„Als aber Samuel alt geworden war, setzte er seine Söhne als Richter über Israel ein. 2 Sein erstgeborener Sohn hieß Joel und der andere Abija, und sie waren Richter zu Beerscheba. 3 Aber seine Söhne wandelten nicht in seinen Wegen, sondern suchten ihren Vorteil und nahmen Geschenke und beugten das Recht. 4 Da versammelten sich alle Ältesten Israels und kamen nach Rama zu Samuel 5 und sprachen zu ihm: Siehe, du bist alt geworden, und deine Söhne wandeln nicht in deinen Wegen. So setze nun einen König über uns, der uns richte, wie ihn alle Heiden haben. 6 Das mißfiel Samuel, daß sie sagten: Gib uns einen König, der uns richte. Und Samuel betete zum HERRN. 7 Der HERR aber sprach zu Samuel: Gehorche der Stimme des Volks in allem, was sie zu dir gesagt haben; denn sie haben nicht dich, sondern mich verworfen, daß ich nicht mehr König über sie sein soll. 8 Sie tun dir, wie sie immer getan haben von dem Tage an, da ich sie aus Ägypten führte, bis auf diesen Tag, daß sie mich verlassen und andern Göttern gedient haben. 9 So gehorche nun ihrer Stimme. Doch warne sie und verkünde ihnen das Recht des Königs, der über sie herrschen wird. 10 Und Samuel sagte alle Worte des HERRN dem Volk, das von ihm einen König forderte, 11 und sprach: Das wird des Königs Recht sein, der über euch herrschen wird: Eure Söhne wird er nehmen für seinen Wagen und seine Gespanne, und daß sie vor seinem Wagen her laufen, 12 und zu Hauptleuten über tausend und über fünfzig, und daß sie ihm seinen Acker bearbeiten und seine Ernte einsammeln, und daß sie seine Kriegswaffen machen und was zu seinen Wagen gehört. 13 Eure Töchter aber wird er nehmen, daß sie Salben bereiten, kochen und backen. 14 Eure besten Äcker und Weinberge und Ölgärten wird er nehmen und seinen Großen geben. 15 Dazu von euren Kornfeldern und Weinbergen wird er den Zehnten nehmen und seinen Kämmerern und Großen geben. 16 Und eure Knechte und Mägde und eure besten Rinder und eure Esel wird er nehmen und in seinen Dienst stellen. 17 Von euren Herden wird er den Zehnten nehmen, und ihr müßt seine Knechte sein. 18 Wenn ihr dann schreien werdet zu der Zeit über euren König, den ihr euch erwählt habt, so wird euch der HERR zu derselben Zeit nicht erhören. 19 Aber das Volk weigerte sich, auf die Stimme Samuels zu hören, und sie sprachen: Nein, sondern ein König soll über uns sein, 20 daß wir auch seien wie alle Heiden, daß uns unser König richte und vor uns her ausziehe und unsere Kriege führe! 21 Und als Samuel alle Worte des Volks gehört hatte, sagte er sie vor den Ohren des HERRN. 22 Der HERR aber sprach zu Samuel: Gehorche ihrer Stimme und mache ihnen einen König. Und Samuel sprach zu den Männern Israels: Geht hin, ein jeder in seine Stadt.“ (1Sam 8,1-22)
Wenn man aus Fehlern anderer nicht lernt
Als Samuel alt geworden war, wiederholt er einen Fehler seines Vorgängers Eli (vgl. 1Sam 2,12ff). Wie Eli, so will auch Samuel, dass ihm seine Söhne in seinem Amte nachfolgen, obwohl das Richteramt eben kein Amt war das vererbt wurde und – was noch viel gravierender war – obwohl seine Söhne für diese Aufgabe gar nicht geeignet waren (1Sam 8,3).
Doch der Plan den die Ältesten des Volkes stattdessen verfolgen, ist leider nicht besser. Obwohl ihnen gerade am Beispiel von Samuels Söhnen anschaulich vor Augen geführt worden war, wie schwer die Nachteile wiegen, wenn Ämter einfach vererbt werden – dass sie nämlich in die Hände ungeeigneter Nachkommen fallen können – wollen sie jetzt mit dem Königtum genau das neu einführen! Dieses Beispiel zeigt, wie verblendet wir Menschen sein können, wenn wir in eine Idee verliebt sind. Obwohl wir Nachteile erleben, wollen wir sie einfach nicht wahrhaben. Zu schön ist unsere Idee, die unbedingt umgesetzt werden muss…
Ein Volk verleugnet seine Identität
Aber der Wunsch nach einem Königtum war aus anderen Gründen noch viel schlimmer. Schauen wir einmal darauf, was die tiefsten Beweggründe für diesen Wunsch waren. Warum wollte das Volk Israel unbedingt einen König?
- „So setze nun einen König über uns, der uns richte, wie ihn alle Heiden haben.“ (V. 5)
- „Nein, sondern ein König soll über uns sein, dass wir auch seinen wie alle Heiden, dass uns unser König richte und vor uns her ausziehe und unsere Kriege führe.“ (V. 19b-20)
Der bestimmende Wunsch war also, „wie alle Heiden“ zu seien. Israel wollte keine Sonderrolle mehr spielen, sie wollten nicht mehr herausstechen aus der Menge der anderen Völker. Sie wollten einen König haben, weil sie ein Volk sein wollten, wie jedes andere Volk. Zugespitzt könnten wir sagen: Israel wollte nicht länger Israel sein. Denn wozu waren sie von Gott berufen gewesen? In 3Mose 19,2 lesen wir z.B. „Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig, der HERR, euer Gott.“ Zur Identität Israels gehörte es wesensmäßig dazu, abgesondert und anders zu sein. Gott hatte sich doch ein Volk gerade dazu erwählt, damit es Gott und sein Wesen vor der heidnischen Welt wiederspiegeln würde. Doch nicht die Heiden orientieren sich an Gottes Volk, nein, Gottes Volk fängt an sich an den Heiden zu orientieren. Der Wunsch nach einem König offenbart also eine komplette Verkehrung ihrer Identität: Israels Verhalten sollte anders – am Gesetz Gottes – orientiert sein. Doch stattdessen orientieren sie sich am Verhalten anderer. Sie sollten anders, abgesondert und heilig sein. Doch stattdessen wollten sie gleich sein und „reinpassen“. Sie sollten ein Licht für die Heiden sein und Gottes Wesen offenbaren. Aber nicht die Heiden lernen von Israel, sondern Israel lernt von den Heiden.
Wirklich „wie alle anderen“ sein?
Bedenken wir nun, dass unser Auftrag als neutestamentliche Gemeinde ähnlich ist. Petrus schreibt: „Ihr aber seid das auserwählte Geschlecht, die königliche Priesterschaft, das heilige Volk, das Volk des Eigentums, daß ihr verkündigen sollt die Wohltaten dessen, der euch berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht“ (1Petr 2,9). Fragen wir uns also:
- Ist mein Verhalten wirklich von Gottes Wort bestimmt?
- Leb ich wirklich anders, als die Menschen um mich herum?
- Bin ich eigentlich ein Licht in dieser Welt?
Auch wenn wir nicht den Wunsch nach einem König in uns tragen, so teilen wir doch oft diesen Wunsch mit den Israeliten einfach so zu sein, „wie alle anderen“. Es fällt uns Menschen einfach schwer, anders zu sein und aus der Masse herauszustechen. Bedenken wir auch, dass dieser Wunsch oft ungeheuer stark ist – stärker als alle damit verbundenen Nachteile (vgl. 1Sam 8,10ff).
Dieser Blog-Beitrag von Wolfram Wobig erschien zuerst auf wobig.eu . Lies hier den Original-Artikel "Von der Gefahr, sich an die Masse anzupassen".
Hallo Herr Wolfram Wobig,
vielen Dank für ihren Artikel.
Ich kann ihnen nur zustimmen.
Trotzdem habe ich 2 Fragen:
1) Das auch konservative/Evangelikale sich an die Masse angepasst haben ist ja erst einmal Fakt. Teils recht unauffällig aufgrund von Geschichtsvergessenheit und nicht reflektiertem Konservativismus, teilweise auch explizit gegen die Schrift (Bärte?).
Woran erkennt man gute oder schlechte Anpassung?
2)
Richter 21,25
„In jenen Tagen war kein König in Israel. Jeder tat, was recht war in seinen Augen.“
Wie soll man den Vers im Kontext ihrer Aussage sehen?
In den Theol. Fakultäten oder der Landeskirche würde man schlicht einen späteren Nachtrag aus Königs- oder Exilzeit sehen (Historisch-Kritisch betrachtet).
Wenn man aber davon ausgeht das es kein Nachtrag ist, müsste man eigentlich annehmen, dass das Königtum schon vor dem Bitten des Volkes als politisches Ziel vorgesehen war.
Ist das dann noch Anpassung an die Massen?
Vielen Dank und mit freundlichen Grüßen
Spinoza
Die (erklärende) Bemerkung des Richterbuchs macht natürlich nur Sinn, wenn es zum Abfassungszeitpunkt bereits einen König in Israel gab. Die jüdische Tradition vermutet Samuel als Verfasser des Buches. Dann könnte Richter zur Zeit Sauls oder Davids geschrieben sein. Vergleicht man Ri 1,21 mit 2Sam 5,6-7 kann man schließen, dass Ri in jedem Fall vor der Eroberung Jerusalems durch David verfasst wurde.
Irdische Könige, Herrscher, Anführer waren auch im Judentum selbstverständlich und erforderlich.
Die Bibel berichtet von Kriegen und Zerstreuungen von Israel und anderen Völkern. Könige starben regelmäßig im Alter, immer wieder auch durch Kriege.
Einen neuen König einzusetzen war selbstverständlich. Er galt sogar als von Gott vorgesehen.
Röm 13,1 Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat. Denn es ist keine Obrigkeit außer von Gott; wo aber Obrigkeit ist, ist sie von Gott angeordnet.
Sogar weltliche Herrschaften.
PS: Ich bin immer wieder traurig erstaunt, was man hier auf Basis der Chicagoerklärung aus ein, zwei, drei zusammenhanglosen Bibelversen zurechtkonstruiert.
🙁
Als ich Wolfgangs Wobigs Text gelesen hatte, kam mir noch in den Sinn, dass es Gottes Absicht war, dass Er die oberste Instanz des Volkes Israels war. Also ein Volk ohne irdischem König mit Gott als Oberhaupt. Das wäre zumindest meine Hauptinterpretation gewesen.
In der Tat hat das ja auch lange Zeit so funktioniert, Israel war in Stämme eingeteilt, diese wieder in Familien, es war weitgehenst eine hierarchische Clanstruktur, in der „Älteste“ / Richter / Familienoberhäupter die obersten Instanzen waren, die nach Gottes Willen gehandelt haben bzw. hätten handeln sollen. Nach der Richterzeit erst brach die Zeit der Könige an. Israel hat also lange Zeit ohne Könige „funktioniert“.
Nun könnte man argumentieren, die Richter waren die obersten irdischen Herrscher, und man liegt damit nicht so verkehrt. Aber es war kein formales (Erb-)Königstum. Das kam mit dem Ansinnen, wie die Völker ringsum zu sein wollen: lieber einen menschlichen König, der richtet, als einen Gott, der richtet, das war wohl der Wunsch dahinter.
Hat Gott es vorher gewußt? Ich denke ja, er hat rechtzeitig Samuel berufen, ebenso war David ist in vielerlei Hinsicht eine Abschattung es Messias bei seinem ersten Kommen gewesen, Salomon ist eine Abschattung des wiederkommenden Messias. Das Leben dieser beiden Könige zeigt uns manches bzgl. des Messias.
Hat Gott das Königstum für gut befunden? Ich denke nein, aber gelegentlich gewährt uns Gott das, was WIR wollen, auch wenn es nicht zu unserem Besten ist. Wir sehen ja anhand von Saul, dass der erste Anlauf schief gegangen ist, die Menschen haben das bekommen, was sie verdient haben, da ja selbst gewählt und gewünscht.
Röm 13,1 sehe ich nicht in Widerspruch dazu. Wir als Christen haben Jesus als unseren obersten Herrn, ihm gehorchen wir mehr als den Menschen. Gleichermaßen sind wir der Obrigkeit untertan, soweit sie nichts von uns verlangt, was gegen den Glauben geht. Die Obrigkeit ist die Regierung, die Gott angeordnet hat. Und ich glaube, unsere jetzige Regierung hat Deutschland durchaus „verdient“, sie reflektiert die Gottlosigkeit unserer Mitmenschen recht deutlich. Und auch diese ist selbstgewählt, und Gott läßt es zu.
Was der ganze jetzt wieder mit der Chicagoerklärung zu tun haben soll und wie jetzt Deine Kritik daran zustande kommt, das ist mir echt rätselhaft.
Vielleicht kannst du Wolfgangs Meinung zusammenfassen?
Deine hast du ja schon abgegeben.
„Nun könnte man argumentieren, die Richter waren die obersten irdischen Herrscher, und man liegt damit nicht so verkehrt. Aber es war kein formales (Erb-)Königstum. Das kam mit dem Ansinnen, wie die Völker ringsum zu sein wollen: lieber einen menschlichen König, der richtet, als einen Gott, der richtet, das war wohl der Wunsch dahinter.“
Das ist genau der Punkt, der m.E. auch aus dem Text 1Sam 8 deutlich wird. Natürlich hat Gott diese Entwicklung vorher gewusst – die Tora liefert ja sogar ein Königsgesetz mit. Die weitere Entwicklung zeigt dann, dass es gute Könige gibt (wie vor allem David, der den Messias auf vielfältige Weise vorschattet), die sich selbst unter Gottes Herrschaft sehen, aber vor allem auch, dass es viele schlechte Herrscher gibt, die sich selbst als höchste Instanz begreifen.
Im Übrigen: auch mir ist nicht klar, wie man von diesen Themen jetzt auf die Chicago-Erklärung kommt. Dazu habe ich gar nichts geschrieben.
Sorry, Wolfram. 🙂
Lieber Wolfram, Sie kommen zu einer Erkenntnis aus folgenden Bibelversen:
Ihre beiden Verszitate:
„So setze nun einen König über uns, der uns richte, wie ihn alle Heiden haben.“ (V. 5)
„Nein, sondern ein König soll über uns sein, dass wir auch seinen wie alle Heiden, dass uns unser König richte und vor uns her ausziehe und unsere Kriege führe.“ (V. 19b-20)
Daraus folgern Sie:
Wolfram: „Der bestimmende Wunsch war also, „wie alle Heiden“ zu seien. “
Sie meinen wohl:
Das Volk will bewußt böse und weltlich werden, das Volk will und wird Böses und Gottloses tun. Israel will heidnisch werden und damit vom rechten Weg Gottes abfallen. Das Volk will sich nicht mehr an die Gebote Gottes halten
So in etwa?
Nichts dergleichen ist der Fall. Sie interpretieren all das in diese beiden Teilverse hinein. Diese Verse sagen lediglich aus, daß das größer gewordene Volk eine gottgewollte Organisationsführung braucht.
Gott interpretiert das so ganz offensichtlich nicht am Ende von 1. Sam. 8.
22 Der HERR aber sprach zu Samuel: Gehorche ihrer Stimme und mache ihnen einen König. Und Samuel sprach zu den Männern Israels: Geht hin, ein jeder in seine Stadt.“
Damit bestätigt Gott die Bitte des Volkes um einen Führer.
Es ist der Beginn der von Gott „bewilligten“ Einsetzung von Königen in der weiteren Entwicklungsgeschichte des größer werdenden Volk Israels.
Direkt ein Kapitel weiter ab 1. Sam. 9 nämlich erfolgt die Einsetzung von Saul als erstem König des Volkes als Beginn einer Königstradition mit dem Segen Gottes.
Lieber Wolfram, Ihr Anliegen, zu ermahnen, auf Gottes Wegen zu wandeln und zu bleiben ist gut gemeint, ehrlich und richtig.
Aber die dazu von Ihnen verwendeten Bibeltexte haben direkt und indirekt damit nichts, aber auch gar nichts zu tun.
Liebe Grüße
Zum besseren Verständnis:
Sie meinen wohl:
Das Volk will bewußt böse und weltlich werden, das Volk will und wird Böses und Gottloses tun. Israel will heidnisch werden und damit vom rechten Weg Gottes abfallen. Das Volk will sich nicht mehr an die Gebote Gottes halten
So in etwa?
Gott interpretiert das so ganz offensichtlich nicht am Ende von 1. Sam. 8.
Hi Jazzico,
hast du eventuell 1. Samuel 8,7 in deinen Studien übersehen?
„Der HERR aber sprach zu Samuel: Gehorche der Stimme des Volks in allem, was sie zu dir sagen; denn sie haben nicht dich, sondern mich verworfen, dass ich nicht mehr König über sie sein soll.“ LUT2017
https://www.bibleserver.com/LUT/1.Samuel8%2C7
Ich habe es gelesen.
Als Allmächtiger hat es Gott als gut befunden, seitdem umgehend fortan gesalbte Könige einzusetzen.
„Sie meinen wohl:
Das Volk will bewußt böse und weltlich werden, das Volk will und wird Böses und Gottloses tun.“
Das interpretiere ich weder aus Wolfangs Beitrag so (extrem) noch aus den Bibelstellen. Aus irgendeinem Grund gab es im Volk den Wunsch, hinsichtlich eines Königs so zu sein wie die Heiden. Nun steht ein König für Pracht, für Macht, für Stärke, eine Indentifikationsfigur, … Man meint jemanden zu haben, der verantwortlich ist. Wir erinnern uns an die Ausreden der Nazi-Kriegsverbrecher: es war ein Befehl, den ich nur ausgeführt habe. Oder eben: es war der Befehl des Königs, dies zu tun und jenes zu unterlassen.
Das Volk will sicherlich nicht bewußt (!) böse und weltlich werden. Es ist keine offene Absage an Gott, aber in der Konsequenz indirekt natürlich schon. Wessen Gesetze gelten? Die Gesetze Gottes oder die, die der König erlassen hat?
Die gottgewollte „Organisationsführung“ waren die Stämme und darin die Familiensippen. Wenn in der Bibel von Haus, oikos, die Rede ist, dann war das der „Regierungsbereich“ des Familienpatriarchen, dem wiederum weitere oikos über- oder untergeordnet waren. An der Spitze aller Patriarchen stand Gott oder ein Richter.
Gott bestätigt in der Tat die Bitte des Volkes nach einem König – und diesen König verwirft Gott später auch wieder.
Ich würde hinsichtlich des Wunsches nach einem König durchaus eine Brücke schlagen zu Mt 6 (auch wenn es dort mehr um Geld und Schätze geht, aber die stehen stellvertretend auch für weitere menschliche Wünsche und Begierden).
V21: Denn wo Dein Schatz ist, das ist auch dein Herz.
V24: Niemand kann zwei Herren dienen: entweder er wird den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird an dem einen hängen und den anderen verachten.
Wenn der größte Wunsch ein König ist, dann hängt auch daran das Herz (und eben nicht an Gott). Und welchem Herren diene ich jetzt: Gott oder dem König?
Der Wunsch, von einem König regiert zu werden, ist eine Tragödie und Zeichen eines Volkes, das dem Handeln Gottes nicht mehr vertraut und sich auf vermeintlich eigene Stärken und eigenes Können berufen möchte.
Es ist wie mit Menschen, die nicht glauben können, allein aus Gnade und durch Jesus gerettet worden zu sein, sondern immer noch mit eigenen Werken zur Rettung beitragen wollen.
Vielen Dank. Kann ich gut nachvollziehen.
Nach nochmaligem Durchdenken verstehe ich auch Wolfram besser und sehe durchaus eine Anlehnung seiner guten Gedanken an den Text.
Gleichzeitig hatte ich schon die Einsetzung der Könige vor Augen, die ich nach den Richtern als von Gott geschichtlich-entwicklungsmäßig eingesetzt sah.
Gedanken:
1
Ebenfalls erwähnen möchte ich, daß ich im Fortlauf des AT als auch im NT einen geschichtlichen UND religiösen Entwicklungsprozess sehe. Wir leben in einer von Gott geschaffenen Zeitkontinuität. Er ist Herr darüber. Die Inhalte der Bibel beschreiben eine Entwicklungsgeschichte. Die Geschichte der Menschheit ist eine Geschichte im Angesicht Gottes. Die Bibel beinhaltet Wissen über Vergangenheit, die jeweilige Gegenwärtigkeit und die Zukunft.
2
In den Anfängen war Israel ein Stamm. Es gab viele andere Stämme, die auch zu Völkern wurden. Alle waren und sind Völker und Menschen, die Gott nach seinem Ebenbild geschaffen hat. Entsprechend Römer 2, 13 -16
glaube ich, daß es im Umfeld Israels durchaus auch gerechte „heidnische“ Könige und Herrscher gab. Ebenso aber auch in Israel. Jeweils aber auch ungerechte. Wie auch immer, das Prinzip „Obrigkeit“ hat auch Paulus allgemein bestätigt. Es gibt auch „weltlich Gutes“.
Grüßle
In der Tat gab es auch durchaus gute Könige, und in den Büchern lesen wir ja auch von manchen „Heidenkönigen“, die Gutes an Gottes Volk taten. Oder der Pharao zu Zeiten Josephs, dann der zu Zeiten des Mose mit einem gegenteiligen Verhalten.
Hinsichtlich der Könige in Israel: die Chroniken und Königsbücher sind stellenweise langatmig zu lesen, interessant finde ich aber immer das Urteil im Sinne von „Und er tat, was dem Herrn wohl gefiel, und …“ bzw. das genaue Gegenteil davon.
Oftmals ist es so, dass König und Volk sich reflektieren, ist der König gottlos, dann das Volk auch, und umgekehrt. Dementsprechend ging es dem Volk gut oder auch nicht, oder es wurde sogar zeitweise in der Verbannung geführt, heraus aus dem Gelobten Land.
Du schreibst „religiöser Entwicklungsprozess“ – ich verwende lieber eine Formulierung im Sinne von „Gott enfaltet nach und nach seinen Heilsplan“. Begebenheiten wie z.B. die Opfereinsetzung deuten schon auf das kommende Lamm Gottes hin, der Kampf David gegen Goliath auf Jesus als Bezwinger von Tot und Sünde, der Tempel Salomons auf das noch kommende Reich Jesu / seine Wiederkunft.