Einige meinen, es ist die beste Botschaft aller Zeiten. Weil ja allen Menschen ewiges Leben ohne eigenes Zutun angeboten wird, ist es eine absolute Frohbotschaft, die sich aber urplötzlich in eine Drohbotschaft verwandelt, fügt man dem ewigen Leben eine ewige Strafe ohne Gott hinzu bei gleichzeitiger ewiger Pein. Plötzlich droht das Evangelium, anstatt zu erfreuen.
Das Evangelium sei nicht jedermanns Ding, meinte Paulus einmal, der als der einzige* mit Barnabas wirklich den Staub von seinen Füßen abschüttelte, als die Antiochier „sich selbst des ewigen Lebens nicht würdig erachteten“ – ihn und seine Botschaft nicht mehr hören wollten und ihn zur Stadt hinaustrieben. Jesus versprach dieser Stadt ein schlimmeres Gericht als einstmal Sodom und Gomorra.
Gute Nachricht wurde den Toten von Jesus höchstpersönlich verkündigt — also muss es extrem wichtig sein — es betrifft die Toten, die zur Zeit der Sintflut gestorben waren und noch einmal genau diese Botschaft hören sollten: Einer kam, lebte und starb für dich.
Du bist in diesem Beispiel der Angeklagte
Das Evangelium beschäftigt sich mit Anklage und Freispruch, Schuld und Aburteilung, Strafe, Fluch und Entfernung des Fluchs. Sündenbocksuche und Aufopferung – once and forever. Ein Lamm, das geschlachtet wurde, war allen Israelis der Zeit Jesu geläufig, jedes Jahr wurde aufs neue das „reine Lamm“ geschlachtet und zeremoniell verspeist. Hier gab es keine Vegetarier oder Veganer, das Blut des Lammes floss…
Evangelium wird verkündigt an Menschen, die würdig sind, also: zuhören. Am Besten im „Haus des Friedens“, wo jemand bereits zu Gott betet, womöglich sogar arme Menschen mitversorgt. Dort ist ein idealer Humus fürs Evangelium. Wiederum verkündigt Jesus das Reich Gottes an Kranke – “die Gesunden brauchen ihn nicht.” An Verlorene – neunundneunzig Herdenschafe lässt er wohlbehalten alleine. An das Volk, das ihm die Kranken vor die Füße legt, damit er sie heilt. Denn Jesus Christus heilt.
Sollte dein Evangelium Menschen krank machen, solltest du mindestens noch einmal darüber nachdenken. Dennoch erkrankten manche in falscher Einschätzung des Mahl-des-Herrn und starben gar. Auch das.
Deshalb fürchteten die Jerusalemer die Christengemeinde, weil man dort sowohl von Gott geheilt als auch getötet werden konnte.
Die Pastoren der ersten Kirche wurden verhaftet, dann wieder freigelassen, bald doch wieder im Gefängnis, dann zentral und öffentlich im Jerusalemer Tempel, schließlich an einem „anderen Ort“, was für mich nichts anderes als „im Untergrund“ bedeutet.
Als Pastor im Untergrund?
Welches Evangelium verkündigst du – aus dem Untergrund. Bedrohst du die Mächtigen und sagst ihnen, dass ihr Trost „flöten geht“? Dass Gott das Verborgene der Menschen richten wird, ja, dass es nichts Verborgenes gibt, das nicht offenbar werden wird? Spricht man so mit Angesehenen?
Urteilt selbst, ob es korrekt ist – wem wir folgen sollen. Euch oder Gott?
„Was bildest du dir überhaupt ein? Auch wir haben unsere Lehrer, Schriftkenner, gebildete Ausleger, die altgriechisch und hebräisch sprechen wie du deine magere Rede in deiner Straßen- und Alltagssprache. Wenn die angesehenen Theologen, Wissenschaftler zu einem anderen Ergebnis kommen – anhand derselben Schriften – solltest du nicht noch einmal darüber nachdenken?“
„Ist es nicht die Liebe, die uns alle vereint? Und der Umgang miteinander, der respektvolle liebevolle Umgang? Deswegen Freunde, macht doch immer weiter, meinetwegen trefft euch, versammelt euch, singt Lieder — aber unterlasst diese Lehre über diesen Jesus — diese Ausschließlichkeitslehre vertragen wir nicht. Nun geht hin und denkt darüber nach.“
Manche denken wirklich darüber nach und justieren nach, tatsächlich, sie finden ein Klimaevangelium, das Evangelium von der Schöpfung und dem Leiden der Vegetation, dann das schwule Evangelium, das unterm Regenbogen feiert, obwohl dieser Regenbogen gleich nach dem Untergang der „damaligen Welt“ von Gott als Selbsterinnerung eingesetzt wurde. Damit er sich beim Anblick des Bogens selbst erinnert, die bösen Menschen nicht noch einmal dem Tod durch Ersaufen preiszugeben – abwinkend, sich abwendend, stattdessen auf sein eigenes neues Bündnis schauend, das Kreuz.
Das Evangelium spricht vom Kreuz.
Als Israelis beim Durchzug durch die Wüste — entkommen aus der ägyptischen Sklaverei — von Schlangen überfallen wurden, errichtete Mose eine Stange mit einer kupfernen Schlange daran hängend. Vermutlich ähnlich wie der heutige als Apothekenzeichen bekannte Asklepiusstab. Schlangengebissene, die die Kupferschlange anschauten, blieben lebendig. Die Schlange stand stellvertretend für die Sünde, die Verführung, das Böse — an der Stange.
Der unschuldige Jesus starb für böse Menschen am Kreuz. Keinesfalls für Unschuldige.
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*Paulus und Barnabas sind als einzige in der Bibel bekannt, die den Staub von den Füßen abschüttelten gegen eine Stadt, die das Evangelium nicht hören wollte.
Dieser Blog-Beitrag von Rolf Oetinger erschien zuerst auf jesus-blog.de . Lies hier den Original-Artikel "Welches Evangelium muss verkündigt werden?".