Im dritten Teil der Trilogie zum Thema Bibelverständnis geht es endlich um die alles entscheidende Frage: Wie sieht sich die Bibel eigentlich selbst? Wie will sie gelesen werden? Was ist denn eigentlich das biblische Bibelverständnis? Wie sind Jesus und seine Nachfolger mit der Bibel umgegangen? Und was bedeutet das für uns heute? Diese Folge macht deutlich: Das biblische Bibelverständnis stellt uns vor eine grundlegende Entscheidung mit weitreichenden Konsequenzen.
Ich denke, daß es viel wichtiger ist zu wissen, WER Jesus ist, was er getan hat, zu welchen Zweck er auf der Erde weilte. Wer das verstanden und im Herzen aufgenommen hat, der wird auch die heilige Schrift in der richtigen Art anerkennen und wenigstens in den Grundlagen verstehen können.
An Jesus scheiden sích nämlich die Geister. Ist er nur ein Mensch oder ist er Gottes Sohn und der Erlöser? Wenn er nur ein Mensch ist, dann ist er im besten Falle ein Lehrer der Weisheit, der Liebe, aber hat keinerlei Vollmacht Wunder zu tun oder die Menschen von der Sünde zu befreien bis hin in den innersten Kern des Menschen.
Die meisten sog. Christen sehen Jesus nicht als Erlöser und wenn, dann nur dem Buchstaben nach., weil das irgendwo geschrieben steht und irgendwer das predigt, sie nehmen die Erlösung durch sein Blut aber nicht ernstlich an und bleiben daher nur an dem Buchstaben hängen. Weil das so ist, kommen sie auch zu einem falschen Verständnis der heiligen Schrift. Wir haben es heute also immer mehr nur mit Scheinchristen, mit Taufscheinschristen zu tun, über die der heilige Paulus in 2.Tim. 3,5 sagt, „die da haben den Schein eines gottseligen Wesens, aber seine Kraft verleugnen sie; und solche meide.“
Jesus muss wieder als der gesehen werden, der von Sünde ganz praktisch und konkret rettet und vom ewigem Tod befreit, also bei den Menschen eine Lebensänderung bewirkt. dann hat man auch kein grundlegendes Problem mehr mit der Bibel.
Die Folgen des Unglaubens:
https://www.achgut.com/artikel/eine_kirche_die_keiner_mehr_braucht
Wichtiges Thema. Es werden viele wichtige Themen angesprochen.
Aber ein paar Fragen bleiben offen:
„Das AT wird im NT immer in normativer Weise zitiert.“
Wie bereits zuvor erwähnt: passt nicht ganz. Jesus streitet die Inspiration der Texte teils ganz ab:
„Mose hat euch erlaubt, euch zu scheiden von euren Frauen, eures Herzens Härte wegen; von Anfang an aber ist’s nicht so gewesen.“
Harte Worte.
Die Erweiterung der Mahnworte in Offenbarung 22 auf die gesamte Bibel ist sehr zweifelhaft. Es handelt sich um ein Sendschreiben. Dem Brief wird ursprünglich vermutlich nicht noch die ganze Bibel mitgegeben worden sein.
Und zum „historischen“ Bibelverständnis. Die Beschäftigung mit drr (Kirchen)Geschichte zeigt nun mal, dass die Menschen in anderen Zeiten auch anders dachten (nicht „schlechter“ aber anders).
Origenes las vieles eben nicht als historisch…
„Da es jedoch Stellen der heiligen Schrift gibt, die, wie ich in der Folge zeigen werde,
gar Nichts körperliches haben, so darf man manchmal, so zu sagen, bloß die Seele und den
Geist der Schrift suchen“
(De Principiis, Buch 4 2,5)
Auch den Glauben an den 6-Tage Schöpfungsbericht hält er für unvernünftig usw (er zählt in 2,9 weitere auf).
Dabei macht er sich für eine „geistige“, sprich Allegorische, Auslegung stark.
Erinnert irgendwie an paulus und den Ochsen der da drischt. Auch hier wird der literar Sinn verworfen, zugunsten des allegorischen.
Warum ist Kritik an der Bibel gleich Kritik an Gott?
Sind diese den wesensgleich? Beten wir zum Vater Sohn und der Bibel?
Warum kommt die Bibel nicht als Inhalt in den alten Glaubensbekenntnissen vor?
Und auch wenn Jesus Gebote des AT nur genauer erklärt, verschärft usw (von der Kritik am scheidebrief abgesehen) ist das immer auch das Geständnis: die vorherigen Texte waren in dieser Hinsicht zu ungenau, unklar usw. -> also „Kritik“
Sollen wir jetzt die Mahnworte in Offenbarung 22 auf Jesus anwenden? Kritisiert Jesus sich selbst?
Viele Fragen…
Ich sehe das nicht ganz so dramatisch.
Jesus streitet m.E. nicht die Inspiration der Texte ab. Mose war in manchen Dingen eine Abschattung von Jesus und von Gott erwählt, Israel aus Ägypten zu führen. Bei der Geschichte der Wüstenwanderung sehen wir, wie es alle paar „menschelte“, den Israeliten das Vertrauen auf Gott fehlte und Mose nicht mit Kritik verschont wurde. Der Ungehorsam gegenüber Gott ging sogar bis in Aarons Familie, dessen Söhne „fremdes Feuer“ darbrachten.
Jesus stellt klar, dass die Ehe lebenslang wären soll und Israel eine „Ausnahmebewilligung“ bekam, um ihrer harten Herzen wegen. Das Wesen der Ehe wird ja auch von Paulus dargestellt, sie soll das Verhältnis von Jesus zum Menschen abbilden. Nun hatte Israel schon erhebliche Treueprobleme gegenüber Gott, wie soll es denn da in der Ehe funktionieren …?
Hinsichtlich der Mahnworte in Off22 möchte ich auf einen der vorherigen Beiträge von Dr. Till verweisen – schon recht früh war den Kirchenvätern klar, welche Schriften und Briefe als inspiriert galten und „dazu gehörten“. Auch sind Briefe, die nur an eine Gemeinde gingen, abgeschrieben und anderen Gemeinden zur Kenntnis gebracht worden, selbiges gilt für die Evangelien. Die dürften schon „überall“ vorgelegen haben, bis eine Abschrift der Offenbarungen eintraf.
Die Offenbarungen gelten nach meiner Kenntnis als „jüngste“ Schrift des NT – es ist daher m.E. zu rechtfertigen, wenn die Mahnworte nicht nur für die Off selbst gelten, sondern den verwendeten Schriftenkanon herangezogen werden.
Hinsichtlich der Auslegungen muss man differenzieren – es gibt, auch in jüngster Zeit, Theologen, die meinen, dass gar keine allegorische Auslegung statthaft wäre. Andererseits hat Jesus selbst beim Gleichnis der vierfältigen Ackerfrucht in Allegorien gesprochen, also muss es wohl statthaft sein. Der barmherzige Samariter in Lk 10 ist m.E. ohne allegorische Auslegung nicht verständlich.
Gehört die Schöpfungsgeschichte zu den Schriften, die allegorisch zu verstehen sind? Ich bin da recht konservativ – es ist die Geschichte, die uns Gott „mitgibt“, und solange es keine gute allegorische Auslegung gibt (ich kenne keine), verwende ich diese Stelle als Realbegebenheit. Letztendlich macht sie deutlich, dass durch den Sündenfall des Menschen das „Elend“ begann, und wenn Jesus das Wort „Adam“ verwendet, nicht nur als Wort für „Mensch“, sondern den Adam aufgreift, durch den der Tod in die Welt kam, dann halte ich mich an Jesu Sichtweise. Da kann man nicht verkehrt liegen. 😉
Bei Kritik an der Bibel müssen wir unterscheiden:
Ist es Kritik an „Auslegung“ oder ist es Kritik an der „Mitteilung“/Botschaft? Ich kann Auslegungen kritisieren, insbesondere wenn ich mit der Methodik u.ä. des Auslegers nicht übereinstimme. Kritik an Gott und Gottes Gerechtigkeit versuche ich mir zu verkneifen – um z.B. auf Aarons Söhne zurück zu kommen: mein menschliches Gerechtigkeitsempfinden sagt mir, „sie haben es doch gut gemeint, warum bringt Gott sie um“. Gottes Gerechtigkeit dagegen sagt: ich habe euch einen Weg vorgegeben, wie ihr zu mir kommt – eure eigenen selbstgewählten Wege bringen euch den Tod. Nicht das Schicksal des Söhne Aarons ist die wichtige Botschaft, die Botschaft ist für mich: nur durch Jesus kommst Du zu Gott („niemand kommt zum Vater denn durch mich“), eigene Wege und Werke können nicht zur Errettung beitragen und bringen dich eher auf den tödlichen Weg.
M.E. sind die Texte des AT nicht ungenau. Es ist m.E. so, dass Gott seinen Heilsplan nach und nach entfaltet und immer mehr offenlegt. Wendet man als Auslegungsprinzip an, dass Israel Gottes Volk auf der Erde ist, die Christen Gottes Volk für den Himmel, dann erkennt man eine Menge Parallelen.
Der Auszug aus Ägypten und die 40 Jahre Wüstenwanderung ist nicht nur eine historische Begebenheit, sondern zeichnet auch nach, mit was ein Christ auf seinem Lebensweg rechnen muss: das Opfer (Passah) war schon, nun muss ich mich auf dem Weg machen und werde durch das Wasser hindurch (Taufe / Schilfmeer) gerettet und muss nicht mehr der Sünde (Ägypten) dienen. Gott schickt mich nicht durch das Land der Philister („übergroße“ Feinde / Satan), sondern an verschiedenen Wassern vorbei (Abschattungen von Jesus, Heiliger Geist, Ahnungen von der kommenden Herrlichkeit) und läßt auch Angriffe des Satans (Amalek) zu usw..
Die Stiftshütte ist eine Abschattung von Jesus (dazu gibt es tolle Auslegungsbücher)
Davids Kampf gegen Goliath ist eine Abschattung dessen, wie Jesus den Tod besiegt. Die Begebenheit David / Abigail schildert uns, wie (verändernd) Jesus in das Leben eines bekehrten Menschen tritt.
usw. usf.
Das AT schildert drastisch, „pädagogisch greifbar“, genau das, was in Jesus entfaltet wird. Wenn der junge Jesus im Tempel mit den Schriftgelehrten spricht und ihnen das AT auslegt, oder den Emmhaus-Jüngern das Geschehene verdeutlicht, Philipus den Kämmerer anhand einer AT-Schriftrolle missioniert und dann tauft: das sollte uns Hinweis sein, dass das AT ebenso die Botschaft von Jesus und dem Heilsplan Gottes mitteilt wie die Schriften des NT.
Sorry für den langen Text. Aber wenn erstmal der Schreibfluss angefangen hat … 😉
Im AT gibt es haufenweise Hinweise auf Jesus Christus, insofern hat das AT nach wie vor eine Bedeutung für die Christen.
Da fällt mir auch noch Melchisedek ein, den man auch als Vorschattung von Jesus sehen kann.
https://www.gotquestions.org/Deutsch/melchisedek.html
Im Neuen Bund sind die Gebote ja auch nochmals verschärft worden. Jesus sagt an einigen Stellen: Ich aber sage euch…….
Ich habe das nie als eine Verschärfung der Gebote empfunden, sondern als Aufforderung: denkt doch mal über die Gebote nach, was eigentlich gemeint ist.
Beispiele:
– Du sollst nicht ehebrechen – wer aber eine Frau ansieht um sie zu begehren …
– Du sollst Vater und Mutter Ehren – Du sollst Ihnen auch nicht dieses und jenes tun …
– usw.
Die Israeliten hatten aus den 10 Geboten und sonstigen Anweisungen in der Tora 613 Gebote und Anweisungen erstellt, also Gebote und Verbote. Und diese bestimmten das religiöse und persönliche Leben und nicht etwa die Frage: was wollte Gott uns mit diesen Regeln sagen?
Es geht nicht um das stumpfe Befolgen von Regeln, sondern Jesus drängt auf, sagen wir mal, „Herzensbildung“. Es ging nicht um punktgenau 10% Abgaben, sondern „einen fröhlichen Geber“.
Es gab tatsächlich wassergefüllte Sättel – weil am Sabbat das Reisen verboten war, es sei denn auf Wasser. Nun, da konnte man erfinderisch sein. Man hat das Gesetz gehalten, aber nicht verstanden, was das Gesetz sagt.
Oft genug gibt Jesus Beispiele, was wohl auch ein Schriftgelehrter oder Pharisäer am Sabbat tun würde, wenn ihm Ochs oder Esel sorgen machen würden.
Es ist immer wieder der Appell: nun denkt doch mal nach, wie ihr Gott eigentlich Ehren sollt, wie ihr euer Leben und Zusammenleben ausüben sollt, …
Im ersten Apostelkonzil wurden so gut wie alle Anweisungen für Christen aufgehoben. Paulus geht später soweit und sagt, dass das, was gegen das Gewissen ist, Sünde ist.
Richtig ist: das Gesetz überführt. Schon 613 Regeln bis hin zur Anzahl der Quasten am Gewand waren kaum einhaltbar, und eigentlich hätte jedem klar sein müssen: so wie ich bin kann ich vor Gott nie bestehen. Und letztendlich geht es nicht um die Mischung von Stoffen am Gewand, sondern darum, das Reine nicht mit dem Unreinen zu vermischen, also z.B. keine Religionsvermischung, keine Ehe zwischen Gläubigen und Ungläubigen zu schließen, …
Nimmt man dann noch das Gesetz nicht nur wörtlich, sondern sucht zu ergründen, was es uns eigentlich sagen will: dann bin ich erst recht Sünder. Dann kann mir nur Gott einen Weg zu ihm aufzeigen, denn aus eigener Kraft und Werkgerechtigkeit funktioniert das nicht.
Steht man in Jesu Nachfolge, dann setzt m.E. ein irdisches Leben lang die Herzens- und Gewissensbildung ein durch die Gabe des Heiligen Geistes (die 40 Jahre Wüstenwanderung, an deren Ende vom alten Menschen genauso wenig übrig sein sollte wie von den damals ausgezogenen Israeliten), wir singen ja auch oft genug, dass Jesus uns ein neues Herz schenken soll.
Viele von uns halten sicherlich nicht den Sabbat, und am Sonntag wird es schwierig, vom Tag des Herrn zu sprechen, wenn ich mir die Anzahl der Gottesdienstbesucher ansehe und mit der Anzahl der Menschen auf der Pferdekoppel und dem Hundeplatz vergleiche, an dem ich auf dem Weg zum Gottesdienst vorbeikomme. Und auch das eigene Freizeitverhalten am Sonntag ist sicherlich nicht so, wie es im AT steht. Aber gelernt habe ich, dass ich jeden Tag eine gewisse Zeit für Gebet und Bibelstudium reservieren soll, und ich bei den allermeisten Entscheidungen des Tages überlegen sollte, ob diese im Sinne Gottes sind. Und dass der erste Tag der Woche immer noch ein besonderer ist, der Schöpfungstag, der Auferstehungstag, der Tag der Gemeindeversammlung (siehe Apg), …
Hallo Stephan, ich hab gerade erst Deine beiden Kommentare zu dieser Podcastfolge gelesen. Vielen Dank dafür, sehr gut!