Ist Jesus für unsere Scham gestorben?

„Jesus starb für mich!“ In diesen 4 Worten fasste der Prediger Charles H. Spurgeon seine Theologie zusammen. Aber warum tat Jesus das? Für mich war immer klar: Er starb für meine Schuld. Er nahm die Strafe, die ich verdiene, stellvertretend auf sich, damit ich leben kann – in Ewigkeit. In einem Artikel von Andreas Boppart las ich vor einiger Zeit jedoch:

„Er hing am Kreuz nicht nur mit unserer Schuld, sondern hat auch unsere Scham auf sich genommen, damit wir uns nicht mehr selbst schämen und auch nicht mehr andere beschämen müssen.“

Dazu erläutert er: Dass Jesus am Kreuz auch unsere Scham getragen hat, sollten wir heute mehr denn je betonen. Denn unsere Gesellschaft hat sich gewandelt. Aus der ehemaligen Schuldkultur ist eine Schamkultur geworden. Die Frage nach Schuld und Vergebung spielt für die Menschen praktisch keine Rolle mehr. Das hat Konsequenzen für ihre Empfänglichkeit für die christliche Botschaft: „Menschen, die sich nicht schuldig fühlen, brauchen keinen Christus, der am Kreuz für ihre Schuld stirbt.“

Aus dem gleichen Grund hatte zuvor schon Tobias Faix für einen alternativen „Scham-Annahme-Zugang“ zum Evangelium geworben, in dem das Thema Gemeinschaft eine zentrale Rolle spielt: „Gott ist Vater und Mutter. Der Mensch fragt, wie Gemeinschaft gelingen kann. Jesus kommt als der Versöhner, wenn das nicht gelingt. Jüngerschaft heißt Loyalität und Solidarität. Die Metapher ist Gemeinschaft haben. Und das Gute ist, Teil dieser Gemeinschaft zu sein.“[i] Im Vergleich dazu sei der „Schuld-Vergebungs-Zugang“ zum Evangelium zwar nicht falsch, aber viele Menschen verstünden ihn heute nicht mehr. Er liefert Antworten auf Fragen, die niemand mehr stellt.

Muss ich also den AiGG-Glaubenskurs umschreiben, weil hier immer noch Schuld und Vergebung im Mittelpunkt steht? Rede ich an den Menschen vorbei? Diese Frage hat mich beschäftigt. Und ich habe das getan, was schon die Menschen in Beröa taten: „Sie … forschten … in der Schrift, ob sich’s so verhielte.“ (Apg.17,11). Begonnen habe ich mit einer simplen Begriffsanalyse:

Eine Wort- und Spurensuche

Begriffe, die im „Scham-Annahme-Zugang“ eine Rolle spielen, kommen gemäß meiner Suche in der Basis-Bibel 391 mal vor, davon 89 mal im Neuen Testament. Begriffe, die zum „Schuld-Vergebungs-Zugang“ gehören, finden sich an 868 Stellen, davon 238 mal im Neuen Testament. Allerdings sind solche Zahlen wenig aussagekräftig. Häufigkeit korreliert in der Bibel nicht immer mit Bedeutsamkeit. Wesentlich wichtiger ist die Frage: Was sagen diese Stellen tatsächlich aus? Und wie bedeutsam sind sie für die große „Gesamt-Story“ der Bibel?

Ich habe mir alle 327 Verse im Neuen Testament angeschaut. Schnell wurde deutlich: Stellen mit Begriffen zum „Schuld-Vergebungs-Zugang“ sind nicht nur sehr viel häufiger. Viele davon sind zudem absolut grundlegend für die großen Erzählzusammenhänge der Bibel. Sie beantworten die grundlegendsten Fragen, die man als Bibelleser haben kann:

Was ist das große Grundproblem der Menschheit? Durch einen einzigen Menschen kam die Sünde in die Welt. Und durch die Sünde kam der Tod. So verfielen alle Menschen dem Tod. Denn alle Menschen haben Schuld auf sich geladen.“ (Röm.5,12)

Worin bestand Jesu Mission? „Er wird sein Volk retten: Er befreit es von aller Schuld.“ (Mt.1,21) „Seht doch! Das ist das Lamm Gottes. Es nimmt die Sünde dieser Welt weg! (Joh.1,29) „Christus Jesus ist in diese Welt gekommen, um die Sünder zu retten.(1.Tim.1,15) „Ihr wisst: Jesus Christus ist gekommen, um die Sünden wegzunehmen.“ (1.Joh.3,5)

Worin bestand Jesu Botschaft im Kern? Lasst euch taufen und ändert euer Leben! Gott will euch eure Schuld vergeben.“ (Lk.3,3)

Wem galt seine Botschaft? Ich bin nicht gekommen, um die Gerechten zu rufen, sondern die Sünder.“ (Mk.2,17)

Worin bestand Jesu Auftrag an die Jünger? Allen Völkern muss in seinem Namen verkündet werden: ›Ändert euer Leben! Gott will euch eure Schuld vergeben.‹ Fangt in Jerusalem an!“ (Lk.24,47)

Wofür hat Jesus sein Blut vergossen? „Dann reinigt uns das Blut von jeder Schuld, das sein Sohn Jesus für uns vergossen hat.“ (1.Joh.1,7) „Er liebt uns und hat uns durch sein Blut von unserer Schuld befreit.“ (Offb.1,5)

Worin bestand Jesu Erlösungswerk? „Der schenkt uns die Erlösung, die Vergebung unserer Sünden.“ (Kol.1,14)

Worin besteht im Kern Gottes neuer Bund mit den Menschen? „Das ist der Bund, den ich, der Herr, mit ihnen geschlossen habe. Er wird erfüllt, wenn ich ihre Sünden von ihnen nehme.“ (Röm.11,27)

Worum geht es beim Abendmahl? „Das ist mein Blut. Es steht für den Bund, den Gott mit den Menschen schließt. Mein Blut wird für die vielen vergossen werden zur Vergebung ihrer Sünden.“ (Mt.26,28)

Was stand im Zentrum der Botschaft der Apostel? „Ändert euer Leben! Lasst euch alle taufen im Namen von Jesus Christus. Dann wird Gott euch eure Schuld vergeben und euch den Heiligen Geist schenken.“ (Apg.2,38) „Ebenso bezeugen alle Propheten von Jesus: Durch die Macht seines Namens werden allen, die an ihn glauben, ihre Sünden vergeben.“ (Apg.10,43)

Was stand im Zentrum des Glaubens der ersten Christen? „Was ich euch weitergegeben habe, habe ich selbst als Überlieferung empfangen. Grundlegend ist: Christus ist für unsere Sünden gestorben, wie es in der Heiligen Schrift steht.“ (1.Kor.15,3)

Die genannten Stellen sind nur eine Auswahl. Beim Durchsehen der Bibelstellen haben sich mir noch viele weitere Verse aufgedrängt, die es verdient hätten, in diese Liste aufgenommen zu werden.

Beim Durchsehen der Verse mit Begriffen zum sogenannten „Scham-Annahme-Zugang” ergab sich hingegen ein vollkommen anderes Bild:

Redet die Bibel von einer „Entschämung“?

Mir ist keine Stelle begegnet mit der direkten Aussage, dass Gott uns von Scham befreit. Paulus schreibt den Römern sogar im Gegenteil, dass sie sich immer noch für ihre früheren Sünden schämen (Röm.6,21). Zugleich hält er aber fest, dass Gott uns mit Ehre“, also mit dem Gegenteil von Scham beschenkt: Aber jedem, der Gutes tut, schenkt Gott Herrlichkeit, Ehre und Frieden.“ (Röm.2,10) Zum Thema „Schande“ lesen wir im Hebräerbrief: „Mose setzte sich derselben Schande aus, die auch Christus auf sich nahm.“ (Heb.11,26) „Wir wollen die Schande auf uns nehmen, die er zu tragen hatte.“ (Heb.13,13). Christus hat am Kreuz also Schande auf sich genommen. Warum er das getan hat, wird im Vers davor erläutert: „So hat er durch sein eigenes Blut das Volk heilig gemacht.“ (Heb.13,12) Jesus hat die Schande also ertragen, damit unsere Sünde getilgt wird.

Sehr viel mehr sagt das NT zum Thema Versöhnung: Als wir noch Feinde waren, wurden wir mit Gott versöhnt durch den Tod seines Sohnes. … Wir dürfen regelrecht stolz darauf sein, dass wir zu Gott gehören. Das verdanken wir Jesus Christus, unserem Herrn. Durch ihn haben wir jetzt schon die Versöhnung erlangt.“ (Röm.5,10+11) Der Tod Jesu versöhnt uns also. Paulus spricht sogar davon, dass wir stolz sein dürfen. In Kolosser 1,20 ergänzt er: Er wollte, dass alles durch ihn Versöhnung erfährt. … Denn er hat Frieden gestiftet durch das Blut, das er am Kreuz vergossen hat.“ Die Frage ist: Wie kann der Tod und das Blut Jesu Versöhnung bewirken? Dazu stellt Paulus im Korintherbrief klar: „In Christus war Gott selbst am Werk, um die Welt mit sich zu versöhnen. Er hat den Menschen ihre Verfehlungen nicht angerechnet.“ (2.Kor.5,18-19) Auch beim Thema “Versöhnung” geht es also darum, dass „Verfehlungen nicht angerechnet“ werden. Noch deutlicher schreibt Johannes dazu: Er hat unsere Schuld auf sich genommen und uns so mit Gott versöhnt.“ (1.Joh.2,2, siehe auch 4,10) Versöhnung und Vergebung gehören also untrennbar zusammen.

Biblische Bilder voll Würde, Ehre und Versöhnung

Es reicht aber nicht, die Bibel nach Begriffen abzusuchen. Die Bibel erzählt viele Wahrheiten in Bildern und Geschichten. So spricht sie zum Beispiel davon, dass wir von Gott als seine Kinder angenommen werden (Joh.1,12), dass wir geadelt werden als „Botschafter“ (2.Kor.5,20), „Freunde“ (Joh.15,15), „Erben“ (Röm.8,17), „Könige und Priester“ (1.Pet.2,9). All das ist tatsächlich das Gegenteil von Scham.

Immer wieder wird aber auch deutlich: Auch für diese Zusprüche ist die Vergebung und Erlösung am Kreuz die Basis: „Wenn wir Kinder sind, dann sind wir aber auch Erben: Erben Gottes und Miterben von Christus. Voraussetzung ist, dass wir sein Leiden teilen. Denn dadurch bekommen wir auch Anteil an seiner Herrlichkeit.“ (Röm.8,17)

Die Folgen von Schuld: Scham und ein schlechtes Gewissen

Am Kreuz wird somit zurückgedreht, was die Menschen sich beim Sündenfall eingebrockt hatten: Adam und Eva hatten gegen Gottes Gebot verstoßen. Sie haben gesündigt – und sich in der Folge vor Gott geschämt. Scham war also die Konsequenz der Sünde. Dieses Prinzip findet man noch öfter im Alten Testament, zum Beispiel in Jeremia 3,25: „In unserer Schande liegen wir da, unsere Schmach bedeckt uns. Denn wir haben Sünden begangen.“ (vgl. auch Jer.6,15; Esr.9,6; Hes.36,31-33; Dan.9,8; Röm.6,20-21).

Im Zusammenhang mit Scham spielt auch unser Gewissen eine wichtige Rolle. Das NT macht deutlich: Das Blut Jesu sowie die Taufe kann uns vom schlechten Gewissen befreien: „Denn unsere Herzen sind besprengt worden mit dem Blut von Jesus. So wurde unser Gewissen rein von der Schuld, die es belastet.“ (Hebr.10,22) „Bei der Taufe wird nicht Schmutz vom Körper gewaschen. Vielmehr ist sie die an Gott gerichtete Bitte um ein reines Gewissen.“ (1.Petr.3,21) Die „Ent-schämung“ basiert also auch hier auf der „Ent-schuldung“.

Meine kleine biblische Analyse zur Frage, ob Jesus auch für unsere Scham gestorben ist, kommt also zu einem überraschend klaren Ergebnis:

Ja: Jesus ist auch gestorben, um uns zu „ent-schämen“

Jesu Tod am Kreuz hat gemäß dem biblischen Zeugnis ohne Zweifel auch eine „Ent-Schämung“, eine Versöhnung und eine Wiederherstellung unserer Würde und Ehre zur Folge. Das ist eine gute Nachricht für die vielen Menschen in unserer Gesellschaft, die leiden unter einer durch das Internet massiv forcierten Schamkultur, in der Menschen sich ausgegrenzt, abgehängt und unwürdig fühlen. Die gute Nachricht ist: Jesus verleiht uns Würde. Er spricht uns Annahme und Wert zu. Als unser Vater gibt er uns Heimat, Identität und Geborgenheit. Diese herrlichen Wahrheiten sind wichtige Anknüpfungspunkte zur Verkündigung des Evangeliums in einer Gesellschaft, die kaum noch über objektive Schuld nachdenkt und keinen Bedarf auf Vergebung sieht. Auch im AiGG-Glaubenskurs ist die Frage nach Identität, Wert und Annahme der erste, zentrale Anknüpfungspunkt. Zugleich gilt aber auch:

Keine “Entschämung” ohne “Entschuldung”!

Unsere Evangeliumsbotschaft bleibt unvollständig und oberflächlich, wenn wir verschweigen, woher unsere Scham letztendlich kommt. Ihre tiefste Ursache liegt in unserer Verstrickung in Sünde, in unserer Ignoranz gegenüber unserem Schöpfer, seiner Liebe, seiner Gerechtigkeit und seinen Geboten für ein gelingendes Leben. Die Wiederherstellung unserer Ehre und Würde gelingt nur über das Kreuz, über die Vergebung unserer Schuld und die Erneuerung unseres Lebens durch den Heiligen Geist.

Schuld und Scham sind somit keine alternativen Zugänge zum Evangelium, zwischen denen wir wählen können. Schuld ist und bleibt unser zentrales Problem. Auch Menschen, die sich nicht schuldig fühlen, brauchen Christus, der am Kreuz für ihre Schuld stirbt. Denn die Überwindung der subjektiven Scham basiert letztlich auf der Beseitigung der objektiven Schuld, die real vorhanden ist und uns von Gott und vom Heil trennt – ob wir sie wahrnehmen oder nicht. Wo nur noch von Annahme und Versöhnung die Rede ist und das Schuldproblem nicht mehr im Mittelpunkt steht, da sind wir bei einem anderen Evangelium gelandet, das sich nicht auf die Bibel berufen kann.

Das Wichtigste muss das Wichtigste bleiben!

Als Jesus den Gelähmten heilte, den seine Freunde durchs Dach heruntergelassen hatten, sagte er etwas Überraschendes: „Nur Mut, mein Kind! Deine Sünden sind dir vergeben!“ (Mt.9,2) Damit hatte niemand gerechnet. Das offenkundige Problem dieses Mannes war ja nicht seine Sündenschuld, sondern seine Krankheit. Indem Jesus die Vergebung vor die erhoffte Heilung stellt, macht er deutlich: Schuld ist auch dann das zentrale Problem, wenn wir sie überhaupt nicht auf dem Schirm haben.

Egal, was wir uns von Jesus wünschen: Er wird uns irgendwann immer auf unser Kernproblem ansprechen: Unsere Schuld, die uns von Gott und seiner Liebe trennt und uns letztlich den Tod bringt. Es wird deshalb auch für uns  immer eine entscheidende Aufgabe bleiben, die Menschen zu diesem Zentrum unserer Probleme hinzuführen. Tun wir das nicht, sind wir wie ein Arzt, der einem Menschen seinen Wunsch nach einem Schmerzmittel erfüllt, ihm aber zugleich nicht ehrlich sagt, dass die Schmerzen von einer sehr viel grundlegenderen Krankheit verursacht werden, mit der wir uns unbedingt auseinandersetzen müssen, um unser Problem zu lösen.

Der Heilige Geist ist unser Kommunikationshelfer

Auch, wenn unsere Gesellschaft für das Schuldthema „unmusikalisch“ geworden ist: Wir dürfen zuversichtlich sein, dass es trotzdem heute noch gelingen kann, diese Botschaft zu vermitteln. Jesus hat versprochen: Der Heilige Geist hilft uns, den Menschen ihr Schuldproblem aufzuzeigen. Genau das ist sein wichtigster Job: „Wenn dann der Beistand kommt, wird er dieser Welt die Augen öffnen – für ihre Schuld, für die Gerechtigkeit und das Gericht.“ (Joh.16,8)

Im Vertrauen auf den Heiligen Geist können und sollen wir zur richtigen Zeit und in geeigneter Form mit den Menschen auch über die Realität ihrer Schuld sprechen. Denn wenn die Bibel recht hat, dann ist Schuld ihr zentrales Problem. Es wäre schlicht lieblos, dieses Thema den Menschen zu verschweigen.


[i] Tobias Faix: Warum ist Spiritualität in und Kirche out, Vortrag vom 10.5.2018, Kassel, https://www.baptisten.de/aktuelles-schwerpunkte/bundesratstagung-2018/nachlese/audio-vortrag-tobias-faix, ab 37:29.

Dieser Blog-Beitrag von Markus Till erschien zuerst auf aufatmen in Gottes Gegenwart . Lies hier den Original-Artikel "Ist Jesus für unsere Scham gestorben?".

Über Dr. Markus Till

Evangelisch landeskirchlicher Autor, Blogger und Lobpreismusiker mit pietistischen Wurzeln und charismatischer Prägung

10 thoughts on “Ist Jesus für unsere Scham gestorben?

  1. Danke für diese wichtigen Aspekte. Wer mal in einer ‚Schamkultur‘ gelebt hat, weiß, dass hinter der Scham immer Schuld steckt. Scham betont den nur den zwischenmenschlichen Aspekt. Die unmittelbare Folge der Ursünde war die Scham der Nacktheit, krasser kann man den Zusammenhang kaum darstellen.
    Allerdings war es die Nacktheit vor Gott, nicht vor Menschen. Darum ist das Fell, mit dem Gott die Nacktheit bedeckte, der erste Hinweis auf das Opferprinzip.
    Aus diesem Grund ist Tobias Faix‘ neuer „Scham-Annahme-Zugang“ zum Evangelium auf der Basis von Gemeinschaft ziemlich oberflächlich. Wer sich wirklich vor Gott schämt, tut es ja nicht ohne Grund. Schuld muss ausgesprochen und bekannt werden und damit ausgeräumt. Nach meinem Empfinden brauchen wir Christen neu dieses Ergriffensein von der Gegenwart Gottes, uns selbst in seinem Licht sehen können. Das treibt immer wieder neu in die Buße. Und – wie herrlich! – die Buße ist es, die uns quasi nebenbei ent-schämt.

  2. Schuld gibt es nach wie vor auch im weltlichen Bereich. Man darf heute bestimmte Worte nicht mehr benutzen und wenn, muss man sich entschuldigen. Vor kurzem hat eine gewisse Annalena ein „falsches“ Wort gesagt und sich entschuldigt. Um Schuld vor Gott geht es zwar nicht mehr, aber um andere „Sünden“, die die Medien und Teile der Gesellschaft als solche sehen. Wehe, wenn da jemand Berufe anspricht z.B. die Lehrer, aber die – innen vergisst usw. usf. Hier soll den Menschen ein Schuldgefühl eingejagt werden, das nicht der christlichen Schuld entspringt, aber gleichzeitig die Schuld vor Gott ablehnt und dafür eine andere Schuld vorsetzt, für die man dann vielleicht noch Wortpolizisten braucht, einige gibt es ja davon schon wie manche Medien und die Grünen und Co.

    Das Schuldig-Werden vor Gott wird den Menschen somit abgewöhnt und statt dessen ein anderes „Schuldig-Werden“ aufoktroyiert. Die Kirchen machen da lustig mit. Sie sind heute grossteils von der heiligen Schrift abgekommen und haben statt dieser sich eigene Vorschriften gemacht, die von vielen angenommen werden, aber in den geistlichen Abgrund führen. Ohne Jesus und den heiligen Geist, landen die Menschen letztlich in der Gottferne und der Diabolus, der Durcheinanderbringer freut sich darüber sehr.

  3. Zwar bin ich jetzt nicht voll in der Thematik der Schamkulturen drin, doch habe ich den Eindruck, dass die Rede von der Scham als Grundproblem des Menschen sehr große Parallelen zur Rede von der Angst als das angebliche Grundproblem der Menschen aufweist. Gegen die Angst hilft dann ein Tröster, gegen die Scham ein Entschämer. Beide Gefühle treten zwar bei einem selbst auf („ich genüge nicht“), doch ihre Ursache wird dann an der Umgebung festgemacht, hier an der peer group. Sagt der Artikel von A. Boppard irgendwo, dass die Scham auf den Mißbrauch der eigenen Willenfreiheit zurückzuführen ist?

  4. Die christliche Verkündigung geht ja schon lange am Menschen vorbei, da es den Verkündigern an Tiefe des Verstehens mangelt.
    JEDER Mensch empfindet sein Dasein als unbefriedigend und ist damit grundsätzlich offen für eine Lösung seiner Probleme. Nur muss ihm eben EINSICHTIG gemacht werden, was die Lösung seiner Probleme ist. Aber man redet über ihn hinweg und nicht zu ihm hin. Man nimmt den Menschen, dem man etwas verkündigen will nicht ernst. Stattdessen geht man ideologisch vor.

    Man redet ihm eine Schuld ein, die er persönlich überhaupt noch nicht erkennen kann, aber das was ihm WIRKLICH zu schaffen macht, ignoriert man!
    Dabei war die Schuldfrage ursprünglich eine ANTWORT auf seine Leiden: Du bist selbst schuld, dass es dir nicht gut geht! Deshalb, musst du dich selbst ändern und NICHT die Natur, die an deinem Übel unschuldig ist. Aber den Weg der Ausbeutung und Manipulation der Natur hat man eingeschlagen…

    Heute wird ja, wenn auch nur OBERFLÄCHLICH – aber immerhin – EINGESEHEN, dass wir als Menschen uns ändern müssen, wenn die Erde erhalten bleiben soll.
    DA könnte man mit der Verkündigung ansetzen…
    Aber vor allem, müsste an Christen selbst deutlich werden, dass sie frei von Begierden, also wirklich ERLÖST sind.
    Der WEG müsste klar sein!
    https://manfredreichelt.wordpress.com/2016/10/15/jesus-der-christus-traditionslos/

    1. Ihre Argumentation ist m. E. nicht stichhaltig. Wenn es einem gelang, den Tod zu überwinden – warum sollte der Tod dann eine Täuschung sein? Es könnte auch sein, dass die Kraft, die den einen aus dem Tod geholt hat, einfach größer war, als die des Todes. Und wenn es einem gelang, den Tod zu überwinden, warum sollte es mir (und allen anderen) genauso gelingen?

      1. Wenn es REAL einen Tod gäbe, dann hätte ihn Gott erschaffen. Aber alles was erschaffen ist, das IST.
        Ein Tod wird „real“ indem sich ein Lebewesen – in diesem Fall der Mensch – mit seiner LebensFORM identifiziert und nicht mit dem LEBEN AN SICH, das doch JEDE Lebensform WESENTLICH ist. Und da FORM immer BESCHRÄNKUNG ist, kann eine LebensFORM durch eine andere LebensFORM bedroht werden. Wenn sich also ein Lebewesen mit seiner Form identifiziert entwickelt es EXISTENZANGST/TODESANGST und diese bewirkt nicht nur negative Gefühle und Krankheiten, die schließlich zur Chaotisierung physiologischer Zusammenhänge und damit zum physischen Tod führen, sondern auch alle Selbstsucht, Begierden und Laster und alles Böse.
        Wenn wir uns mit dem LEBEN AN SICH identifizieren, das ewig ist, haben wir die Kraft uns von der URANGST (s.o.) zu befreien und damit von allen Folgesünden, die daraus resultierten.
        Anders konnte auch durch Jesus Christus nicht der Tod überwunden werden.

        1. —Wenn es REAL einen Tod gäbe, dann hätte ihn Gott erschaffen. Aber alles was erschaffen ist, das IST—

          Alles was Gott erschaffen hat ist Leben, ausserhalb von Gott gibt es kein Leben, ist also tot, somit hat also nicht Gott den Tod erschaffen, sondern der Mensch hat sich ausserhalb der Schöpfung gestellt.
          So hat also Satan, der den Menschen von Gott getrennt hat, den Tod gebracht, er ist ein Lügner und Mörder von Anfang an.

  5. Schuld und Scham in Rebellion gegen den Schöpfer, Erlösung oder Lösung?

    Mutter, ich fürchte mich….
    mein Kind, hab keine Angst.
    Mutter, wer bin ich?
    Du bist mein Kind, mein kleines Mädchen.
    Nein Mutter, sie sagen mir ich bin anders und soll das Andere werden.
    Kind, was sind das für Gedanken?
    Mutter, es sind nicht meine Gedanken, die Anderen denken über mich.
    Mein Kind, denke nicht die Gedanken der Anderen, deine Gedanken gehören zu dir, das bist du.
    Mutter, kann man Gedanken stehlen?
    Nein Kind, nein, lass es nicht zu, wer du bist das bestimmst du.
    Mutter, was ist, wenn sie die Wahrheit sagen?
    Kind, dann ist es ihre Wahrheit, nicht deine, nur der Mensch selbst weiß was im Menschen ist.
    Mutter, warum wollen sie das ich anders werde, z.B. ein Junge?
    Mein Kind, weil sie dich nicht sehen können, und weil sie dich nicht lieben, sie können den Schmerz ihrer Seele nicht allein tragen und wollen ihn auf viele Seelen übertragen.
    Mutter, glaubst du das Jesus die Wahrheit ist?
    Ja mein Kind, da ist der Weg.

  6. Scham ist, und das ist der Kern von diesen guten Aussagen in dem Beitrag, die Folge von Schuld. Ich sehe es so, dass eine „Schamkultur“ sich dann entwickelt, wenn persönliche Schuld verdrängt werden soll. Das ist auch die Gefahr bei dieser Debatte im evangelikalen Bereich, die schon seit einigen Jahrzehnten läuft und nun sich zu verstärken scheint. Begonnen hat dies mit Aussagen aus der Missionswissenschaft, womit aber der Missionsauftrag massiv entkernt wird. Für Scham alleine gibt es keine Vergebung. Der Mensch, der in Scham gefangen ist, kann über die Schulderkenntnis zur Vergebung kommen. Besonders gut kommt das in der Bibelstelle zum Ausdruck, die auch mal Jahreslosung war: Weisst du nicht, dass Gottes Güte dich zur Umkehr treibt. Der Mensch voller Scham kann nur zur Schulderkenntnis kommen, wenn er den Weg zur Vergebung als Geschenk von Gott aus Gnade und Güte begreifen kann.

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