„Wie erkenne ich Gottes Willen? Wie redet Gott bloß? Und wie kann ich dies auch hören und verstehen?“ Vermutlich haben sich die meisten Christen schon einmal diese Fragen gestellt. Besonders in jungen Jahren, wo es die größten Lebensentscheidungen zu treffen gilt, würde ein WhatsApp Kontakt mit Gott sicherlich helfen: Was sind meine Gaben? Ist er/sie „der/die Richtige“ für mich? Welchen Beruf soll ich ergreifen? Bin ich eigentlich wertvoll?
Plötzlich schaut eine schnelle und einfache Lösung um die Ecke: Statt verzweifelt auf der Suche nach einer E-Mail Adresse von Gott zu sein, könnte man doch die Abkürzung nehmen und zu einem Propheten gehen. Der weiß doch die Zukunft und kann mir sagen, was ich machen soll, ganz bestimmt im Namen Gottes…
Zauberei / Magie und Prophetie
Was hier etwas überspitzt geschildert wurde, ist aber tatsächlich eine große Versuchung, auch für Christen. Denn schnelle Antworten auf schnelle Fragen, wer wünscht sich das nicht?! Es erspart Zeit und Kraft und wer möchte im 5G Zeitalter noch lange auf irgendetwas warten oder mühsam erlernen müssen? Und wenn es dann Angebote gibt, die eine schnelle Lösung versprechen: Warum nicht einmal ausprobieren? In genau solcher Versuchung war bereits König Saul im Alten Testament. Die Philister griffen sein Königreich Israel an und er wusste nicht, wie er reagieren sollte, weshalb er dringend Gott um Rat fragte, doch keine Antwort erhielt. Also entschied er sich für die Abkürzung und ging zu einer Hexe aus der Stadt En-Dor, um dort den bereits verstorbenen Propheten Samuel befragen zu lassen (nachzulesen in 1. Samuel 28,3-25). Genau das offenbart, welche Gefahren mit falsch verstandener Prophetie verbunden sind, nämlich die Zauberei, Wahrsagerei, Hellseherei und Magie, vor denen in der Bibel vielfach eindringlich gewarnt wird (3. Mose 19,26; 5. Mose 18,10; 1. Samuel 15,23; 2. Könige 17,17; 2. Könige 216; Micha 5,11; Offenbarung 9,21; Offenbarung 18,23).
Im Neuen Testament wird es gerade als Zeichen einer echten Bekehrung gewertet, wo Menschen sich von Zauberei abwenden und Jesus Christus als Herrn anerkennen (Apostelgeschichte 8,11; Apostelgeschichte 19,19). In 2. Könige 23,24 werden diese Dinge als ein „Gräuel“ bezeichnet, also etwas, was Gott zutiefst zornig macht und verabscheut und in Galater 5,19f sagt Paulus, dass diejenigen, die es betreiben, werden nicht ins Reich Gottes hineinkommen.
Das Problem ist, dass falsche Prophetie natürlich nur selten offen als Zauberei und Magie zu Tage tritt, meist ist sie getarnt als wahre Prophetie Gottes, weshalb wir fragen müssen wie wir sie erkennen und woran wir echte von falscher Prophetie unterscheiden.
Wahre Propheten sind von Gott berufen
Nun kann tatsächlich jeder einfach auftreten und sagen, er sei von Gott berufen und beauftragt. Aber lässt sich das irgendwie messen oder erkennen? Dies ist zugegebenermaßen sehr schwierig, da Bekehrungen und Berufungen ganz unterschiedlich verlaufen (siehe die Berufung der Jünger, Abraham oder Mose). Doch was sie alle miteinander verbindet, ist, dass die Berufung immer von Gott ausgeht, sie ist kein Wunsch oder Wille des Menschen. Paulus hatte ganz anderes vorgehabt, nämlich die Christen in Damaskus gefangen zu nehmen und ggf. zu töten, als Jesus ihn berufen hat (Apostelgeschichte 9, 1-19). Auch Jesaja im Alten Testament erkennt in der Gegenwart Gottes sofort seine eigene Sünde, dass er überhaupt nicht zu Gott passt (Jesaja 6,5; ebenso Petrus in Lukas 5,8). Eine wahre Bekehrung und Berufung verläuft daher immer über die Erkenntnis der eigenen Sünde, dem Hilferuf zu Gott und der Bitte um Vergebung, wie der Prophet Jeremia in Kapitel 17,14: „Heile du mich, HERR; so werde ich heil; hilft du mir, so ist mir geholfen; denn du bist mein Ruhm.“ Ein wahrer Prophet tritt also nie als großer Held auf, der eigenmächtig Gottes Stimme sein will, sondern der um seine eigenen Schwächen und Fehler weiß und sich in einer Abhängigkeit von seinem Auftraggeber, Herrn und Erlöser befindet (Jeremia 1,4-8; 2. Mose 4,10-17).
Damit ist verbunden, dass es sich niemand aussucht Prophet sein zu wollen. Wir könnten heute meinen, dass es doch etwas Großartiges ist, wenn Gott durch einen redet und handelt, so wie die vielen großen Persönlichkeiten in der Bibel. Doch das Gegenteil ist der Fall: Elia leidet schwer unter seiner Berufung (1. Könige 19), Daniel ist nach jeder Vision von Gott körperlich schwer erschöpft und krank (Daniel 8,27), Jona klagte Gott an (Jona 4,1-3) und das Buch Jeremia ist übersät mit großem Leid und Kummer, die der Prophet gerade wegen seinem Prophetenamt ertragen musste (z.B. Jeremia 8,18-23; 9,1-21; 20,7-9) und nicht umsonst stammen von ihm die Klagelieder der Bibel. Einem König seine Schuld aufzuzeigen, wie es der Prophet Nathan gegenüber König David machen musste, war höchst lebensgefährlich (2. Samuel 12,1-14).
Wahre Propheten verkündigen die Worte Gottes
An dieser Stelle wird ein weiteres, entscheidendes Merkmal eines wahren Propheten sichtbar, nämlich spricht Nathan nicht seine eigenen Worte und Verheißungen, sondern allein die Worte Gottes. Er hätte bestimmt lieber geschwiegen, wurde aber von Gott gesandt (2. Samuel 12,1). Auch Jeremia wird beauftragt alles aufzuschreiben, was Gott zu ihm sagt (Jeremia 30,2) und der Apostel Johannes wird von Jesus in Offenbarung 1,11 angewiesen alles festzuhalten, was er ihm im Anschluss zeigen wird. Es sind also nicht seine Worte, die er verkündigt und darüber verfügen kann, sondern die Worte, die Gott ihm sagt. Dies kann durchaus länger dauern, aber der Prophet wartet auf Gottes Reden. Zum Beispiel sehen wir das beim Propheten Habakuk, der regelrecht Ausschau hält nach Gottes Wort (Habakuk 2,1-3).
Gott selbst als der eigentliche Prophet
So ist es gerade nicht der Prophet, sondern Gott selbst, der durch einen Menschen hindurch spricht (Hebräer 1,1-2). Aus diesem Grund wurden ihre Worte von ihnen oder von Dritten aufgeschrieben und in der Bibel festgehalten, weil es gerade nicht Menschenworte sind, sondern Gottes Worte. Das entscheidende Merkmal dabei ist, dass Gott selbst seine Verheißung auch in Erfüllung gehen lässt. Falsche Prophezeiungen entlarven falsche Propheten, denn Gott allein kennt die Zukunft: „Ich, der HERR, das ist mein Name, ich will meine Ehre keinem andern geben noch meinen Ruhm den Götzen. Siehe, was ich früher verkündigt habe, ist gekommen. So verkündige ich auch Neues; ehe denn es aufgeht, lasse ich’s euch hören.“ (Jesaja 42,8f)
Falsche Propheten verkündigen oft schöne und großartige Dinge, aber gerade dann sollten wir besonders misstrauisch werden (Jeremia 7,10-11; 14,13-15). Paulus sagt seinem Schüler Timotheus, dass viele sich abwenden werden von den wahren Worten Gottes und der heilsamen Lehre, und lieber Menschen nachlaufen, die ihnen tolle Dinge versprechen (2. Timotheus 4,3-4). Ebenso warnen auch Petrus und Johannes in ihren Briefen sehr eindringlich vor falscher Prophetie (2. Petrus 2,1 und 1. Johannes 4,1). Falsche Prophetie verspricht immer eine totale Freiheit, Freiheit von Leiden und Versagen, Frieden, Reichtum und großes Glück. Dies ist aber ganz sicher nicht das Reden Gottes. Paulus schreibt, dass echte Prophetie sowohl stärkt und tröstet als auch ermahnt (1. Korinther 14,3), niemals einseitig.
Kennzeichen wahrer Prophetie
Echte Prophetie, die von Gott kommt, erkennen wir daran, dass der Prophet keine Show um sich macht und stets von sich weg zeigt, hin auf Gott. Denn Propheten binden die Menschen niemals an sich selbst, sondern einzig und allein an den lebendigen Gott: „So spricht der HERR: „Verflucht ist der Mann, der sich auf Menschen verlässt und hält Fleisch für seinen Arm und weicht mit seinem Herzen vom HERRN. […] Gesegnet aber ist der Mann, der sich auf den HERRN verlässt und dessen Zuversicht der HERR ist.“ (Jeremia 17,5 und 7).
Wahre Prophetie widerspricht auch niemals den Worten Gottes, denn Gott ist kein Lügner, der sich selbst widerspricht. Im Brief an die Gemeinde in Thessaloniki schreibt Paulus, Kapitel 5,21: „Prüft alles und das Gute behaltet.“ Das Kriterium der Prüfung ist aber stets das verschriftlichte Wort Gottes, die Bibel, in der Gott seinen Willen und seine Absichten klar hinterlegt hat. Wer sich also auf ein Reden Gottes beruft und dabei der Bibel widerspricht, der ist ein Lügner, da Gott in seinem Wort treu ist.
Und schließlich führt uns echte Prophetie immer zu Jesus Christus. So verlockend es auch sein mag, dass Gott uns antworten auf unsere Alltagsfragen gibt, dies ist für Gott höchstens zweitrangig. Es geht ihm nicht so sehr darum, welchen Beruf wir wählen als dass wir mit ihm in einer engen Verbindung stehen und Gottes Kinder werden. Jesus wirft am Ostermorgen den zwei Männern auf dem Spaziergang nach Emmaus vor, dass sie nicht verstanden haben was die Bibel sagt, nämlich verweist alle Prophetie auf ihn selbst, den Sohn Gottes (Lukas 22,25-26, ebenso Apostelgeschichte 10,43 und 26,22-23). Wahre Propheten sind also deshalb von Gott eingesetzt, auch heute noch, dass sie uns von falschen Wegen abbringen, ggf. Schuld und Sünde aufdecken, uns zur Umkehr (Buße) auffordern, dass wir Gott um Vergebung bitten. Denn dort, wo wir unsere Sünde erkennen, dort erkennen wir auch, wie sehr wir einen Erlöser brauchen, nämlich Jesus Christus, der für uns am Kreuz von Golgatha stellvertretend gestorben ist. Propheten führen uns dies vor Augen und rufen uns, im Auftrag Gottes, zurück, oder zum ersten Mal, in die Gemeinschaft mit ihm.
Der Artikel erschien zuerst in gekürzter Form in TEENSMAG 6/19, S.28f.
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Im AT ist mir aufgefallen, dass es ein wesentliches Kennzeichen für falsche Propheten gibt, das nichts mit Zauberei und dergleichen zu tun hat. Für mich ist es ein gutes Erkennungsmerkmal: Falsche Propheten verkündigen Frieden, wo kein Friede ist. Stellvertretend zwei Zitate dazu:
Hesekiel 13:16 nämlich die Propheten Israels, die über Jerusalem weissagen und Gesichte des Friedens für sie schauen, wo doch kein Friede ist, spricht GOTT, der Herr.
Jeremia 8:11 Und sie heilen den Schaden der Tochter meines Volkes leichthin, indem sie sprechen: „Friede, Friede!“, wo es doch keinen Frieden gibt.
So ist mir auch verständlich, wie es dazu kommen kann, dass in Mat. 7:21-22 viele Menschen auftreten werden, die meinen den Herrn zu kennen und Er bezeugt ihnen, dass Er sie nie gekannt hat.
Da steh ich nun ich armer Tor und bin kaum schlauer als zuvor…….und alle Anderen auch.
Wer die Liebesgebote Jesu als Zusammenfassung der Schrift verkündet, dazu ermutigt und sie selbst lebt, der ist ein wahrer Prophet.
Wahre Propheten der Bibel waren einerseits Mahner, sich so zu verhalten, wie Gott es will, nämlich zu lieben und die Gebote Gottes zu halten, andernfalls erfolge Gericht als Folge der Verfehlungen nach dem Ursache-Wirkung-Prinzip.
Falsche Propheten sind gerissene Verführer, die man oft erst erkennen kann, nachdem unchristliches liebloses Fehlverhalten aufgrund ihrer Anweisungen zutage tritt.
Zusammenfassung: Predige die Liebe Gottes und lebe sie aktiv handelnd selbst einfühlsam und zugewandt. Verführe niemanden zu gottlosem einzwängenden Verhalten und laß dich nicht dazu verführen.
Auch wir selbst als falsche Propheten können erneuert werden und umkehren.
Jazzico,
—Falsche Propheten sind gerissene Verführer, die man oft erst erkennen kann, nachdem unchristliches liebloses Fehlverhalten aufgrund ihrer Anweisungen zutage tritt.—
War/ist es nicht eher umgekehrt?
Jerusalem, Jerusalem, die du tötest die Propheten und steinigst, die zu dir gesandt sind! Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne versammelt ihre Küchlein unter ihre Flügel; und ihr habt nicht gewollt!
Mt 23.37—
Bei den falschen Propheten hat sich also am Verhalten der Menschen nichts verändert, alles blieb so wie es war.
Die echten Propheten hat man umgebracht, weil die Menschen so bleiben wollten wie sie wahren, nämlich ,,gottlos“
Die falschen Propheten schmeicheln dem sündigen Menschen…. das ist noch bis zum heutigen Tag so geblieben….und niemand kehrt um..
Lilli, es passt schon. Falschen verführerischen Propheten hat man bisweilen geglaubt und die zum Guten und zur Liebe mahnenden richtigen Propheten hat man umgebracht. 🙁