Fühlen und denken mit den Psalmisten

Abschließen möchte ich meine Serie zu den Psalmen mit einem letzten Gedanken. Hier nochmal die Blogserie zu den Psalmen:

Teil 1 zu Psalm 1 und 2

Teil 2 zu den Klagepsalmen

Teil 3 mein persönliches Erleben der Zeit in den Psalmen

Teil 4 zu den Rachepsalmen

Teil 5 zu Psalm 51 und dem krassesten Gebet

Natürlich ist damit vieles noch nicht gesagt. Natürlich kann man jetzt zu jedem Psalm auch noch eine ganze Auslegung machen. Aber das ist nicht meine Absicht. Ich möchte ganz im Gegenteil mehr Raum lassen, damit sich jeder Leser auch selbst noch mehr Gedanken machen kann.

Die Psalmen transportieren ganz viele Gefühle und Gedanken. Es sind die Gefühle der einzelnen Psalmisten zu Gott. Es sind aber auch Gottes Gefühle für uns. Und oft fallen sie in den Psalmen zusammen. Es sind Gottes Gedanken, die ER über uns hat, eingepackt in eine wunderschöne Sprache.

Was mich immer wieder sehr traurig macht, ist, wenn als Argument gebraucht wird, dass die Bibel dort, wo sie besonders schöne, lyrische Sprache verwendet, weniger ernst, weniger wörtlich genommen werden solle. Da muss ich mich dann doch fragen, ob ein Liebeslied, das jemand seiner Frau schreibt, deshalb weniger ernst zu nehmen ist? Ich glaube nein.

Die Psalmisten denken und fühlen ganz stark. Wenn ich da in Psalm 42 lese: Wie ein Hirsch lechzt nach Wasserbächen, so lechzt meine Seele, o Gott, nach dir! (Ps 42:2), dann gehe ich zunächst einmal nicht davon aus, dass das eine Übertreibung oder ein rhetorisches Stilmittel ist, sondern die Korachiten, die diesen Psalm schrieben, wirklich einen immensen Durst nach Gott hatten. Einen Durst, der sich womöglich sogar physisch bemerkbar machte.

Doch sind die Psalmen nicht nur voll von Gefühlen und Gedanken – sie schreien geradezu danach, ausgesprochen, gesungen, aufgesagt zu werden. Und ich bin überzeugt, dass hier auch einer der Gründe für eine schöne Sprache der Psalmen liegt. Sie wollen so sein, dass man sie sich gut merken kann, um sie immer wieder im Alltag anzuwenden. Die Psalmen wollen, dass wir sie uns selbst immer wieder zusprechen.

Das finden wir auch an manchen Stellen, wie etwa in Psalm 103: Von David. Lobe den HERRN, meine Seele, und alles, was in mir ist, seinen heiligen Namen! Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat! Der dir alle deine Sünden vergibt und heilt alle deine Gebrechen; der dein Leben vom Verderben erlöst, der dich krönt mit Gnade und Barmherzigkeit; der dein Alter mit Gutem sättigt, dass du wieder jung wirst wie ein Adler. (Ps 103:1-5)

David spricht hier zu sich selbst und hält seiner Seele die Versprechen Gottes vor, immer wieder. Und genau das ist für uns auch so wichtig. Dass wir unserer Seele die Vergebung Gottes zusprechen. Die Heilung Gottes zusprechen. Die Gnade Gottes zusprechen. Wie oft sind wir zu uns selbst gnadenlos – und wundern uns dann, wenn Zweifel aufkommen? Wie oft benehmen wir uns zu unserer Seele so, als wären wir unsere ärgsten Feinde?

Doch dann gehen die Psalmen auch weit über unser eigenes Wohlbefinden hinaus. Sie gehen hinaus ins Weltall, welches in die Psalmen mit einstimmt: Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes, und die Ausdehnung verkündigt das Werk seiner Hände. Es fließt die Rede Tag für Tag, Nacht für Nacht tut sich die Botschaft kund. Es ist keine Rede und es sind keine Worte, deren Stimme unhörbar wäre. Ihre Reichweite erstreckt sich über die ganze Erde, und ihre Worte bis ans Ende des Erdkreises. Er hat der Sonne am Himmel ein Zelt gemacht. Und sie geht hervor wie ein Bräutigam aus seiner Kammer und freut sich wie ein Held, die Bahn zu durchlaufen. (Ps 19:2-6)

Das ganze Weltall mit allem, was darin ist, stimmt in das Lob Gottes und in den Ruf mit ein, der an die ganze Welt ergeht: Singt dem HERRN ein neues Lied, singt dem HERRN, alle Welt! Singt dem HERRN, preist seinen Namen, verkündigt Tag für Tag sein Heil! Erzählt unter den Heiden von seiner Herrlichkeit, unter allen Völkern von seinen Wundern! Denn groß ist der HERR und hoch zu loben; er ist furchtbar über alle Götter. Denn alle Götter der Völker sind nichtige Götzen; aber der HERR hat die Himmel gemacht. Pracht und Majestät sind vor seinem Angesicht, Stärke und Herrlichkeit in seinem Heiligtum. Bringt dar dem HERRN, ihr Völkerstämme, bringt dar dem HERRN Ehre und Lob! (Ps 96:1-7)

Sei gesegnet!

Der Beitrag Fühlen und denken mit den Psalmisten erschien zuerst auf Jonas Erne – Blog.

Dieser Blog-Beitrag von Jonas Erne erschien zuerst auf Jonas Erne - Der Blog . Lies hier den Original-Artikel "Fühlen und denken mit den Psalmisten".

Über Jonas Erne

Ich bin Ehemann, Vater, Theologe, Gemeindereferent, Vielleser. Auf meinem Blog geht es um Gelesenes, aber auch um die Auseinandersetzung mit Fragen des täglichen Lebens, mit der Kultur und der Bibel. Hin und wieder gibt es auch kreative Texte wie Gedichte, kurze Geschichten und mehr.

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