Wer den Mut hat, seine Schuld zu benennen, erlebt Vergebung. Warum es heilsame Folgen hat, Schuld zu bekennen.
Zwei sind sich in die Haare geraten. „Du bist schuld“, sagt der eine. Der andere antwortet: „Nein, du bist schuld!“ Wer hat Recht? Der Volksmund sagt: „Liebe Seele, hab Geduld. Sie haben alle beide schuld.“ Manchmal mag das stimmen. Oft aber ist wirklich einer schuldig geworden. Wenn er das zugibt und ein „Verzeih mir!“ über die Lippen bringt, ist die Luft schnell gereinigt.
Es gibt auch größere Konflikte, die sich auf die gesamte Gesellschaft auswirken. Auch die ließen sich oft lösen, wenn der Schuldige zu seiner Schuld stehen würde. Das erfordert natürlich viel Mut. Deswegen werden manchmal Ausreden für das falsche Verhalten gesucht oder die Vergehen verharmlost. Statt von Schuld wird nur von einem Fehler gesprochen. Fehler können korrigiert werden – Schuld muss vergeben werden. Wo das versäumt wird oder wo es vermieden wird, entstehen Probleme.
Neue Chancen durch Vergebung
Es ist wie mit der Lüge. Schnell folgt auf eine Lüge eine andere, wenn nicht die Wahrheit eingeräumt wird. Und Schuld, die nicht vergeben wird, schafft größere Schuld. Wenn allerdings einer seine Schuld zugibt, dann sollte ihm vergeben werden; vor allem, wenn er bereut, was er getan hat und entstandenen Schaden wieder gutgemacht hat. Schade, dass diese Prinzipien immer mehr an Aktualität verlieren.
Jesus Christus wusste, dass Menschen nicht nur verantwortungsbewusst miteinander umgehen sollen. Sie sind auch Gott gegenüber verantwortlich. Deswegen sagte er: „Wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben“ (Matthäus 6,14). Da fällt doch der sprichwörtliche Groschen: Ich brauche auch Vergebung! Nicht nur andere werden schuldig, ich auch! Das zu erkennen und zu leben, macht das Leben – und das Gewissen – leichter.
Dieser Blog-Beitrag von Horst Marquardt erschien zuerst auf Marquardts Bilanz . Lies hier den Original-Artikel "Das Wunder der Vergebung".