Im Andachtsbuch „Aus der Tiefe rufe ich her zu dir“ (Andacht vom 15. Mai) habe ich den Hinweis zu dieser Predigt Luthers gefunden, die, so weit ich ermitteln konnte in den populär und frei zugänglichen Sammlungen von Luthers Werken nicht verfügbar ist. Ich habe den Text aus der Frakturschrift kopiert und etwas mehr ins Hochdeutsche gebracht (pdf, docx, epub, mobi)
Luther ist hier at his best. Noch ganz katholisch setzt er sich fest für die Absolution ein, arbeitet aber schon ganz klar am „Sola Fide“. So schreibt er:
„Es fällt also dahin der Irrtum derer, die da sagen, dass die Sakramente des neuen Gesetzes in der Weise wirksame Gnadenzeichen seien, dass, wenn auch einer schon keine rechte Reue, sondern nur einen Reueanflug hätte, wo er nur nicht ein Hindernis durch eine wirkliche Sünde oder den Vorsatz zum Bösen entgegen stellte, so könne er Gnade erlangen. Ich aber sage dir, wenn du auch mit einer rechten Reue hinzugingest, aber nicht glaubtest an die Absolution, so gereichen dir die Sakramente zum Tod und zur Verdammnis. Denn der Glaube ist notwendig; um wie viel weniger genügt also ein Reueanflug oder die Nichtsetzung eines Hindernisses; endlich aber gibt es keinen solchen in der ganzen Welt, der nicht ein Hindernis entgegensetzte, ohne allein, der da glaubt, da allein der Glaube rechtfertigt, und „wer zu Gott kommen will, der muss glauben“ (Hebr. 11, 6.). Denn jener gemeine Spruch ist ganz wahr und richtig: „Nicht das Sakrament, sondern der Glaube an das Sakrament rechtfertigt“; oder wie St. Augustinus sagt: „Das Sakrament wirkt nicht, weil es geschieht, sondern weil es geglaubt wird.“ Wenn aber das Sakrament nicht rechtfertigt, sondern der Glaube an das Sakrament, um wieviel weniger rechtfertigt die Reue oder die Nichtsetzung eines Hindernisses; sondern allein der Glaube!“
Sehr treffend durchschaut er auch unsere Versuche unsere Reue als gutes Werk statt als demütigen Glauben zu verkaufen:
„Was sollen wir also hier tun? Wir sollen so sein und können doch nicht so sein; sollen wir also alle verdammt sein? Das sei ferne; doch wir wollen hieraus antworten: Du musst dich als den erkennen, der du bist, und nicht leugnen, so zu sein, sondern in einen Winkel gehen und nach dem Rate Christi im Verborgenen zu deinem Vater im Himmel beten, indem du, ohne zu heucheln, sagst: Siehe, guter Gott, du befiehlst mir, Buße zu tun, aber ich Elender bin so, dass ich fühle, ich habe weder Willen noch Vermögen hierzu. Darum zu deinen Füßen liegend bitte ich deine Barmherzigkeit und Gnade, mache du mich bußfertig, der du mir die Buße geboten hast. Und so magst du auch mit St. Augustinus beten: „O Herr, gib nur, was du befiehlst, und dann befiehl, was du willst“; und mit der ganzen Kirche: „Gib mir ein bußfertiges Herz.“ Dies Gebet, sage ich, und diese Anerkennung und dieses Bekenntnis deiner Unbußfertigkeit — wenn es nicht erdichtet ist — wird’s gerade schaffen, dass Gott dich für einen wahrhaft Bußfertigen ansieht. Und magst du dich auch noch gar sehr zum Bösen hingeneigt fühlen, fürchte dich nicht, dies dein Bekenntnis und Gebet wird es tun, dass Christus von dem Seinen ersetzt, was an dem Deinen abgeht.“
Buße wird so zum Lebensprogramm:
„Die Reue fängt an in dem bußfertigen Menschen, aber sie hört nicht auf unser ganzes Leben lang bis zum Tode und dauert nicht, wie viele meinen, nur allein eine Stunde lang bei der Beichte. Siehe, hier hast du, wie du’s verstehen musst, wenn jene sprechen: man müsse Reue haben aus Liebe und mit gutem Vorsatz, so viel Gott Gnade gibt. Keiner darf also dem Priester antworten: er habe Reue; so soll auch der Priester nicht darnach forschen; es sei denn, dass er sagen möge: „Ich weiß nicht, ob ich Reue habe, doch bitte ich den Herrn und habe die feste Zuversicht, dass ich mit seiner Gnade Reue habe und täglich darin zunehme“. Soviel vom ersten Teil der Buße.“
Hi Serhej,
ich denke, das ist das richtige Thema zu Pfingsten. Es geht um Umkehr zu Gott, nichts sonst – möge jeder betonen was er will, im Kirchenjahr „bleiben“ — es geht um Buße, Umkehr und Umkehr und Buße.
Darum gehts.
Das klingt mir alles sehr katholisch, Buße und nochmals Buße und schön darin bleiben, nun, daraus ließe sich ein Geschäft machen, ach ja, hat man dann ja auch gemacht.
Was sagt Jesus dazu?
Also auch, sage ich euch, wird Freude sein vor den Engeln Gottes über e i n e n Sünder, der Buße tut. Lukas 15.10
Da stellt sich mir die Frage nach Aussagen von Luther: Wird vor den Engeln Freude sein ,,einmal?“ wenn ein Sünder umkehrt? oder 1000 mal, ein Leben lang?
Buße wird so zum Lebensprogramm:
—„Die Reue fängt an in dem bußfertigen Menschen, aber sie hört nicht auf unser ganzes Leben lang bis zum Tode und dauert nicht, wie viele meinen, nur allein eine Stunde lang bei der Beichte. Siehe, hier hast du, wie du’s verstehen musst, wenn jene sprechen: man müsse Reue haben aus Liebe und mit gutem Vorsatz, so viel Gott Gnade gibt.—
Für ,,Reue“ würde ich ,,Demut“ einsetzen, das wäre der aufrichtige Weg, und die Position die ich vor Gott einnehme, nachdem jemand Buße tut und umgekehrt ist. ,,Ehe ich gedemütigt wurde, irrte ich; nun aber halte ich dein Wort. Psalm 119.67″
Wenn ich mein Leben lang Reue empfinden soll, wird es mir die Freude an Gott rauben.
,,Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch!“ Philipper 4.4″
Reue bedrückt, Freude im Herrn befreit!
Hi Lilli,
nein, ich meine nicht ein Leben lang Reue. —Da hast du Recht – Demut.
Aber ich, meine, in der derzeitigen Corona-Zeit ist Buße, Umkehr und Umkehr und Buße dran.
Keine Buße um der Buße willen, sondern nachdenken, hinterdenken, umdenken, nochmal nachdenken, Gott fragen, ihn suchen und die alten bewährten Programme einmal liegen lassen.
Die Kirchen und Gemeinden hinterfragen sich kaum oder nicht. Mir läuft das alles zu glatt…..
Die Kirchen und Gemeinden hinterfragen sich kaum oder nicht. Mir läuft das alles zu glatt…..
Rolf, das tragische ist: viele haben noch immer nicht begriffen auf welchem Weg sie unterwegs sind, es ist der Weg als Jesus sein Kreuz trug nach Golgatha. Mühselig, geschlagen, unter Schmerzen, zerschlagen, gedemütigt, verhöhnt, verspottet. Das ist die Nachfolge die sich für uns bereits abzeichnet, der Weg wird steiniger und die Angst sitzt wohl einigen im Nacken, da macht man lieber noch solange weiter und hält am (Schein) Frieden fest,…. nun, würden Kirchen und Gemeinden das bekanngeben, wer will denn dann noch Buße tun und umkehren? Jeder will ja von den Zuständen befreit werden, und nicht in eine neue Misere hineingeraten. Wo nur Hoffnung auf alles ist gut gepredigt wird, hat man den Menschen irgendwann nichts mehr anzubieten, geschweige denn, sie auf einen steinigen Weg vorzubereiten. Und für Christen bleibt die Frage, an welcher Stelle des Weges sie nicht mehr weitergehen, wenn es zu gefährlich wird, ….das Ziel ist es, bis zum Kreuz zu kommen, koste es was es wolle, da ist die ewige Rettung, Jesus ist diesen Weg vorangegangen, für uns, das darf man nie vergessen, lieber mal ein paar gemütliche Stunden weglassen, und dafür ernsthaft über die Gefahren der Nachfolge sprechen.
Wer den Weg nicht bis zum Ende mitgeht, dem bleibt der Weg, in die schon absehbare Zeit, in eine endgültige Versklavung unter der Herrschaft des Bösen.
https://www.journalistenwatch.com/2020/06/01/angriffe-christen-rekord/
Einer von den Kernsätzen Luthers in dem Abschnitt ist „Du musst dich als den erkennen, der du bist, und nicht leugnen, so zu sein, …“.
Von dem Satz ausgehend ist der Luthertext am verständlichsten: nicht vergessen, dass ich ein Sünder war und auch weiterhin sündige, und dass es lediglich Gottes Gnade ist, die mich unverdient errettet (hat).
Luther nimmt dafür recht häufig den Begriff Buße = Umkehr, der sicherlich seinen im Katholizismus sozialisierten Mitmenschen geläufiger ist. Gemeint ist m.E. eher: Mensch, denke jeden Tag daran, dass Du eine sündhafte Natur hast und danke Gott jeden Tag dafür, dass er Dir durch den Glauben an Jesus Christus die enge Pforte aufgetan hat. Und selbst jetzt noch, Mensch, benötigst Du Gottes Geist und Führung, sonst würdest Du nichtmal zur Umkehr von deinen schlechten Wegen in der Lage sein.
Die daraus resultierende Freude am Herrn trägt dann auch durch eher unangenehme Situationen: Herr, auch wenn ich jetzt leide, du hast mehr für meine Errettung durchlitten für mich.
Ökumene-Kreis bittet Papst: Bannbulle gegen Luther zurücknehmen
http://www.kath.net/news/71862
Martin Luther hat seine Sichtweise zur Buße wie oben sehr zusammengefasst erläutert.
Die Deutsche Bibelgesellschaft hat recht umfangreich auf einer ihrer Webseiten folgendes zum Bußverständnis anhand der Bibel erforscht und hier beschrieben:
https://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/33722/