Simson – Für uns

Ein Artikel von Ed Welch. Übersetzung von Viktor Zander. Download als .pdf

Bei einigen Geschichten des Alten Testaments fällt es schwer, bedeutungsvolle Weisheit daraus zu schöpfen – eine Weisheit, welche die Art unseres Gebets prägt. Es braucht Zeit, vielleicht ein oder zwei Gespräche. Und wer hat für so etwas Zeit, wenn man versucht, in einem Jahr die Bibel durchzulesen?

Als ich vor kurzem zur Erzählung über Simson kam (Ri. 13-16), wurde mir deutlich, dass ich zwar zufrieden damit war, neue Einzelheiten zu erkennen und neue Verbindungen zu knüpfen. Die Geschichte hatte jedoch keinen Berührungspunkt mit meinem Gebetsleben. Also versuchte ich, es langsamer anzugehen. Das machte aber alles nur noch schlimmer.  Simson taucht am Ende des Richter-Buches auf und die Geschichten werden im Lauf des Buches immer verkommener. Sein Vater Manoah kommt als Stümper daher. Simsons erste Worte drehen sich darum, was er sah und was er begehrte: Er begehrte eine Frau der Philister, gegen den dringenden Rat seiner Eltern. „Diese nimm mir“ forderte er, „denn sie ist in meinen Augen die Richtige!“ (14,3; rev. Elb.) In meinen Augen das Richtige, oder in Gottes Augen das Richtige – das ist im ganzen Buch ein vorherrschendes Motiv – Simson ist dabei die Kopie eines Menschen, der dem nachjagt, was in seinen Augen das Richtige ist. Das nimmt die Ereignisse voller Gier, Dummheit und Rache vorweg, die im Verlauf folgen. Simson macht seinem eigenen Volk das Leben so schwer, dass es ihn dem Feind ausliefert. Selbst sein letzter Kraftakt war ein Racheakt gegenüber den Philistern, die ihm die Augen ausgestochen hatten (was für ein treffendes und ironisches Gericht über jemanden, der alles das wollte, was er sah). Schließlich waren auch seine Wortspiele und Rätsel kindisch. Nichts Heldenhaftes zu finden.

Welche Weisheit liegt in dieser Geschichte? Ich beginne mal mit einer offensichtlichen Anwendung. „Diese Dinge aber sind als Vorbilder für uns geschehen, damit wir nicht nach Bösem gierig sind, wie jene gierig waren“ (1Kor 10,6; rev. Elb.). Simson ist ein Mensch wie ich, und voller Gnade offenbart Gott in ihm die Neigungen des Herzens. Meine Frau könnte Simson-ähnliche Geschichten über mich erzählen, bis auf die Muskelkraft. Und doch schaut sie in ihrer Geduld und Güte darüber hinweg. Da meine Probleme ebenfalls mit „der Begierde des Fleisches und der Begierde der Augen und dem Hochmut des Lebens“ (1Jo 2,16; rev. Elb.) beginnen, kann ich beten:

„Vater, ich danke dir, dass du mir deinen Geist gegeben hast, der meine Augen öffnet, damit ich mein eigenes Herz nun ein wenig klarer erkennen kann. Ich bekenne dir, dass ich in meinen eigenen Augen immer noch richtig liegen kann. Ich bin ein einziges Chaos. Bitte gib mir mehr vom Licht deines Wortes.“

Die nächste Anwendung erfordert weitere Grabungen. Der Schreiber des Hebräerbriefs stellt Simson als ein Beispiel für den Glauben heraus (Heb 11,32). Anders gesagt: Er hat etwas gefunden, was ich nicht gefunden habe. Also halte ich Ausschau nach Simsons Abhängigkeit vom Herrn … und siehe da! Nach einem ungewöhnlichen Zwischenfall, in dem ein Kieferknochen eine Rolle spielt, schreit er in seinem darauffolgenden Durst zum Herrn (15,18). Das scheint nicht sehr beeindruckend zu sein, aber niemand schreit als natürliche Reaktion zum Herrn – das zu tun, ist ein Beweis für den Glauben. Er schrie wieder zum Herrn, als er im Tempel der Philister gefesselt dastand. „Herr, HERR! Denke doch an mich und stärke mich doch nur diesmal noch“ (16,28; rev. Elb.). Simson brauchte seinen Gott.

Nun wird Simson für mich zu einem Leuchtfeuer. Er war bedürftig, und ließ den Herrn seine Bedürfnisse wissen. Das ist die Saat des Glaubens. In den Augen Gottes, der alle hört, die ihn anrufen, verdient das Lob. Er ist der Gott „ganzer Langmut“ (1Tim 1,16; rev. Elb.). Seine Verheißungen an uns sind in Jesus gesichert worden und er ist treu, wenn wir untreu sind. Deshalb kann ich beten:

„Vater, du bist so geduldig mit mir. Sogar heute erkenne ich, dass ich mich in härtere Arbeit geflüchtet habe und mir einen Haufen Sorgen gemacht habe, anstatt einfach mit dir zu reden. Simson scheint mir weit voraus zu sein. Danke, dass du mir wieder zeigst, dass es einen großen Unterschied gibt zwischen Stress und dem Gespräch mit dir in meiner Bedürftigkeit. Jetzt kann ich sagen: ‚Was mich angeht, ich bin arm und bedürftig, aber der Herr denkt an mich.‘ Danke.“

Und noch etwas.

„Herr, Gott, wer bist du, dass du so geduldig bist? Dass du uns liebst, obwohl Sünde und Glaube Seite an Seite in uns vorhanden sind? Dass du mich und meine Brüder und Schwestern in Jesus gebrauchst, um dein Reich aufzurichten? Deine Wege sind höher als meine Wege. Dich alleine bete ich an!“

Und du? Wie setzt sich die Schrift in deinem Herzen fest und bringt dir mehr Leben? Ich habe lange Zeit die bewundert, die Tagebuch führen, weil das nicht meine Gewohnheit ist. Zu viel Arbeit. Aber zumindest darf ich nach jedem Lesen die Schrift beten.


English: This translation is copyrighted © 2020 by the Christian Counseling & Educational Foundation (CCEF). The original article entitled Samson: For Us  Copyright © 2020, was written by Ed Welch and is available at the ccef.org website. All content is protected by copyright and may not be reproduced in any manner without written permission from CCEF. For more information on classes, materials, speaking events, distance education, and other services, please visit www.ccef.org.

Translated in full with permission from the Christian Counseling & Educational Foundation (CCEF) by Viktor Zander for glaubend.de in Koenigsfeld, Germany. Sole responsibility of the translation rests with the translator – glaubend.de.

Deutsch: Dieser Artikel ist urheberrechtlich geschützt durch die Christian Counseling & Educational Foundation (CCEF) © 2020. Der Original Artikel lautet Samson: For Us, Copyright © 2019 und wurde von Ed Welch am 27.01.2020 auf der ccef.org Homepage veröffentlicht. Jeglicher Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf in keiner Weise ohne schriftliche Erlaubnis von CCEF verwendet werden. Für weitere Informationen über Materialien, Veranstaltungen, Lehrinhalte und Vorlesungen besuchen Sie bitte www.ccef.org

Vollständig übersetzt mit Erlaubnis der Christian Counseling & Educational Fundation (CCEF) von Viktor Zander für glaubend.de in Königsfeld, Deutschland. Die völlige Verantwortung für die Übersetzung liegt beim Übersetzer und bei Glaubend.de.

 

Über Sergej Pauli

Hallo, ich bin Sergej Pauli, Jahrgang 1989 und wohne in Königsfeld im Schwarzwald. Ich bin Ingenieur, verheiratet, habe vier Kinder. Diesen Blog möchte ich nutzen, um über das Wort Gottes und seine durchdringende Wirkung bis in unsere Zeit zu schreiben. Hast du bestimmte Fragen oder Anliegen, dann scheue dich nicht, mich zu kontaktieren. Hast du bestimmte Fragen oder Anliegen, dann scheue dich nicht, mich zu kontaktieren.

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