Die Gemeinde in der Corona-Gefangenschaft

Eine beispiellose Spaltung durchläuft unsere Gesellschaft.
Doch darin verlaufen die Fronten keineswegs gradlinig. Sie verschwimmen ineinander. Im Nebel der Meinungen gibt es alle möglichen verschiedenen Spielarten. Wir suchen Halt und Sicherheit bei denen, die mit uns übereinstimmen; doch, so scheint es, lauern in jeder Beziehung Stolpersteine oder gar Abgründe. Impfung, Testen, Maske, Inzidenz. Die Themen, die seit fast zwei Jahren unsere Nachrichten und die Politik bestimmen, sorgen vor allem für eines: Streit.

Die Gemeinde in der Gefangenschaft

HERR, bringe unsere Gefangenen zurück wie die Bäche im Negev!

Psalm 126,4 SLT

Dieser Nebel macht sich auch in der Gemeinde Jesu breit. Die Spaltung durchzieht den Leib Christi. Pro Impfung – Kontra Impfung. Was für jeden eine persönliche Entscheidung sein sollte, wird zum „christlichen“ Politikum.
Im Eifer des Gefechts wird zu einem der billigsten Tricks gegriffen: Vergeistlichung. Wer sich nicht impfen lässt, liebt den Nächsten nicht. Wer sich impfen lässt, macht mit der Welt gemeinsame Sache oder nimmt gar das Zeichen des Antichristen an. Auch hier nehmen die Begründungen beider Seiten teilweise ein farbenfrohes Spektrum an, was, wenn es nicht so traurig wäre, durchaus unterhaltsamen Charakter hat.

Was beide Seiten in ihrem Eifer nicht bemerken: Sie sind beide gleichermaßen in Gefangenschaft geraten. In die Gefangenschaft der Lieblosigkeit und des Hochmuts. In Scharen wird in diesen Tagen das Volk Gottes in diese Gefangenschaft geführt. Die eigene Überzeugung sehr wichtig nehmend, lassen sie sich vor den Karren des Feindes spannen. Dem „Verkläger der Brüder“ spielen sie in die Hände, indem sie eine persönliche Entscheidung zu einem primären Thema machen, welches somit mehr und mehr als Trennungsgrund aufgeführt wird, weshalb ich mit „denen“ nicht mehr kann.
Und so liegt die Gemeinde in Ketten, unfähig nach dem Auftrag zu handeln, der ihr eigentlich gegeben worden ist.

Dieser Kerker der eigenen Meinung und Selbsterhebung bietet natürlich einigen Komfort. Wer sich selbst darin einsperrt und alle anderen ausschließt, der braucht sich nicht damit auseinandersetzen, was „die andere Seite“ denkt und empfindet. Warum sie zu dem Schluss kommt, zu dem sie gekommen ist. „Was die anderen bewegt und antreibt, kann mir egal sein, denn ich weiß ja die Wahrheit und deshalb bin ich frei.“ Und so nimmt das Drama der Selbsttäuschung seinen Lauf.

Der Schlüssel zum Kerker: Demut

In unserer individualistischen Gesellschaft haben die eigene Meinung und die Meinungsfreiheit einen hohen Stellenwert. Jeder darf sagen und denken was er möchte. Gott sei Dank. Auch in der Gemeinde ist jeder gerufen, selbst zu bewerten und zu prüfen.
Demut bedeutet jedoch, der eigenen Meinung und Überzeugung mit einer gewissen Skepsis gegenüberzustehen. Vielleicht könnte es sein, dass ich in die Irre gehe. Schon oft habe ich allein während der Coronakrise meine Ansichten überdacht und neu sortiert. Gott sei Dank.

Alles Erkennen ist Stückwerk. Auch meines. Wer einen gesunden Selbstzweifel mitbringt, ist auch offen, sich den anderen zu nähern.
Als Gemeinde Jesu muss uns klar werden: Es sind nicht unsere Ansichten, die uns trennen, es ist unsere Haltung. Die Haltung gegenüber den Geschwistern und die Haltung gegenüber unserer eigenen Ansicht.

Gesucht: Menschen, die weinen

Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten. Wer weinend hingeht und den Samen zur Aussaat trägt, der kommt gewiß mit Freuden zurück und bringt seine Garben.

Psalm 126,5-6 SLT

In dieser Zeit braucht die Gemeinde Jesu Menschen, die weinen. Tränen vergießen im Gebet. Tränen über Hartherzigkeit, Selbstüberhebung und Streit. Tränen der Fürbitte und Versöhnung. Tränen nicht aus sentimentalem Harmoniebedürfnis, sondern aus einem Eifer um die Ehre Gottes und den Namen Jesu Christi.
Woran wird jedermann erkennen, dass wir die Jünger Jesu sind? Wenn wir Liebe untereinander haben! (Joh 13,35)
Warum sollen wir eins sein? Damit die Welt glaubt, dass Jesus von Gott gesandt wurde! (Joh 17,21)

Es steht einiges auf dem Spiel: Unsere Einheit, die Sichtweise der Gesellschaft auf die Gemeinde, der Erfolg unserer Evangelisation und nicht zuletzt die Ehre Gottes selbst.

Werden wir die Kurve kriegen? Einlenken bevor der Schaden noch größer wird? Wird die Welt uns sehen als eine Gruppe, die „Herz und Herz, vereint zusammen“ steht und das Evangelium von Christus verkündet? Die Verheißung Gottes für uns steht:

Als der Herr die Gefangenen Zions zurückbrachte, da waren wir wie Träumende. Da war unser Mund voll Lachen und unsere Zunge voll Jubel; da sagte man unter den Heiden: »Der Herr hat Großes an ihnen getan!«

Psalm 126,1-2 SLT

Alle Informationen zur Person und zum Dienst von David Blaschke findest du auf www.davidblaschke.de

Über David Blaschke

David Blaschke hatte 2006, im Alter von 17 Jahren, seine erste Begegnung mit Jesus Christus. Er ist verheiratet mit Kathi und Vater von drei Kindern. Er ist Gründer und Leiter der Netzwerkgemeinde Dresden. Außerdem dient er im Reisedienst an verschiedenen Orten. Es ist seine Vision, dass Christen in eine ganzheitliche Reife kommen. Du hast Fragen zu Davids Person, seinem Dienst oder möchtest ihn einladen, dann kontaktiere ihn jetzt.

11 thoughts on “Die Gemeinde in der Corona-Gefangenschaft

  1. Hallo David,
    kann man so sehen – jedem seine eigene Überzeugung – gibt aber noch mehr Gesichtspunkte in der ganzen Angelegenheit:
    Wie viele Jahrzehnte oder mehr musst du zurückgehen, dass die Kirche sich selbst beschränkt hat im Sinne von – kommt NICHT zur Kirche – außer erlaubte 30 oder 50 oder wieviel auch immer Menschen?
    Denn wir haben nun die Pest? – Nein, da waren die Kirchen geöffnet. Wer konnte, floh von der Stadt aufs Land, auch Pfarrer flohen – aber etliche blieben bei Ihrer Gemeinde und besuchten die Schwerkranken – egal mit welchem Risiko. – Und verkündigten weiter….
    Nebengedanke: Wenn man kein dringliches Evangelium hat, dann muss es auch nicht verkündigt werden, dann ist es sowieso egal, wenn es nur solch ein Trost-Evangelium ist.
    Nun zum Hauptgedanken: Warum haben die Kirchen in dieser Corona-Zeit eigentlich keine hörbare Stimme – kehrt jetzt um und glaubt??!!
    Ich erwarte Sonderveranstaltungen, Raum für Gespräche, Fragen und Antworten, die die Kirche gibt – oder Sondergebetsveranstaltungen.

    Nun, wenn man alles dem Infektionsschutz unterordnet, sagt man — bleibt zu Hause, singt NICHT, sprecht nicht miteinander — lasst die Oma, Mütter, Väter alleine sterben, sie oder wir sind ansteckend.

    Irgendwas stimmt nicht?? Ist das unser Jesus?

    1. Hallo Rolf,
      Vielen Dank für deinen Kommentar.
      Also zum Thema Pest habe ich mich auch schon belesen und einiges gelernt. Ich kann nur dazu sagen, dass das Thema sehr vielseitig ist, da die Pest ja immerhin 3 Jahrhunderte in Europa wütete. Daher ist die Pest sehr schlecht als Referenz heranzuziehen.
      Du stellst mega wichtige Fragen, auf die ich nicht behaupte eine pauschale Antwort zu haben. Mir geht es im Artikel um die Herzenshaltung der Gemeinde. Eine Meinung zu den von dir angerissenen Themen habe ich bewusst nicht geäußert, obwohl ich natürlich eine Meinung dazu habe!
      Es geht um die Haltung. Diese müssen wir klarkriegen! Das müssen wir auf die Reihe bekommen oder aber unsere Bemühungen um Recht und Unrecht sind vergebens, ein Schuss in das eigene Knie.
      Gottes Segen!

  2. Was läuft ab in den Gemeinden
    – die Geimpften
    – und die nicht gegen Corona Sars-Cov-2 geimpften
    – demnächst die Geimpften die wieder als Ungeimpfte zählen werden, wegen
    „abgelaufenem MHD“. Genesen dito.
    sollten sich lieben, weil sie Brüder und Schwestern sind und es vor Gott kein Ansehen der Person gibt. Da ist weder Hoch noch niedrig, weder geimpft noch ungeimpft.
    Macht eine Gemeinde nun eine Veranstaltung mit 2G -was macht sie – sie sagt „keine Ungeimpften hier rein“.
    Macht die Gemeinde 3G – sagt sie „Ungeimpfte kommen hier nur mit Nachweis rein, dass sie laut Schnelltest nicht „Corona-erkrankt sind“, andere Krankheiten gehen, dafür wird evtl gebetet. — Dieser Schnelltest wird vom Gesetzgeber nicht gefordert, aber wir machen in quasi „vorauseilendem Gehorsam“ schärfere Corona-Regeln als nötig —„wir begegnen damit dem schwachen Gewissen oder den Ängsten in unserer Kirche“ – und behandeln die Ungeimpften ebenso, wie sie mittlerweile in der auch nichtchristlichen Gesellschaft behandelt werden: Wie Dreck.
    Ungeimpfte müssen sich TÄGLICH testen lassen, falls sie an den Arbeitsplatz wollen – an einer langen Schlange der Ausgesonderten anstehen — sie sind gesund aber müssen – BEWEISLASTUMKEHR – das nachweisen. — Es ist also gekippt – denn dieses Land will nun in Nachfolge von Tatschikistan und Österreich eine Impfpflicht einführen.
    Bewehrt mit Strafgeldern ist das dann ein Impfzwang – oder etwa nicht? Da sind die sprachlichen Jongleure unterwegs, die sagen es sei eine Pflicht, zwar mit hoher Geldstrafe belegt („Ordnungswidrigkeit“) aber ja kein Zwang.
    — „Ihr Schlangen…“
    …..ja ich stimme überein, dass man auch Geimpfte nicht angehen soll, sie würden das Zeichen des Tieres annehmen — aber die Problemzone ist andersrum: Wieviel Prozent sind in deiner Gemeinde (noch) Ungeimpfte? Kommen sie noch? Warum nicht mehr?
    Und: Wird die Kirche nun hörbar nach der klaren Impfzwangpositionierung derjenigen, die dafür da sind, Gutes zu belohnen und Böses zu bestrafen – die Politiker und Beamten?
    „Geht uns alles nichts an“ – „wir wollen den Frieden in unseren Reihen behalten“ — letzter Satz ist richtig — es wird gesellschaftlich auf Ungeimpfte eingedroschen nicht auf Geimpfte, daher gilt es für die Kirche sich auf die Seite der zu unrecht Genötigten zu stellen.
    Oder die Kirche positioniert sich für die Impfpflicht.
    Passt.

  3. Corona hin, Corona her –
    ein Christ hat doch den Heiland als Herr!
    Der schlimmste Virus ist die Sünde –
    deshalb warne den Gottlosen vor seiner letzten Stunde!
    Ob mit oder an Corona gestorben ist dann egal –
    entweder Du kommst zu Jesus oder ins Flammental!
    Das ist unsere Botschaft in dieser gottlosen Welt-
    Laß Dich mit Gott versöhnen oder Dein Urteil ist ewig gefällt!

  4. —Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten.—

    ich mache mir Sorgen das das Leid und die Lügen und der Tod welche durch die Welt ziehen, und die Not der Menschen und der Zwang dem sie ausgesetzt werden, die Kleinen und die Großen, und die Existenzängste der Familien und die gestohlene Kindheit und Traurigkeit der Kleinsten, und die Alten in den Heimen die jeglicher Willkür ausgeliefert sind, ohne Liebe und Geborgenheit, …… ich mache mir Sorgen das ich mich nie wieder freuen kann weil der Punkt des Erträglichen überschritten ist, das Leid der Menschen spielt sich vor unseren Augen ab, und auch die Boshaftigkeit wird unerträglich, süßliche Schlangenworte zum wohle der Menschen, pfui Teufel!
    Kann es Frieden in den Gemeinden geben wenn man die Not verschweigt?
    Auch ein Christ leidet am Zustand er Welt und hat das Bedürfnis darüber zu reden.
    Was soll man noch viel reden, es ist schon längst alles gesagt.

    1. Hi Lilli,
      Vielen Dank für deinen Kommentar.
      Sie fragen: „ Kann es Frieden in den Gemeinden geben wenn man die Not verschweigt?“ Nein, natürlich nicht. Nur habe ich über diese Frage in meinem Artikel gar nicht geschrieben.
      Ich habe auch nichts davon geschrieben, dass wir nicht über unsere Ansichten und Meinungen reden sollten…
      Ihr Kommentar ist ein gutes Beispiel dafür wie überfrachtet und emotional aufgeladen das Thema unter Christen ist. Sicherlich hat vieles an Kritik Berechtigung, doch es ist eminent wichtig die Geschwisterliebe, den Ruf zur Einheit und den Auftrag zur Evangelisation nicht zu vergessen.
      Gottes Segen dir!

  5. Lieber Walter,
    erfreulich ist die gute Resonanz zu Deinem Beitrag über die Gefangenschaft vieler heutiger Christen und den Aufruf zur Buße. Er deckt sich voll mit meinem Beitrag über die „Babylonisches Gefangenschaft evangelikaler Christen“ kurz zuvor. Gerne unterstütze ich Deinen Weckruf zu gemeinsamen Gebetsbewegung „unter Tränen“. Möge dies eine Starthilfe zur überfälligen Bußbewegung unter uns Evangelikalen werden, auf die der treue Herr auf gnädige, aber auch mächtige Weise antworten wird.
    Dir und allen Befürwortern und Fürbittern ein herzlichens Shalom meinerseits.
    In Jesu Liebe Euer Herbert Masuch

  6. Der Beitrag von David Blaschke ist wirklich gut. Danke!

    Für Christen besteht keine Notwendigkeit Corona und allem, was damit zusammenhängt, besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Erst recht nicht besteht ein Grund in Panik und Hysterie zu verfallen.
    Von Krankheiten heil wird man von jeher nur durch Gott. Ärzte können nur Symptome lindern. Wenn man als Christ Ärzten vertraut, besteht jetzt auch kein Grund in dieser Pandemie den Fachleuten und den Regierenden NICHT zu vertrauen. Sie setzen alles daran, um die Pandemie zu beenden.
    Mit einer Verschwörung hat das alles nichts zu tun. Als Christ kann ich in dieser ganzen Aufregung ruhig und gelassen bleiben und mich den wahren Problemen widmen, zum Beispiel dem mangelndem Vertrauen in Gott!

    Wer eine ähnliche Glaubensfestigkeit erlangen möchte, wie ich sie habe, findet auf meinem Blog – http://manfredreichelt.wordpress.com/ – zahlreiche Anregungen.

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