Wenn ja, wie lässt sich dann dies Durcheinander erklären?
    ,,Der Wandel“ die Zeiten haben sich geändert….. der Heilige Geist nicht, ER spricht in alle Zeiten hinein, und zwar zuerst zu allen Menschen, aber konkret in jedem (einzelnen) Menschen…… ER verkündedt noch immer die Wahrheit, die zur Umkehr bewegt.
    Führt der H.G. die Kirchengeschichte vor Augen, oder überführt überführt ER Menschen von ihren Sünden und verkündigt ihnen den Willen dessen, der ihn gesandt hat? Joh.16.15

    Was hat Paulus gelehrt? ,,Lasst euch versöhnen mit Gott? Oder studiert erstmal alle Schriften bevor ihr zur Erkenntnis der Wahrheit kommt?
    Die Verwirrung der Liberalen, Protestanten, Evangelikalen und deren Historität lässt sich anzweifeln….. der H.G. nicht!
    Darum ,,Glaube“ ist das Werk ,,im Menschen“ —Das ist mein lieber Sohn, auf den sollt ihr hören—
    —Alles was der Vater hat, das ist mein. Darum habe ich gesagt: Er wird’s von dem Meinen nehmen und euch verkündigen.—Joh.16.15

    Kirchengeschichte kann irren….. studierte Leute schöpfen aus ihrem erlernten Wissen…. ist das gleichzusetzen mit der Verkündigung des H.G.?
    Sicher Wissen ist nötig, aber nicht notwendig um Menschen wieder zurückzuführen in die Versöhnung mit Gott.
    Das behält sich Gott selber vor!

    —Sind wir Protestanten also schlimmer als die ,,Liberalen“?—
    Schlimm ist, wer den H.G. in ein System einordnen will!

    Haben nicht die Juden (Gottes auserwähltes Volk) die Schriften gehütet wie ihren Augapfel? …. Und? Sind sie deshalb alle gläubig?
    Ist es nicht Gott der erwählt , fernab von jeder Kirchengeschichte?
    Ich traue dem H.G. mehr zu, als allen Chicagoerklärungen und den Dogmatikern aus vergangenen Zeiten!
    Wer trägt die Verantwortung für den Glauben? Ist es nicht die Kraft des H.G.?

    Johannes der Täufer erfüllte seinen Auftrag: Kehrt um…..tut rechtschaffene Buße“
    Zurück zu den Wurzeln….. es geht darum Gott zuzutrauen, daß ER der ,,Retter“ ist!

    Deshalb offenbart sich Gott (Jesus auch) zuerst Seinem auserwählten Volk, indem ER in den Schriften, unverändert der selbe ist ,,Gestern Heute und in alle Ewigkeit“…..die Juden hüten ihren Schatz bis heute… denn das Heil kommt von den Juden, Joh.4.22

    Denn ich sage: Christus ist ein Diener geworden der Juden um der Wahrhaftigkeit Gottes willen, zu bestätigen die Verheißungen, die den Vätern gegeben sind—Römer 15.8

    So werden viele Völker, Heiden in Scharen kommen, den Herrn Zebaoth in Jerusalem zu suchen und den Herrn anzuflehen.
    So spricht der Herr Zebaoth: Zu der Zeit werden 10 Männer aus allen Sprachen der Heiden einen jüdischen Mann beim Zipfel seines Gewandes ergreifen und sagen: Wir wollen mit euch gehen, denn wir hören, das Gott mit euch ist. Sacharja 8.22,23
    Die Verwirrung der Heiden(Christen) führt in diese Richtung!
    zu beachten Mt.15.24

    —Ihr seid die Propheten und des Bundes Kinder, welchen Gott gemacht hat mit euren Vätern, da er sprach zu Abraham: Durch dein Geschlecht sollen gesegnet werden alle Völker auf Erden. Apg. 3.25
    Wenn Gottes Volk umkehrt und seinen Messias, Jesus, erkennen wird, dann werden auch die Heidenchristen in eine tiefere Erkenntnis eingehen….. und der Gott ihrer Väter wird sich durch sein Volk offenbaren, (ist meine Meinung).
    Die Juden bewahren ihre Ruhe über das Wort Gottes….
    Die Heiden-Christen erkennen vielfach den Weg nicht mehr, und schmeißen über Bord, was ihnen einst heilig war.
    Ein Chaos!
    ,,Ratlosigkeit“ ist die Verwirrung in endzeitlichen Tagen“
    Und Ratlosigkeit und Verwirrung der ,,Gelehrten“ versperren den Weg zurück zum Vaterhaus, (bei den Schwachen), …nicht die Kirchengeschichte ist der Wegbegleiter……. ,,Es ist der Heilige Geist“…jeder Gläubige soll auf Ihn hören und aus der Kraft Gottes leben, ER ist der Lehrmeister…. ich denke dabei an die 10 Jungfrauen“….
    Vielleicht kann mir jemand sagen ob ich falsch liege, völlig falsch liege, oder ein bischen falsch liege? oder wie auch immer…..

    1. Hallo Lilli und danke.
      Ich kann dir nur zustimmen.
      Dem Ewigkeitsanspruch des HG bejahe ich ausdrücklich und das Kirchengeschichtler (wie alles Menschen) irren kann, ist für mich selbstverstädlich.
      Als Grundsatz habe ich Matthäus 22 36-40
      Bei vielen anderen Themen bin ich „Ratlos“…

      Meine Ratlosigkeit zu kritisieren ist gerechtfertigt, aber deshalb Stelle ich hier fragen…

      Gruß
      Spinoza

  7. Ein Artikel, geschrieben aus Evangelikaler Sicht (und durchaus nachvollziehbar), und Kommentare, die in Teilen nichts mit dem Thema des Artikels zu tun haben oder Kanon und Apokryphen durcheinander bringen.

    Ich stelle jetzt mal eine Behauptung auf: sowohl der Artikel als auch die Kommentare gehen am eigentlichen Problem vorbei.

    Beispiel:
    Der Sonntagsgottesdienst in einer evangelischen Kirche in einem Dorf mit über 3000 Einwohnern hat eine Besucherzahl von 6 bis 12 Leuten. Eigentlich ist die Relation noch schlechter, denn in den beiden Nachbardörfern ist an diesen Sonntagen kein Gottesdienst, aber die Liebe zur Gemeinde ist auch nicht so groß, als dass die 3 bzw. 5 km Entfernung überwunden werden. Also kommen etwa 6-12 Leute von rund 8000.
    Die noch aktiven Gottesdienstbesucher beziehen ihr Bibelwissen aus dem 50 Jahre zurückliegendem Konfirmandenunterricht und dem, was gemäß Leseordnung dran ist. Da in der Kirche am Ort nur alle 3 Wochen Gottesdienst ist, bekommen sie auch nur 1/3 der Texte mit, die nach der gerade stattgefundenden Revision der Leseordnung oftmals eher unter Aspekten der erhofften Verkündigung des Feminismus oder des Umweltschutzes ausgewählt worden sind und nicht etwa unter der Frage, was eine bibelferne Gemeinde denn eigentlich hören müßte.
    Eventuellen Diskussionen über evangelikal / konservativ / fundalistisch / liberal / beliebig braucht man erst gar nicht mit den Gemeindemitgliedern zu führen, weil mangels vertiefter Schriftkenntnis darüber gar keine Unterhaltung möglich wäre. Mit ein wenig Schriftkenntnis könnte man die Leute in alle Richtung hin manipulieren, was ja wohl in einigen Kirchen gerne ausgenutzt wird, um links-/grüne Positionen unter dem Deckmäntelchen der Schrift an die Gottesdienstbesucher zu adressieren.

    In einem Plausch nach dem Gottesdienst zeigt sich der Pfarrer (ein bibeltreuer Verkündiger) etwas frustriert, gleichermaßen etwas betroffen, weil in der Woche die Eltern eines Konfirmanden erklärt haben, dass sie so gar nicht wüßten, was da eigentlich in der Kirche gelehrt wird, wofür die Feste wie Pfingsten usw. stehen, also typische Ahnungslosigkeit eines Kirchensteuerzahlerehepaars, das nur deshalb nicht aus der Kirche austritt, weil Familienfeste wie Taufe, Konfirmation, Hochzeit und Beerdigung zum eingeübten folkloristischen Brauchtum gehören.
    In den drei Gemeinden gibt es keine Bibelkreise, Hauskreise o.ä.. Pfarrers Gesprächspartner bei dieser Unterhaltung weiß, dass man zwei Leute für die Leitung eines solchen Kreises benötigt und bietet seine Mithilfe an, alldieweil der Gemeindekirchenrat ja nun weniger nach biblischen Kriterien als denn nach Sympathie und Organisationstalent gewählt worden ist.

    Und nun sind wir mal gespannt, ob etwas in dieser Richtung zustande kommt. Hier wären aktuell noch die Voraussetzungen gegeben, in vielen Kirchengemeinden ist nicht einmal das mehr drin.

    Und nun zurück zum Artikel: er ist aus der Sicht des Elfenbeimturms geschrieben, ist durchaus wichtig und richtig, aber er betrifft vielleicht mal gerade 2% aller Getauften und geht an der Lebenswirklichkeit der Flächengemeinden vorbei. „Lasst uns Häuser bauen“ setzt voraus, dass es noch genügend Nehemias gibt.

    1. Danke für die Anmerkung. Tja, das ist in der Tat vielerorts die traurige Realität. Unser Land ist Pioniermissionsland geworden. Allerdings schreibe ich nicht aus dem Elfenbeinturm sondern aus einem – wohl leider eher seltenen – Beispiel von echter ebendiger Gemeindearbeit innerhalb der evangelischen Kirche. Und ich könnte heulen, wenn ich sehe, dass inzwischen aber auch in viele dieser wenigen Beispiele lebendiger Gemeindearbeit unter dem Dach der Landeskirche liberale Theologie Einzug hält.

      1. Der „Elfenbeinturm“ war etwas sehr überspitzt von mir gewählt und ich bitte dies nicht als Angriff zu verstehen. Mir ist durchaus bewußt, dass wir hinsichtlich der Gemeinden und ihren Besuchern eine hohe Bandbreite zwischen bibeltreuer und bibelfester Gemeinde bis bin zu folkloristischen Mitläufern haben, und dementsprechend auch unterschiedliche Herausforderungen für die Gemeindeleiter / Pfarrer / … Der Begriff Pioniermissionsland passt da leider ganz gut.
        Wir haben zwar regelmäßig Besucher aus bis zu 30km Entfernung in den Gottesdiensten, was einerseits ermutigend ist, andererseits verdeutlicht das angesichts der geringen Besucherzahlen, dass eine christliche Gemeinde am Ort kaum bis gar nicht mehr existent ist. Im brandenburgischen Ländle gibt es viele Dörfer, und wer darauf achtet, findet das Kirchgebäude häufig zentral in der Mitte des Dorfes gelegen, die (ehemalige) Hauptstraße links und rechts daran vorbeigeführt. Der Glaube war mal so wichtig, dass er auch optisch in das Zentrum des Dorflebens gerückt worden ist.

  8. „Wenn die Bibel keine gemeinsame Grundlage mehr ist, dann ist auch Jesus irgendwann keine gemeinsame Grundlage mehr.“

    Das Problem ist nicht die HKM (Historisch-Kritische Methode), sondern das Versagen derer, die meinen der Bibel und Jesus “ treu geblieben zu sein. Anstatt, dass sie durch den Glauben an Jesus in eine innere Verwandlung eintraten und so eine neue Welt- und Menschenkenntnis erlangten, ließen sie sich am äußeren Wort genügen und hofften, dass das, was Jesus an ihnen nicht fertig brachte, das Abscheiden vom physischen Leben vollbringen würde. Dann, so glaubt man fälschlich, komme man in die Ewigkeit und die anderen in die „ewige Verdammnis“.
    Oder, wie es A.W. Tozer formulierte: „Alles, was heutzutage erforderlich ist, einen Menschen zu einem Christen zu machen, ist eine gedanklich theologische Zustimmung zu einer Lehre. Eine solche Zustimmung nennt man dann Glauben, und sie hält man für den einzigen Unterschied zwischen dem geretteten und dem verlorenen Menschen.“
    Das ist ein evangelikales fake-Christentum.
    Er fährt fort: „Ich kenne große Gemeinden, in denen heute mit Eifer gelehrt wird, die einzige wesentliche Voraussetzung, in den Himmel zu gelangen, bestehe darin, ein schlechter und sündiger Mensch zu sein, der einzige Hinderungsgrund zur Erlangung der göttlichen Gunst sei es entsprechend, ein guter Mensch zu sein.“ „Ein Christ“, so verkünden diese Lehrer, „ist in moralischer Hinsicht nicht besser als irgendein Sünder; der einzige Unterschied besteht darin, dass er Jesus angenommen hat und dadurch errettet ist.“
    Mit Recht fragt er, wovon solche „Christen“ errettet seien? – „Ist die Rechtfertigung vergangener Fehler alles, was einen Christen von einem Sünder unterscheidet? Kann ein Mensch zum Glauben an Jesus Christus kommen, ohne dadurch besser zu werden, als er vorher war? Bietet das Evangelium uns nichts anderes als einen geschickten Advokaten, der es am Tage des Gerichtes fertigbringen wird, uns von der Anklage freizubekommen?“ Er antwortet mit einem klaren „Nein“: „ein Sünder kann nicht in das Reich Gottes eingehen!“
    Seit Jahrzehnten arbeite ich an der Gesundung des christlichen Glaubens, an einer gesunden Theologie. Wer deshalb das Evangelium, so, wie es von Jesus und den Aposteln gemeint ist, kennenlernen will, ist auf meinen Blog eingeladen:
    https://manfredreichelt.wordpress.com/2017/08/08/sind-der-schmale-weg-und-die-enge-pforte-noch-von-bedeutung/

    1. Ich stimme zu: Wenn Erlösung nur Vergebung der Schuld aufgrund der Zustimmung zum richtigen Dogma bedeutet, dann ist das biblische Evangelium völlig entleert worden. Deshalb ist mir beides wichtig: Das Vertrauen in Gottes Wort und die gelebte Liebe zu Jesus Christus. Beides zusammen hat eine erneuernde, heiligende Kraft.

  9. Gut an ihrem Befund finde ich, dass Sie den Zustand des Menschen/seine Natur gegenüber seinen Tatsünden nicht vernachlässigen.

    Auch für mein Empfinden muss eine Erlösungslehre eine Lösung für die gefallene Natur des Menschen liefern. Die klassische Sühnetod-Theologie liefert nur eine Erklärung, wie Gott es schaffe, Sünden endgültig zu tilgen. Wenn aber das Problem nicht ist, dass Gott keine Sünden vergeben kann, sondern dass er uns ständig vergeben muss wegen unseres Zustands – dann ist das Ergebnis der klassischen Sühnetodlehre geradezu lächerlich im Hinblick auf das eigentliche Problem des Menschen.
    Meine Ansatz finden Sie hier: https://churchinbalance.de/vorschlag-eines-suehnetodmodells/. (Ich lasse diesen derzeit von verschiedenen Autoren und Theologen prüfen.)

  10. @toblog
    Die Erlösungslehre hat doch DIE Lösung für die gefallene Natur. Nur nehmen wir Menschen die Erlösung in aller Regel nicht voll an, sondern befassen uns zumeist mit den Folgen der gefallenen Natur, also den einzelnen verschiedenen Sünden und suchen dabei die Vergebung Gottes und bekommen sie auch, wenn es uns ernst ist. Die alte Natur bleibt aber dabei die gleiche und wird höchstens ab und an infrage gestellt, aber nicht gänzlich gewandelt und in Christus verwandelt. Es ist aber doch nicht so, dass man darüber nichts wüsste, denn einige Christen wie ein Tersteegen und auch andere haben darüber genug geschrieben. Das Fleisch des Menschen muss auch verwandelt werden und am Ende verklärt werden (siehe Lukas 11,34 ff.) Erst dann hat der Mensch sein Ziel aus Gottes Sicht in diesem Leben erreicht. Wenn das nur sehr wenige Christen erreichen liegt das in erster Linie an der unzureichenden Hingabe an Christus.

    1. Ja, natürlich. Ich meinte eine Kreuzestheologie, die hauptsächlich auf die Tatsünden und weniger auf das Zustandekommen des neuen Menschen abhebt. (Ich komme ursprünglich aus einer pietistischen Richtung, für die die Durchheiligung total im Fokus steht.)

  11. Oh schade, Rolf
    Dich hätte ich gerne mal in der Realität kennengelernt, denn ich war auch da.
    Wir hätten viel zu plaudern gehabt.
    Jazzico habe ich gesehen, mit dem kann man auch gut plaudern.
    Und ich habe mich gefreut Markus Till zu begrüßen.

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