Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang (Psalm 23,6 – LU17)
Hier verlangsamte ich, denn das Wort Barmherzigkeit war es, das mich irritierte. Zwar kennt das christliche Hirn diesen Bibeltext, jedoch schwante mir sofort, dass er mich in eine abhängige Position bringt, bin ich doch plötzlich – nur, indem ich diesen Satz ausspreche – bedürftig.
Mitten am Tag, nach getaner Arbeit, am Wochenende oder, wenn man gerade die Füße hochlegt und alles erledigt ist – außer den Dingen die quasi wie ein “ich bin auch noch da, das musst du noch machen” zwischen den Ruhekissen hervorquellen – kommt der Barmherzigkeitsgedanke überraschend.
Ich brauche Barmherzigkeit, ist ja hier die Aussage.
Wie muss es dann um mich bestellt sein? Was ist denn eigentlich mit mir los?
Wo bin ich und wer bin ich?
Okay, alles soweit durcherledigt, die Sachen sortiert, sogar Steuererklärungen abgeschickt, Kaminofen brennt, Auto läuft auf frisch montierten Reifen, Straße gekehrt, Müll entfernt, Essen gekocht – wozu brauche ich, gerade ich – Barmherzigkeit.
Natürlich schlage ich bei “Güte “ oder “Gutes” sofort ein, das kann ich gut gebrauchen.
Nur, wenn ich Barmherzigkeit brauche, bin ich vielleicht jemand, der die seltsame Eigenart hat, immer wieder falsch abzubiegen, in die falsche Richtung – selbstsicher – zu marschieren, wäre da nicht – das Eingreifen und die Güte Gottes?
Sozusagen wie ein Terach, der Vater Abrahams, der von Ur in Chaldäa nach Kanaan umsiedeln wollte, aber auf halber Strecke in Haran stecken blieb?!
Dann lieber doch nicht!!!
Geh aus deiner Familie und deiner Verwandtschaft in das Land, das ich dir zeigen werde, und der Sohn Terachs – Abraham brach auf und ging los – 75 Jahre alt.
Gottes Barmherzigkeit, überhaupt seine Stimme zu hören und den ausgetretenen Pfad, wo bereits die Namen der Vorväter eingegraben sind, zu verlassen.
Egal, wie alt du bist, wenn Gott zu dir gesprochen hat, bleib nicht in Haran, sondern mach, was er dir gesagt hat und gehe.
Gottes Barmherzigkeit nimmt dich aus deiner Herkunftsfamilie heraus und befreit dich von dem Makel des weitergereichten Fehlverhaltens von Generation zu Generation – was nichts anderes ist als ein Fluch – und fügt dich in einen neuen Stammbaum ein, der mit dem Sohn Davids beginnt, dessen Name Jesus, der Gesandte, Gesalbte, Heilsbringer ist.
Es ist Gottes Barmherzigkeit, dass ich überhaupt nur irgend etwas von seinem Reden und seiner Präsenz wahrnehme – ich bin hier nicht alleine unterwegs!
Es ist nicht so, dass ich 70 oder 80 Jahre hier umherirre und er halb lächelnd, halb amüsiert zuschaut, wie ich mich abstrample oder er gar völlig abwesend ist mit einem Himmel aus Eisen, tiefhängenden Wolken, Luft schwer wie Beton und unfruchtbarer Erde.
Stattdessen Barmherzigkeit als Präsent an jemanden, der es dringend braucht. Tatsächlich ich?
Schenkst du jemandem etwas zum Geburtstag, wovon du annimmst, dass er es weder schätzt, noch auch nur entfernt gebrauchen kann? Perlen vor die Säue, würdest du die Perlen werfen? Und die Schweine rutschen darüber, die Perlen wandern in ihre Pfoten, sie wissen nichts damit anzufangen, wälzen sich darin, drehen sich grunzend im Dreck.
Barmherzigkeit folgt mir, Gott sei Dank.
Danke lieber Gott, ich nehme sie an, ich brauche sie so dringend. Bitte hilf mir. Amen.
Dieser Blog-Beitrag von Rolf Oetinger erschien zuerst auf jesus-blog.de . Lies hier den Original-Artikel "Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang".