Können wir Gott überhaupt erkennen?

Erkenntnis über Gott löst in uns ein Gefühl der Bewunderung und Verehrung aus.

Im Rahmen der täglichen Morgenliturgie der Christus-Gemeinde Hannover habe ich in Kurzimpuls zur heutigen Losung die Frage der Möglichkeit der Gotteserkenntnis aufgegriffen. Diesen Impuls kann man sich auch als Audiodatei anhören.

Die Losung

vom Mittwoch, 1. Juli 2020:

Meinst du, dass sich jemand so heimlich verbergen könne, dass ich ihn nicht sehe?, spricht der HERR. Bin ich es nicht, der Himmel und Erde erfüllt?, spricht der HERR.

Jeremia 23,24

Wenn jemand Gott liebt, der ist von ihm erkannt.

1. Korinther 8,3

Erkenntnis ist Erhebung über das Erkannte

Wissen ist Macht. Dieser Spruch ist eine Verkürzung von einem Zitat von Francis Bacon, der im 16. Jahrhundert gelebt hat. Bacon hat erkannt, dass Wissen und Macht zusammenfallen.[1] Nur wenn wir die Ursprünge von Dingen kennen, können wir auch deren Wirkung verstehen. Dieser Gedanke wurde schnell zum Leitgedanken der Aufklärung und hält bis heute an.

Wenn ich mir Wissen über etwas aneigne, dann kann ich mich dem bemächtigen. Wenn ich Wissen über die Natur habe und weiß, wie sie funktioniert, dann kann ich sie zu meinen Gunsten nutzen. Wenn ich Wissen über die Naturkräfte haben, kann ich zum Beispiel Wind- oder Solarkraftwerke bauen. Mit psychologischem Wissen über den Menschen kann ich Marketingstrategien entwickeln oder Propagandafeldzüge planen. Mit dem Wissen über Pflanzen kann ich hektarweise Gewächshäuser aufbauen und Gemüse mit der perfekten Wasserration etc. züchten.

Mit der Erkenntnis über etwas bringen wir das Erkannte in unseren Besitz. Weil wir es durchschauen, eignen wir es uns an. Dadurch stellen wir uns über das Erkannte. Mit dem Wissen über die Pflanzen, können wir die Pflanzen kontrollieren und uns über sie stellen. Mit Wissen über die Naturkräfte, die Tiere und die Menschen, ist es dasselbe. Doch wie ist es bei Gott?

Gotteserkenntnis ist ein Geschenk Gottes

Der deutsche Philosoph Friedrich Heinrich Jacobi hat diesen Gedanken aufgegriffen und meinte, dass «der Gott, der gewusst werden könnte, […] gar kein Gott [wäre].»[2] Ja, logisch. Wenn wir uns Wissen über Gott aneignen könnten, dann könnten wir Gott in Besitz nehmen. Wir könnten ihn uns aneignen. Wenn ich weiß wie Gott oder Jesus ist, dann ist er mein Gott und mein Jesus, und ich würde mich über ihn stellen. Dieser Gedanken ist gerade euch heute wieder populär in der liberalen Theologie, welche über Worthaus auch in Freikirchen grassiert.

Das Argument von Jakobi beweist aber nur, dass es kein Erkennen Gottes gibt, das nicht durch Gott selbst geschenkt würde, dass alles Erkennen auf göttlicher Gabe beruht. So könnte man mit Adolf Schlatters Worten sagen: Der Gott, welcher ohne Gott gewusst werden könnte, wäre kein Gott.

Der Gedanke von Jacobi und Worthaus, dass man ja eh nichts über Gott wissen könnte, führt letztlich in einen denkfeindlichen Glauben. Doch wenn es so ist, dass Gott uns Dinge über sich offenbart, also uns die Möglichkeit gibt, Dinge über ihn wissen zu können, dann ist Denken im Glauben nicht verboten, sondern sogar unsere Pflicht!

Erkenntnis ist ein Beziehungsbegriff

Erkenntnis ist im biblischen Denken aber weit mehr als sich Wissen aneignen. Es ist ein In-Beziehung-treten. Wenn es heißt „Adam erkannte seine Frau Eva und sie wurde schwanger“, dann trat er in Beziehung mit Eva. Als Adam vom Baum der Erkenntnis nahm, trat er in Beziehung mit dem Bösen. Wir eigenen uns wahres Wissen über etwas an, wenn wir in Beziehung treten. Jedes Buch, das wir lesen, vermittelt uns nur beschränktes Wissen. Jedes Buch über meine Ehefrau oder meinen Ehemann wird niemals so viel über den Partner aussagen, als ein Tag mit dem Partner zu verbringen.

Und so ist wahre Gotteserkenntnis nur in Beziehung mit ihm möglich. Gott offenbart uns Dinge über sich und macht sich erkennbar. Wir können das missbrauchen oder so wie es Gott sich wünscht gebrauchen, um in Beziehung mit ihm zu treten.

Gottes Allmacht bemächtigt ohne Macht zu verlieren

Ja, Gott gibt uns so gewissermaßen Macht. Er gibt uns die Macht ihn abzulehnen und lieber vom Baum der Erkenntnis zu speisen. Er macht sich so auch stückweit verletzbar. Und doch bleibt er allmächtig. Sein Reich und sein Wesen sind unantastbar. Gott kann Macht abgeben, ohne Macht zu verlieren. Wäre sein Reich antastbar, müssten seine Anhänger ihn verteidigen. Doch der König der Könige kann man sogar am Kreuz töten, und er besiegt dadurch den Tod. Sie wollten sein Reich vernichten, doch er stellte sein Siegesmal dadurch gerade erst recht auf.

Gott will mit uns in Beziehung treten und er will, dass wir uns Wissen über ihn aneignen. Und in dieser Beziehung können wir ihn für uns beanspruchen. Er wird zu meinem Gott und wie es in Hohelied 2, 16 heißt: „Mein Geliebter ist mein und ich bin sein.“ Ja, Gott wird mein. Aber ich kann mich nicht über ihn stellen. Er bleibt erhaben. Er bleibt unantastbar: Egal, welches Wissen er über sich mir offenbart. Und alles wahre Wissen, das wir über Gott erhalten, löst in uns das Gefühl der Bewunderung und Verehrung aus. Ja, die Erkenntnis Gottes führt uns in den Lobpreis, weil Gotteserkenntnis unseren Verstand übersteigt.

Alles durchschauen oder sich durchschauen lassen?

Wenn wir Gott lieben, dann treten wir in Beziehung mit ihm. Und es ist nicht nur so, dass wir dann wahres Wissen über Gott erkennen und uns das in Lobpreis führt, nein wir werden auch von Gott erkannt. Nicht in dem Sinne, dass Gott Wissen über uns aneignet, sondern in dem Sinne, dass wir wieder neu sein Eigentum werden. Wir stellen uns unter seinen Blick der Liebe. Und dieser Blick ist ein heilsamer Blick für unser Leben. Es ist der Ort der Freiheit, weil nur unter seinem Blick kommen die verdrehten Dinge in unserem Leben wieder in Ordnung. Oftmals wollen wir alles in dieser Welt durchschauen, doch es wäre besser, wenn wir uns selbst von Gott durchschauen lassen.

Gott sieht uns sowieso und wir können nichts vor ihm verbergen. Und ja, unsere Rebellion und Sünde, löst Zorn bei ihm aus. Doch seine Liebe hält seinen Zorn zurück und er ruft dich dazu auf, dich mit ihm versöhnen zu lassen. Stell dich ganz bewusst unter seinen Blick. Jesus wurde am Kreuz zum Zornableiter für dich, du darfst seine Wunden und seinen Tod für dich beanspruchen und für dich in Besitz nehmen, damit du sein Besitz, sein Kind, sein Eigentum wirst.

Ich schließe mit einem Zitat des Heiligen Augustinus:

„Wenn du etwas Böses tun willst, ziehst du dich aus der Öffentlichkeit in dein Haus zurück, wo kein Feind dich sehen kann; von jenen Stätten deines Hauses, die offen und für die Augen der Menschen sichtbar sind, begibst du dich in dein Zimmer. Sogar in deinem Zimmer fürchtest du dich vor irgendwelchen Zeugen aus einer anderen Ecke; du ziehst dich in dein Herz zurück, und dort sinnst du nach: ER ist noch inwendiger als dein Herz. Wo auch immer du also hingeflohen sein magst, ist ER schon da.

Wohin willst du aus dir selbst fliehen? Wirst du dir nicht selbst überall dorthin folgen, wohin du fliehen willst? Doch weil es jemanden gibt, der sogar noch inwendiger ist, als du es selbst bist, gibt es keinen Ort, wohin du vor einem zornigen Gott fliehen könntest, außer zu einem versöhnten Gott. Es gibt überhaupt keinen Ort, wohin du fliehen kannst. Willst du vor ihm fliehen? Fliehe vielmehr zu ihm hin!“



[1] Das Originalzitat von Francis Bacon (1561-1621) steht in Aphorismi de interpretatione naturale de regno homninis und lautet: «Scientia et potentia humana in idem coincidunt, quia ignoratio causae destituit effectum»: «Wissen und Macht des Menschen fallen zusammen, weil Unkenntnis der Ursache auch] über deren Wirkung täuscht.»

[2] Adolf Schlatter, Das Verhältnis von Theologie und Philosophie I, 85.

Über Matthias Teh

Matthias Teh hat Theologie am Theologischen Seminar St. Chrischona und an der Staatsunabhängigen Theologischen Hochschule Basel studiert. Er ist Pastor und Christlicher Berater i.A. (IGNIS). Galater 2,20 ist sein Leitvers: "Ich bin mit Christus gekreuzigt. Ich lebe, aber nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir."

8 thoughts on “Können wir Gott überhaupt erkennen?

  1. Erkennen können wir nur das, was von der Potentialität in die Aktualität getreten ist oder auch den Prozess. In diesem Sinne ist Gott nicht erkennbar. Denn er ist das ewig Seiende und ewig Schöpferische.
    Aber wesentlich ist, dass wir grundlegend mit ihm eins sind – so wie es Jesus von sich sagte:“Ich und der Vater sind eins“. Der Unterschied ist nur, dass Jesus dieses Einssein in die Aktualität gebracht, also verwirklicht hatte. Diese Verwirklichung steht bei uns noch weitgehend aus. Denn auf dem Weg der Erlösung sind wir noch nicht weit fortgeschritten.
    Psychologisch gesehen kann ich durch das Bewusstsein, dass ich ewig bin zu absoluter Seelenruhe kommen und mich so, wo ich auch bin, völlig geborgen fühlen. Aber ich denke, die christlichen Wahrheiten sind von den wenigsten, die gern Christen sein möchten, wirklich begriffen worden.
    https://manfredreichelt.wordpress.com/2017/08/08/sind-der-schmale-weg-und-die-enge-pforte-noch-von-bedeutung/

  2. Wenn jemand Gott liebt, der ist von ihm erkannt.

    1. Korinther 8,3

    Das bedeutet nicht, jetzt muss ich mich verbergen, wenn in meinem Leben etwas nicht richtig läuft. Aber es ist ein Trost, zu wissen, ER kennt mich, und weiß alles von mir, darum darf ich mutig sein, und brauche mich vor mir selbst und vor Ihm nicht verbergen. Es ist für den Einen eine Liebesbotschaft, und für den Anderen zum fürchten.

    —Gott kann Macht abgeben, ohne Macht zu verlieren. —

    Gott gibt keine Macht ab, ER vergibt Macht, ….,,Denen gab er Macht Gottes Kinder zu werden“ sonst müsste es ja heißen: nach geteilter Macht, wären die Kinder jetzt ,,eigenmächtig“, ER ist der Handelnde, ER spricht und es geschieht.

    —Er macht sich so auch stückweit verletzbar.—

    So wie die Welt gegen Ihn vorgegangen/vorgeht, wäre ER ja bei den vielen Verletzungen handlungsunfähig. Wäre ER verletzbar, könnten Menschen Macht gegen Ihn ausüben, doch alle Macht liegt bei Gott, und in Jesus trafen alle Verletzungen zusammen ,,am Kreuz“. Wohl aber kann Seine Liebe nicht erwidert werden, und Gott schenkt Gnadenzeit, das Menschen umkehren, und Ihn lieben, weil ER die Menschen liebt.

    —du darfst seine Wunden und seinen Tod für dich beanspruchen und für dich in Besitz nehmen, damit du sein Besitz, sein Kind, sein Eigentum wirst.—

    Wir dürfen Ihm vertrauen, uns beschenken lassen, und darauf reagieren, Seine Liebe zu erwiedern. Gott ist Liebe, Liebe beansprucht nicht und Liebe besitzt nicht. Seine Macht ist Liebe, nicht in der Macht von ,,über uns“ sondern ,,für uns“.
    So nahe kam/kommt uns Jesus am Kreuz. ,,Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, 1.Mose 1.26a“

    —Ja, die Erkenntnis Gottes führt uns in den Lobpreis, weil Gotteserkenntnis unseren Verstand übersteigt.—

    Gotteserkenntnis führt zu Anbetung und Gegenliebe, und führt tiefer in die Vater Kind Beziehung. Es übersteigt nicht allein den Verstand, sondern erfüllt unser Herz mit Seiner Gegenwart, so dass wir erkennen können das wir bei Ihm Heimat haben, der Ort der Liebe, wenn Gott sich offenbart, tritt ER mit uns in Beziehung und wir Antworten mit Gegenliebe darauf, mit Dank, mit Worten, mit tiefem inneren erfüllt sein.

    —Mit der Erkenntnis über etwas bringen wir das Erkannte in unseren Besitz. Weil wir es durchschauen, eignen wir es uns an. Dadurch stellen wir uns über das Erkannte.—

    Liebe ist nie ein Besitz und lässt sich nicht durchschauen, ,,nur erkennen“ und erleben, erfahren“ und empfangen.

    1. Liebe Lilli,

      danke für die Antwort. Ja, zum Punkt 1. Da stimme ich zu.

      Punkt 2 muss ich vielleicht nochmals etwas erklären. Immer wenn ich jemand freisetze, gebe ich stückweit Macht ab. Ich bemächtige ihn. Wenn ich z.B. jemand Willensfreiheit gebe, schränke ich meine Freiheit dahingehend ein, dass die Person nach seinem Willen entscheiden kann und nicht nach meinem Willen.

      Das Reich Gottes und Gott selbst ist aber unantastbar. Er ist allmächtig. Kierkegaard beschreibt das folgendermaßen:
      „Die ganze Frage nach dem Verhältnis von Gottes Allmacht und Güte zum Bösen kann vielleicht (anstelle der Begriffsunterscheidung, daß Gott das Gute bewirkt und das Böse zuläßt) ganz schlicht folgendermaßen aufgelöst werden. Das Höchste, das überhaupt für ein Wesen getan werden kann, höher als alles, wozu einer es machen kann, ist dies: es frei zu machen. Eben dazu, dies tun zu können, gehört Allmacht. Dies scheint absonderlich, da Allmacht gerade abhängig machen müßte . Aber falls man Allmacht denken wird, wird man sehn, daß eben in ihr zugleich die Bestimmung liegen muß, sich selbst wieder solchermaßen in der Äußerung der Allmacht zurücknehmen zu können daß eben deshalb das durch die Allmacht Entstandene unabhängig werden kann. Daher kommt es, daß ein Mensch den anderen nicht ganz frei machen kann, weil der, welcher die Macht hat, selbst darin gefangen ist daß er sie hat und deshalb ständig doch ein verkehrtes Verhältnis zu dem bekommt, den er freimachen will. Dazu kommt, daß in aller endlichen Macht, Begabung u.s.w. eine endliche Selbstliebe ist. Allein die Allmacht kann sich zurücknehmen, indem sie sich hingibt, und dies Verhältnis ist ja eben die Unabhängigkeit des Empfangenden. Gottes Allmacht ist darum seine Güte. Denn Güte ist sich ganz hingeben, aber dergestalt daß man, indem man allmächtig sich selbst zurücknimmt, den Empfangenden unabhängig macht. Alle endliche Macht macht abhängig, Allmacht allein vermag unabhängig zu machen, au dem Nichts hervorzubringen, was dadurch inneres Bestehen empfängt, daß die Allmacht sich ständig zurücknimmt. Die Allmacht ist nicht in einem Verhältnis zu anderen gelegen, denn es gibt kein Anderes, zu dem sie sich verhält, nein, sie vermag zu geben, ohne doch das Mindeste von ihrer Macht preiszugeben, d. h. sie kann unabhängig machen. Das ist das Unbegreifliche, daß Allmacht nicht bloß vermag, das Allerimposanteste, das sichtbare Weltenganze, hervorzubringen vermag: ein der Allmacht gegenüber unabhängiges Wesen. Daß mithin die Allmacht, die mit ihrer gewaltigen Hand die Welt so hart anpacken kann, zugleich sich so leicht machen kann, daß das Entstandene Unabhängigkeit empfängt. Es ist nur eine ärmliche und weltliche Vorstellung von der Dialektik der Macht, daß sie immer größer wird je nach dem Maße, in dem sie zwingen und abhängig machen kann. Nein, da hat Sokrates es besser verstanden, daß der Macht Kunst es gerade ist, frei zu machen. Indes im Verhältnis zwischen Mensch und Mensch läßt sich dies niemals machen, wiewohl es immer wieder nötig sein mag, einzuschärfen, daß dies das Höchste ist; allein die Allmacht vermag es in Wahrheit. Wofern daher der Mensch Gott gegenüber auch nur das geringste selbständige Bestehen voraus hätte, (in Richtung auf Materie) so könnte Gott ihn nicht frei machen. Die Schöpfung aus Nichts ist abermals der Ausdruck der Allmacht dafür, daß sie unabhängig machen kann. Der, welchem ich unbedingt alles schuldig bin, während er doch ebenso unbedingt alles behalten hat, er hat mich gerade unabhängig gemacht. Wofern Gott um der Erschaffung des Menschen willen selber ein wenig von seiner Macht verlöre, könnte er den Menschen eben nicht unabhängig machen.“

      So gesehen stimme ich zu, dass Gott keine Macht verliert, aber Macht abgiebt/vergibt, weil der Mensch stückweit doch eigentmächtig handeln kann. Natürlich nicht 100%, Gott bleibt in allem wirksam, aber eben nicht alleinwirksam.

      Punkt 3: Das Jesus am Kreuz verletzt wurde, zumindest äusserlich, ist offenkundig. Ich stimme dem Punkt dahingehend zu, dass Gottes Reich unangreifbar bleibt, auch wenn es angegriffen wird. Den König kann man umbringen, und er baut sein Reich erst recht auf. Seine Herrschaft wird gerade durch seinen Tod erst recht sichtbar. Hier haben wir ein Paradoxon, das ich einfach mal so stehen lassen würde. Durch seine Wunden(Verletzungen) werden wir geheilt. Wir müssen das auch trinitarisch sehen.

      Punkt 4: Ja, das müsste man vielleicht differenzierter ausdrücken. Liebe kann man sich nicht bemächtigen. Aber man kann sie besitzen, indem man sie empfängt. So habe ich das auch gemeint. Ich darf Gottes Liebe besitzen, weil er sie mir schenkt. Seine Liebe wird zu meinem Eigentum, so wie ich als Kind Gottes zu seinem Eigentum werde. Das ist ein freiwilliger Liebesakt.

      Punkt 5: Jep, das sehe ich auch so.

      Punkt 6: Das mit dem Besitz siehe Punkt 4.

      Vielen Dank für deine Gedanken, die zum Weiterdenken anregen.

  3. —Der Unterschied ist nur, dass Jesus dieses Einssein in die Aktualität gebracht, also verwirklicht hatte. —

    War Jesus Eins mit dem Vater oder hat ER dies erst verwirklicht?

    —Diese Verwirklichung steht bei uns noch weitgehend aus. Denn auf dem Weg der Erlösung sind wir noch nicht weit fortgeschritten.—

    Sollen wir uns Stück für Stück erlösen?

    1. Er war Eins mit dem Vater, wie wir das auch sind. Schritt für Schritt kommen die wahren Gläubigen vorwärts, indem der innere Friede, die Kraft, die Freude, die Besonnenheit, die Liebe, die Erkenntnis, die innere Gesundheit(und anschließend die äußere) immer mehr zunehmen.
      Das alles kann man kennenlernen, wenn man nur will.

  4. Ja, Jesus ist der Gute Hirte, wer an Ihn glaubt, wächst im Glauben (kommt Schritt für Schritt vorwärts).
    Denn welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder. Römer 8. 14

  5. Wenn im Menschenherzen nicht etwas Rudimentäres von Gott zu finden wäre, von manchen auch als Gottesfünklein benannt, könnten wir Gott nie von innen her erfahren. Das Fünklein muß zur Flamme entzündet werden und das geschieht allein indem der heilige Geist in uns Wohnung nimmt durch die Gnade Jesu und sein heiliges Blut, das uns rein macht. Gott können wir nur durch Gottes Geist erkennen und der ist in der Fülle nur in Jesus zu finden.
    Ein Pfarrer hat mal von einem Spruch geschrieben, der lautet etwa:
    Wie kam ich nur aus jenem Frieden ins Weltgetös
    Was einst vereint hat sich geschieden und das ist bös
    Doch eine Sehnsucht blieb zurücke, die niemals ruht,
    Sie zieht mich heim zum alte Glücke und das ist gut.

  6. Hallo Matthias,

    Søren Aabye Kierkegaard war ein dänischer Philosoph, Essayist, Theologe und religiöser Schriftsteller. In seinen meist unter Pseudonymen veröffentlichten Schriften zeigte er sich als engagierter Verfechter der Idee des Christentums gegen die Realität der Christenheit. Wikipedia—

    Kierkegaard denkt kompliziert, (philosophisch), wenn man seinen Gedankengängen folgt, stellen sie sich einseitig dar, im Verlauf Gottes Allmacht zu begründen. An vielen Stellen, wo er Macht einsetzt, wäre mindestens genau so häufig ,,Liebe“ einzusetzten. So käme man der Allmacht Gottes näher, und und das Bild schließt sich.
    Ein Beispiel: Joh 1. 11
    ,,Er kam in sein Eigentum, und die Seinen nahmen ihn nicht auf.“
    Kam ER jetzt mit Macht? Oder war es die unbegreifliche Liebe, dass Jesus nicht gleich wieder umkehrte? Jesus blieb obwohl Ihm das ,,Machtgehabe“ und die Ablehnung der Sünde entgegenschlug. Man könnte jetzt sagen: Gott hat all Seine Macht aufgegeben, oder ER hat all Seine Liebe hineingegeben. Ichwürde sagen: ER hat all Seine Liebe hineingegeben.
    Gott ist Allmächtig, ER hätte die Macht, auf eine andere Weise den Menschen zurück zu gewinnen. So, auf welche Weise denn? Auf keine, als allein den Weg in dem Gott selber tiefer fällt als es je ein Mensch könnte. Der Mensch fällt immer in Gottes Hand, aber wer fängt Gott selbst auf? Gott entäusserte sich selbst, ER setzt Seine ganze Macht ab, und Seine ganze Liebe ein, so wird aus Macht, Liebe, Gott ist in Seiner Liebe Allmächtig, beides lässt sich nicht voneinander trennen.
    Der Mensch hat die Freiheit sich zu binden, bindet er sich an Gott und Seine Gebote (Seine Ordnung) dann ist er frei, weil er ja Ebenbild Gottes ist, über Gott hinaus gibt es ja keine andere Freiheit, (der Mensch bleibt Mensch, und Gott ist Gott, und trotzdem ,,gegenüber“), so ist also eine Ergänzung da, eine Liebesbeziehung, ohne Macht.
    Die andere Seite ist die Knechtschaft (Satan), wer sich an ihn bindet (gebunden ist) der hat eine ,,herrschende Macht“ des Bösen, über sich, Lüge und Betrug und Mord ist Macht über Menschen, vollständige Versklavung.
    Jesus sagt bei Seiner Verhaftung: ,,Aber dies ist eure Stunde und die Macht der Finsternis.“ Lukas 22. 53b
    Hier sehe ich dass Jesus die ganze Menschheitsgeschichte bis hin zum Anfang getragen hat, denn Adam und Eva gerieten nach dem Sündenfall auch unter die Macht der Finsternis, an dieser Stelle beginnt die konkrete Befreiung, Jesus begibt sich an den Beginn der gefallenen Schöpfung, auch wieder aus Liebe.
    Satan wußte das der Mensch sterben wird, wenn er vom Baum der Erkenntnis isst. Nun wollte er Gott selbst töten, fing schon an beim Kindermord (Herodes), was er nicht wusste, dass Gott allwissend ist, sonst hätte er ja erkannt, das sein vorhaben sinnlos ist.

    —Wenn ich z.B. jemand Willensfreiheit gebe, schränke ich meine Freiheit dahingehend ein, dass die Person nach seinem Willen entscheiden kann und nicht nach meinem Willen. —

    Ich würde es Liebe nennen, die von Gott ausgeht, ….in Geduld und Treue zu Seinem Wort und in Freiheit die Freiheit des Menschen nicht beschneidet.

    — Immer wenn ich jemand freisetze, gebe ich stückweit Macht ab. Ich bemächtige ihn. —

    Freisetzen? Der Mensch war frei von Anfang an, darum konnte er ja auch gegen Gott rebellieren, und sich einem anderen in die Arme werfen….
    Gott hat also schon in Seiner Liebe das Risiko auf sich genommen, das der Mensch sich von Ihm abwenden kann. Ich glaube, erst in Jesu Kreuzestod ist die Schöpfung des Menschen endgültig vollständig. Wer einmal im Himmel ist, im neuen Jerusalem, gehört in Jesus zur neuen Schöpfung, es wird dann keinen Abfall vom Glauben mehr geben. In Jesus hat Gott alles in sich selbst vereint, und Gott kann nicht von sich selbst abfallen, das ist die größte und ewige Freiheit, und diesen Weg geht Gott in Seiner grenzenlosen Güte, Gnade und Liebe, diese Weg geht ER nicht mit Macht.

    Gottes Gebote spiegeln das Wesen Gottes wieder, und darin findet sich keine Aussage von ,,Macht“, alles ist die Aufforderung zu lieben, mit derselben Wesensart Gottes, es fängt an mit: Du sollst Gott deinen Herrn lieben, von ganzem Herzen……
    Und am Ende der Zeit wird dies der Maßstab sein für alle Menschen.
    Auch der Mensch in Christus kann schon jetzt eine vollkommene Liebe am Nächsten weitergeben, ob mit Schmerzen od. Geduld od. Gegenliebe, denn er trägt das Wesen Gottes schon in sich.
    Sokrates spricht vom menschlichen, nicht vom ,,neuen Menschen in Christus.

    Bei Punkt 3) —Punkt 3: Das Jesus am Kreuz verletzt wurde, zumindest äusserlich, ist offenkundig.—

    Nicht nur äusserlich, auch und gerade innerlich, denn mit Seiner Göttlichen Geduld trug ER unsere Sünden, (im Garten Getsemaneh kämpfte Jesus innerlich, das sogar Blutstropfen von Seiner Stirn fielen), alle Boshaftigkeit dieser Welt,…. Gottes Reich kann nicht angegriffen werden (alles spielt sich ausserhalb ab) denn ohne Jesus hat niemand mehr Zutritt zum Reich Gottes, der Teufel wurde hinausgeworfen, und Gott ist bei uns durch Seinen Geist in dieser gefallenen Welt. Jesus hat das Reich Gottes wieder aufgerichtet, die Schöpfung vollendet, den Feind besiegt.

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