Sie schreiben, Gotte könne Willensfreiheit nur um den Preis des Leides ermöglichen. Die Theologie behauptet, Gott habe einen vollkommen leidfreien Ort erschaffen – das Paradies. Heißt das, alle Insassen des Paradieses sind ferngesteuerte Zombies ohne jede Willensfreiheit (die ja unausweichlich Leid verursachen würde)?
Danke für die gute und nachvollziehbare Frage. Und es stimmt ja: Christen gehen in der Tat davon aus, dass der Himmel kein abstraktes Wolkenmeer mit Geigen und Harfen ist, sondern ein realer Ort: „Danach sah ich einen neuen Himmel und eine neue Erde.“ (Off 21)
Es ist aber bei allem Respekt nicht notwendigerweise so, dass der freie Wille auch im Himmel dazu missbraucht wird, Negatives zu tun. Vor allem deshalb, weil sich dann die realen Bedingungen stark verändert werden. Eine Denkhilfe hierzu gibt Paulus, wenn er schreibt:
Jetzt sehen wir alles nur wie in einem Spiegel und wie in rätselhaften Bildern; dann aber [im Himmel] werden wir Gott von Angesicht zu Angesicht sehen. (1Kor 13, 12)
Mit vielen anderen Christen gehe ich daher davon aus, dass die angesprochene „Angesicht-zu-Angesicht-Situation“ mit Christus, also der Quelle unendlicher Güte und Liebe, so überwältigend sein wird, dass man zwar sündigen könnte – es aber gar nicht will.
Dieser Blog-Beitrag von Stephan Lange erschien zuerst auf mitdenkend.de . Lies hier den Original-Artikel "246".