
Wenn ich mal wieder in der Gefahr stehe, die vielen ärgerlichen, provozierenden und kaum zu ertragenden Aussagen der Bibel zu vergessen oder gleichgültig über diese drüber weg zu lesen, erinnere ich mich gerne an den reichen Kornbauer, ein Gleichnis Jesu, welches uns in Luk 12, 16-20 überliefert ist. Vielleicht ignorieren wir dieses Gleichnis auch deswegen so gerne, weil es klassische Lektüre der Sonntagsschule war. So vertraut, dass wir die Aktualität übersehen?
Ein absolut natürliches Verhalten
Zunächst frage ich mich: Jesus, was gibt es hier zu kritisieren! Gott segnet diesen Bauer übermäßig. Die Vorsehung scheint es offensichtlich gut mit ihm zu meinen. Er erwartet 100 Tonnen Getreide, erntet aber 200. Soll er das gute Essen etwa vergammeln lassen? Als ein erfahrener, fleißiger Bürger tut er schließlich nur seine Pflicht und nutzt die Gelegenheit zur Expansion.
Ich fürchte, als moderner Europäer kann man die Aktualität dieses Gleichnisses leicht übersehen: In den letzten Jahren haben wir mit der Familie ein Eigenheim gebaut, und mir ist immer wieder bewusst geworden, dass bei entsprechend höherem Verdienst auch die Ausstattung des Hauses anders ausgefallen wäre. Es wäre ein sehr natürliches, geradezu automatisches Verhalten für mich. Aus Plastikfensterrahmen währen es dann welche aus Metall geworden und auf dem Dach lägen neben Solarthermie-Platten auch welche für die Stromerzeugung. Und auf Urlaub hätten wir dann auch nicht verzichten müssen. Und falls jemand denkt, dass ich dafür Kritik ernten würde, Pustekuchen! Überhaupt niemand hätte daran etwas auszusetzen. Eher würde man anerkennd den Kopf schütteln über eine erfolgreiche, im konservativen Sprachgebrauch „gesegnete“ Karriere. Niemand, außer offensichtlich Jesus Christus.
Nun stelle ich fest, dass ich in meinem Kampf mit der Gier bei weitem nicht alleine da stehe, sondern in jedem von uns ein ganz schön großer Kornbauer drin steckt. Mit gewisser Erschütterung denken wir an einen uns bekannten Christen, der jahrelang eine prägende Persönlichkeit für unsere Familie war. Durch wundersame Vorsehung zu unerwartetem Reichtum gelangt, stürzt er sich nun von einem Luxus in den Nächsten. (Glücklicher ist er aber dadurch nicht geworden). Doch bevor wir hier auf jemand mit dem Finger zeigen: Ehrlich gesagt kenne ich kaum jemanden, der nicht so handeln würde, wie der Kornbauer.
Achte auf den Kontext
Nun könnte man meinen, dass ich hier der Geschichte mehr Gewalt antue, als zulässig, schließlich waren die Stunden des Kornbauern ja gezählt. Aber genau hier setzt die Kritik Jesu an: Vielleicht habe ich eine Finanzierung, die so weitreichend ist, dass ich sie noch „im Himmel weiterzahlen muss“? Anders ausgedrückt: wie oft planen wir so, als stünde uns ein ewiges Leben hier auf Erden bevor. Somit reihen sich die Ausführungen Jesu an dieser Stelle an die zahlreichen Betonungen, dass unser Leben vollständig von Gott abhängig ist, und wir dem Leben nicht eine Elle (also ein Stückchen) Länge hinzufügen können (Matth. 6,27). Entsprechend verweist Jesus darum eine Perspektive einzunehmen, die weiter reicht als der Horizont „unter der Sonne“. Das Gleichnis hier in Lukas wird übrigens direkt nach einer Frage nach einer gerechten Verteilung des Erbes eingefügt. Wieder ist es eher unerwarteter Wohlstand, der den Fragenden trifft. Jesu Botschaft ist aber klar: Nicht auf jeder vermeintlichen Erfolgswelle gilt es zu reiten.
Eine Prise Spott und ein knallhartes Urteil
Für diesen Hinweis bin ich Leland Ryken dankbar, welches er in seinem Werk „Jesus the Hero“ bespricht, ein Primer zu den literarischen Stilmitteln in den vier Evangelien. Offensichtlich greift Christus zum Stilmittel der Ironie: Den statt zusätzliche Scheunen zu bauen, reißt er vorhandene wieder ab. Doch bevor er seinen Plan auch nur anstoßen oder in Auftrag geben kann, verspottet Gott höchstpersönlich unseren Erfolgreichen Alltagshelden: Du Narr!

Rembrandt hat das wunderbar festgehalten. Es ist bereits spät abend! Der Geschäftsmann ist aber fleißig am kombinieren und rechnen. Gekleidet in feinste Gewänder (und mit einer europäischen Brille) entwickelt er seine Pläne. Nur noch wenige Sekunden bis zu seinem Urteil bleiben. Schon kann man erahnen, dass ihn gleich ein helleres Licht, als das Licht seiner Kerze umleuchten wird. Rembrandt ist einfach ein großartiger Künstler.
Obwohl ich große Freude am Begriff „Narr“ habe, übersehen wir gerne die Tragik des Urteils. Ich bin angetan von der Hoffnung für Alle, die, – sehr süffisant-, diesen Abschnitt mit dem Titel „der arme Reiche“ überschreibt! Auch das Urteil Gottes klingt hier saftig: „Wie dumm du doch bist!“ In dieser Nacht wurde aus der Reichen Ernte, Money, welches für Nothing reichte. In der Tat ein Mensch in dire straits (engl. für „in ernsten Schwierigkeiten sein“)
Fazit
Viel könnte man über das schäumige Ideal eines ruhigen Lebens im Überfluß schreiben. Wer hat nicht schon mal darüber philosophiert, wi toll es wäre finanziell so unabhängig zu sein, dass man nicht einmal mehr aus dem Bett zur Arbeit aufstehen müsste. Wenn wir offensichtlich alle am Reichen-Kornbauer-Syndrom leiden, müssen wir entsprechend auch regelmäßig dieses Urteil hören: „Wie dumm du doch bist!“ Ich höre das Urteil nicht gerne, es will mir nicht schmecken. Aber es ist nötig. Wie oft hörte meine Perspektive unter der Sonne auf? Gott bewahre uns davor, dass wir nicht nur arm, sondern gar bankrott vor Gottes Bank stehen, als arme arme Reiche.
Übrigens ich glaube nicht, dass die Alternative ein Leben in Armut wäre: Der Reiche Kornbauer sollte seine Felder nicht verbrennen! Doch in seiner Gier nach Luxus übersah er die Möglichkeiten zum Dienst am Nächsten!

Dieser Blog-Beitrag von Sergej Pauli erschien zuerst auf Glauben und Denken (alt) . Lies hier den Original-Artikel "Money for Nothing".
Mir war schon als junger Mensch das Streben nach einem bürgerlichen Leben mit Auto, Haus, Kind usw. fremd und ist es bis heute geblieben. Vielleicht liegt es daran, dass Gott mich als Berufener für den gesamten Leib Christi gebrauchen konnte. Denn ich war wohl der Einzige bei einer Umfrage unter Jugendlichen, was sie sich persönlich für die Zukunft wünschten. Während die meisten wohl Familie, Auto, Haus nannten, erregte mein Wunsch landesweit Aufsehen: Ich schrieb, dass ich das will, was Gott will.
Mich hat es infolge immer traurig gemacht, wenn ich sah, wie Christen mit einem solchen Streben ihre wertvolle Zeit verplemperten.
Bei solchen Prioritäten muss man sich natürlich über, die Banalität, die Oberflächlichkeit, und die Verirrungen im christl. Glaubens nicht wundern.
@Manfred Reichelt
„dass Gott mich als Berufener für den gesamten Leib Christi gebrauchen konnte“…
Von sich selbst mäßig halten sieht anders aus.
Völkerapostel?
In einer Zeit, wo es viele falsche „Apostel“ und „Propheten“ gibt, ist es für die Suchenden und im Glauben wachsen Wollenden immer wieder wichtig, darauf hinzuweisen, dass es auch heute Zuverlässiges durch Berufene mitzuteilen gibt. Ich muss da mein Licht nicht unter den Scheffel stellen.
Paulus schreibt: „Ich habe aber zum Teil euch etwas kühn geschrieben, um euch zu erinnern wegen der mir von Gott verliehenen Gnade.“ (Rö. 15,15)
Ich hatte zu dem Streben, wie es hier angedeutet wurde, bereits vor langer Zeit eine Satire geschrieben, aber vor nicht so lange Zeit, erst in meinem Blog veröffentlicht:
https://manfredreichelt.wordpress.com/2017/01/28/das-wahre-leben-jesu/
Wir geben mit einer solchen Lebensweise einen falschen „Brief Christi“ (2. Ko. 3,3) ab, denn wir zeigen keine Alternative zum Leben der Ungläubigen, außer dass wir zusätzlich moralisieren und für uns – aus was für Gründen auch immer – ein besseres Jenseits in Anspruch nehmen….
Angesichts solcher verbreiteten Einstellungen ist es fraglich, ob man da überhaupt begreifen kann, was es heißt Gott zu vertrauen. Der Reiche Jüngling jedenfalls ging traurig von dannen, weil ihm die weltliche Sicherheit, das weltliche Wohlergehen wichtiger waren als Gott . (Mt. 19,22)
So oft „ICH“ !!! Haben Sie da noch Platz für andere und vor allem für den HERRN?
Das kommt ja wohl auf meinem Blog zum Ausdruck. Wenn Sie meinen, ich betone das „Ich“, dann nur deshalb, weil der Name für Qualität bürgt
„Ein anderer soll dich rühmen, nicht dein eigener Mund, ein Fremder und nicht deine eigenen Lippen!“
Sprüche 27:2 SCH2000
@Rolf
—Von sich selbst mäßig halten sieht anders aus.— 😂🤣😂
Da stimme ich dir voll zu……😉
Lukas 20,
21 So geht es jedem, der für sich selbst Schätze sammelt und nicht reich für Gott ist
31 Trachtet jedoch nach seinem Reich
33 Verkauft eure Habe und gebt Almosen; macht euch Beutel, die nicht veralten, einen unvergänglichen Schatz in den Himmeln, wo kein Dieb sich naht und keine Motte zerstört!
34 Denn wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein.
37 Glückselig jene Knechte, die der Herr, wenn er kommt, wachend finden wird! Wahrlich, ich sage euch: Er wird sich umgürten und sie sich zu Tisch legen lassen und wird hinzutreten und sie bedienen.
40……….Denn der Sohn des Menschen kommt in der Stunde, da ihr es nicht meint.
47 Jener Knecht aber, der den Willen seines Herrn wusste und sich nicht bereitet noch nach seinem Willen getan hat, wird mit vielen Schlägen geschlagen werden;
48 wer ihn aber nicht wusste, aber getan hat, was der Schläge wert ist, wird mit wenigen geschlagen werden. Jedem aber, dem viel gegeben ist – viel wird von ihm verlangt werden; und wem man viel anvertraut hat, von dem wird man desto mehr fordern.
52 Denn es werden von nun an fünf in einem Haus entzweit sein; drei mit zweien und zwei mit dreien;
53 es werden entzweit sein Vater mit Sohn und Sohn mit Vater, Mutter mit der Tochter und Tochter mit der Mutter, Schwiegermutter mit ihrer Schwiegertochter und Schwiegertochter mit der Schwiegermutter.
57 Warum richtet ihr aber auch von euch selbst aus nicht, was recht ist?
59 Ich sage dir: Du wirst nicht von dort herauskommen, bis du auch die letzte Münze bezahlt hast.
Diese Worte richtete Jesus an staunende Gläubige.
Diese auszugsweisen Verse wurden vergessen.
Wer biblizistisch-literalistisch denkt, der wird jetzt noch mehr in eine seltsame Demut verfallen und noch gedrückter werden.
Für mich sind die zitierten Verse eine helle Freude, eine wunderbare freundliche Ermutigung Jesu, mit meinem ganzen Herzen, mit meinem ganzen Gefühl und auch mit meinem ganzen Verstand „reich für Gott“ zu sein.
Wer versteht, daß sich eine daraus ergebende Bedrücktheit seine eigene heuchlerische bequeme größte Sünde ist, der wird noch selig werden…..
Auch Freund Markus lehrt in seinem aktuellen Thread: Lerne Klagen ohne zu leiden. Die Bösen sind immer die Anderen…….