Mein persönlicher Jahresrückblick

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Der Blick zurück auf das vergangenen Jahr löst bei mir ein merkwürdiges Gefühl aus. In letzten Blogbeitrag habe ich die Hoffnung geäußert, dass sich mein Glaube in Zeiten von Corona festigt, da das innere Leben und die Glaubenskultur einer Familie durch die Umstände neu in den Fokus geraten. Sechs Monate später stelle ich fest: Mein Vorhaben ist gescheitert.

Statt blühender Landschaften hat sich ein seltsam dumpfes Gefühl in meinem Innern ausgebreitet, das an vielen Tagen wie Mehltau über den Wiesen und Weiden meines Herzens zu liegen scheint. Höchste Zeit für eine Bestandsaufnahme.

Lieblingszitat

In einem Artikel meines Freundes Rainer Harter habe ich folgendes Zitat in Zusammenhang mit dem Scheitern geistlicher Leiter gelesen:

„Führe ein geheimes Leben mit Gott, anstelle eines öffentlichkeitswirksamen oder sogar eines Doppellebens. Egal, ob du ein erfolgreicher Leiter bist oder nicht, deine einzige Chance ist die Nähe Gottes.“

Ich bin es gewohnt, ein geheimes Leben mit Gott zu führen und eigentlich bietet die Pandemie mit viel Zeit in häuslicher Gemeinschaft Gelegenheit genug, Zeit in der Nähe Gottes zu verbringen. Nichts jedoch ist stärker umkämpft.

Lieblingsbuch

In You are what you love spricht James K.A. Smith über die Kraft unserer Gewohnheiten im Hinblick auf unser geistliches Leben. Ich merke, wie Vieles meine Aufmerksamkeit beansprucht. Verschiedenem schenke ich mein Herz und damit meine Liebe. Die Ablenkungen sind Legion; berufliche, familiäre und mediale Beanspruchungen führen zu einem Leben, das einer permanenten Re-Fokussierung auf Christus bedarf. Es ist nicht leicht, in diesen Zeiten die Liebe zu Christus heiß zu halten.

  • Gebet und Bibellese konkurrieren mit Netflix und Co.
  • Geistliche Gemeinschaften werden Zoom-begrenzt.
  • Online-Gottesdienste degradieren zur Beliebigkeit herkömmlichen Fernsehkonsums.

Diese Entwicklung konnte ich auch bei mir beobachten. Sie hat zu eben diesem Gefühl der inneren Taubheit geführt. Meine geistlichen Sinne sind stumpf geworden, der Geschmack an Jesus ist gewichen.

Geistlicher Geschmacksverlust als Merkmal einer Corona-Infektion? Ich selbst war Covid 19 positiv.

Besonders fällt es mir auf, wenn ich ins Gebetshaus komme, an den Ort der Ruhe und Abgeschiedenheit für Gott. Eine große Sehnsucht überkommt mich nach Unmittelbarkeit, Echtheit und Feuer einer ersten Liebe. Ich merke schnell: Es muss mehr geben als das alltägliche Einerlei und die Routine mühsamer Stille-Zeit-Momente im Tagesablauf. Auch gute Gewohnheiten täuschen nicht über mangelndes Leben hinweg.

Neben viel Erreichtem – das Gebetshaus wurde umgebaut und neu eröffnet, Familie und Beruf sind ohne Blessuren durch die Pandemie gekommen – hat mein Herz Federn lassen müssen. Die Chance des zwangsverordneten häuslichen Lebens zur Revitalisierung des Glaubens ist vertan. Somit stellt sich für mich im ausgehenden Jahr nicht die Frage nach Sinn oder Unsinn einer Pandemie, sondern ganz einfach die Frage nach meiner persönlichen Beziehung zu Gott. „Wo bist du?“, fragt er am Anfang der Menschheit. Diese Frage trifft mich.

Ich habe mich verloren, bin gewandert, absichtslos zwar, aber habe mich entfernt vom Zentrum meines Glaubens, welches das Herz Jesu ist.

Ich habe zugelassen, dass durch Nicht-Gebrauch die Waffen meiner Liebe und Hingabe stumpf geworden sind. Die Liebe ist erkaltet.

Trotzdem besteht jetzt meine Aufgabe nicht darin, Ursachenforschung für ein verkorkstes Jahr zu betreiben, sondern mein Herz zurückzubringen in die Gegenwart Gottes, wie es Franz v. Sales in seinem bekannten Aphorismus ausdrückt.

Meine einzige Chance, Jesus zu lieben, besteht darin, in seiner Nähe zu sein.

Dies mag wenig aufregend klingen, ist jedoch das Gebot der Stunde und vielleicht mein Vorsatz für das neue Jahr.

Wenn mein Glaube eine Chance haben will und mein Herz Feuer fangen soll, dann nur in der Gegenwart Gottes. Dort beginnt ER sein Werk des Glaubens ins mir. Ich setze mein Vertrauen auf das, was Gott sagt: „Naht euch zu mir, so nahe ich mich euch.“ (Jakobus 4,8)
Und so besteht meine Hoffnung für das neue Jahr nicht in großen Taten, sondern in kleinen Taten, die eine große Hoffnung in sich tragen: Ich will auch im neuen Jahr Gott meine Zeit schenken. Ich will mit leeren Händen und vollem Kopf in seine Nähe kommen und erwarten, dass seine Gegenwart mein Herz zum Glühen bringt.

Bildnachweis: Bild von Fabian Kozdon on Unsplash

Dieser Blog-Beitrag von Frank Laffin erschien zuerst auf Glaubensschritte . Lies hier den Original-Artikel "Mein persönlicher Jahresrückblick".

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