Wer soll die Bibel lesen?

Im zweiten Teil der Serie „Die Bibel in der Familie“ beantwortete ich die Frage, weshalb wir in der Familie die Bibel lesen sollen. Das führt mich zur nächsten Frage: Wer soll denn die Bibel lesen?

Wer auch immer diese Frage stellt: Die Antwort ist stets dieselbe, „ich“. Die Bibel ist Gottes direkte Ansprache an die Menschen, die Er zu Seiner Ehre geschaffen hat. Der gefallene Mensch hat zwei Haltungen entwickelt, welche ihm diesen direkten Anspruch vom Leib halten sollen. Die einen stellen sich über das Wort Gottes. Ihr Verstand ist die Instanz, welche bestimmt, welche Teile der Bibel für sie wahr oder falsch sein sollen. Er entledigt sich so zum Beispiel aller übernatürlichen Ereignisse. In frommen Kreisen ebenso verbreitet ist jedoch die Einstellung sich innerlich „neben das Wort Gottes“ zu stellen. Wir sehen sie in kameradschaftlichem Gegenüber und fragen uns: Was nehme ich gerne an? Daraus leiten wir unsere Lieblingsstellen und –argumente ab. Andere Dinge weisen wir zurück, weil sie uns zu unbequem sind. Etwas milder ausgedrückt: Wir zögern sie wirklich in unser Denken und Handeln zu integrieren.

Zurück zur Frage, wer die Bibel lesen soll. Zuerst bin ich als Vater angesprochen (Epheser 6,1; vgl. 1. Mose 18,19; 5. Mose 6,4-9; Psalm 78,3-8). Wie soll ich meine Kinder in Gottes Wegen erziehen können, wenn ich selber nicht von diesem Wort genährt werde? Deshalb stelle ich die Behauptung auf, dass ein geistlich mangel- bzw. unterernährter Vater diese Haltung der nächsten Generation weitergibt. Es gilt also zunächst um eigene gesunde Gewohnheiten zu ringen.

Zweitens ist der „göttliche Nachschub“ für die Ehe wichtig. Ich glaube, dass uns die Frauen oft voraus sind. Sie scheinen noch eher in der Lage zu sein, die geistlichen Disziplinen zu pflegen. Dehalb einige Anregungen für uns Väter:

  • Reserviere dir täglich fixe Zeiten (es kann auch kurz sein!) für eigenes Gebet und Bibellesen.
  • Übernimm die Initiative, wenn es darum geht, mit deiner Frau zu beten
  • Bringe immer wieder deine eigenen Themen aus der Bibel in das Gespräch mit deiner Frau ein. Wie ist ihre Sichtweise? Was fällt ihr auf? Die unterschiedlichen Blickwinkel können für beide sehr bereichernd sein.
  • Schweige nicht, wenn du das Gefühl hast, dass du und/oder deine Frau geistlich unterversorgt sind. Stelle dich diesem Befund.
  • Überlass deiner Frau nicht die geistliche Versorgung der Kinder. Es ist die Pflicht des Mannes im Alltag immer wieder die geistlichen Verknüpfungen herzustellen.

Drittens sehe ich den Bedarf, unsere Kinder zum selbständigen Lesen der Bibel anzuleiten. Leider stelle ich die Tendenz fest, Kindern zu stark alles „vorzukauen“. Wir wollen sie ins Himmelreich „schieben“. Vertrauen wir nicht darauf, dass derselbe Gott, der in unser Leben spricht, auch im Leben unserer Kinder machtvoll wirkt? Meine Aufgabe besteht darin, ihnen im Tagesablauf einen definierten Platz zu schaffen, an dem sie selbst lesen können. Jeder Sohn liest an einer anderen Stelle des Alten oder Neuen Testaments. Am Abend frage ich nach, was sie gelesen haben. Sie hören dann auch voneinander, was jeder erfahren hat. Ich stelle meistens zwei Fragen: Was hast du in diesem Text über Gott gelernt? Und was hast du über dich selbst gelernt?

 

Über Hanniel Strebel (PhD)

Hanniel Strebel, * 1975, Betriebswirt & Theologe, glücklich verheiratet, fünf Söhne, Blogger - Autor - Selbstlerner

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