Kirchliche Sakramentspraxis – kritische Einwände

Kirchliche Sakramentspraxis entmythologisieren?!
Stellungnahme zu kritischen Einwänden

Danke allen, die bereits engagiert oder auch spontan reagiert haben. Dankbar bin ich auch für die überkonfessionellen, kompetenten Voten. Als Neuling im Blog-System möchte ich mehr gebündelt auf einige Einwände reagieren:

Einwände zu meinem Buchzitat:
„Eine (zusätzliche) Entscheidung oder Bekehrung (bei sakramental Getauften) müsse sogar abgelehnt werden, denn sie sei – man höre und staune – ein menschliches Hinzutun und damit nicht mehr ‚reine Gnade‘“.

  1. Einwand: a) Hat Herr Masuch ein Wort von, sagen wir mal, Thomas von Kempen, Thomas Aquin, Franz von Assisi…gelesen?“
  2. Einwand: „Du sollst nicht falsch Zeugnis ablegen wider deinen Nächsten gilt sogar dann, wenn es um die Papstkirche geht…“

Meine Antwort:
Zum 1. Einwand antworte ich fröhlich Jain. Das kostbare Buch des Augustiner Subpriors Thomas von Kempen, Nachfolge Christi, las, ja studierte ich als evangelisch Getaufter bereits vor meiner Bekehrung. Obwohl ich mit 16 Jahren den katholischen Hintergrund dieses Bestsellers kaum wahrnahm, empfand und verstand ist stark, worum es beim ehrlichen Ja zur Nachfolge Christi leztendlich geht – und bekehrte mich. Nach meiner 4 jährigen Bibelseminar-Ausbildung stand die Buchreihe „Kirchenväter“ dann zwar im Bücherregal, doch leider fehlte mir die Zeit, gründlich darin zu studieren.

Zum 2. Einwand: Im Blick auf intensive Studiengänge haben akademisch gebildete Theologen mir manches voraus. Auf dem Bibelseminar wurden wichtige Fächer, so auch Kirchengeschichte, aus Zeitgründen nur komprimiert behandelt. Beim Schreiben meiner Buchmanuskripte konnte ich mich jedoch als i. R. mit der nötigen Hintergrundforschung jeweils ausgiebig befassen. Übrigens ist das aktuell zitierte Buchmanuskript auf Wunsch meines Verlegers und mir vor dem Druck über den Schreibtisch von 2 Professoren gegangen. Einer davon dozierte evangelische Theologie. Gleichwohl ließen sich gewisse Fehler leider doch nicht vermeiden.

  1. Einwand: “Wer lehnte noch mal menschliches Zutun bei der Erlösung ab, da es die göttliche Gnade schmälern würde? Hm…“
  2. Einwand: Kann Masuch ein Zitat von irgendeinem Katholiken liefern, das eine Ablehnung von Bekehrung, Reue, Glauben impliziert?

Meine Antwort:
Zum 3.+4. Einwand: Hier muss ich in der Tat um Entschuldigung bitten. Diese Einwände bestehen zu Recht. Eine entsprechende amtskirchliche Verlautbarung vermag ich nicht anzubieten. Der Kontext in dem von mir geposteten Buchausschnitt suggeriert dieses jedoch. Darum habe ich die betreffende Passage inzwischen aus diesem Blogbeitrag entfernt. Zu dem bedauernswerten Sachverhalt möchte ich noch Folgendes erklärend bemerken:
– Der Impuls, die Sakramentsgläubigkeit hier zu thematisieren, ergab sich primär aus dem Vorbehalt mancher evangelischer Amtsträger, beim Evangelisieren zur Bekehrung zu rufen. Während einige Pfarrer diese Entscheidungshilfe etwa bei „ihrer“ Zeltmission begrüßten, argumentierten andere dagegen. In einem Fall wurde am Abschlussabend meiner Evangelisation den Zuhörern quasi empfohlen, falls man getauft sei, den „Ruf zur Entscheidung“ zu ignorieren.

– Das war und ist für mich jedoch kein Grund zur Entrüstung nach dem Motto: „Wie kann man nur?“ Vielmehr bestätigt mir solch ein Argument, dass der betreffende Amtsträger zwar sakramentsgläubig, aber zugleich aufrichtig war. Eine zusätzliche Bekehrung der als Baby Getauften wäre nämlich bei konsequentem Sakramentsverständnis inkonsequent. Vielmehr wären alle Getauften – bis hin zur Grabrede – als Christen und Geschwister im Herrn zu betrachten.

– Diese unbedingte Sakramentsgläubigkeit nach dem Baby-Zwangsbefeuchtungs-Prinzip gehört m. E. zum tragenden Fundament der dominierenden Amtskirchen. Logischerweise widerspricht sie dem Auftrag aller von der Notwendigkeit einer bewussten Umkehr überzeugten Evangelisten (Mth 28). Erst dann lässt sich nämlich auch von ernsthafter Nachfolge Christi sprechen.

Aber trotz dominierender Sakramentsgläubigkeit gefiel und gefällt es Gott,
in allen Amtskirchen echte Bekehrungen, frohe Glaubensgewissheit, konsequente Jesusnachfolge und vieles Erfreuliche mehr zu bewirken. In vielen Evangelisationen haben es zahllose Prediger weltweit erlebt: Die Babytaufe muss kein Hindernis sein, sich klar und bewusst zu bekehren. Wie ich bestätigen kann, haben sich manchmal auch amtierende Pfarrer bekehrt.
Immer aber war und ist dies alles die Frucht des klar bezeugten Wortes Gottes. Es „kehrt niemals leer zurück“. Vielmehr ist es lebendig und kräftig und dringet durch“ Hebr 4,12).

  • Das gnädige Walten Gottes „in irdenen Gefäßen“ schließt jedoch keineswegs aus, dem Missbrauch seines Wortes offen entgegenzutreten. Das haben Jesus und die Apostel, sowie Martin Luther u.a. oft scharf und deutlich getan (Mt 23,1ff; Gal 1,8; 2Petr 2,1 usw.). Dazu möge auch dieser Beitrags-Impuls dienen.Meine Anregung: Lasst uns nicht weiter defensiv gegen die Entmythologisierung der Bibel und die daraus resultierenden antibiblischen Missstände kämpfen, sondern offensiv für die Entmythologisierung der kirchlicherseits existentiellen Sakramentspraxis „vorgehen“!
    Wenn das greift, könnte daraus auf der Basis finanzieller Unabhängigkeit – wie etwa in den USA – eine gesinnungsgerechte Neuordnung kirchlicher Kompetenzen für Lehre und Gemeindeleben erwachsen.
    Shalom
Und hier noch ein kleines, aber wichtiges Kompliment:

Meine liebe Frau, Gretel, hat mit Korrektur- und Sachkompetenz diesen Blog-Beitrag 3 x kritisch gelesen und mit mir besprochen. Dafür möchte ich sie mit dem Kompliment samt einem netten Jugendbild als kleinen Dank – überraschen.

(Hier klappte es noch nicht, daher ausführlich in meiner Buchwidmung S.2)

Dieser Blog-Beitrag von Herbert Masuch erschien zuerst auf Christus-Portal-Blog . Lies hier den Original-Artikel "Kirchliche Sakramentspraxis – kritische Einwände".

Über Herbert Masuch

HERBERT MASUCH wurde 1929 in Ostpreußen geboren. Nach den Zusammenbruch des Dritten Reich erlebte er eine bewusste Umkehr zu Jesus Christus. Von 1954 bis 1958 studierte er am Theologischen Seminar St. Chrischona in der Schweiz. Es folgte ein mehrjähriger Dienst in der Essener Stadtmission. 1963 wechselte er als Evangelist in die Deutsche Zeltmission. Etwa dreißig Jahre lang war Masuch im In- und Ausland als Rufer zu Gott unterwegs. Auch durch die Mitarbeit beim Evangeliums-Rundfunk, die Veröffentlichung mehrerer Bücher und als Liedautor war er bemüht, die Frohe Nachricht von Jesus, dem Retter der Welt, zu bezeugen. Seit 1964 sind Masuch’s glücklich verheiratet und haben drei Kinder. Ehefrau Gretel war mit ihrem Mann viele Jahre missionarisch unterwegs. Heute wendet sich der ehemalige Evangelist überwiegend an Christen. Er bietet Hilfen an, die befreiende Botschaft „Christus in euch“ erstmals oder neu zu entdecken und zu verwirklichen. Diesem Anliegen dient auch seine dreibändige Buchreihe Lebensreformation (1994), die zugleich eine geschichtliche Analyse des jahrzehntelangen charismatischen Konfliktesherdes bietet.

8 thoughts on “Kirchliche Sakramentspraxis – kritische Einwände

  1. Das Problem sind doch nicht sie Sakramente an sich. Sie sind im Wesentlichen an den Glauben gebunden. Man kann eben nicht am ev. Abendmahl teilnehmen oder an der kath. Kommunion, wenn man nicht den richtigen Glaubensstand hat. Die kath. Kirche spricht hier sogar von sakrilegischer Kommunion und gewisse Freikirchen warnen auch vor Teilnahme am Abendmahl, wenn man nicht den richtigen Stand hat. Die ev. Großkirchen wissen das wohl auch, aber es interessiert sie heutzutage nicht mehr.
    Man kann also nicht etwas Richtiges verwerfen, nur weil es mißbraucht wird. Immerhin steht Taufe, Abendmal bzw. Kommunion, ebenso auch Beichte in der heiligen Schrift. Die ev. Kirchen haben ja nur zwei Sakramente, die Katholiken sieben. Gebeichtet wird bei den Protestanten ohnehin kaum mehr (bei Luther schon noch)und bei Katholiken ist es hierzulande auch die Ausnahme geworden. Man kann also nicht etwas Richtiges kritisieren nur weil es mißbraucht werden kann und mißbraucht wird. Der Hebel bei der Kritik muß daher am Mißbrauch ansetzen.

  2. „Diese unbedingte Sakramentsgläubigkeit nach dem Baby-Zwangsbefeuchtungs-Prinzip gehört m. E. zum tragenden Fundament der dominierenden Amtskirchen. Logischerweise widerspricht sie dem Auftrag aller von der Notwendigkeit einer bewussten Umkehr überzeugten Evangelisten (Mth 28). Erst dann lässt sich nämlich auch von ernsthafter Nachfolge Christi sprechen.“

    Also in Mt 28 steht im griechischen: Macht zu Jüngern, indem ihr tauft und lehrt. Da steht nichts von: Sie müssen sich erst in einem Erlebnis bekehren. „Sich bekehren“ ist nach Auffassung der Reformation (Sie würden vermutlich „Amtskirche“ sagen) auch gar nicht möglich, weil Gott mich bekehrt. So ist es auch in Mt 28: Wir werden zu Jüngern gemacht, wir machen uns nicht dazu.

    „Immer aber war und ist dies alles die Frucht des klar bezeugten Wortes Gottes. Es „kehrt niemals leer zurück“. Vielmehr ist es lebendig und kräftig und dringet durch“ Hebr 4,12).

    Das gnädige Walten Gottes „in irdenen Gefäßen“ schließt jedoch keineswegs aus, dem Missbrauch seines Wortes offen entgegenzutreten. Das haben Jesus und die Apostel, sowie Martin Luther u.a. oft scharf und deutlich getan (Mt 23,1ff; Gal 1,8; 2Petr 2,1 usw.). Dazu möge auch dieser Beitrags-Impuls dienen.“

    Und das Wort Gottes kennt eben die Sakramente. Also sind sie eben gerade nicht abzuschaffen, sondern nur ihr Missbrauch zu bekämpfen. Wie z.B. Kindertaufe ohne ausreichende (Gemeinde-)Patenschaft. Aber Kindertaufe an sich gibt es schon im NT, damit im Wort Gottes.

    „Meine Anregung: Lasst uns nicht weiter defensiv gegen die Entmythologisierung der Bibel und die daraus resultierenden antibiblischen Missstände kämpfen, sondern offensiv für die Entmythologisierung der kirchlicherseits existentiellen Sakramentspraxis „vorgehen“!
    Wenn das greift, könnte daraus auf der Basis finanzieller Unabhängigkeit – wie etwa in den USA – eine gesinnungsgerechte Neuordnung kirchlicher Kompetenzen für Lehre und Gemeindeleben erwachsen.“

    WTF, sie meinen also, lieber Politik machen zu wollen statt das Wort Gottes zum Zuge kommen lassen zu wollen?
    Was die Kirche an Sakramentslehre hat, ist ja biblisch. Nur in der Umsetzungh hapert es. Also sollte man doch viel eher die Umsetzung wieder in das richtige Maß rücken, statt antibiblisch Menschen unter Druck zu setzen, sie müssten ihr Christsein auch immer schön „fühlen“ und wenn nicht, sich noch einmal, zweimal oder fünfmal taufen und bekehren.

    Btw.: Lutherisch ist dieses Gefasel nun wirklich nicht mehr (vgl. Ihren ersten Post, wo sie meinten, sie könnten darlegen, dass ich Geschreibe lutherisch sei). Sie sind halt klassisch evangelikal-freikirchlich-unkirchlich. Das dürfen Sie, aber das muss deswegen noch lange nicht der Stein der Weisen für alle anderen sein.

    1. Lutherisch oder unkirchlich hin oder her – müssen Sie denn in Ihrem Ton so abrutschen und diese sexuell-unwürdige Sprache benutzen? Das muss sich weder Herr Masuch noch der Leser antun.

      1. Wo ist denn meine Sprache sexuell-unwürdig gewesen?
        Sie ist deutlich, ja, aber das vor allem deshalb, weil Herr Masuch es sich ja auch ständig herausnimmt, die „Amtskirche“ und alles, was er dafür hält, auf unterschiedliche Art und Weise zu kritisieren.

          1. BTW oder WTF? 😉
            Ach kommen Sie. Das ist heutzutage ein ganz normales Wort. Tut mir leid, 1950 war wtf natürlich noch nicht im Gebrauch. Tut mir leid, das ist mir bei der ganzen falschen Lehre des Artikels ganz entfallen. Übrigens schön, wie Sie implizit sagen, „fuck auf Dogmatik, Hauptsache die Form ist in Ordnung.“

            Btw, ich hoffe, Sie sagen nicht „oh je“ oder sowas. Das wäre ja noch viel schlimmer.

  3. Herbert Masuch schrieb: „Eine zusätzliche Bekehrung der als Baby Getauften wäre nämlich bei konsequentem Sakramentsverständnis inkonsequent. Vielmehr wären alle Getauften – bis hin zur Grabrede – als Christen und Geschwister im Herrn zu betrachten.“

    Frage: Wieso denn das? Kann ein Getaufter nicht mehr in Sünde fallen? Das lehrt doch keine Kirche. Jeder Christ kann sündigen und keiner kann von sich sagen, er könne nicht mehr fallen und brauche daher keine Vergebung mehr im Leben.

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