Warum das Bibelverständnis so weitreichende Konsequenzen hat

Der nachfolgende Text ist ein Transskript des Vortrags, den Pfarrer Johannes Röskamp am 9.12.2022 beim Allianz-Symposium “Verbindende Glaubensschätze – Wie gelingt Einheit in Vielfalt” in Bad Blankenburg gehalten hat. Der Text wurde an einigen Stellen leicht angepasst, um das gesprochene Wort in eine gut lesbare Schriftsprache zu bringen. Er wird mit freundlicher Genehmigung von Johannes Röskamp veröffentlicht.

Der Titel für meinen Impuls lautet: „Warum das Bibelverständnis so weitreichende Konsequenzen hat“. Ich muss gestehen: Als ich gefragt wurde, ob ich das machen könnte, da war ich zuerst ziemlich zögerlich. Ich wusste: Hier werden viele bekannte Leute sein mit langjähriger Leitungserfahrung, dazu akademische Theologen mit internationalem Ruf. Da habe ich gedacht: Und ich als kleiner Gemeindepfarrer aus einer kleinen landeskirchlichen Gemeinde in Minden? Kein Mensch weiß, wo das liegt! Klar, ich bin auch Theologe, ich habe Theologie studiert. Ich habe das auch gerne gemacht. Aber mir war schon mein ganzes Studium lang klar: Ich will in die Praxis! Ich will Pastor werden. Ich will meine Kraft und meine Zeit dafür einsetzen, die gute Botschaft von Jesus Christus zu den Menschen zu bringen. Ich will das, was ich von Jesus verstanden habe, an andere weitergeben. Ich will evangelistisch tätig sein unter Menschen, die Jesus noch nicht glauben. Ich will Ihnen die Schönheit, die Liebe Christi vor Augen malen. Und ich will gemeinsam mit Ihnen Jesus immer tiefer kennenlernen, ihm immer besser nachfolgen. Ich will das, weil ich mit 17 Jahren selbst am eigenen Leib erfahren habe, wie sich das ganze Leben verändert, wie alles neu wird, wenn ich die Liebe von Jesus mit Kopf und Herz begreife. Und seitdem bin ich zutiefst davon überzeugt: Es gibt nichts Schöneres, es gibt nichts Lohnenderes, als dieser Liebe Christi mein Leben hinzugeben und mit ihm zusammen unterwegs zu sein. Dafür möchte ich leben. Dafür möchte ich arbeiten, solange ich kann. Was ich nie wollte, war: Promovieren. In die theologische Forschung gehen. Zu Symposien fahren. Mich an theologischen Debatten beteiligen.

Trotzdem bin ich heute hier und ich spreche heute zu euch über ein zutiefst theologisches Thema, nämlich über das Schriftverständnis. Warum mache ich das? Weil ich überzeugt bin: Bei der Frage, wie wir die Bibel eigentlich verstehen, geht es um alles. Ich glaube, es geht um nicht weniger als die Grundlage für das, was ich gerne mit Liebe und mit Leidenschaft tue und auch weiterhin tun will. Wie wir die Bibel lesen, wie wir sie verstehen, das ist nicht zweitrangig, das ist kein Randthema. Das ist nicht eine Geschmacksfrage wie die Frage nach liturgischen Formen. Es ist nicht so wie die Frage nach der Präsenz Christi im Abendmahl, bei der wir uns darauf verständigt haben, dass man das als zweitrangig ansehen kann. Oder die Frage nach der Taufe von Unmündigen. Nein, wie wir die Bibel verstehen, das hat fundamentale Auswirkungen.

Ich will ausdrücklich dazu sagen: Damit meine ich nicht jede einzelne Detailfrage des Schriftverständnisses. Ich glaube, wir brauchen keine Einheit bis in die letzte Verästelung der Inspirationslehre hinein. Aber ich glaube doch, dass mindestens eine Frage beim Schriftverständnis entscheidend ist. Theologen haben ja oft ein wenig Bauchschmerzen damit, wenn Sachen zu sehr vereinfacht werden. Ich habe mich entschieden: Ich traue mich das trotzdem heute, weil ich denke, dass es wichtig ist, das klar zu benennen: Ich glaube, dass es beim Schriftverständnis am Ende auf eine Frage entscheidend ankommt und die heißt: Ist die Bibel Gottes Wort an uns? Oder enthält sie nur Gottes Wort – und das müssen wir dann irgendwie identifizieren und freilegen.

Mir ist klar, dass es beim Schriftverständnis noch um viel mehr geht, dass da noch viel mehr Themen dranhängen, dass es da Einzelfragen gibt und Differenzierungen. Mir ist auch klar: Wenn man diese eine Frage beantwortet, sind anschließend nicht alle Probleme gelöst. Aber ich bin überzeugt:

Wenn wir beieinander bleiben wollen, dann brauchen wir mindestens in dieser einen Frage Einheit und Übereinstimmung miteinander: Ist die Bibel göttliche Rede an uns in menschlichen Worten oder ist die Bibel nur menschliche Rede über Gott, die Gott dann vielleicht in seiner Güte hier und da gebraucht, um sein Wort da mit hinein zu legen? Ist die Bibel Gottes Wort oder enthält sie nur Gottes Wort? Das ist aus meiner Sicht die eine hermeneutische Bruchlinie, die ganz entscheidend ist.

Und ich sage das als Landeskirchler aus leidvoller Erfahrung, dass das tatsächlich eine entscheidende Bruchlinie ist. Und ich werde nachher gleich noch ein etwas mehr dazu sagen, welche Auswirkungen und Konsequenzen das hat.

Und ich sage auch: Ich sehe mit großer Sorge, dass diese Frage auch in unseren Kreisen, auch in evangelikalen Kontexten, nicht mehr wirklich in jeder Hinsicht klar ist, nicht mehr so eindeutig, wie das vielleicht einmal gewesen ist. Ich weiß, dass mir jetzt manche direkt entgegenhalten würden: Johannes, so wichtig, wie du sagst, ist die Bibel doch auch wieder nicht. Das ist ja kein Papst aus Papier. Unsere Mitte ist doch bitte kein Buch, sondern unsere Mitte ist doch Jesus Christus. Und ja, natürlich ist Christus unsere Mitte. Natürlich ist er das eine Wort Gottes. Selbstverständlich. Aber gerade mein Verhältnis zu Christus hängt doch daran, wie ich die Bibel lese und verstehe. Woher kenne ich denn Christus und sein Wort überhaupt, wenn nicht aus der Bibel? Die Bibel ist die Quelle für alles, was wir überhaupt über Gott, über Jesus Christus und auch über uns als Menschen wissen und sagen können. „Sola scriptura“ hat Luther gesagt. Allein aus der Schrift haben wir Kenntnis von Christus und kennen wir überhaupt nur sein Evangelium. Und deshalb ist die Frage, wie wir die Bibel verstehen, so fundamental wichtig.

In meiner Landeskirche erlebe ich das immer wieder, dass das Schriftverständnis unklar ist, dass es da keine Einigkeit gibt. Und ich erlebe, dass das ganz praktische Konsequenzen und Auswirkungen hat. Und ich möchte euch das gerne anhand von zwei Beispielen zeigen:

Ich kann mich sehr gut daran erinnern, wie mir dieser tiefe Graben zum ersten Mal bewusst geworden ist, der sich auftut und uns trennt, wenn wir die Bibel so fundamental unterschiedlich lesen. Und zwar war das im Studium. Ich hatte einen Kommilitonen, mit dem ich mich wirklich gut verstanden habe. Wir haben oft etwas zusammen unternommen. Es war ein schönes, freundschaftliches Verhältnis, das wir zueinander hatten. Eines Tages waren wir zusammen zu Fuß auf dem Rückweg von der Uni in unser Wohnheim. Ich weiß das noch wie heute. Wir kamen ins Gespräch über solche Fragen wie: Ist der Mensch im Kern gut oder schlecht? Kann man das so sagen, dass Alle Sünder sind? Brauchen wir tatsächlich Jesus für unsere Erlösung? Darüber kamen wir ins Gespräch. Und aus meiner Sicht war das alles völlig eindeutig. Ich bin auch heute noch davon überzeugt, dass es dazu unzählige Belegstellen gibt. Ich kann jetzt gar nicht alle aufführen, nur eine einzige: In Römer 3, 12 schreibt Paulus: „Alle sind abgewichen, sie sind allesamt verdorben. Da ist keiner, der Gutes tut, auch nicht einer.“ Das war für mich klar. Auch dass wir Jesus brauchen, um gerettet zu werden und um zu Gott kommen zu können, fand ich ganz eindeutig. Schließlich sagt Jesus ja selber diesen berühmten Satz, den ihr alle schon 100.000 Mal gehört habt. In Johannes 14, 6 sagt Jesus: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand – sagt er – niemand kommt zum Vater, es sei denn durch mich. Für mich war das alles in diesem Gespräch so klar und so eindeutig aus einem Grund: Weil die Bibel da klar und eindeutig formuliert! Nur für meinen Kollegen war das gar nicht so klar. Er war da völlig anderer Meinung. Er sagte: Nein, der Mensch ist eigentlich gut und es sind die gesellschaftlichen Umstände, die ihn schlecht handeln lassen. Und der Tod Jesu ist nicht wirklich heilsnotwendig. Ihr kennt das wahrscheinlich alles. Was mich so schockiert und so betroffen gemacht hat, war nicht so sehr, dass wir unterschiedliche Ansichten und Meinungen hatten. Das gibt es unter Menschen. Aber was mich wirklich betroffen gemacht hat war, dass mir im Laufe dieser Diskussion klar wurde: Wir haben gar keine gemeinsame Gesprächsbasis mehr! Denn immer, wenn ich ein biblisch begründetes Argument brachte, dann wischte er das vom Tisch, weil er meinte: Ja, das steht da zwar, aber das ist ja nur eine zeitgebundene menschliche Meinung von Paulus oder von Johannes oder von wem auch immer. Und selbst wenn ich Aussagen brachte, die laut dem biblischen Text von Jesus selber sind, dann ist das doch nachösterliche Gemeindebildung und damit zweitrangig. Das zählt nicht. Und so ging das bei jedem einzelnen Punkt. So ging es bei jedem einzelnen Bibelvers, der nicht zu seinen Überzeugungen passte. Die biblischen Aussagen waren für ihn immer nur menschliche Meinungen, die man auch ganz anders sehen kann. Und die waren aus seiner Sicht jedenfalls nicht dazu geeignet, herauszufinden, was Gott denkt über dieses oder jenes Thema.

Und je länger dieses Gespräch ging, desto frustrierter und desto verzweifelter wurde ich, weil ich gemerkt habe: Das ist ein Freund und ein Theologe wie ich. Aber für ihn ist die Bibel gar nicht die letzte Autorität in Glaubensfragen, sondern eine Sammlung von menschlichen Aussagen über Gott. Und die kann man auch ganz anders beurteilen. Und da habe ich kapiert:

Wenn wir die Bibel so unterschiedlich ansehen, dann haben wir keine Basis mehr, auf der wir uns geistlich noch miteinander verständigen könnten.

Wir können dann zwar kommunizieren. Wir können uns auch hier treffen zu solchen Symposien oder Veranstaltungen. Aber wir können dann eigentlich nicht mehr wirklich miteinander reden, weil wir von vollkommen unterschiedlichen Voraussetzungen ausgehen auf geistlicher Ebene.

Genauso erlebe ich das auch – und das ist mein zweites Beispiel – in der Debatte um biblische Sexualethik, die uns seit Jahrzehnten beschäftigt. Ich bin kein großer Fan davon, ständig über Homosexualität, über gleichgeschlechtliche Ehen und neuerdings Genderdiversität zu reden. Das ist echt nicht mein Lieblingsthema. Aber ich kann es uns auch nicht ganz ersparen, weil ich die ganze Diskussion darum seit Jahren so erlebe, dass es zum Beispiel bei der Frage zur Bewertung der „Ehe für alle“ im Kern eigentlich nie wirklich um Sexualethik ging. Es ist im tiefsten Kern eine hermeneutische Frage. Es ging schon immer darum, wie wir eigentlich die Bibel lesen und sie verstehen.

Oft wird ja gerade denjenigen, die eher eine traditionelle christliche Sexualethik vertreten, vorgeworfen: Ihr nehmt ein biblisches Randthema, das ganz wenig Bedeutung in der Bibel hat, und stellt das so in den Mittelpunkt. Und ja, es ist richtig, dass Homosexualität und auch Gender von der von der reinen Häufigkeit her keine Hauptthemen der Bibel sind, das ist ganz klar. Aber: Es gibt eben Stellen, die dazu etwas sagen. Und es ist auch nicht bloß eine einzige oder zwei. Es gibt relevante biblische Aussagen dazu! Sogar die EKD hat 1996 noch eine Handreichung veröffentlicht, in der festgehalten wird, dass – wörtliches Zitat – es keine biblischen Aussagen gibt, die Homosexualität in eine positive Beziehung zum Willen Gottes setzen. Wenn die EKD das tut, dann muss dieser exegetische Befund echt eindeutig sein. Und dann ist aus meiner Sicht nur noch die schlichte Frage: Betrachten wir die Bibel als Gottes Wort? Lassen wir uns das sagen und gestehen ihr dann auch entsprechendes Gewicht zu, uns das auch sagen zu dürfen? Oder halten wir sie prinzipiell für Menschenwort und nehmen uns deshalb heraus, auch gegen den Wortlaut der Bibel anzuargumentieren?

Wie trennend das ist, wenn man das macht, das habe ich gerade erst kürzlich wieder erlebt. Wir haben bei uns im Kirchenkreis in Minden so ein kleines Werk für überregionale Jugendarbeit. Da sind vier Hauptamtliche, die die Jugendarbeit in den Gemeinden vor Ort unterstützen sollen. Und diese Hauptamtlichen sind tolle Leute, wirklich engagierte Menschen mit einem ganz großen Herzen, mit einer großen Liebe zu den Jugendlichen. Ich arbeite sehr gerne mit ihnen zusammen. Als Pfarrer bin ich in einem kirchlichen Ausschuss, der diese Arbeit „beaufsichtigen“ und begleiten soll. Und mit diesem Gremium haben wir neulich einen Klausurtag gehabt. An einem Samstag haben wir zusammengesessen. Unter anderem ging es um das Thema Genderdiversität in der Jugendarbeit. Das Thema hieß: Was sagt die Bibel zum Thema Gender? Gibt es mehr als zwei Geschlechter? Der erste Programmpunkt dieses Tages sollte eine biblische Einordnung zu dem Thema sein. Da habe ich gedacht: Das ist doch klasse, dass wir als Christen als allererstes nicht auf Psychologie oder auf gesellschaftliche Trends schauen, sondern dass wir gemeinsam in Gottes Wort schauen. Und dann waren zwei Pfarrer gebeten worden, jeweils 20 Minuten dazu etwas zu sagen aus verschiedenen Perspektiven. Der eine davon war ich. Ich sollte etwas aus der traditionellen Perspektive dazu sagen. Und dann war da ein Kollege, der vertrat eine liberaltheologische Sicht. Zwischenmenschlich war das super. Das lief alles sehr angenehm ab. Es war ganz fair, eine ganz gute Atmosphäre. Aber es war trotzdem für mich am Ende unglaublich frustrierend. Denn am Ende standen unsere beiden Kurzreferate nebeneinander im Raum. Und dann passierte: Nichts. Es passierte nichts! Man sagte uns höflich „Dankeschön“ für unsere Mühe, die wir uns gemacht hatten. Und dann ging es weiter in der Tagesordnung. Es gab überhaupt kein Gespräch über die Frage: Was stimmt denn jetzt eigentlich? Wir hatten zwei vollkommen unterschiedliche Referate zu ein und demselben Thema gehört und die Frage „Was ist denn jetzt richtig?“, die gab es gar nicht! Und der Grund, warum diese Frage überhaupt nicht gestellt wurde, der war für mich mit Händen zu greifen. Warum diese Frage jetzt nicht auf den Tisch kam, war ganz einfach: Es gab einfach kein gemeinsames Kriterium, nach dem man das Gehörte jetzt irgendwie hätte einordnen oder beurteilen können. Das gab es nicht. Ich hatte aus meiner Sicht relevante biblische Belege gebracht, bei denen ich der Überzeugung war, dass das zu dieser Frage etwas austrägt. Mein Kollege, der die Gegenposition hatte, hat auch Bibelstellen zitiert. Aber ganz ehrlich: Die meisten Bibelstellen zitierte er nur, um sie direkt im Anschluss als zeitgebundenes Menschenwort gleich wieder zu relativieren. Was es überhaupt nicht gab, war ein gemeinsames Verständnis darüber, dass die Bibel Gottes Wort für uns ist und wir uns deshalb gegebenenfalls auch von ihr korrigieren lassen wollen. Das gab es nicht.

Und ich glaube: Genau darum geht es eigentlich am Ende beim Bibelverständnis.

Es geht am Ende um diese Frage: Ist die Bibel Gottes Wort? Darf sie mir etwas sagen? Bin ich bereit, mich von den Aussagen der Bibel auch korrigieren zu lassen? Oder ist es anders herum? Darf ich zuallererst etwas über die Bibel sagen, was ich meine, in ihr korrigieren zu müssen?

Ich glaube, diesen Trend und diese Gefahr sehen wir im Moment auch im evangelikalen Kontext. Die sehen wir in Büchern wie „TheoLab“. Ich glaube, wir sehen sie bei Worthaus und – wie ich meine – auch zum Beispiel an manchen Stellen bei Michael Diener. Wenn die Bibel Gottes Wort an mich ist und wenn sie Autorität hat, dann werde ich mich ihrem Wort unterordnen. Darum geht es am Ende. Das ist eine Theologie der Demut. Wenn sie aber nur Gottes Wort enthält unter ganz vielen anderen Wörtern, dann werde ich mich automatisch zu einer höheren Warte irgendwie aufschwingen müssen. Denn dann muss ich ja – es geht gar nicht anders – anfangen zu urteilen, was darin denn jetzt Gottes Wort ist, das gilt. Und was ist in ihr nur zeitgebunden? Was kann ich weglassen? Was ist zu relativieren? Wenn wir das machen, dann gibt es ganz grundsätzlich nichts, was dann nicht mehr in Frage gestellt werden könnte. Glaube mir das. Ich bin Landeskirche, ich weiß das. Das zeigt uns der Blick in unsere eigene theologische Geschichte und – besonders schmerzhaft und auch zerstörerisch meiner Meinung nach – der Blick auf die Theologie meiner evangelischen Landeskirche. Da gibt es nichts mehr, was nicht in Frage gestellt werden könnte.

Wenn wir uns in der Evangelischen Allianz beim Schriftverständnis dieselbe Pluralität erlauben, wie das meine Landeskirche tut, und wenn wir sagen: Ach, weißte, Johannes, das Schriftverständnis ist so ein schwieriges und sperriges Thema, lass uns da mal nicht drüber streiten – ich glaube, dann wird die Evangelische Allianz auseinanderdriften. Beim Bibelverständnis geht es ums Ganze. Es geht darum, was wir als Christen gemeinsam glauben können, was wir gemeinsam bezeugen können, was wir gerade auch in der Evangelisation gemeinsam verkündigen können, was wir gemeinsam anbeten können.

Und das hat Auswirkungen, im Guten wie im Schlechten. Ich möchte es ausdrücklich auch positiv sagen: Wenn wir uns da einig sind, dann hat das total belebende positive Auswirkungen auf unsere geistliche Wirkkraft, die in der Bibel „Vollmacht“ heißt. Es hat Auswirkungen auf die Lebendigkeit unserer Gemeinden, auf unsere Einheit, auf unser missionarisches Zeugnis, auf die Hoffnung, die wir ausstrahlen in die Welt, auf die Ethik, nach der wir leben, auf die Standhaftigkeit, wenn uns Kritik aus der Gesellschaft entgegenschlägt, auf unsere Opferbereitschaft… auf alles!

Und deshalb ist es mir so ein Herzensanliegen, deshalb werbe ich so darum: Lasst uns an diesem einen zentralen Punkt klar bleiben! Und zwar so klar, wie es ja auch schon in der Glaubensbasis der Evangelischen Allianz formuliert ist. Da steht wörtlich: „Die Bibel ist von Gottes Geist eingegeben, zuverlässig und höchste Autorität in allen Fragen des Glaubens und der Lebensführung.“ Und ich sage von ganzem Herzen “Amen” dazu.

Dieser Blog-Beitrag von Markus Till erschien zuerst auf aufatmen in Gottes Gegenwart . Lies hier den Original-Artikel "Warum das Bibelverständnis so weitreichende Konsequenzen hat".

Über Dr. Markus Till

Evangelisch landeskirchlicher Autor, Blogger und Lobpreismusiker mit pietistischen Wurzeln und charismatischer Prägung

7 thoughts on “Warum das Bibelverständnis so weitreichende Konsequenzen hat

  1. Es gibt ein christliches Lied, das heisst etwa so:
    „Und fragst du, was ist Wahrheit, weil du im Zweifel bist, so bitte den um Klarheit, der selbst die Wahrheit ist“.
    Ich hatte wenig Bibelkenntnis, aber habe genau das gemacht, nämlich Jesus im Gebet gefragt. Das war nicht nur ein Gebet, sondern mehrere. Oft sind unsere Gebete nicht so ernst und durchdringend, dass sie erhört werden, aber wenn sie es dann sind oder werden, dann erhört der Herr sie auch.

    Also: Bibel lesen ist schön und gut, Bibel verstehen ist aber mehr. Am Verstehen, da krankt es, weil man dazu den heiligen Geist braucht, den man erbitten muss. Das verstehen viele aber nicht. Du kannst 100 Jahre Theologie studieren und hast Jesus doch nicht verstanden. Das sieht man an vielen Theologen, von denen heute nur wenige die Bibel grundlegend richtig verstehen und ihr Leben dann ändern. Man hat den Eindruck, dass man hier das Grundlegende auch nicht schreiben darf. Man hebt immer nur auf die Bibel ab, aber ohne den heiligen Geist, hat die Bibel auch keinen Sinn. Verstehst du auch, was du liesest, das ist doch die Frage.

  2. So erfrischend und wohltuend. Ja, die Bibel ist komplett Gottes Wort und wer bin ich Mensch, dass ich hier aussuche, was von Gott ist und was nicht. Vielen Dank, Johannes.

  3. Nur sich in Bekenntnisfragen und im Schriftverständnis einig sein reicht leider nicht. Da ist die Schrift sehr eindeutig was noch dazu gehört:
    Es reicht nicht nur das wörtliche Bekenntnis sondern das Tun und Umsetzen gehört auch dazu. Auch steht in der Schrift klar, dass wir uns klar von falschen Lehren abgrenzen sollen. In beiden Punkten ist die EAD nicht eindeutig. Wenn nun sogar der scheidende Vorsitzende Vetter sagt, dass ethische Themen nicht im Vordergrund sein sollen widerspricht dies genau massiv der Schrift. Dass dem aus der EAD heraus nicht widersprochen wird ist absolut unverständlich.

  4. Pfarrer Röskamp meint: „Mein Verhältnis zu Christus hängt daran wie ich die Bibel lese und verstehe. Das mag bei ihm so sein“.
    Bei mir hängt das Verhältnis davon ab wie sehr ich Jesus liebe. Das aber ist freilich Schwankungen unterworfen. Es gibt Zeiten der Trockenheit und der Begeisterung.
    Und: Die Erklärung für die Uneinigkeit der ev. Allianzmitglieder in wesentlichen Glaubensfragen ist im Rückfall mancher ins weltlich-irdische Denken zu suchen und zu finden, ganz einfach im Fleischlichen, das man erst nach und nach überwinden kann oder eben auch gar nie. Wer die Entwicklung des Christen kennt, der weiss das. Darüber ist auch schon viel geschrieben worden, aber wohl eher aber nicht in ev. Kreisen. Selbst die sog. Charismatiker sind dem unterworfen, auch wenn sie noch so sehr anders tun. Überwinder sind die auch nicht geworden in Sinne der Schrift. Da gibt es Beispiele genug.

  5. Hallo Markus,
    Stell Dir mal vor. Eine Regierung bemängelt über Jahre einen zu niedrigen Mindestlohn, immer wieder. Wenn sie gefragt wird, warum es keine Gesetzänderung gibt heisst es aus allen möglichen Gründen “ macha ka mr nix“ Genauso kommt mir das Resultat der Mitteilung zum 7 jährigen Bestehen von “ Bibel und Bekenntnis vor. Es heisst dort die Entscheidungen in Politik und Kirche sind gefallen, also „macht ka mr nix“ dabei vergessen wird aber dass Evangelikale in der EKD Synode Liberalisierungen zugestimmt oder sich enthalten haben. In der ersten Erklärung von vor 7 Jahren steht Widerstand, aber man kann keine separate Organisation gründen, also “ macha ka mr nix“. Dass nun in dem Schreiben erwähnt wird “ man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen “ und ethische Themen in dem Schreiben sehr betont werden, auf der anderen Seite aber der EAD Vorsitzende aber ethische Themen nicht im Vordergrund sieht und es dazu keine Reaktion von Bibel und Bekenntnis gibt heisst das „macha ka mr nix“. Das ist alles ein Schlag für die erwähnte n Gemeinden und Einzelpersonen, die so keinen Rückhalt bekommen, denn “ macha ka mr ja nix“

    1. Ich kann mich noch gut daran erinnern, auch wenn ich das Jahr nicht mehr weiß, wo es geschehen ist. Damals haben alle, wohlgemerkt alle, Synodalen der EKD, also auch die Vertreter der Pietisten, zugestimmt, daß in ev., Pfarrhäusern sozusagen zwei ev. homosexuelle Pfarrer zusammen leben dürfen. Jahre vorher hatte Käßmann, das etwa auch als künftiges Ziel vorgegeben, aber damals meinte sie, die Zeit sei noch nicht reif dazu, das Kirchenvolk würde das noch nicht goutieren.
      Bei uns in einer Gemeinde in Württemberg gab es einen Dekan, der den Pietisten angehörte, so meinte man jedenfalls anhand seiner Aussagen. Dieser wurde dann nach Stuttgart versetzt und wurde Prälat. Der hatte als Synodaler auch diesem einstimmigen Beschluß, den ich oben nannte, zugestimmt. Den Pietisten kann man schon seit längerer Zeit nicht mehr vertrauen. Sobald die in ein höheres Amt gewählt werden, fallen sie um wie die Kegel. Sie wollen ja keine Aussenseiter sein unter den Angepassten.

      1. Die „Fleischtöpfe Ägyptens“ haben nichts an ihrer Attraktivität verloren! Sprich: Es scheint eben für viele „Pietisten“ sicherer, einen von der Landeskirche alimentierten Pfarrer/Prediger zu haben, als durch höhere, die „Kirchensteuer“ übersteigende eigene Gemeindebeiträge, dem Wort treu folgende Verkündiger zu haben, oder sich gar in „unabhängigen“ Gemeinden/Versammlungen neu zu finden.
        Und so leiden diese lieber weiter geistliche Not!

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