Lobpreis ist mehr als ein Ton mit Taktschlag

Das Singen hat aus biblischer Sicht eine wichtige Position, die wir als Christen kennen sollten – und dürfen.

[…] ich will lobsingen mit dem Geist, ich will aber auch lobsingen mit dem Verstand“

(1. Korinther 14, 15b).

Hebräisch: שׁיר (shiyr) – singen (gerichtet an – über etwas/jemanden)

Griechisch: ψαλῶ (psalló) – eine Instrumentensaite zum Klingen bringen, schwingen, die Stimmbänder erklingen lassen, singen

Psalló. Für beide Tätigkeiten wird dieses Verb gebraucht, denn nicht nur Harfen oder Zittern sind Instrumente, sondern auch meine Stimmbänder. Somit meint das Lobsingen, von dem Paulus hier spricht, das Musisch-Klingende durch Instrumente und/oder durch meine eigene Stimme. Ich erzeuge eine Melodie, die zu hören ist: meine Umgebung hört es, ich höre es, der Schöpfer selbst hört es.

Wenn uns im Alten oder Neuen Testament das Singen und Lieder begegnen, steht dabei immer der Zweck und der Inhalt des Gesungenen oder Gespielten im Vordergrund.

Das erste Singen, das uns im Alten Testament begegnet, spricht nicht über Tonart, instrumentale Begleitung oder Rhythmus, sondern einzig von singenden Männerstimmen, die dann eine von Tamburinen begleitete Antwort der Frauenstimmen erhalten. Doch es heißt auch hier „mit Tamburinen“ – der Schwerpunkt ist der gesungene Inhalt, der allenfalls begleitet wird, nicht übertönt oder übermalt.

Auslöser des Gesangs ist keine gute Stimmung, kein Trauerfall, keine Uhrzeit, kein besonderes Ereignis, sondern eine Haltung, die diesem Lied vorausgeht, in 2. Mose 14, 31: „Und Israel sah die große Macht, die der HERR an den Ägyptern betätigt hatte; und das Volk fürchtete den HERRN, und sie glaubten an den HERRN und an Mose, seinen Knecht“. Als Reaktion auf den HERRN singen sie. Was ist der Grund? „[…] Singt dem HERRN, denn hoch erhaben ist er; […]“ (2. Mose 15, 21).

Sie sehen ihren Gott, seine Erhabenheit, seine Größe und Macht. So singt das Volk, gerichtet an diesen Gott und über diesen Gott.

Auch an nächster Stelle geht dem Singen das Anschauen voraus: Das Volk schaute auf die Schlange aus Kupfer, wurde geheilt und sang ein Lied (vgl. 4. Mose 21, 9 und 17).

Wo versammeln sich im Volk Israel des Alten Testaments die meisten singenden Menschen? Am Ort der Begegnung, sei es die Stiftshütte oder der errichtete Tempel. Sie schauen und sie singen. Zur Eröffnung des Tempels erhoben die Sänger ihre Stimme „mit dem Lob des Herrn, weil er gut ist, weil seine Güte ewig währt […]“ (2. Chronik 5, 13b).

Natürlich enthalten die Psalmen die meisten Nennungen des Singens, doch sind auch hier eindeutig die Absicht und der Inhalt des Gesangs genannt: „Befestigt ist mein Herz, o Gott, befestigt ist mein Herz! Ich will singen und Psalmen singen“ (Psalm 57,8). Im Englischen wird deutlich, woran das Herz befestigt ist, bzw. worauf das Herz fest ausgerichtet ist: „fixed upon you, o Lord“.

Auch das Neue Testament spricht an wenigen Stellen vom Singen – jederzeit den Adressaten und Auslöser des Gesangs nennend: Gott selbst in seiner Größe und Herrlichkeit. Der letzte Gesang ist wiederum das Lied Moses’ vom Anfang, welches auch als Lied des Lammes bezeichnet wird. Was geht diesem Gesang voraus? Das Anschauen der Herrlichkeit Gottes:

Groß und wunderbar sind deine Werke, Herr, Gott, Allmächtiger, gerecht und wahrhaftig deine Wege, o König der Nationen! Wer sollte nicht dich, Herr, fürchten und deinen Namen verherrlichen? Denn du allein bist heilig; denn alle Nationen werden kommen und vor dir anbeten, denn deine gerechten Taten sind offenbar geworden“ (Offenbarung 15, 3b-4).

Besonders eine Stelle in Paulus’ Brief an die Kolosser zeigt den biblischen Stand der Gesänge für uns Christen. Dort heißt es: „Lasst das Wort des Christus reichlich in euch wohnen, indem ihr in aller Weisheit euch gegenseitig lehrt und ermahnt mit Psalmen, Lobliedern und geistlichen Liedern, Gott singend in euren Herzen in der Gnade. Und alles, was immer ihr tut, im Wort oder im Werk, alles tut im Namen des Herrn Jesus, danksagend Gott, dem Vater, durch ihn [Hervorh. d. Verf.]“ (Kolosser 3, 16-17). In diesen beiden Versen wird ein bedeutsamer Dreischritt erkennbar: Erst das Wort, welches uns lehrt und ermahnt und mit welchem wir uns gegenseitig lehren und ermahnen sollen. Ein Resultat davon ist das Singen von Psalmen und Liedern, was sich wiederum in einer dankbaren Haltung Gott gegenüber in unserem gesamten Leben manifestiert. Lehre/Ermahnung => Singen => Handeln in Jesus voller Dank – dieser Dreischritt gliedert das Singen in einen Stand zwischen der Weisheit und Erkenntnis Gottes am Anfang und dem Wandel zur Ehre Jesu mit Danksagung am Ende. Das Singen setzt das Kennen und Erkennen Gottes voraus – im Alten Testament sowie der Offenbarung durch das Anschauen verdeutlicht.

Das Singen, der Lobpreis, ist eine Reaktion auf den Herrn, den ich anschaue, sei es in Vision oder vor allen Dingen im Wort Gottes. Ich werde dadurch umfassend belehrt, über sein Wesen und sein Handeln und mein Wesen und mein Handeln. Das führt zu einem Preisen seiner überragenden Größe, Herrlichkeit und Gnade und ermöglicht mir das Leben zu seiner Ehre, im Gehorsam und in der Danksagung.

Diese Größe Gottes erfahre ich im Geist und erfahre ich im Verstand, wie es in 1. Korinther 14,15b heißt. Denn die Weisheit und Erkenntnis begreife ich im Verstand und glaube sie im Geist – und beides zusammen führt zu meinem Gesang, der sich an Gott ausrichtet, auf ihm baut und zu ihm hin baut.

Weder die Melodien noch Instrumente noch Beleuchtungen sollten hier eine tragende Rolle spielen. Wenn der Lobpreis von dem Anschauen dieser Dinge beeinflusst ist, haben wir den falschen Gegenstand vor Augen und Herzen gesetzt und dem Singen fehlt der Anfang, sodass dadurch auch das Ende korrupiert werden wird.

Umso besser, wenn gerade bei gemeinschaftlichen Zeiten des Singens das Anschauen des Wortes Gottes und seines Wesens und Handelns vorausgeht – wie sicher und fest steht dann der Gesang als Reaktion auf diesen Herrn.

________________________________________________________________________________

Bibelübersetzung Deutsch: Elberfelder Übersetzung, aus dem Grundtext übersetzt. Christliche Schriftenverbreitung, Hückeswagen: 2005.

Bibelübersetzung Englisch: King James Version. Blue Letter Bible. Web. 13 Jan 2018.

Über Jana Richter

Geboren im Bergarbeiterkrankenhaus 1989, meinem Mann getreu bis in den Tod - Professionelle Kreidebenutzerin in Dauerkorrektur (Fächer Deutsch / Englisch O.o), Lobpreiserin, Waldliebende. Ich genieße Jesus, Menschen, Bäume - the JMB kind of life. Teil der Netzwerkgemeinde Dresden unter der Leitung von D. Blaschke und F. Böhme.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.