Die Buße von Todd White

Einer der bekanntesten Prediger der charismatischen Bewegung hat öffentlich Buße getan, dafür dass er ein falsches Evangelium gepredigt hat. Tief bewegt schildert Todd White öffentlich wie Gott seine Ansichten verändert hat: Erkenntnis der eigenen Sündhaftigkeit ist notwendig um Christus überhaupt haben zu wollen und dass ein Evangelium, welches ein angenehmes Leben verspricht, ein falsches Evangelium ist. Und noch einiges mehr.
Eine erfreuliche Entwicklung könnte man meinen, oder etwa nicht?

Der neue Stern am charismatischen Himmel

Das erste mal sah ich ein Predigtvideo von Todd White ca. 2014. Damals war er noch lange nicht so bekannt und auch weniger muskelbepackt. Er predigte 2013 in der Schweiz in einer charismatischen Gemeinde. Überaus sympathisch, barfuß und mit langen Dreadlocks stand er vor den schicken Pfingstlern.

In einem Einspieler wurde ein Video von einem seiner „Outreaches“ (Straßeneinsätze) in Jerusalem berichtet. Er begegnet einem Moslem der Schmerzen beim Gehen hat. Er betet für seine Beine und der Mann testet die Echtheit der Heilung. Erstaunt ruft er aus „Träume ich?“ – „Weil Jesus in mir lebt, rührt er dich an, wenn ich dich anrühre. Ich will dir sagen, dass Gott dich liebt und ich dich von ganzem Herzen liebe.“

Durchaus beeindruckt erwartete ich wie er ihm jetzt gleich vom Evangelium erzählt: Seiner Sünde, dem Gericht Gottes, Jesus und seinem Opfer am Kreuz, seine Auferstehung. Doch er schüttelte ihm die Hand und verabschiedete sich von ihm. Kein Aufruf zur Buße, noch nicht einmal ein Traktat.
Mir wurde bewusst, dass irgendetwas nicht stimmt. Ich fragte mich, wieso? Wieso hat er diese Gelegenheit nicht genutzt? Wieso ließ er den Mann gehen, ohne ihm das Evangelium zu verkünden. Seit dem schaute ich mir sehr selten seine Videos an.
Doch als Teil der charismatischen Szene bemerkte ich, dass seine Bekanntheit und sein Einfluss von Jahr zu Jahr zunahmen. Er wurde viel eingeladen und predigte öffentlichkeitswirksam auf vielen international bekannten Bühnen: Bethel Church in California, One Thing Conference in Kansas City und bei der Großveranstaltung „Awakening Europe“ in Nürnberg. Immer wieder kam in meinen Gedanken die Frage auf: „Wieso ließ er den Mann in Jerusalem ziehen, ohne das Evangelium verkündet zu haben?“

Zeichen, Wunder, Heilungen

Wir brauchen das übernatürliche erfahrbare Wirken Gottes in unserer Zeit. Es ist meine tiefste Überzeugung, dass Zeichen, Wunder und Heilungen genauso in unsere Zeit gehören wie sie in die Zeit der ersten Apostel gehörten. Nichts aus der Bibel gibt mir Anlass am übernatürlich spürbaren Wirken Gottes zu zweifeln.

Todd White ist in eben diesem Bereich ein Vorläufer und ein Vorbild. Die Gaben der Heilungen und Prophetie sind eben nicht nur für den Gebrauch hinter Kirchenmauern für die bereits Erlösten gedacht. Nein, es sind Gaben und Werkzeuge der Evangelisation. Natürlich ersetzen sie in keiner Weise das Predigen des Wortes Gottes, aber sie verschaffen dem Prediger die nötige Aufmerksamkeit. So sehen wir es als biblisches Muster im Dienst Jesu und im Dienst der ersten Gemeinde. Zeichen, Wunder und Heilungen sind Wegweiser, die auf die Botschaft des Predigers deuten. Sie sind der orthodoxe Weg Aufmerksamkeit zu erzeugen, in einer Welt die das Evangelium schlichtweg nicht interessiert.
Unvergessen ist für mich die Heilung eines Straßenkünstlers im Kostüm von Darth Vader. Doch auch hier wieder die Frage: Warum führt er Darth Vader nicht zu Jesus? Wieso spricht er mit ihm nicht über Sünde, Gericht, Kreuz und Auferstehung?

Freude im Himmel…

In seiner neusten Predigt „Gods Heart for Humanity“  nun diese Aussagen:

„If people don’t know they’re sinners, they won’t see their need for a Savior, This is hard for people. This is hard for me, because I feel like I haven’t preached the whole Gospel. And I repent. I repent. You have no idea. I will not be responsible. I believe that when I preach that the blood of people is on my hands.“ […]
”I’m convicted. I am not perfect but I am strongly convicted. I feel like I just met Jesus again. There’s just this rekindled thing inside of me. This has been the hardest season of my life. I’m like, ‘Lord, what are you doing?’ He said ‘I’m pruning every branch that you have.’ I’m like, ‘It’s not OK. It hurts.’ And He said, ‘If you were dead, it wouldn’t hurt. There are parts of you that need to die, so I’m going to kill them.‘“ […]

“When you come into the Gospel because you come in for a better life, you’ve come in for the wrong Gospel.”[…]

Wenn Menschen nicht wissen, dass sie Sünder sind, werden sie keinen Erlöser nötig haben. Das fällt den Menschen schwer. Auch mir fällt das schwer, denn ich fühle, dass ich nicht das ganze Evangelium gepredigt habe. Und ich tue Buße. Ich tue Buße. Wenn ihr wüsstet. Ich möchte nicht verantwortlich sein. Ich glaube, dass wenn ich predige, das Blut der Menschen an meinen Händen klebt.“ […]
„Ich bin überführt. Ich bin nicht vollkommen, ich bin ja so überführt. Ich bin Jesus gefühlt nochmal ganz neu begegnet. Etwas wurde in mir entflammt. Das ist im Moment die schwerste Zeit meines Lebens. Ich frage: „Herr, was tust du?“ Er antwortete: „Ich säge jeden deiner Äste ab.“ Ich sagte zu ihm: „Das ist nicht in Ordnung, es schmerzt so sehr.“ Und er antwortete: „Wenn du gestorben wärest, würde es nicht schmerzen. Es gibt Teile in dir, die sterben müssen. Also werde ich sie töten.“ […]
Wenn du das Evangelium annimmst, damit du ein besseres Leben bekommst, dann hast du das falsche Evangelium angenommen.[…]

Todd White – Predigt „God’s Heart for Humanity“

Als ich dies las, dachte ich sogleich an den moslemischen Mann in Jerusalem. Genau das hatte gefehlt und ich bin überglücklich über das Wirken Gottes im Herzen von Todd White. Er hat nicht nur den Mut im Stillen seine Überzeugungen auf den Prüfstand zu stellen, sondern auch die Courage öffentlich zu diesen neuen Erkenntnissen zu stehen und seine Zuhörer herauszufordern. Er riskiert damit seine große Anhängerschaft zu reduzieren, was auch in Verbindung mit Finanzen und anderen Bereichen seines Dienstes steht.

Gott sei gelobt für seinen treuen Dienst im Herzen seiner Kinder. Er wirkt im Herzen seiner Kinder und gestaltet uns um in das Ebenbild seines Sohnes.

Denken und Erfahrung

Eigentlich ein Grund zur Freude. Doch nicht für jeden. Die Hyperkritischen können sich nicht freuen, denn ihre allzu einfachen Schubladen in denen Todd White als Irrlehrer und dämonisch inspiriert geradezu einbetoniert ist, kann auch eine solches Eingeständnis nicht sprengen.
Überaus fremd wirkt sein Auftreten. Zu auffällig die Heilungen und Wunder. Ist die Betonung auf der Erfahrung der Liebe Gottes nicht ungesund? Zu wenig wird doch die viel beschworene „Reine Lehre“ von ihm verkündigt.

Und so wird auch die Freude des Himmels durch die reformatorische Rechthaberei verdorben. Keine Einsicht darin, dass Gott doch mit allen von uns Barmherzigkeit hat und in uns wirkt.
Keine Erkenntnis darüber, dass es eben nicht nur die Verstandesebene ist, in der Gott wirkt. Nein, es gibt auch Gotteserfahrung die fühlbar, spürbar und erlebbar ist. Und wir brauchen sie, sowohl in der Gemeinde als auch in der Evangelisation. Doch sind die Gräbern in den beiden Lagern wirklich so tief, dass sie unüberwindbar sind? Muss es so sein, dass erfahrungsorientierte Charismatiker, die auf das Denken ausgerichtete „John-Mac-Arthur-Lager“ als gesetzlich und vom religiösen Geist besessen abstempeln? Muss es so sein, dass die Reformierten mit ihrer Textlastigkeit, die charismatischen Christen als vom „Schwarmgeist“ besessen brandmarken?

Meine Überzeugung ist: Nein! So muss es nicht sein. Diese beiden Lager gehören zusammen. Und Todd White ist ein Beispiel davon wie es gelingen kann: Durch Demut, sich selbst nicht so wichtig nehmen und den Mut aufbringen Schwächen und Fehler zuzugeben.
Dr. James White geht als Vorbild voran und zeigt echte Freude über Todd’s Umkehr:

Fazit

Die Buße von Todd White birgt riesige Chancen, nicht nur für ihn, sondern für jeden seiner Zuschauer. Was wäre das für eine Kraft: Tausende von jungen Leuten, die an Zeichen und Wunder glauben, Menschen im Namen Jesu heilen und das Evangelium von Buße und Glauben verkünden. Das klingt für mich, nach der Gemeinde der Apostelgeschichte.

Wir brauchen sie beide: Erfahrung und Denken. Doch diese Konvergenz erreichen wir nur im Geiste Christi.

© Schlachter 2000 | Bild:Logos

Alle Informationen zur Person und zum Dienst von David Blaschke findest du auf www.davidblaschke.de

Über David Blaschke

David Blaschke hatte 2006, im Alter von 17 Jahren, seine erste Begegnung mit Jesus Christus. Er ist verheiratet mit Kathi und Vater von drei Kindern. Er ist Gründer und Leiter der Netzwerkgemeinde Dresden. Außerdem dient er im Reisedienst an verschiedenen Orten. Es ist seine Vision, dass Christen in eine ganzheitliche Reife kommen. Du hast Fragen zu Davids Person, seinem Dienst oder möchtest ihn einladen, dann kontaktiere ihn jetzt.

12 thoughts on “Die Buße von Todd White

  1. Ja, das ist schön zu lesen. Umkehr.
    Ich warte auch auf die Buße der Ultrakonservativen, „das Alles“ gäbe es nicht mehr und dürfe es nicht geben und sei nur Verführung und Korinther 12+14 von Korinther 13 ersetzt.

  2. „Durchaus beeindruckt erwartete ich wie er ihm jetzt gleich vom Evangelium erzählt: Seiner Sünde, dem Gericht Gottes, Jesus und seinem Opfer am Kreuz, seine Auferstehung. Doch er schüttelte ihm die Hand und verabschiedete sich von ihm. Kein Aufruf zur Buße, noch nicht einmal ein Traktat.“ – Ich denke, das muss man nicht so eng sehen. Es ist wunderbar wie natürlich Todd auf die Menschen zugeht und sie heilt. Auch Jesus wird sicher nicht für jeden, den er heilte eine Kurzform des Evangeliums gepredigt haben.
    Wer dergleichen erfahren hat, erinnert sich, und wird vielleicht später suchen mehr über Jesus in Erfahrung zu bringen. Alles andere würde eher als Überrumpelung angesehen: Ach, da will mich wieder nur einer zu seiner Sekte bekehren. Nein danke.
    Aber in der Unaufdringlichkeit Todds kann das Gute wirken.

  3. Wer nicht gegen Euch ist, der ist für Euch!
    Ein wahrhaft aufrüttelndes Zeugnis. Ich hatte vorher noch nichts von Todd White gehört. Aber diese öffentliche Einsicht ist beeindruckend.

    Zentral ist für mich dabei:
    „Wenn du das Evangelium annimmst, damit du ein besseres Leben bekommst, dann hast du das falsche Evangelium angenommen.“

    Wobei ich dies soweit einschränken würde, dass es um Reichtum, Gesundheit, ein langes Leben geht. Alles weltliche also.

    Ein Leben voller Freude, auch wenn ganz Anders, tiefer, ruhiger, als es die Spaßgesellschaft verlangt, das können wir schon erhoffen.

    Freut Euch Allezeit!

    Jetzt sehe ich nochmal meine Überschrift. Da packe ich mir auch selber an die Nase. Mein Weg ist doch nicht der einzig Richtige. Solange jemand anders Christus verkündet und den wahren Christus (z.B. nicht den, der uns ein tolles (reiches, gesundes) irdisches Leben schenkt), sollte ich toleranter sein.

    Danke für den Artikel!

    1. Ein Leben mit Christus ist tatsächlich besser – nein, es ist das Leben schlechthin.
      Äußere Dinge können uns nicht wirklich befriedigen, wer aber von dem Wasser trinkt, das er uns gibt, den wird niemals mehr dürsten!

  4. Wenn jemand das Evangelium annimmt, damit er ein besseres Leben bekommt, dann ist das auch ein akzeptables Motiv. Die Hauptsache er hat das Ev. angenommen. Wenn hernach Gott einen Menschen weiter führt, werden seine Motive früher oder später auch mal hinterfragt. Das falsche Ev. hat er deswegen nicht angenommen, denn es gibt nur eines oder keines. An Ende soll man Gott um seiner selbst willen lieben und nicht weil er einem Menschen da und dort auch Hilfen zukommen lassen kann, seien es materielle oder geistliche. Diese Fragen sind längst beantwortet, dazu braucht man keinen Todd White. Die Menschen neigen zu oft dazu andere Menschen hochzuheben. Auch das ist auf Dauer nicht das Richtige, denn Gott allein schenkt die Erkenntnis und die Gnaden.

  5. Todd White ist für mich ein mit Minderwertigkeitskomplexen befallener und in der Folge narzisstisch überheblich selbstzentrierter Selbstdarsteller auf großer Bühne ohne konstruktive christliche Botschaft. Ein totaler selbstmitleidiger Versager auf großer von Spendengeldern finanzierter Bühne , dem man nur barmherzig sein kann….

    Jazzico at email de

  6. Todd White verhält sich wie ein Vorwerk-Staubsaugervertreter, zuerst führt er sein Produkt vor, der Kunde hält es für gut, dann wird er gefragt ob er es kaufen will.
    Ob das etwas mit Glauben zu tun hat bezweifle ich. Er läuft durch die Stadt und sucht nach Menschen denen er eine Lebensverbessereung und schmerzfreiere Behandlung zu teil werden lässt, und das im Namen Jesus, da sehe ich wohl eher eine andere Quelle die er anzapft.
    Jesus heilte Menschen, …Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden rein und Taube hören, Tote stehen auf und Armen wird das Evangelium gepredigt Mt 11.5
    Menschen die am Rande der Gesellschaft standen, Ausgestoßene, Verlorene….
    Möglicherweise sind es auch die Krankheiten , wobei die Menschen den Blick auf Gott verloren haben, die Jesus dann heilte,….das sie wieder sehen, hören, rein von Sünde werden, Lahme die jetzt den Weg mit Jesus gehen können, ,,Jesus ist der Weg“ und die Armen, von denen es zuviele in der Welt gibt, und die keinen Führsprecher haben, diesen Verlorenen hat Jesus sich zugewand.
    Aber nicht was dieser Todd Withe veranstaltet, wenn jemand der Fuß wehtut, weil er lange im Geschäft stehen muss, oder die Hüfte oder Knie oder oder oder.
    Jesus ist keine Ware, die vorher ausprobiert wird, ist doch klar, wenn der Verkäufer seine Sache gut gemacht hat, dann kauft der Kunde (Jesus).

  7. Zunächst einmal ist es erfreulich, wenn ein Straßenevangelist einen dem christlichen Glauben fernstehenden Menschen anspricht und dieser einen Anlass hat, neu über den Glauben nachzudenken. – Ich denke, ein Evangelist darf auch ein Fingerspitzengefühl dafür entwickeln wo ein Mensch gerade steht. Es ist besser jemand wird angesprochen und dieses Erlebnis bleibt ihm positiv im Gedächtnis, als wenn jemand hinterher sagt, er sei nur endlos zugetextet worden.
    Vielleicht kann man bei einer weiteren Begegnung mit diesem Fernstehenden mehr sagen. Vielleicht gebraucht Gott irgendwann einen anderen Gläubigen, um diesem Menschen den ganzen Weg aufzuzeigen!

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