Wie fühlt es sich an, wenn der Glaube, von dem man sich viele Jahre geprägt und getragen fühlte, plötzlich zu zerfallen droht? Genau das hat Alisa Childers erlebt. Unter dem Einfluss eines progressiven Pastors wurden schrittweise alle ihre Glaubensfundamente dekonstruiert, auf die sie sich immer ganz selbstverständlich verlassen hatte. Tiefe Verunsicherung und Verzweiflung war die Folge.
Trotzdem hat Alisa Childers ihren Glauben nicht einfach weggeworfen. Stattdessen ging sie der Frage nach: Stimmen die Argumente, die meinen Glauben in Frage stellen, denn wirklich? Ihre Suche wurde schon bald zur Entdeckungsreise. Alisa Childers bemerkte, dass der christliche Glaube keineswegs nur auf Gefühlen und blindem Vertrauen basiert, sondern dass es zahlreiche vernünftige Gründe gibt, Jesus und seinem in der Bibel festgehaltenen Wort zu vertrauen. Und so erlebt der Leser dieses flüssig und spannend geschriebenen Buchs nicht nur die emotionale Achterbahnfahrt von Alisa Childers. Nebenbei lernt er wichtige Einstiegslektionen in das Fach „Apologetik“ kennen, also in die Lehre von der Verteidigung des christlichen Glaubens.
Besonders bedeutsam waren für Childers die Schriften der frühen Kirchenväter. Sie schreibt: Darin “entdeckte ich zu meiner Freude sehr Vertrautes, so uralt es auch war: eine tiefe Liebe zur Heiligen Schrift und eine beinahe empörte Verteidigung des Evangeliums. Ja, es gab zu jeder Zeit Lehrstreitigkeiten, Debatten über Auslegungen und Auseinandersetzungen über die Anwendung und Praxis. Eines aber lässt sich durch die Geschichte bis zur Entstehung des Christentums zurückverfolgen, nämlich dass die Bibel – jedes Wort darin – für Christen das Wort Gottes ist. Ab und zu gerieten Dinge aus der Spur, aber von Anfang an waren Christen sich einig, dass die Bibel zusammenhängend, schlüssig, von Gott inspiriert und maßgeblich für unser Leben ist.” (S. 96)
Zugleich deckt Childers grundlegende Schwächen in der Argumentation und Denkweise vieler sogenannter „progressiver“ Christen auf. So schreibt sie: “Den progressiven Christen zufolge haben wir die Bibel bisher immer falsch verstanden. Haben wir erst jetzt, zweitausend Jahre später, herausgefunden, wie wir sie richtig lesen müssen? Hat Gott nun endlich einigen wenigen Auserwählten unter den wohlhabendsten Leuten der westlichen Zivilisation offenbart, wie die Heilie Schrift richtig auszulegen und anzuwenden ist? Ich glaube nicht.” (S. 129)
Am Ende ist sie Gott sogar dankbar für die Zeit, in der ihr Glaube erschüttert wurde. Denn heute weiß sie, dass ihr rekonstruierter Glaube sehr viel fester und belastbarer geworden ist. Ihr Fazit ist ermutigend: „Langsam und stetig baute Gott meinen Glauben wieder auf. Die Fragen, die meinen Überzeugungen den Boden unter den Füßen weggezogen hatten … wurden nicht einfach nur beantwortet. Sie schrumpften unter handfesten Belegen und einer wasserdichten Logik zusammen, die so robust war, dass ich mir vorkam wie ein Kind im Süßigkeitenladen, das eben erst herausgefunden hat, dass es Süßigkeiten gibt.“ (S. 257/258)
Wie sehr würde ich mir wünschen, dass diese Liebe zur Apologetik wieder um sich greift! Denn mir hat das Buch gezeigt: Die Denkmuster der „progressive Christen“ im US-amerikanischen Raum sind in vielen Punkten sehr ähnlich wie die Argumentationsmuster des rasch wachsenden Postevangelikalismus im deutschsprachigen Raum, den ich in meinem Buch „Zeit des Umbruchs“ beschrieben habe. Sie führen hier wie dort zu einer Unterwanderung des historischen christlichen Glaubens.
Umso mehr kann ich dieses Buch nur leidenschaftlich weiter empfehlen. Es wird gerade jetzt dringendst gebraucht.
Dieser Blog-Beitrag von Markus Till erschien zuerst auf aufatmen in Gottes Gegenwart . Lies hier den Original-Artikel "Von der Dekonstruktion zur Rekonstruktion".
Wenn jemand eine einigermassen stabile Basis im Glauben hat, lässt er sich nicht von den Leuten um Hossa, Hissa und wie sie alle heissen mögen aus der Bahn werfen und auch nicht von manchen seriöseren Anfragen an den Glauben. Die christliche Kirche einschliesslich mal der Evangelischen ist jetzt etwa 2000 Jahre alt und hat in dieser sehr langen Zeit viele Fragen beantwortet, die sich immer mal wieder gestellt haben. Da können uns die jetzigen Fragen und Infragestellungen nichts Grundlegendes anhaben.
Und dass es auch im Leben des einzelnen Christen Fragen geben kann, auf die man zu Lebzeiten keine Antwort findet, ist auch nichts Neues. Im übrigen hat es zu allen Zeiten immer auch Gottesmänner und -frauen gegeben, die hatten viele Fragen nicht oder nicht mehr, die heute von manchen ungeistlichen Leuten gestellt werden. In Christus findet der Christ Ruhe, auch über manche Fragen, die er oder andere nicht immer beantworten können und die wohl erst in der himmlischen Welt Antwort finden, falls sie einen dort überhaupt noch interessieren.
Der Christ soll zusehen, dass er immer mehr vom Himmlischen berührt wird, dann wird vieles klarer. Wenn er das Himmlische anstrebt, hat er damit genug Beschäftigung für lange Zeit, ja bis zu seinem Lebensende. Lasst die Toten ihre Toten begraben…..