Ein Artikel von Rachel Jankovic, der am 21.11.2019 unter dem Titel Lies That Keep Women from the Word auf DesiringGod erschienen ist. Übersetzung von Viktor Zander mit freundlicher Genehmigung von DesiringGod (Download als .pdf).
Die Welt ist voller nützlicher Ratschläge. Dusch dich. Putz die Zähne. Trag einen Mantel, wenn es kalt ist. Iss und schlaf regelmäßig.
Wir alle stimmen einem solchen gesunden Menschenverstand zu und würden anderen Ratschläge erteilen, die damit übereinstimmen. „Du benötigst bloß etwas Schlaf, ich erkläre dir gerne warum.“ „Es wäre mal wieder Zeit zum Zähne putzen“. Und so weiter.
Wenn unsere Freunde anfingen, solche Ratschläge zu ignorieren, würden wir sie auffordern, ihre Haltung zu überdenken. „Dein Leben ist so hektisch, dass du keine Zeit mehr findest, um dich anzuziehen? Du weißt doch genau, dass Klamotten nicht optional sind – du wirst deine Gewohnheiten ändern müssen, damit das Anziehen zu deiner täglichen Routine wird.“ „Das Leben ist so stressig, dass du entschieden hast, mit dem Essen aufzuhören und auch deine Kinder nicht mehr zu versorgen? Offensichtlich ist dein Leben nicht sehr stressig. Immerhin besitzt du ausreichend Zeitressourcen für einen Krankenhaus– oder gar Gefängnisaufenthalt.“
Wenn wir glauben, dass etwas für ein gesundes und anständiges Leben absolut notwendig ist, dann können wir uns nicht damit herausreden, dass wir dafür keine Zeit haben. Wer von uns fragt sich denn jeden Morgen, ob er Zeit findet, um Unterwäsche anzuziehen oder Kaffee zu trinken? Wir haben die Zeit, wir finden die Zeit, wir nehmen uns die Zeit, wir nutzen die Zeit. Egal was dafür nötig ist: Wir werden Kaffee trinken und wir werden Unterwäsche anziehen.
Geistlicher Mundgeruch
Damit drängt sich diese Frage auf: Warum fällt gerade die grundlegende Praxis des Lesens von Gottes Wort bei vielen Christen so schnell unter den Tisch? Weil wir, wenn es darauf ankommt, nicht denken, dass es wirklich wichtig ist. Wenn es anders wäre, dann wäre diese Praxis nicht der monumentale Kampf, der für so viele Frauen ist – Frauen, die Kaffee trinken, Klamotten tragen, die Büroarbeit organisieren, selber essen und es anderen zubereiten, alle möglichen Aktivitäten koordinieren, Geburtstagspartys schmeißen und im Voraus an Weihnachten denken. Kurz gesagt: Frauen, die Zeit und Intelligenz besitzen, die für sie wichtigen Dinge zu tun.
Ich denke, wir haben den Bereich der geistlichen Speise aus völlig blödsinnigen Gründen unter den Tisch fallen gelassen. Und es gibt keinen Zweifel daran, dass der Feind sich über unsere Apathie freut. Wir haben uns eingeredet, dass sie für ein gesundes und glückliches Leben nicht wichtig ist. Sie besitzt schließlich keinen direkten und unmittelbaren Einfluss auf unseren physischen Körper. Genau deshalb glauben wir nicht, dass dieser Vernachlässigung ernsthafte Konsequenzen folgen werden. Für all unsere christlichen Freunde ist es nicht unmittelbar sichtbar, wie viel wir zuletzt in der Bibel gelesen haben. Also lassen wir es bleiben. Wir leben in einer Welt, in der geistlicher Mundgeruch, geistliche Unterernährung und geistliche Nacktheit weit verbreitet sind und uns bei anderen Christen normal vorkommen.
Je mehr die Heiligen von der Bibel durchtränkt sind, umso mehr glauben sie, wie wichtig das Lesen der Bibel ist. Woran liegt das? Es liegt daran, dass sie das Wesen des Bibellesens verstehen. Sie haben erlebt, wie sehr es ihr Leben beeinflusst und ihre Gedanken prägt. Sie wissen, wie wichtig es ist, eine erneuerte Denkweise zu besitzen (Römer 12,2), mit Christus bekleidet zu sein (Epheser 4,21-24), durch das Wort gestärkt und gereinigt zu werden (Kolosser 1,9-11). Der Gedanke daran, ohne das Wort durchs Leben zu gehen, würde sich für sie so anfühlen, als würden sie ungeduscht und mit ungeputzten Zähnen herumlaufen.
Verzicht auf das Wort
Stell dir vor, du würdest denken, eine Mahlzeit sei nur an einem ruhigen Ort mit angenehmer Beleuchtung und ohne Kindergeschrei nahrhaft. Was wäre, wenn du nach dem Duschen nur dann sauber wärst, wenn du dabei ein Tagebuch zur Hand hättest, um darüber zu berichten? Oder wenn Zahnpasta nur in Instagram-tauglichen Momenten funktionieren würde?
Viele christliche Frauen verzichten auf das Wort Gottes. Unsere Maßstäbe an die Momente, in denen wir die Bibel lesen, haben wir derart unbiblisch hochgeschraubt, dass wir das Wort selbst seines Wertes beraubt haben. Der Wert der Bibel liegt nicht in dem Beiwerk, das wir nutzen. Er liegt nicht in Leitfäden für das Bibelstudium und den langen Gesprächen darüber mit Freunden. Die Nahrung durch das Wort ist nicht in unserer Organisation zu finden, nicht in unserer Selbstdisziplin, und nicht in irgendeiner unserer Errungenschaften. Das Wort hat ohne unser Zutun einen unermesslichen Wert – und wir sind eingeladen, immer und überall daran teilzuhaben.
Nicht bei jeder Lektüre wird uns deutlich werden, was Gottes Wort an uns tut. Wir wissen schließlich auch nicht genau, wie das Frühstück uns nährt, das wir jeden Morgen zu uns nehmen – oder welcher Fingernagel durch welchen Bissen wachsen wird. Wir werden wohl Teile der Bibel lesen, die sich nicht sofort wie Nahrung oder wie heißes, reinigendes Wasser anfühlen. Aber nicht unsere Gefühle verleihen dem Prozess einen Wert. Das Lesen ist ein Geschenk, dessen Ursprung nicht wir sind. Doch durch irgendwelche faule Tricks des Feindes haben wir uns selbst davon abgeschnitten, es zu empfangen. Wir schieben das Lesen auf später auf, doch benötigen wir es eigentlich jetzt.
Zeit für Veränderung
Wenn du dich in einem dieser Punkte entdeckt hast, dann würde ich dich gerne einladen Veränderungen vorzunehmen. Es geht nicht nur um ernstere Entschlüsse oder vertiefte Achtsamkeit. Es geht um eine Veränderung, um zu glauben, dass die Bibel wirklich das ist, was sie über sich sagt. Wir bezeichnen uns als Christen – dabei sagte Christus selbst: „Es steht geschrieben: ‚Nicht von Brot allein soll der Mensch leben, sondern von jedem Wort, das durch den Mund Gottes ausgeht.‘“ (Mt 4,4)
Wie sieht die Nachfolge Christi aus, wenn es um das Bibellesen geht? Es geht darum, an ihn zu glauben. Es geht darum, das Buch zur Hand zu nehmen und zu lesen. Wir sind mittendrin, wenn wir einer Hörbibel lauschen, wenn wir uns startklar machen, dass wir während des Tages ein paar Stellen im Vorbeigehen lesen, wie wenn man ein paar Kekse nascht oder einen Apfel isst. So sehen erste Glaubensschritte aus, wenn wir anfangen dieses Wort zu essen, das uns gegeben wurde, und darauf warten, was Gott mit diesem in uns tun wird. Denn wir wissen, dass er sein Werk tun wird! Dann, Jahre später, wenn jemand wissen will, was für dich das Wertvollste ist, dann wird „das Wort Gottes“ keine geschönte Antwort, sondern Wirklichkeit, sein.
Rachel Jankovic (@lizziejank) ist Ehefrau und Mutter von sieben Kindern. Sie hat ein Buch geschrieben und ist sehr stark in einem Bibellese-Dienst für Frauen eingebunden (https://biblereading.christkirk.com/).
Lesen ist wie essen. Wenn das Essen unzureichend verdaut wird, dann wird es auch unzureichend aufgenommen. So ist es auch mit dem Lesen der Bibel, deren Worte verdaut werden müssen, damit sie ins Herz eingehen und Jesus mehr einkehren kann. Ohne Jesus und den heiligen Geist nützt auch das Bibellesen nicht viel. Man kennt Christen, die mehrfach schon die ganze Bibel gelesen haben und wichtige Dinge nicht mal wissen und doch in vielem daneben liegen. Sie haben zwar gelesen, aber nichts verstanden und das Gelesene nicht ins Herz aufgenommen und wissen nicht einmal zentrale Bibelaussagen von anderen weniger wichtigen und historischen Berichten zu unterscheiden.
Bibelwissen, das sehen wir an vielen Theologen, nützt nichts, wenn es nur dazu benutzt wird, sich selber gross zu machen und einen Dünkel zu bekommen, aber der Mensch bleibt der alte. Ohne oder mit wenig Jesus bleibt der Mensch der alte, da kann er lesen so viel er will.