Vom Tragen des Kreuzes

Über Jesu Aufforderung, sich selbst zu verleugnen und sein Kreuz auf sich zu nehmen (Mt 16,24), schreibt Calvin:

„Denn wen der Herr zum Kind angenommen und der Gemeinschaft mit den Seinen gewürdigt hat, der muss sich auf ein hartes, mühseliges, unruhiges Leben gefasst machen (…). So ist es der Wille des himmlischen Vaters, die Seinigen auf diese Weise zu üben, damit er gewisslich erprobt, wie es mit ihnen steht. Bei Christus, seinem eingeborenen Sohne, hat er den Anfang gemacht, und gegenüber allen seinen Kindern folgt er der gleichen Ordnung. Denn Christus war zwar Gottes Sohn, den er mehr als alle anderen liebte (Mt 3,17, 17,5) und auf dem das Wohlgefallen des Vaters ruhte; und doch sehen wir, wie er so gar nicht nachsichtig oder weichlich behandelt worden ist; man kann deshalb wirklich sagen, dass er nicht nur während seines ganzen Erdenwandelns mit beständigem Kreuz geplagt worden ist, sondern dass sein ganzes Leben nichts war als das Bild solchen beständigen Kreuzes. Der Apostel zeigt uns die Ursache dafür: Er musste „an dem, was er litt“, Gehorsam lernen! (Hebr 5,8).

Weshalb sollen wir nun uns von diesem Geschick ausnehmen, das doch Christus, unser Haupt, auf sich nehmen musste – besonders, wo er das doch um unsertwillen getan hat, um uns an sich selber ein Beispiel der Geduld vor Augen zu stellen? Deshalb lehrt auch der Apostel, dass allen Kindern Gottes das Ziel gesetzt ist, Christus gleichgestaltet zu werden (Röm 8,29). Daraus ergibt sich für uns ein herrlicher Trost: Ergeht es uns hart und rauh und wir meinen, darin Unglück und Böses zu erleben, so haben (in Wirklichkeit) Anteil an Christi Leiden. (…) Wie sehr kann es zur Linderung aller Bitterkeit des Kreuzes dienen, dass wir, je mehr uns Unglück anficht, auch eine desto gewissere Bekräftigung unserer Gemeinschaft mit Christus erlangen!“

Johannes Calvin, Institutio III, 8,1.

Dieser Blog-Beitrag von Wolfram Wobig erschien zuerst auf wobig.eu . Lies hier den Original-Artikel "Vom Tragen des Kreuzes".

Über Wolfram Wobig

Ich bin Jahrgang 1985, verheiratet mit Anne und Vater von zwei Kindern. Seit 2011 bin ich - nachdem ich in Gießen und Elstal Theologie studierte - Pastor einer evangelisch-freikirchlichen Gemeinde.

7 thoughts on “Vom Tragen des Kreuzes

  1. Hebr. 5.8 ist mir auch aufgefallen. Die Theologen haben ja immer wieder darüber gestritten, ob Jesus schon von Geburt an als Gottes Sohn mit all seiner Göttlichkeit gelten konnte oder ob er erst in diese hineingewachsen ist. Dafür kennen die Theologen auch einen Begriff, der evtl. Adoptianismus heisst. Ich bin kein Theologe und kann das Ganze nicht so gut wiedergeben. Meine Ansicht ist aber diese, dass Jesus schon von Geburt an die göttlichen Eigenschaften hatte und daher auf dieses Thema bezogen, nichts lernen musste.
    In der Lutherbibel gibt es auch einen Kommentar über die Gespräche des 12-jährigen Jesus, der besagt, Jesus habe durch Disputieren mit den Schriftgelehrten lernen müssen. Dem aber widerspricht die Tatsache, daß die Schriftgelehrten in Erstaunen versetzt waren über seinen Verstand und seine Antworten. Diesen Kommentar halte ich freilich für falsch, weil menschlich gedacht. Das gleiche gilt für Hebr. 5.8.

  2. Simeon erkannte Jesus, als er noch ein Baby , auf den Armen seiner Mutter war, als den verheißenen Messias.
    denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen, Lukas 2. 30
    also ein ,,Gott von Anfang an“
    Warum müssen Menschen immer alles unter ihre Kontrolle bringen, und Dinge hineinlegen die nicht da sind?
    Jesus ist nicht nach dem Fleisch gezeugt, sondern durch den Heiligen Geist, und Jesus ist gewiss nicht unwissend auf diese Erde gekommen, und der Vater hat über seinem Leben gewacht, und für uns ist es nicht wichtig, was Jesus als Kind dachte, fühlte und machte, für uns ist wichtig, was er sagte, als sein Dienst begann, darum ist auch nicht viel über seine Kindheit berichtet worden.
    …So hat er, wiewohl er Gottes Sohn war, doch an dem, was er litt, Gehorsam gelernt. Hebr 5. 8 — ,,und zwar für uns“— Gott hat seinen eigenen Sohn nicht verschont, das ist schon ein Hinweis, das wir nicht meinen müßten, es wäre etwas sonderbares, wenn auch wir leiden müßen.
    Jesus hat es uns vorgemacht, das man dem Willen Gottes mehr gehorchen muß, als seinen eigenen Bedürfnissen,….Jesus war ohne Sünde und hat freiwillig all die Boshaftigkeiten der Menschen ertragen,… wieder für uns…
    Wenn WIR das ertragen sollen, dann sind wir unter unseres Gleichen, was haben wir für ein Recht, es uns hier bequem und leicht zu machen?
    Jesus erniedrigte sich selbst, wenn wir ihm folgen wollen, müßen wir ,,sehen“ lernen, ER ist ja unser Vorbild.

  3. @ Heinz Weber, Lilli.
    Für das Wachstum des Glaubens ist es sehr wichtig, dass man sich immer genauere Vorstellungen bildet.
    In diesem Sinne ist meine Darstellung vollkommen richtig.
    Natürlich hatte Jesus schon zur Geburt das göttliche Wesen. Aber trotzdem musste er sich dessen auch erst im Laufe seines Erdendaseins bewusst werden und richtig anzuwenden lernen. Da war er in dieser Hinsicht ganz Mensch. Nach der Versuchung wurde er zum „Menschensohn“, d.h. einem MENSCHEN in dem das Göttliche voll zur Entfaltung gekommen ist.

    Die Schwierigkeiten, die wir heute haben, dergleichen zu begreifen, rühren davon her, dass wir ja nicht einmal wissen, WAS der MENSCH ist.

  4. @Manfred Reichelt,
    Sie sagen: Für das Wachstum des Glaubens ist es sehr wichtig, das man sich immer genauere Vorstellungen bildet.
    Ja, das sollte sich aber an der Bibel überprüfen lassen, denn die eigene Vorstellung,…hätte, könnte, sollte…ist eigenmächtig, zwar sehr verfürerisch, sich seinen eigenen Gott zu basteln, aber geht halt an der Wahrheit vorbei.

    Sie glauben, Jesus mußte sich seines Göttlichen Wesens, während seines Erdendaseins erst bewußt werden, aha, dann wissen sie wohl mehr als Jesus selbst, schon Simeon wußte wen er vor sich hatte, auch Maria, die Mutter Jesus dachte menschlich, als sie den 12 Jährigen Jesus im Tempel fand, darauf antwortete Jesus: Wisset ihr nicht, daß ich sein muß in dem, das meines Vaters ist? Lukas 2. 49b
    Jesus wurde nicht erst und er entfaltete sich auch nicht, ER war/ist Menschensohn und Gottessohn.
    Sie sagen: das wir ja nicht einmal wissen, was der Mensch ist, richtig, aber Gott weiß es.
    Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich und erkenne, wie ich’s meine. Und sieh, ob ich auf bösem Wege bin, und leite mich auf ewigem Wege. Psalm 139. 23, 24
    Jeder Mensch darf sich im Vertrauen hinwenden zu Gott, denn wer sich selbst sucht, wird das Leben nicht finden, er bleibt auf der Suche nach sich selbst.
    Allein Gott weiß wer wir sind, denn von IHM haben wir das Leben.

  5. @Manfred Reichelt, seien sie mal nicht so eingebildet, es gibt einige Stellen in der Bibel, die meine Berufung bestätigen, das Wort Gottes weiterzugeben.

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