„Und er sah, daß sie sich abplagten beim Rudern, denn der Wind stand ihnen entgegen. Um die vierte Nachtwache kam er zu ihnen und ging auf dem See und wollte an ihnen vorübergehen.“ (Mk 6,48)
Hans Bayer schreibt in seinem Kommentar zu diesem Vers:
„Warum vermittelt Jesus den Anschein, an ihnen vorbeigehen zu wollen, wenn er doch (schon seit geraumer Zeit?) ihre Not sieht? Nach V. 48a beabsichtigt Jesus zumindest, seinen Jüngern in ihrer Not entgegenzugehen. Die Formulierung „er will an ihnen vorbeigehen“ kann wohl nicht im Sinn von Lk 24,28 („er tat, als ob er weitergehen wollte“) verstanden werden. Vielmehr ist sie im Sinne einer alttestamentlichen Theophanie zu fassen (Ex 33,19 oder Ex 33,22): er erweckte den Anschein, an ihnen vorbeizugehen. Die markinische Formulierung besagt, dass Jesus seinen Jüngern so „erscheint“, wie Gott dem Mose. Dies wird durch die göttliche Beschwichtigungsaussage in V. 50 (nur Mut, ich bin es; hört auf, euch zu fürchten) bestärkt. Unabhängig davon, ob „ego eimi“ hierbei als christologische Hoheitsaussage (vgl. Ex 3,14) zu verstehen ist oder nicht, vermittel das Verhalten und Rede Jesu eindeutig göttlichen Hoheitsanspruch (vgl. Hiob 9,8).“
Hans F. Bayer, Das Evangelium des Markus, Historisch-Theologische Auslegung, Witten: R. Brockhaus, 2008, S. 264.
Einsortiert unter:Zitat Tagged: 2. Mose, Bibel, Bibelstudium, Hans F. Bayer, Hiobbuch, Jesus Christus, Lukasevangelium, Markusevangelium, Theophanie
Dieser Blog-Beitrag von Wolfram Wobig erschien zuerst auf wobig.eu . Lies hier den Original-Artikel "Jesus wandelt auf dem Wasser".