Ein Artikel von John Piper, erschienen am 04.11.2020 auf desiringGod.org unter dem Titel „How Can I Grow in Obeying God?“. Übersetzung mit freundlicher Genehmigung von desiringGod.org (Download als .pdf)
In Röm. 1,5 spricht der Apostel Paulus über den „Gehorsam des Glaubens“ oder wie manche Bibelübersetzungen (z.B. Schlachter 2000) es ausdrücken, über den „Glaubensgehorsam“. Nur durch den Glauben an Gott gehorchen wir Gott. Glaubensloser Gehorsam ist bloße Fantasie.
Genau dieser Punkt in diesem Text führte eines späten Abends zu einem lebensverändernden Moment im Leben Stefans, eines unserer Zuhörer. Er berichtet uns: „Ich hörte eines späten Abends, als ich gegen den Schlaf ankämpfte, Pipers Predigt über Römer 1,5“. Ich nehme jetzt an, dass er noch etwas tun musste und deshalb wach bleiben musste. „Die ganze Woche war ein großer Kampf gegen mein Fleisch. Ich hörte wie dieser Vers auf eine Weise gelehrt wurde, die ich noch nie gehört habe. Er veränderte vollständig meine Christusnachfolge. Ich folgte Christus bisher auf eine völlig falsche Weise nach. Der Herr sprach deutlich zu mir, dass ich aufhören solle, Heiligung zu meinem allerersten Ziel zu machen. Mein Lebensziel ist meine Freude an Ihm selbst und aus dieser Freude, die ich aus seiner Gnade in meinem Glauben empfange, gute Werke zu tun.“ Er bezieht sich dabei auf eine Predigt von John Piper aus dem Jahr 1998. Im Folgenden ein Abschnitt daraus:
Gehorsam ist im Römerbrief äußerst wichtig. So spricht auch Kapitel 6 über Gehorsam. Du bist der Sklave dessen, dem du gehorchst, ob nun der Gerechtigkeit oder der Sünde. Römer 9,32 sagt, dass wir dem Gesetz durch den Glauben und nicht durch Werke gehorchen. Römer 14,23 sagt: „Wer aber zweifelt und dennoch isst, der ist schon verurteilt, denn es kommt nicht aus dem Glauben. Was aber nicht aus dem Glauben kommt, das ist Sünde.“ (Vgl. auch Heb. 11,6)
Wegen diesen Versen und wegen der Verwendung von Gehorsam an dieser Stelle (Röm. 1,5) bin ich geneigt, diese Stelle so zu verstehen: Das Ziel oder die Folge des paulinischen Apostelamtes und der Gnade ist es, Glauben hervorzubringen, der Gehorsam bewirkt oder Gehorsam zu bewirken, der dem Glauben entspringt. Man kann es so oder so sagen, beides ist wahr. Glaube ist sein Ziel und der Gehorsam, der aus diesem kommt, ist sein Ziel. Paulus betont in besonderer Weise die Tatsache, dass Gehorsam aus dem Glauben kommt. Jeder echte Gehorsam entsteht durch den Glauben.
Der ganze Christus
Wie kommt es, dass Glaube Gehorsam bewirkt? Lasst uns auf den Anfang von Römer 1,5 blicken. Dort heißt es: „Ich habe Gnade und Apostelamt empfangen“. Das bedeutet, dass sowohl der Dienst wie der Gehorsam des Apostelamtes ein Geschenk der Gnade ist. Ich halte also daran fest, dass man Gnade nicht durch Werke, sondern durch den Glauben empfängt. Die Gnade fließt gewissermaßen, sie rüstet mit Gaben, Befähigungen und auch mit dem nötigen Gehorsam aus, um diese Gaben durch die Gnade auszuführen. Wie wird das empfangen? Es wird durch den Glauben empfangen und somit besitzen wir bereits den Gehorsam des Glaubens.
Wenn unsere Gaben, unser Dienst und der Gehorsam dieses Dienstes durch Gnade gegeben werden und wenn wir Gnade durch Glauben und nicht durch Werke empfangen, dann wird dieser Gehorsam durch Glauben geleitet und wird als „Glaubensgehorsam“ bezeichnet. Der Glaube korreliert mit Gnade und somit ist der Gehorsam, der auf die Gnade und auch auf den Glauben folgt.
Wenn Du also eine gehorsame Person sein möchtest und nach einem Christlichen Leben trachtest, das Paulus im Blick hatte, dann arbeite an deinem Glauben. Versuche gar nicht an deinen Werken zu arbeiten, denn so endest du als Legalist (Gesetzlicher). Arbeite an deinem Glauben. Konzentriere dich auf den Herrn. „Der Glaube kommt aus der Predigt, das Predigen aber aus der Predigt“ (Römer 10,17).
Warum bin ich hier?
Warum hat Gott das auf diese Weise eingerichtet? Warum möchte Gott an dieser Stelle so leidenschaftlich der Geber, der Gnädige sein? Warum hat er es so eingerichtet, dass Werke, unsere Werke das nicht erreichen, was der Glaube, der wie ein kleines Kind empfängt, es erreicht? Warum hat er ein Heil bereitet, ein Apostelamt eingerichtet, Elternschaft, Einzelpersonen, Pastorenschaft, Schüler, Erzieher eingesetzt – warum ist das ganze Christliche Leben derart ein Leben des gläubigen Empfangens der Gnade geworden, die dann zum Gehorsam ermächtigt? Warum hat er sich selbst zum Ursprung all dessen gemacht und ihn ermöglicht? Die Antwort darauf finden wir am Ende von Römer 1,5: „Durch ihn haben wir empfangen Gnade und Apostelamt, den Gehorsam des Glaubens um seines Namens willen aufzurichten unter allen Heiden“
Warum? Was ist das ultimative Ziel? „Um seines Namens willen.“ Das höchste Ziel der Handlungen Gottes mit dir ist die Erhöhung des Namens Christi in deinem Leben, in deiner Arbeit, in deiner Familie, unter deinen Freunden und überall sonst noch, ob heute oder morgen. Wird Christus erhöht? Werden die Menschen das Banner Christi aus deinem Leben lesen? Dafür bist du da! Wenn du dich fragst, warum du da bist, mache es dir ein für alle Mal klar: Ich existiere letztendlich, weil ——- Fülle Du das Feld aus! Ich bete darum, dass Gott dich befähigen wird und dir die Demut und die Gnade geben wird, einzutragen: „Damit der Name Christi in meinem Leben erhöht wird.“ Wenn das der Grund für deine Existenz ist, wird alles anders werden.
Deswegen macht Gott also unser Heil, unseren Dienst und allen unseren Gehorsam von der Gnade durch den Glauben abhängig. Wenn unser Gehorsam, unser Dienst, durch Werke kommen sollte, würden wir die Ehre bekommen. Wenn ich meinen Dienst in der Kraft vollende, die John Piper gibt, wird John Piper die Ehre dafür bekommen – und mit dieser untergehen! Verrichte ich aber meine Dienst in der Kraft, die Gott gibt, wird Gott die Ehre und ich die Hilfe bekommen. Darum heißt es, dass es alles aus Gnade durch Glauben ist.
Übernatürliche Kraft
Lasst uns an dieser Stelle einmal betrachten, was Texte außerhalb des Römerbriefes darüber aussagen. Man kann es einfach nicht besser ausdrücken, als wir es im Petrusbrief finden. Betrachten wir z.B. 1. Petrus 4,11. Zunächst geht es hier um „jeden, der dient.“ Lasst uns also sicherstellen, dass wir uns hier wiederfinden. Für mich z.B. heißt das Pastor, Vater, Ehemann. Bei dir kann das ganz anders aussehen: Großmutter, Tante, Onkel. Sonntagsschullehrer, Computerspezialist, Polizist, Maurer. Denk einfach an zwei, drei Dinge, die dein Leben füllen.
„Wenn jemand dient, tue er es aus der Kraft, die Gott gewährt, damit in allen Dingen Gott gepriesen werde durch Jesus Christus. Ihm sei Ehre und Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.“
Überall dort, wo ich zum Predigen hinkomme, so war es z.B. am Donnerstag Abend in Orlando oder am Dienstag Morgen über eine Videokonferenz in Perth (AUS), oder vor einer Woche in Winnipeg, überall dort wo ich hingehe, zitiere ich diesen Vers. Meistens sage ich etwas wie: „Was die Philosophie unserer Mitarbeiter in Bethlehem am besten zusammenfasst findet sich in 1. Pet. 4,11: „Lasst den, der dient, in der Kraft dienen, die Gott gewährt, damit Gott die Ehre bekommt“.
Das ist meine Theologie. Gott, ich brauche dich. Ich brauche dich für diesen Dienst. Ich brauche dich für diese Predigt. Ich brauche dich, um mich dem Baby zu weihen. Ich benötige dich, um Noël zu unterstützen. Gib mir diese Gnade. Ich vertraue dir. Ich habe es nicht verdient. Ich will dir die Ehre geben. Du wirst die Ehre bekommen. Die Menschen werden diese Ehre sehen. Du wirst die Ehre bekommen. Ich werde die Hilfe bekommen – ein guter Handel. Das ist meine Theologie und ich glaube es ist die, die sich in Römer 1,5 findet. Wenn nicht, dann musst du mir einen Brief schreiben!