#9 Hat Gott gefordert, dass rebellische Söhne gesteinigt werden sollen?

 

Die 5 Bücher Mose behaupten: Gott hat nicht nur die 10 Gebote offenbart. Dazu hat er Mose noch mehr als 600 weitere Gesetze mit auf den Weg gegeben. Manche davon wirken regelrecht verstörend auf uns. Hat Gott denn wirklich ernsthaft befohlen, dass aufmüpfige Söhne gesteinigt werden sollen, wie es in 5. Mose 21, 18-21 nachzulesen ist? Wenn ja: Wie sollen wir als Christen mit derart unverständlichen Geboten umgehen? Und was soll uns so ein fremdartiger Text heute noch zu sagen haben?

 

Über Dr. Markus Till

Evangelisch landeskirchlicher Autor, Blogger und Lobpreismusiker mit pietistischen Wurzeln und charismatischer Prägung

14 thoughts on “#9 Hat Gott gefordert, dass rebellische Söhne gesteinigt werden sollen?

  1. „zählte. Athanasius von Alexandria nahm den Jakobusbrief allerdings in seinen Kanon der heute akzeptierten neutestamentlichen Schriften auf. Seit dem 4. Jahrhundert ist er akzeptierter Teil des Kanons fast aller christlichen Kirchen, einschließlich der syrisch-orthodoxe Kirchen.[9]

    Martin Luther jedoch stellte die Kanonizität des Jakobusbriefes in Frage, weil diese Schrift nach seinem Verständnis den Werken anstelle des Glaubens die Rechtfertigung zuschreibe (s. WA DB 7, 384). Das ist auch der Grund, warum er die ursprüngliche Reihenfolge der neutestamentlichen Bücher änderte und den Jakobusbrief (mit dem Hebräerbrief) „nach hinten“ verschob.“

    Tut mir leid, aber die angegebene Schriftstelle scheint nicht richtig zu sein.

  2. Ich zitiere:
    „Hat Gott denn wirklich ernsthaft befohlen, dass aufmüpfige Söhne gesteinigt werden sollen, wie es in 5. Mose 18, 18-21 nachzulesen ist?“

    Die oben angegebene Schriftstelle scheint nicht richtig zu sein.

      1. Ja, wenn man die betr. Stelle aus 5. Mose (=Deuterpnomium) liest, so ähnelt solches rigoroses „Recht“ den von Taliban, IS, iranischen Revolutionsgarden und ähnlichen Gotteskriegern in ihrem jeweiligen Machtbereich angewendeten Willkürbestimmungen.

        Göttlich oder Gottes Wille ist es keinesfalls, dass der eigene widerspenstige Sohn, weil er Trinker und vielleicht auch ein Verschwender ist und keine Einsicht in sein Fehlverhalten aufbringen will, zu Tode gesteinigt wird.

        So wird lediglich ein Angst- und Schreckensregiment begründet, in dem schließlich kaum einer mehr aufzumucken wagt – aber „besser“ werden die Menschen dadurch auch nicht.

        1. Vielen Dank lieber Augustin Vesper für diese Worte.

          Jesus würde uns hierzu sicherlich beispielhaft die Geschichte vom verlorenen Sohn und seinem barmherzigen Vater erzählen als Ermutigung zu großer Güte, Barmherzigkeit und unverdienter Gnade trotz menschlicher Verfehlung..

          Gott segne uns und versöhne uns und uns miteinander, hin zu seinem Frieden.

          Wir beten um Friede auf Erden, den Menschen zum Wohlgefallen und um Versöhnung.

          Versöhnung. Wie ein Fest nach langer Trauer. Versöhnung.

          1. An diesem sehr drastischen Beispiel geht mir erstmalig vollständig auf, warum Paulus das (Thora-)Gesetz der Juden als quasi überholt und nicht heilsentscheidend qualifiziert.
            Und warum Jesus Christus das Doppelgebot der Gottes- und der Nächstenliebe als die einzige und entscheidende Erfüllung des göttlichen Gesetzes lehrt. Alles Übrige ist menschliches Beiwerk und Auslegung und z. T. überflüssig-falsche Zugabe.

  3. Beim verlorenen Sohn findet man aber die Einsicht, gesündigt zu haben, er will sogar bei seinem Vater als Tagelöhner arbeiten. Das wird oft nicht erwähnt bei manchen Auslegern. Anders gesagt: Eine billige Gnade gibt es nicht, es ist auch immer eine Umkehr des Menschen erforderlich.

    1. Immerhin hat der gute und barmherzig Vater seinen Sohn nicht steinigen lassen sondern ihm vielmehr das ihm zustehende Erbteil ohne Auflagen Auszählen und ihn dann ziehen lassen.
      Wegen seines Ungehorsams bezeichnet er ihn als (geistlich) tot, hegt aber offensichtlich weder Hass noch Vergeltungsgedanken gegen ihn. Vielmehr scheint er ihm nicht aus dem Sinn zu gehen und er denkt offenbar an ihn und hält beständig Ausschau nach dem verlorenen Sohn. Ich möchte zudem auch meinen, dass der gute Vater für seinen scheinbar „missratenen“ Sohn auch betet, ohne dass der Herr das extra im Gleichnis erwähnt.
      Also wieviel anderes Verhalten des Vaters gegenüber 5 Mose 21, 18-21.

    2. Lieber Heinz, eine Einsicht des verlorenen Sohnes ist im Bibeltext nicht erkennbar, aber Angst, nicht von seinem Vater angenommen zu werden.
      Er ist zu seinem leiblichen Vater zurückgekehrt, weil er seinen Reichtum verprasst hatte. So mußte er Schweinefrass fressen, weil er von seinem Herren nicht mal ein normales karges Essen bekam.

      „Alles verprassen“ ist ein Synonym für alle möglichen Formen der Prasserei: Trinken, Huren, Party ohne Ende u.v.a..

      Der verlorene Sohn erinnerte sich an seinen tugendsamen und guten Vater und hat GEHOFFT, dass ihn sein Vater wieder aufnähme. Aber nur als Knecht, um zu überleben.

      Der Vater hat ihm keinerlei Strafpredigten gehalten, ihn aus Gnade wieder zum geliebten Sohn werden lassen. Somit liegen Welten zwischen der altestamentlichen hier thematisierten Mosestelle und dem, was Jesus tut und mit dem Gleichnis erklärt hat.

      Und ich bin mir sicher, der reiche Jüngling hat DARAUFHIN seinem leiblichen barmherzigen Vater dankbar und mit Freuden GEDIENT.
      Ob sein Bruder darauf hin mißgünstig blieb, ist nicht berichtet.
      Man darf sich auch fragen, ob man selbst vielleicht auch in gewisser Weise die Rolle des jüngeren Bruders einnimmt……

      Der große Kontext der Geschichte ist:
      Das was Mose in der zitierten Stelle predigt, meint Jesus offenbar NICHT, sondern das Gegenteil. Liebe statt Anklage und harte Züchtigung.

      Sind wir Nachfolger Jesu?

      Liebe heilt Wunden.

      Lasst uns geduldig sein.
      Lasst uns barmherzig sein.
      Lasst uns lieben.

  4. „Ich will aufbrechen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt. Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein; mach mich zu einem deiner Tagelöhner! “
    Na, wenn das keine Einsicht des Sohnes ist, was denn dann?
    Ich habe ja gesagt, dass es oft überlesen wird, dass der Sohn reumütig war.
    Ob der Vater den Sohn auch ohne seine Einsicht angenommen hätte, das steht ja nicht direkt im Text, kann aber so gesehen werden.

    1. Ja. Stimmt.

      Ich tendiere eher zu Letzterem in deinen Ausführungen.

      Zum einen hat der Vater absolut nichts gefordert und nichts verlangt.

      Der Vater hat auch nicht auf den bereits schon vor Ankommen formulierten Text, den der Sohn dann nochmals beim Vater formuliert hat, geantwortet, sondern hat unverzüglich ein großes Freudenfest organisieren lassen.

      Ebenso ist folgender weiterer Text interessant:

      24 Denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden; er war verloren und ist gefunden worden. Und sie fingen an, fröhlich zu sein.

      Der Sohn ist „gefunden WORDEN“. Vom Vater.
      Der Vater hatte immer gehofft und vor Eintreffen des sohnes entschieden, ihn auch ohne Bedingungen anzunehmen. Der Vater war entscheidend, nicht der verlorene Sohn und sein Tun oder nicht tun.

      Das erinnert mich beispielhaft an einen weiteren Text.

      Jes 65,1 Ich ließ mich suchen von denen, die nicht nach mir fragten, ich ließ mich finden von denen, die mich nicht suchten. (Gott)

      Das ist noch eine Stufe absoluter.
      Immerhin kannte der Sohn seinen verlorenen Sohn und dachte sicher immer an ihn. Seine Freude war groß und er forderte nichts.
      Ich bin mir sicher, dass der Sohn GELERNT hatte und erfahren hat: Gnade, Liebe und Barmherzigkeit als Vorleistung ohne Forderung.
      Der verlorene Sohn war klug geworden.
      Und hat sicherlich aus Dankbarkeit dem Rest seines Lebens dem Vater gedient.

      Ich glaube an Gott, aber nicht mehr aus Angst. Gott ist die Liebe.

      Nun denn lieber Heinz, Du hast hier das letzte Wort.
      Liebe Grüße

      1. Ich bin nicht derjenige, der solche Texte bis ins letzte Detail sezieren will. Wir wissen im Grunde nicht wie alles sich ganz genau abgespielt hat. Das NT ist ja ingesamt weitgehend auch kein detallierter Bericht mit Stunden oder gar Minutenangabe über den Ablauf der Dinge, die berichtet werden.

        Was wir aber wissen ist dies, dass Gott barmherzig ist, aber er ist auch gerecht und kann von uns Menschen zumal er in Jesus eine grosse Vorleistung schon erbracht hat durch dessen Kreuzopfer auch Sündenerkenntis und Umkehr verlangen.

        Ein Mensch wie dieser Vater im Gleichnis könnte freilich seinem Sohn ohne dessen Vorleistung vergeben, das ist dann seine Sache. Oft aber steht in der Bibel zwischen den Zeilen drin, dass bei den Menschen doch eine Umkehr stattgefunden hat, wenn das auch nicht ausdrücklich im Text steht wie es bei der Ehebrecherin war, der Jesus begegnet ist. Jesus war ja kein Pfarrer wie sie heute üblich sind, sondern konnte die Gedanken der Menschen erkennen und damit sehen, ob sie bereuen oder nicht. Denen, die in ihrem Hochmut auf ihren Sünden beharrt sind, hat er ja schon den Marsch geblasen, um es mal so auszudrücken. Bei anderen war das gar nicht nötig, weil sie in der richtigen Haltung waren. Nun, ja, dafür gab es gelegentlich auch Beispiele von Gottesmännern, die das auch konnten. Man nennt das Herzensschau.

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