Der mainstream und die Einsamkeit des Petrus
Die Menge hatte sich auf dem Platz versammelt. Einmal im Jahr wurde ein Verbrecher nach dem Wunsch des Volkes freigelassen. Das Volk wurde befragt, „wollt ihr, dass Barabbas freigelassen wird oder Jesus?“ Sie hatten Jesus wie einen Verbrecher festgenommen, weil er Gott als seinen Vater bezeichnet hatte. Er hatte behauptet, dass er vom Himmel gekommen sei und bereits vor Abraham gelebt habe. Wer Gott lästert, musste nach jüdischem Gesetz sterben. „Wen wollt ihr, wen soll ich freilassen? Jesus oder Barabbas?“ Pilatus wollte Jesus freilassen, denn er wusste, dass er eigentlich grundlos verhaftet worden war. Es war eine dieser typischen Neidaktionen der Talarträger, die es nicht ertragen konnten, wenn ihre Autorität in Frage gestellt wurde. Doch die Menschen hörten Jesus gerne und die Zeichen und Wunder unterstrichen seine Worte, die wundersam geheilten Menschen beendeten seine Sätze mit einem Ausrufezeichen. Pilatus fragte das Volk und das Volk schrie: „Lass Barabbas frei!“ Verlegen wegen dieser Antwort des durch die Pharisäer aufgepeitschten Volkes fragte Pilatus, was er denn mit dem schuldlosen Jesus machen solle? Sie schrien wie aus einem Mund: „Kreuzige ihn, kreuzige ihn, sein Blut komme über uns!„
Der Mob war in Fahrt geraten, die Menge tobte, die Sache war klar, bringt diesen Jesus um, der sagt, dass er der Gesandte Gottes ist, kreuzige ihn!
Petrus hörte den Mob von Weitem schreien, es gellte ihm in den Ohren. Er war irgendwann geflüchtet und fühlte sich als Versager, nichts als ein elender Versager. Die Aggressiven hatten sich zusammengefunden und die Dinge nahmen ihren Lauf. Er hatte ganz klar gesagt, als er gefragt wurde, dass er mit diesem Jesus nichts zu tun habe, dass er ihn nicht kennt. Dass er mit diesem Galliläer nichts, aber auch gar nichts zu tun habe. Die Worte kamen ihm so schnell über die Lippen und sie retteten ihm in diesem Moment seine Haut vor der Masse. Er wäre in denselben Strudel hineingezogen worden, sie hätten ihn festgenommen, sie hätten ihn vorgeführt, er hatte sich das in den schrecklichsten Bildern ausgemalt. Er entkam mit einer Lüge: „Ich kenne ihn nicht.“
Pilatus wusch seine Hände in Unschuld und sprach. „Ich habe nichts zu tun mit dem Blut dieses Gerechten.“
Die Masse tobte, während Jesus ausgepeitscht wurde, noch einmal verhört wurde, und schließlich ging es den unweigerlichen Gang zur Kreuzigung. Er musste sein Kreuz selbst tragen, an das er später angenagelt werden sollte. Es war der Weg zum Hügel Golgatha, der Schädelstätte. Hier hatten sie schon viele…
Geschwächt durch die Schläge der Soldaten brach Jesus auf der Strecke unter dem Kreuz zusammen.
Jesus und Petrus?
Petrus war sein engster Jünger gewesen, er war sein bester, sein erster, sein allereifrigster Freund, auf den er sich verlassen konnte. Auf Petrus war Verlass. Wenn irgendjemand zu begeistern war, über sich hinauswuchs, der Inbegriff von Begeisterungsfähigkeit und übermäßigem Vertrauen, dann Petrus, der geborene Anführer, Freund aller Menschen.
Der mainstream und das Versagen von Petrus.
Petrus ging abseits seinen einsamen Gang zwischen Wölfen, die heulten, er heulte, der Himmel heulte, es waren Tränen der Reue, des Leides, des Abschieds, Jesus wurde gekreuzigt, die Masse höhnte: „Wenn du Gottes Sohn bist, steig vom Kreuz runter, jetzt! Dann wollen wir an dich glauben!“
Petrus war zerknirscht, er war einsam, alleine, er war niemals so sehr alleine, so weit entfernt. Das Kreuz und Petrus waren weit voneinander entfernt.
Als Jesus tot war, zerstreuten sich die Menschen in ihre Häuser und erzählten sich die Geschichten, die sie erlebt hatten. Die Hohepriester hatten ein Zeichen gesetzt für ihre Unantastbarkeit.
Petrus war am Ende, er sollte nach dem Willen von Jesus der Anführer sein und war jetzt disqualifiziert, mental nicht zu gebrauchen, er war verbrannt.
„Ehe der Hahn kräht, wirst du mich drei mal verleugnen.“ Die Prophetie war so schnell Wirklichkeit geworden, schockierend schnell. Petrus war alleine, so allein. Jesus war tot.
Und die Volksmengen feierten ihr (Passah)fest. Man aß Lamm und feierte. Pilatus wusch seine Hände und das Volk ebenso.
Petrus empfand tiefe Reue, er hatte Jesus geliebt und dann das. Das absolute Versagen. Er wollte zurück auf Los, um noch einmal ganz von Vorne zu beginnen, aber wusste nicht wo anfangen, wo aufhören, Jesus war tot.
Bis zum dritten Tag. Die übereifrige Maria war zum Grab gelaufen und erzählte Unglaubliches. Kurze Zeit später fragte Jesus den Petrus: Hast du mich lieb?
Petrus wusste nicht wohin er schauen sollte, er flackerte und sagte: „Ja Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe.„
Jesu fragte noch einmal und noch einmal und Petrus kehrte zurück ins Leben, er war mental abgeschieden, er war zerstört, plötzlich war ihm klar, dass auch für ihn Vergebung gilt, verstehst du??
Dieser Blog-Beitrag von Rolf Oetinger erschien zuerst auf jesus-blog.de . Lies hier den Original-Artikel "Der mainstream und die Einsamkeit des Petrus".