Mit einem Krippenspiel feierte manche Gemeinde in den letzten Tagen das Fest der Geburt Christi. Eltern und Großeltern freuten sich an ihren Kindern und Enkeln. Sie sahen und hörten sie als Hirten, Weise aus dem Morgenland, als Maria und Josef und natürlich als Engel. Die wurden meist von Mädchen mit weißen Kleidern und künstlichen Flügeln gespielt (auf die allerdings von vielen inzwischen eher verzichtet wird). Mancher stolzen Mutter entfuhr ein „Ach, wie niedlich“. Schade nur, dass solche Krippenspiele zwar gut gemeint sind, aber keinen Eindruck von dem vermitteln, was sich in der heiligen Nacht in Bethlehem wirklich ereignete. „Der Engel des Herrn trat zu den Hirten und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie und sie fürchteten sich sehr“ (Lukas 2,9). Wörtlich nach dem griechischen Text heißt es hier: Sie fürchteten sich mit großer Furcht.
Zum Erschrecken
Hirten waren Männer, die es gewohnt waren, mit unerwarteten Situationen fertig zu werden. Sie hielten sich im Freien auf, Tag und Nacht, bei jedem Wetter. Wenn sich solche gestandenen Männer auf einmal fürchteten, dann muss schon etwas Außergewöhnliches geschehen sein.. Hirten genossen damals nicht das größte Ansehen. Interessant, dass Gott sich gerade ihnen zuwendet. Wie mag das gewesen sein damals? Die Nacht wird auf einmal erhellt. Es ist, als hebe sich ein Schleier. Aus der unsichtbaren Welt Gottes tritt der Engel des Herrn hervor. Er spricht in der Sprache der Hirten: „Ihr braucht euch nicht zu fürchten, denn ich bringe euch eine gute Nachricht, über die sich das ganze Volk freuen wird. Heute ist euer Retter geboren. Es ist der Messias, der Herr.“ Wer ist denn dieses “ganze Volk“? Zunächst Israel, dann aber auch das Gottesvolk aus allen Völkern und Nationen. Und worin besteht die Freude? In der Sündenvergebung und Erlösung (Matthäus 1, 21). „Wer Jesus nicht als seinen Retter will, wird die Freude nicht kennenlernen“ (G. Maier). Und dann – die Hirten werden gleichsam Schritt für Schritt vorbereitet auf den offenen Himmel – hören sie den Lobgesang der himmlischen Armee.
Der unsichtbare Vorhang hebt sich
Der Bericht von diesem überwältigenden Erlebnis macht deutlich, dass der Himmel – die Welt Gottes – offensichtlich nicht unerreichbar ist. Es begegnen sich gleichsam Himmel und Erde. Für mich ist es unvorstellbar. Das war es bis dahin für die Hirten auch. Aber nun wird ihnen bewusst, dass sie nicht träumen.
Häufiger ist in der Bibel von einen Engel, oft dem Engel des Herrn, die Rede. Jede Erscheinung ist eine Bestätigung dafür, dass es noch eine andere Welt gibt als unsere sichtbare, nämlich die unsichtbaren Welt unseres Gottes. Die besonderen und zentralen Aussagen der Bibel, besonders des Neuen Testaments erwähnen Engel, so z.B. beim leidenden Jesus im Garten Gethsemane, bei seiner Auferstehung und bei seiner Himmelfahrt, dem Hineingehen in die unsichtbare Welt Gottes. Von dieser unsichtbaren Wirklichkeit spricht auch der Apostel Paulus, wenn er auf die Ewigkeit hinweist. Er bezeugt: Wir sehen nicht nur auf das Sichtbare, sondern auch auf das Unsichtbare. Warum? Weil das Sichtbare zeitlich, das Unsichtbare aber ewig ist (vgl. 2. Korinther 4, 17-18).
Dieser Blog-Beitrag von Horst Marquardt erschien zuerst auf Marquardts Bilanz . Lies hier den Original-Artikel "Boten aus der unsichtbaren Welt".