Über die Zukunft der evangelikalen Bewegung wird vor allem auch an ihren theologischen Ausbildungsstätten entschieden. Wie geht man dort mit den Widersprüchen zwischen traditionellen evangelikalen Grundbekenntnissen und dem Wissenschaftsverständnis staatlicher Einrichtungen um? Bei meinen Recherchen zum Artikel über das wunderkritische Paradigma kam ich darüber mit einigen Vertretern und Abgängern von freien Ausbildungsstätten ins Gespräch – und stieß auf teils überraschende Antworten.
Traditionell hatten sich die freien theologischen Ausbildungsstätten überwiegend klar gegen die Wunderkritik positioniert, die an den universitären theologischen Fakultäten bis heute vorherrschend ist. Weit verbreitet war stattdessen ein klares Bekenntnis zum Offenbarungscharakter der Bibel. So nennt die Konferenz bibeltreuer Ausbildungsstätten (KBA), zu der sich aktuell 36 Einrichtungen zählen, auf ihrer Internetpräsenz nach wie vor die „göttliche Inspiration und die Unfehlbarkeit der ganzen Heiligen Schrift“ gleich als erste Glaubensgrundlage. So klar, wie dieses Bekenntnis es vorgibt, ist die reale Situation aber offenbar nicht an allen Ausbildungsstätten, die sich zur KBA zählen. Erst vor kurzem schrieb mir ein Student einer KBA-Ausbildungsstätte, dass dort Siegfried Zimmers Buch „Schadet die Bibelwissenschaft dem Glauben?“ Pflichtlektüre für alle Studenten sei – obwohl Siegfried Zimmer sich klar gegen den Offenbarungscharakter der biblischen Texte wendet.[1] Zudem sind mir immer wieder Äußerungen und Veröffentlichungen von Lehrkräften aufgefallen, die kaum noch zu solchen evangelikalen Grundbekenntnissen zu passen scheinen. 2018 hat die evangelische Hochschule Tabor die KBA verlassen. Könnte es sein, dass Denkvoraussetzungen und Paradigmen der universitären Theologie auch an einigen freien theologischen Ausbildungsstätten Fuß fassen? Wenn ja: Woran liegt das?
Ein Grund könnte sein, dass Studenten es schätzen, wenn ein Abschluss auch Türen in staatliche und kirchliche Strukturen (Pfarrer, Religionslehrer…) öffnet. Um das zu ermöglichen, brauchen die Ausbildungsstätten eine Akkreditierung durch Instanzen aus dem staatlichen Wissenschaftssystem. Zwar gilt auch für diese Instanzen ausdrücklich das Prinzip der Freiheit der Forschung. Niemand darf gezwungen werden, einseitige Forschungsergebnisse oder Verfahren als unumstößlich anerkennen zu müssen. Trotzdem wurde mir zugetragen: Im Rahmen dieser Akkreditierungsverfahren könne durchaus Druck entstehen bzw. es könne als opportun erscheinen, das klare Bekenntnis zum Offenbarungscharakter der Bibel zumindest ein Stück weit aufzuweichen.
Das wäre aber sicher nur eine der Ursachen, warum einige freie Ausbildungsstätten scheinbar zunehmend in ein schwieriges Spannungsfeld geraten zwischen den traditionellen evangelikalen Überzeugungen (die ja vor allem an der Gemeindebasis noch häufig erwartet werden) und den gänzlich anderen Erwartungen der staatlichen bibelwissenschaftlichen Welt. In meinen Gesprächen sind mir vor allem fünf unterschiedliche Strategien begegnet, mit denen Ausbildungsstätten versuchen, mit dieser Spannung umzugehen:
1. Strategie: Die Suche nach dem „goldenen Mittelweg“
Ich kenne das selbst: Wenn man über Konflikte und Debatten schreibt, dann ist es rhetorisch immer äußerst praktisch, sich gegen extreme Ränder auf beiden Seiten abgrenzen und sich selbst in einer scheinbar ausgewogenen Mitte verorten zu können. Das wirkt garantiert seriös und differenziert. Entsprechend ist mir immer wieder die Aussage begegnet, man wolle sich in einer gesunden Mitte zwischen „Fundamentalismus“ und „übertriebener Bibelkritik“ positionieren. Das Problem dabei ist: Zwischen der universitären Wunderkritik und dem biblischen Selbstanspruch tut sich ein gewaltiger Graben auf. Die Auslegungsergebnisse sind extrem unterschiedlich.[2] Deshalb ist auch die „Mitte“ zwischen diesen beiden Positionen unter Umständen schon weit entfernt von der traditionellen evangelikalen Position und vom protestantischen Schriftprinzip.[3] Dieses Problem wird noch deutlicher bei den Strategien 2 und 3, die nach meiner Beobachtung oft mit der Strategie vom angeblichen goldenen Mittelweg einhergehen:
2. Strategie: Den dogmatischen Unterbau exegetischer Methoden ignorieren
Immer wieder wird gesagt: Bei der „Bibelkritik“ ginge es doch zunächst einmal nur um ein Set an neutralen, objektiven, nüchtern-wissenschaftlichen Methoden, vor denen kein Evangelikaler Angst haben müsse. Auch Evangelikale müssten doch ein Interesse haben, den großen Graben zwischen der Jetztzeit und der völlig anderen Sprache, Kultur und Denkweise der Antike durch solche Methoden zu überbrücken, um jenseits von unseren „Brillen“ und Voreingenommenheiten einen objektiveren, „unverstellteren Blick“ auf die Bibel zu bekommen.
Leider fehlt bei solchen Aussagen meist die Beleuchtung des dogmatischen und wunderkritischen Unterbaus vieler bibelkritischer Methoden. Denn diese bauen zum Teil grundsätzlich auf einer vorausgesetzten inneren Widersprüchlichkeit der biblischen Texte auf und rechnen prinzipiell nicht mit übernatürlichen Vorgängen. Deshalb sind natürlich auch schon die Methoden oft eben nicht neutral sondern vom jeweils verwendeten Paradigma geprägt – mit entsprechend weitreichenden Auswirkungen auf die exegetischen Ergebnisse.
3. Strategie: Die historische Frage für unrelevant erklären
Immer wieder höre ich die These, dass die historische Frage (also die Frage, ob sich die biblischen Geschichten tatsächlich ereignet haben) für die theologischen Aussagen der Bibel und für den persönlichen Glauben doch gar nicht wirklich wichtig sei. Auch als Evangelikaler könne man deshalb ganz entspannt aufgeschlossen sein für wissenschaftliche Kritik an biblischen Angaben zu Ereignissen, Orten, Personen, Autoren und Zeitangaben. Das Problem daran ist: Der christliche Glaube gründet eben gerade nicht auf abstrakten Gedanken sondern auf historischen Heilsereignissen. Die Apostel haben nicht in erster Linie eine neue Theologie verkündigt sondern berichtet, „was sie gesehen und gehört haben.“ (1. Joh. 1,3) Damit machen die biblischen Autoren deutlich, dass für sie gerade auch die historische Frage von grundlegender Bedeutung ist.[4] Wer diese Frage entgegen den biblischen Selbstaussagen für unwichtig hält, verlässt somit bereits das Grundprinzip, dass die Schrift sich selbst auslegen muss und hat damit auch schon die traditionelle Position des Vertrauens in die Gültigkeit der Schrift aufgegeben.
4. Strategie: Etablierung einer „Hybrid-Theologie“
Man kann auch versuchen, die theologische Arbeit teilweise an die Anforderungen der wunderkritischen akademischen Welt anzupassen, indem man die biblische Exegese in mehrere Phasen aufteilt. Die Idee ist: Zunächst, in den frühen Methodenschritten, wird nur der pure Sinn des Textes unter Umgehung der Wunder- und Offenbarungsfrage möglichst „neutral“ (also unabhängig von weltanschaulichen Positionen) erarbeitet, so dass ein gemeinsames wissenschaftliches Arbeiten mit andersgläubigen Wissenschaftlern (und somit die geforderte „intersubjektive Überprüfbarkeit) möglich ist. Erst in einem zweiten Schritt werden dann auf Basis der Glaubensannahme eines Offenbarungscharakters der Schrift und eines wunderwirkenden Gottes spezifisch evangelikale Auslegungen erarbeitet.
In der Praxis scheint das aber kaum möglich zu sein. Denn die Fragen nach Autor, Datierung, Adressat und kulturellem Umfeld sind nun einmal schon für die Erfassung des Textsinns grundlegend wichtig. Die Beantwortung der sogenannten „Einleitungsfragen“ als Basis für die Erforschung des Textsinns kann unmöglich „neutral“ erfolgen, wie die Beispiele der Datierung des Danielbuchs oder der Evangelien im Artikel über das wunderkritische Paradigma zeigen. Die Bibel stellt jeden Leser von Beginn an vor die Glaubensfrage und lässt somit nicht wirklich Raum für Ansätze, die sowohl mit evangelikalen Überzeugungen als auch mit dem wunderkritischen Wissenschaftsbegriff kompatibel sind.
5. Strategie: Gleichwertige Koexistenz der verschiedenen Paradigmen
Man kann schließlich auch noch versuchen, den Offenbarungscharakter der Schrift nicht mehr strikt zu verteidigen, sondern nur noch als Denkoption darzustellen. Den Studenten würde somit in Alternativen gezeigt, wie ein Text im Rahmen eines geschlossenen wunderkritischen, eines offenen oder eines bibeleigenen Paradigmas erforscht und ausgelegt werden kann. Tatsächlich ist es ohne Zweifel sinnvoll, wenn auch evangelikale Studenten die verschiedenen Denkwelten samt ihren dogmatischen Voraussetzungen kennen lernen. Und natürlich sollten auch freie theologische Ausbildungsstätten mit bibel- und wunderkritischen Theologen gesprächsfähig sein und bleiben. Die Frage ist aber: Positioniert man sich als Ausbildungsstätte trotzdem eindeutig und klar zum Offenbarungscharakter der Heiligen Schrift? Wenn nein: Müssten dann nicht zwangsläufig auch Professoren eingestellt werden, die dem wunderkritischen Ansatz folgen? Welche Auswirkungen werden sich daraus auf Dauer für die Ausrichtung der Ausbildungsstätte ergeben, wenn das Ernstnehmen des biblischen Offenbarungscharakters nur noch eine Option und keine festgeschriebene Grundlage der eigenen Arbeit mehr ist?
Gibt es eine Alternative?
An den theologischen Ausbildungsstätten wird das zukünftige Leitungspersonal der Gemeinden und Werke ausgebildet. Die Entwicklungen an den Ausbildungsstätten haben deshalb kaum zu überschätzende Konsequenzen für die evangelikale Bewegung insgesamt. Die theologischen Veränderungen, die sich dort vollziehen, können uns also keinesfalls einfach gleichgültig sein, zumal wir dringend gute theologische Ausbildungsstätten brauchen! Die Kirche Jesu benötigt gerade heute dringend kluge und „denkbereite“ Theologen, die sich bekenntnistreu Gott unterstellen, die seiner Führung und Leitung vertrauen, die zur Offenbarung der Bibel als Wort Gottes stehen und zugleich Argumente abwägen, gebildet und kenntnisreich diskutieren und Falsches vernünftig-plausibel widerlegen und entlarven können.
Deshalb würde ich mir wünschen, dass Theologen und Ausbildungsstätten sich statt der genannten fünf Strategien eher für die „Daniel-Option“ entscheiden: Daniel machte in Bezug auf seinen Glauben und seine Überzeugungen keine Kompromisse. Er bekannte sich offen dazu. Das katapultierte ihn mehrfach fast aus dem System. Aber Gott bewahrte ihn übernatürlich und gab ihm zudem eine Weisheit, die ihm erstaunlichen Einfluss verlieh. Ich glaube: Gott kann das auch heute noch tun.
Aber letztlich steht mir zu der Frage, wie freie theologische Ausbildungsstätten mit dem beschriebenen Spannungsfeld umgehen sollten, keine abschließende Antwort zu. Gleich gar nicht möchte ich mit diesem Artikel den Stab brechen über evangelikale Theologen und Verantwortliche an den freien Ausbildungsstätten. Ich trage dort nicht die Verantwortung und stehe nicht unter dem Druck der ganz praktischen, teils existenziellen Herausforderungen, die sich dort ergeben und die gegebenenfalls zu sehr herausfordernden Abwägungen führen können.
Aber zwei Wünsche möchte ich gerne trotzdem aus meiner Außenperspektive heraus formulieren:
1. Bitte seid ehrlich und transparent!
Die fünf hier genannten Strategien habe ich mir wie erwähnt nicht ausgedacht. Es gibt heute ohne Zweifel auch in den Reihen der KBA Ausbildungsstätten, die mehr oder weniger stark eine oder mehrere dieser Strategien zu praktizieren versuchen. Das hat mich persönlich doch sehr erstaunt und die Frage geweckt: Ist es dann noch ehrlich und transparent, wenn offiziell an den veröffentlichten Bekenntnissen der bibeltreuen Ausbildungsstätten festgehalten wird, in denen ja behauptet wird, klar am Offenbarungscharakter und der Unfehlbarkeit der Bibel festzuhalten? Oder wäre es dann nicht wesentlich ehrlicher, die veröffentlichten Bekenntnisse an die gelebte Realität anzupassen, so dass…
- Spender transparent wissen können, wie die Arbeit geprägt ist, für die sie spenden?
- Studenten transparent wissen können, womit sie sich in ihrer Ausbildung befassen werden?
- Gemeinschaften und Gemeinden transparent wissen können, welche Ausbildung ihre potenziellen zukünftigen Leiter durchlaufen haben?
Mein Wunsch ist: Bitte seid in Bezug auf eure Ausrichtung transparent gegenüber Spendern, Studenten und Gemeinden! Ich habe inzwischen zu viele Geschichten gehört von Studenten, die in Bezug auf die Lehrinhalte an ihrer Bibelschule völlig andere Erwartungen hatten. Noch tragischer sind Geschichten von Gemeinden, die einen „bibeltreuen“ Prediger erwartet hatten und von der progressiv/liberalen Prägung ihres Studienabgängers negativ überrascht wurden, so dass es zu schmerzhaften Konflikten kam. Mehr Transparenz und Ehrlichkeit hätte helfen können, solche Situationen, die für alle Beteiligten hochproblematisch sind, zu vermeiden.
2. Lasst uns mutige und kompetente Gemeindeverantwortliche sein!
Mein zweiter Wunsch richtet sich an Leiter in Gemeinden und Werken, die nicht Theologie studiert haben. In Zeiten, in denen die Theologie auch an vielen freien Ausbildungsstätten immer pluraler wird, erscheint es mir wichtiger denn je, dass auch die nicht studierten Verantwortlichen theologische Kompetenzen entwickeln, um zwischen theologischen Strömungen, Weichenstellungen und Ausrichtungen unterscheiden und ihre Konsequenzen und Auswirkungen beurteilen zu können. Die Reformatoren haben der ganzen Gemeinde das Recht (und die Pflicht!) mitgegeben, Theologen und Amtsträger auf der Basis von Gottes Wort prüfen, kritisieren und gegebenenfalls auch zurückweisen zu dürfen. »Dass eine christliche Versammlung oder Gemeine Recht oder Macht habe, alle Lehre zu urteilen und Lehrer zu berufen, ein- und abzusetzen, Grund und Ursach aus der Schrift«, ist ein von Martin Luther formuliertes, urprotestantisches Kernanliegen. Dieser Pflicht dürfen und müssen wir uns heute ganz neu stellen. Und wir dürfen für unsere Theologen und Ausbildungsstätten beten, dass die Liebe zur Schrift und die Ehrfurcht vor Gottes Heiligem Wort dort trotz großer Herausforderungen weiter hochgehalten oder ganz neu wiedergewonnen wird. Denn gerade in einer Zeit, in der das Bibelwissen immer mehr abnimmt, brauchen starke Gemeinden starke Theologen, die tief in Gottes Wort verwurzelt sind.
[1] Siehe dazu die ausführlichen Darlegungen in Markus Till: „Zeit des Umbruchs“, S. 135-148
[2] Das zeigt sich z.B. eindrücklich bei der Frage nach der Datierung des Buchs Daniel bzw. der Evangelien und den daraus resultierenden weitreichenden Konsequenzen, wie sie erläutert werden in Markus Till: „Das wunderkritische Paradigma“, AiGG-Blog 2020
[3] Das reformatorische Schriftprinzip wird gut erläutert von Dr. Jörg Breitschwerdt im Vortrag: „Theologisch konservativ – Warum bibeltreue Christen immer wieder protestierten“
[4] Siehe dazu Markus Till: Streit um das biblische Geschichtsverständnis“, AiGG-Blog 2018
Dieser Blog-Beitrag von Markus Till erschien zuerst auf aufatmen in Gottes Gegenwart . Lies hier den Original-Artikel "Theologische Ausbildungsstätten im Spannungsfeld".
Die Pfingstler sind wohl nicht bei Konferenz bibeltreuer Ausbildungsstätten (KBA)
Die haben ein sog.
Europäisches Theologisches Seminar in 72250 Freudenstadt-Kniebis
Weiß nicht so recht, was man davon halten soll. Meinen auch sie hätten die Weisheit mit Löffeln gefressen.
Auf dem Kniebis ist die Ausbildungsstätte der Gemeinde Gottes KdöR, Ableger der Assembly of God in den USA. In Erzhausen bei Frankfurt ist Beröa, wo die Ausbildung des BfPs (Bund freikirchlicher Pfingstgemeinden) stattfindet sowie die Bibelschule Bad Gandersheim als weitere pfingstlich/charismatische Ausbildungsmöglichkeit um die wichtigsten zu nennen. So haben auch große charismatische Gemeinden wie das Gospel Forum in Stuttgart eigene Bibelschulen. Über die KBA hinaus gibt es weitere bibeltreue Ausbildungsstätten, die dann oft auch nicht EAD nah sind wie das EBTC an verschiedenen Orten
Deinen beiden Wünschen, Markus, kann ich nur zustimmen !!!!!
Kann jemand den Widerspruch erklären zwischen 2. Mose. 20:12 „Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren“ und Matthäus 10:37 „Wer Vater und Mutter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht Wert“?
Dieser Widerspruch ist grundlegend für ein familiäres Problem.
In Epheser 6:3 schrieb Paulus: „Ihr Kinder, seid gehorsam euren Eltern in dem Herrn; denn das ist recht. »Ehre deinen Vater und deine Mutter«, das ist das erste Gebot das eine Verheißung hat: »auf dass dir‘s wohlgehe und du lange lebest AUF ERDEN« (5. Mose 5:16)“
In 5. Mose 5:16 heißt es wörtlich: „Auf dass du lange lebest und dir‘s wohlgehe IN DEM LANDE; DASS DER HERR DIR GEBEN WIRD.“
Laut Hebräer 11:13 bezieht sich dies auf das himmlische Jerusalem, d.h. das ewige Leben nach der Auferstehung.
Aber wieso schrieb Paulus dann: „Damit du lange lebest AUF ERDEN?“ Dieser Vers ist Wasser auf die Mühlen der Sadduzäer, welche den Glauben an die Auferstehung ablehnen.
Die ganze Entwicklung bei den Protestanten hat sich schon im 19.Jahrhundert, genau genommen sogar schon früher, angebahnt. Theologische Lehrstühle oder sollte man heute besser Leerstühle sagen, geben den Inhabern ein gutes, gesichertes Einkommen und betonen auch deren Wichtigkeit, Auf diese Lehrstühle hat man Leute gesetzt, die vom Glauben nichts oder wenig verstehen und nur Bücher hin- und her wälzen, aber keinerlei Glaubenssubstanz haben, sondern nach ihrem eigenen Gusto die Bibel auslegen und sich dabei groß vorkommen. Wunder können sie nicht tun wie das bei manchen Christusnachfolgern seien sie studiert oder nicht studiert gewesen, doch da und dort geschah und so meinen diese Verblendeten sie hätten die unverfälschte Lehre und den unverstellten Blick wie es Zimmer formuliert. Wer denen glaubt, ist selber schuld. Sie sind weit weg von Christus und sehen den Herrn im besten Falle als Lehrer der Ethik und das nicht auf allen Gebieten, Jesus aber war viel, viel mehr, er ist Erlöser aus Schuld und Sünde und das durch sein Blut und Opfer am Kreuz. Wer ihn kräftig liebt, der wird von solchen falschen Lehren und weitgehend bewahrt und vom heiligen Geist auch gelehrt wie es in der heiligen Schrift schon steht. Wieviele Christen hat es schon gegeben, die uns heute noch etwas zu sagen haben und viele von denen haben kein Theologiestudium und keinen Titel in der Theologie erlangt. Ein Franz von Assisi, eine heilige Katharina und andere mehr und auch welche, die Protestanten waren, die aber zu ihrer Zeit schon verpönt waren wie Tersteegen und andere. Immer reitet man auf dem fragwürdigen Luther herum, der aber kein Leben geführt hat, das sehr glaubwürdig war. Da hat es andere Evangelische gegegeben, die überzeigender waren. Die waren biblisch gesehen klar, was die Grundlagen angeht. Ein Johannes Gommel, ein einfacher Bauer, auch der wurde seinerzeit von manchen evangelischen Pfarrern angefeindet, weil er ein echte Glaubensleben geführt hat. Da war schon zu Anfang des 19, Jahrhunderts, wo von moderner Theologie noch keine Rede war. Immer hat der Teufel solche Gottesmänner angegriffen, indem er andere Menschen und gerade auch Theologen als seine Vertreter benutzt hat und das geht bis zum heutigen Tag so.
Das Versteifen auf das innerbiblische Zeugnis wird nichts bringen. Es wird die Bibel nicht glaubhafter machen.
Der moderne Unglauben ist ja weitgehend ein Produkt naturwissenschaftlichen Denkens. Die Bibel und überhaupt alles Übersinnliche dagegen erscheint diesem Bewusstsein als Relikt primitiver und damit überholter Weltvorstellung.
Dabei hat sich durchaus in den letzten Jahrzehnten ein Paradigmenwechsel vollzogen. Die Parapsychologie wurde zu einer anerkannten Wissenschaft, und heute noch übersinnliche Phänomene zu leugnen, zeugt nur von Uninformiertheit oder ideologischer Verbohrtheit.
Bedenklicher ist, wenn Menschen, die den Anspruch erheben, Christen zu sein, alles Übersinnliche ablehnen oder in die teuflische Ecke stellen. So erging es teilweise dem letzten charismatischen Aufbruch.
https://manfredreichelt.wordpress.com/2016/04/05/widerstand-gegen-gottes-wirken/
Aber was soll der Glaube an die biblischen Wunder anderes bewirken, als das wir auch fähiger werden an Wunder zu glauben, DAMIT sie in unser aller Dasein geschehen? – Was nutzen uns schließlich vergangene Wunder, wenn sie nicht auch HEUTE geschehen können? – Ich habe ja zum Glück, einiges erlebt.
„Die Parapsychologie wurde zu einer anerkannten Wissenschaft“
Das ist völliger Unsinn.
Parapsychologische Lehrstühle gibt es an verschiedenen Universitäten.
Selbst in der damaligen Sowjetunion, die aus ideologischen Gründen ein Interesse an der Unterdrückung jeder übersinnlicher Phänomene haben musste, kam man nicht umhin parapsychologische Phänomene anzuerkennen. So war in der „Großen Sowjet-Enzyklopädie“ von 1975 zu lesen: „Bei den Erscheinungen, die unter dem Begriff Parapsychologie zusammengefasst werden, muss man zwischen scheinbaren…und solchen die real existieren unterscheiden.“ In Amerika wurde die Parapsychological Association „1969 der American Association for the Advancement of Science angeschlossen und ist seit 2019 eine Tochtergesellschaft.“ Wiki
Was ja grundsätzlich erstmal nicht beweist, dass sich hier eine „anerkannte Wissenschaft“ bildete. Dass beinahe zu jedem beliebigen Gebiet irgendwelche „Institute“ (kein geschützter Begriff) existieren beweist ja ebenfalls nichts. Eher war es wohl ein gesellschaftlich getragener Hype in bestimmten Kreisen und ein folgendes Abflachen des Interesses. Die Streichung diverser Lehrstühle spricht wohl für sich. Es ist halt Esoterik, nicht mehr, nicht weniger.
„versteht sich selbst als wissenschaftlichen Forschungszweig“
„Einerseits konnte die quantitative Forschung nicht die Beweiskraft aufbringen, die von ihr erwartet wurde. Andererseits erwiesen sich einige scheinbar paranormale Effekte wie zum Beispiel die Kirlianfotografie unter strengeren Versuchsbedingungen als naturwissenschaftlich erklärbar.“ (ebenfalls Wiki)
Betreffs Parapsychologie in der Wissenschaft zum Weiterlesen: A. Lux/S. Paletschek (Hrsg.), Okkultismus im Gehäuse. Institutionalisierungen der Parapsychologie im 20. Jahrhundert im internationalen Vergleich. Okkulte Moderne Band 3 (Berlin, Boston 2016).
Müsste als E-Publ. gemeinfrei sein. Gibt auch einen spannenden Artikel zu den von Manfred angesprochenen Sowjets.
Präzisierung: die Literatur ist natürlich nicht gemeinfrei im rechtlichen Sinne. Gemeint ist an dieser Stelle „frei zugänglich“.
Man muss wissen, dass sich die Parapsychologie bemühte die parapsychologischen Phänomene nach naturwissenschaftlicher Methode zu erforschen. Dieser Ansatz ist aber bereits verkehrt, weil sich eben LEBENDIGE Phänomene nicht einfach wiederholen lassen. Im Lebendigen sind ja die Ausgangsbedingungen immer wieder anders. Sie sind eben keine MECHANIK, wie das bei den Naturgesetzen der Fall ist. Trotzdem kann eindeutig festgestellt werden, dass es z.B. Telepathie, Telekinese oder es eben auch ein Leben nach dem Tod gibt.
Natürlich ist eine naturalistische Weltanschauung, u.a. auch weil sich damit Geld verdienen lässt, herrschend. Damit hat die große Mehrheit, wie im „Sozialismus“, kein Interesse, dass übersinnliche Wahrheiten populär werden.
An folgendem Beispiel sieht man, daß es nicht das Theologiestudium ausmacht, daß jemand ein guter Pfarrer wird. Der Pfarrer von Ars war nicht der Hellste und doch hat ihm Gott reichliche Gnaden und Gaben geschenkt, sodaß nach und nach viele Menschen zu ihm kamen, denen er geistlichen Rat geben konnte, etliche wurden auch geheilt oder erfuhren andere Wunder:
http://www.kathpedia.com/index.php/Pfarrer_von_Ars
https://www.katholisch.de/artikel/78-vom-bauern-zum-beichtvater
Man sollte auch mal nach dem Sinn des Christentums fragen. Was ist also der Sinn des christlichen Glaubens? Geht es da nur um das Verständnis einer Religion, das Verstehen der biblischen Schriften, ihrer Entstehung usw. usf. . Wozu ist Jesus Christus gekommen, damit die Menschen alle über Theologie disputieren können etwa? Oder geht es da evtl. auch darum, dass ein Mensch sein Leben ändern soll im Sinne eines Lebens in der Kraft Gottes und am Ende auch um das Himmelreich, das wir nach dem Tode erreichen sollen und das auch schon während unseres irdischen Lebens in uns eine gewisse Realität annehmen kann?
All diese Dinge werden offenbar in der Theologie nicht mehr gesucht und angestrebt und diejenigen, die andere belehren und stundenlang belabern wollen, haben selber keine Beziehung mehr zu den elementaren Anliegen des Herrn Jesus Christus. Wir haben als Schüler schon gefühlsmässig durchschaut welcher Religionslehrer, Pfarrer usw. überzeugt ist von dem, was er vertritt und wer eben nur etwas vorträgt, weil er bei der Kirche angestellt ist und dort sein Geld verdient. Dementsprechend hatten wir auch Witze über die Pfarrer gelernt. die es in sich hatten.
Sind die Leute heute dümmer als früher, dass viele nicht mehr erkennen und unterscheiden können, wer uns hier das echte Evangelium mit Überzeugung, die er auch selber zu leben versucht, vorträgt und wer eben nur seinem Brotberuf nachkommt. Manchmal fragt man sich auch warum evangelische Bischöfe – denn solches ist ja schon etliche Male geschehen – erst wenn sie in Pension sind, auf Dinge hinweisen, die christlich gesehen nicht in Ordnung sind. Als sie nämlich noch im Amt und in Verantwortung waren, haben sie das nicht erwähnt.
Hallo Markus,
eine Anmerkung zu Deinem zweiten Wunsch habe ich dann doch noch:
Meine Beobachtung ist, dass Prüfen von theologischen Inhalten von Leuten, die nicht in der engsten Leitung einer Gemeinde sind, oft nicht gewünscht ist. Es wird oft der Anschein erweckt, dass die Leitenden es ja schon richtig wissen und über weiteres man sich keine Gedanken machen braucht. Um dann die eigene Sozialisation in einer Gemeinde nicht zu gefährden lassen es viele dann lieber bleiben und melden sich mit ihren Anfragen nicht zu Wort. Wenn das natürlich viele so machen ändert sich nichts.
Was aber dabei nicht vergessen werden darf, dass keiner perfekt ist und unser Wissen Stückwerk. Das bedeutet für mich, dass jeder theologisch Aktive irgendwo falsch liegen kann und dass man sich selbst dabei einschliesst 🙂
Lieber Matze, ich gebe Dir völlig recht. Das Problem liegt nicht nur darin, dass sich nichts ändert, wenn die Leute schweigen, sondern dass Entfremdung geschieht, wenn wir unsere Meinungsdifferenzen unter den frommen Teppich kehren. Gerade weil jeder irren kann brauchen wir ein Klima, in dem mit aufgeschlagener Bibel offen diskutiert werden kann. Leiter, die das offen oder subtil manipulativ unterdrücken, tun sich und ihrer Gemeinde keinen Gefallen.
Es ist eben nicht so, dass jeder theologisch Aktive irren kann, denn auch die ev. Kirchen haben eine gewisse überkommene Tradition und deswegen auch in ihrem evangelischen Rahmen bestimmte Grundlagen und biblische Grundprinzipien, egal ob die Menschen sich daran halten oder gehalten haben oder nicht.
Nun aber wird selbst diese Tradition immer mehr abgelehnt, freilich nicht erst in jüngster Zeit sondern schon langsam voranschreitend seit Jahren. Wenn da Leute aus einer Gemeinde den Pfarrer kritisieren wollen, wird das nichts helfen, denn sein Bischof wird ihn ja unterstützen und zudem kann man einem Pfarrer den Glauben, der ihm fehlt, nicht aufzwingen. Irgendwann wird es nicht nur zu einer Scheidung der Geister kommen, sondern auch zu einer Trennung, so sehr das manche nicht sehen wollen und an ihrer ev. Kirche festhalten wollen, die aber längst von Gottes Wort abgewichen ist von wenigen Ausnahmen abgesehen. Etwa um 1990 hat sich in Hamburg deswegen eine ganze Gemeinde von der dortigen ev. Kirche abgespalten, Ein gewisser Pfarrer Kopfermann, der nicht ganz unbekannt geblieben ist, hat das damals initiiert und eine neue Freikirche gegründet.