
Wassilij hatte schon mit 18 so viel auf
dem Kerbholz, dass ihn die russischen Strafvollzugsbehörden zu 20
Jahren Zuchthaus verurteilten. Die schwere Strafe machte keinen
Eindruck auf ihn. Er schlug sich mit anderen und floh aus der
Haftanstalt. Man kriegt ihn wieder. Er wurde erneut eingesperrt. Er
kam in eine dreckige kleine Einzelzelle.
Seine Mutter arbeitete auf einer
staatlichen Dienststelle. Ihr Büro war gegenüber einer Gemeinde der
Baptisten in Kiew. Eines Tages kam eine der Frauen aus der Gemeinde
mit der Mutter ins Gespräch. Die schüttete ihr Herz aus. Es kam zu
einigen Begegnungen. Die Christin gab der Mutter eines Tages für den
Sohn ein Neues Testament mit. Sie versprach, für sie und den Sohn zu
beten.
Das Neue Testament verändert alles
Bei einem der wenigen Besuche konnte
die Mutter ihrem Sohn das Neue Testament geben. Der las es auch. Das
Gelesene packte ihn. Er las das Neue Testament wiederholt. Bestimmte
Passagen lernte er auswendig. Je mehr er das Gelesene auf sich wirken
ließ, desto stärker wurde ihm die Bedeutung Jesu Christi bewusst.
Eines Tages wandte er sich an den, von dem er immer wieder gelesen
hatte, sprach mit ihm, bekannte ihm sein verfehltes Leben und erbat
von ihm die Kraft für einen neuen Anfang
Eine Zeit später wurde ihm die
Gewissheit geschenkt: mir sind meine Sünden vergeben. Sein Verhalten
änderte sich. Er fluchte und tobte nicht mehr. Er war nicht mehr
aufsässig. Man konnte vernünftig mit ihm reden. Die Aufseher, die
anfänglich an einen Trick des Gefangenen dachten, merkten, dass mit
ihm tatsächlich eine Veränderung vorgegangen war. Nach einigen
Jahren setzte sich die Anstaltsleitung dafür ein, dass man ihn
vorzeitig entlassen sollte. Was keiner für möglich gehalten hatte,
tatsächlich entließ man ihn vier Jahre vor Haftende. Als
34-jähriger verließ er den Kerker.
Ein neues Leben
Am ersten Sonntag nach der
Haftentlassung besuchte er die Gemeinde, in der er die Frau wusste,
die für ihn gebetet hatte und die seiner Mutter das Neue Testament
gegeben hatte. Er bedankte sich für alle Liebe, die man ihm hatte
zuteil werden lassen. Am Ende des Gottesdienstes fragte der Pastor
nach handwerklich geschickten Leuten, die bei einem Bauvorhaben
mithelfen könnten. Wassilij meldete sich. Er leistete eine gute
Arbeit und wurde für die Gemeinde schnell zu einem gern gesehenen
und begehrten Mitarbeiter. Alle spürten das aufrichtige Bemühen des
Mannes, in der Freiheit wieder klar zukommen. Es war eine Freude ihm
zu begegnen. Sehr bald begann er sich für solche einzusetzen, die –
wie er einst – inhaftiert waren. Er besuchte Gefangene, kümmerte
sich um sie und schenkte ihnen Neue Testamente. Er wurde ein treuer
Zeuge von Jesus Christus und machte dessen Namen bekannt.
Dieser Blog-Beitrag von Horst Marquardt erschien zuerst auf Marquardts Bilanz . Lies hier den Original-Artikel "Jahrelang gefangen – lebenslang befreit".