Im Leben gibt es, ob es einem passt oder nicht, Rangfolgen. Einer ist Erster, der andere Zweiter. Wohl keiner lässt sich gern zurücksetzen. Bereits das Gefühl zurückgesetzt zu sein, ist nicht schön. Im Volksmund heißt es dann: Der spielt nur die „zweite Geige“. Dabei ist das eigentlich gar keine Abstufung. In einem Orchester zum Beispiel gibt es ja immer neben der Melodie führenden ersten, die Begleitung der zweiten Violine.
Auch die
„zweite Geige“ ist wichtig
Ein biblisches Beispiel für die „zweite Geige“ ist Jonathan, ein Kronprinz, Sohn von König Saul und Freund Davids. In dieser Freundschaft spielt David die erste, Jonathan die zweite Geige. Sie hatten einen Freundschaftsbund geschlossen (1. Samuel 18,3). Von Jonathan wird berichtet, dass er erfolgreich ist (2. Samuel 1,22) und dennoch auf die ihm gebührende Stellung verzichtet. Er lässt David den Vortritt und stellt sich ins zweite Glied (1. Samuel 23,17). Dabei nimmt er in Kauf, sich für seine Haltung noch beschimpfen zu lassen (1. Samuel 20,30). Jonathan redete das Beste von David (1. Samuel 19,4) er setzt sich für ihn ein, sogar als David in eine bedrohliche Lage kommt. Jonathan ist ein treuer Mutmacher. Er stärkt den Glauben seines Freundes (1. Samuel 23,16). Von Herzen freut er sich mit, dass David an seiner statt König wird.
Nur einer
kann Erster sein
Die beiden
jungen Männer verhalten sich vorbildlich. Sehr deutlich wird: nur
einer wird der Erste sein. Der zweite aber kann genauso unentbehrlich
sein. Besser ist es übrigens, ein guter Zweiter zu sein, als ein
schlechter Erster. Die beiden zeigen, wie hilfreich es ist, ohne
kräftezehrenden Konkurrenzkampf seinen Weg zu finden. Durchaus nicht
nebensächlich ist, dass beide nicht schlecht voneinander reden,
sondern jederzeit füreinander einstehen und zum Helfen bereit sind.
Gott hat
einen Platz für jeden von uns vorgesehen
Den einen
beruft er an die erste Stelle, einen anderen an die zweite. Was in
der Bibel hier über zwei junge Männer berichtet wird, gilt
natürlich auch für Frauen. Eine Gruppe, eine Gemeinschaft, eine
Organisation kann nur von einer richtig geleitet werden. Platz ist
dann noch für eine Stellvertreterin, möglicherweise auch für
andere Funktionen. Auch dort, wo im Team gearbeitet wird, muss
jemand das letzte, wegweisende Wort haben.
Die
Erfahrung lehrt, das eine Jonathan-Gesinnung immer gut tut, wo
Menschen sich zur Erfüllung einer gemeinsamen Aufgabe treffen. In
dieser Gesinnung lassen sich Probleme leichter lösen. Wie viel
Gerangel gibt es doch leider in manchem christlichen Jugendkreis, in
einer Frauengruppe oder Gemeinde. Wer hat das Sagen? Wessen Wort gibt
den Ausschlag? Das muss nicht der offizielle Leiter sein. Manchmal
findet sogar der ein gutes Wort, der in der Regel schweigt. Eine
gesunde Gemeinschaft kann so bereichert werden. Weniger gut ist
angemaßte Autorität. Sie schadet einer Gemeinschaft.
Sogar unter den Jüngern Jesu gab es ja eine Auseinandersetzung darüber, wer der Größte sei. Jesus hat das ganz klargemacht: „Der Größte unter euch soll sich auf eine Stufe stellen mit dem Geringsten. Der Führende sei wie einer, der dient“ (Lukas 22,26).
Dieser Blog-Beitrag von Horst Marquardt erschien zuerst auf Marquardts Bilanz . Lies hier den Original-Artikel "Die zweite Geige spielen".
Nehmet auf euch mein Joch und lernet von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig, so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. Mt.11.29
Die zweite Geige hat’s kapiert…. die Erste muss darum ringen….