Warum das Singen mit Kindern so wichtig ist, wie es funktionieren kann und was das mit Lobpreis zu tun hat.
Wir haben es uns zur Angewohnheit gemacht, mit unseren Kindern zu singen. Das ist nicht weiter verwunderlich in einem Haushalt, in welchem der Vater Musiklehrer und diplomierter Gesangspädagoge ist und die Mutter in einer Gemeindeband spielt. Aber unserer Ehrenrettung zuliebe sei gesagt: Nichts fällt oft schwerer in der eigenen Familie durchzusetzen als die eigene Profession. Jeder kennt dieses Phänomen: Man selbst besucht die Sehenswürdigkeiten der Stadt, in der man wohnt, am wenigsten. Kaum ist Besuch da, fällt einem auf, wie wenig man selbst von der Stadt gesehen hat, die man jetzt vorführt. Ähnlich verhält es sich auch mit dem eigenen Beruf oder dem Hobby. Nicht alle Kinder von Fußballern werden Fußballer. Nicht alle Pastorenkinder Pastor usw. Und nicht immer ist es leicht, die Tätigkeit, die man sowieso schon den ganzen Tag ausübt, auch noch in der Freizeit der Familie mit einzubringen. Dies erfordert ein besonderes Maß an Disziplin. Nun wird bei uns in der Familie tatsächlich Musik gemacht, die beiden Großen spielen Instrumente, doch jetzt kommt das große Aber: Aber wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, in unserer Familienandacht gemeinsam zu singen und zu musizieren. Mit allen- egal welchen Alters. Und so stehen wir einerseits vor der Aufgabe, alle musikalischen Talente unter einen Hut zu bringen, dabei das Singen nicht zu vergessen (gar nicht so einfach, wenn die Kinder sich aufs Spielen konzentrieren und unmöglich, wenn Flöte gespielt wird!) und darüber hinaus noch einen gemeinsames Liedgut zu kultivieren, das über die Wochen immer weiter anwächst und von uns allen auswendig gekonnt wird. Im Folgenden möchte ich das Wohl und Wehe des gemeinsames Singens in der Familie erörtern.
Singen macht Freude
Ja, das tut es. Auch wenn manchmal gemurrt und gemeckert wird. Singen verbindet, es schafft Einheit und wir alle spüren einen gemeinsamen „Puls“ in unserer Familie. Wichtig dabei ist die Vorbildfunktion, die wir Erwachsene haben. Wenn uns das Singen selbst Freude bereitet, wenn wir es voller Begeisterung tun und uns Mühe geben, Texte und Töne zu treffen, wenn wir bereit sind, Aufwand für ein instrumentales Drumherum zu treiben, dann färbt die Freude auf die Kinder ab. Strahlende Augen sind der Lohn dafür und oft genug entwickeln sich aus einem begonnenen Lied eine regelrechte Jamsession und spontane Gesänge. Klar, dass alle anderen bekannten Attribute ebenfalls zutreffen: Singen ist gesund (1), fördert die Intelligenz (2) und stärkt soziale Kompetenzen (3).
Singen gefällt Gott
Es ist schon erstaunlich, welche Aussagen die Bibel über das Lob Gottes tätigt. Es ist der Wohnort Gottes (Psalm 22, 4) und die einzige angemessene Reaktion auf die Gegenwart und Herrlichkeit Jesu Christi (Lukas 19, 40), andauernde Betätigung im Himmel (Offenbarung 4, 8) und eine „Festung“ für Gott aus dem Mund der Kinder und Säuglinge (Psalm 8, 3). Gott gefällt Lobpreis. Wie sonst ist es zu erklären, dass König David die wieder erlangte Bundeslade nicht in die Stiftshütte zurück bringt, sondern in ein Zelt, das er über mehrere Jahrzehnte anstatt mit Opferkult mit ununterbrochener Musik füllt (1. Chr. 15-17)? Anscheinend tat der „Mann nach dem Herzen Gottes“, wie David im Neuen Testament genannt wird (Apg. 13,22) etwas, das Gott außerordentlich zu Gefallen war. Für uns als Familie heißt das doch: Wenn wir das Lob Gottes singen, freut sich Gott über uns. Was kann es Schöneres geben als Gott zu gefallen?
Singen ist möglich
Spätestens hier kommen die ersten Schwierigkeiten. Wer nicht gewohnt ist, zu singen, tut sich naturgemäß schwer damit. Dabei ist vornehme vokale Stille überhaupt nicht naturgemäß! Kinder singen meist wie selbstverständlich und erst in späteren Jahren (spätestens in der Pubertät) wird das Natürliche zum Uncoolen und man schämt sich dafür. Die eigene Stimme entwickelt sich und die normale Tonlage wird als zu hoch, die nach unten oktavierte Stimme als zu dunkel und gepresst empfunden. Umso wichtiger, gemeinsames Singen mit Kindern früh zu fördern und klug zu üben. Am besten gelingt dies, wenn man Lieder von Beginn an nicht zu tief anstimmt. Wer kein eigenes Begleitinstrument beherrscht, kann auf so manche Kinderlieder-CD zurückgreifen und/oder deutschsprachige Lobpreislieder zuhauf streamen. Am besten jedoch ist das eigene Singen und Musizieren. Und hier gilt: Übung macht den Meister. Wer beizeiten das normale Singen inkl.der zarter klingenden Kopfstimme in den höheren Lagen zulässt und annimmt, tut sich schwerer, sie später als unnatürliches Gesäusel vollkommen abzulehnen. Hier gilt es gerade die Jungs immer wieder zu ermutigen, ihre hohe Stimme zu entdecken und die Melodien nicht nur nachzubrummen. Beim Singen aktueller Lobpreislieder ist darauf zu achten, dass die Stimmlage einem „normalen“ Sänger angepasst ist. Denn ganz selbstverständlich ist das nicht. So singen manches mal ausgebildete SängerInnen mit einer kräftigen Mittelstimme in einer Lage, die für den normalen Gottesdienstbesucher zu tief und damit zu leise und unbefriedigend klingt.
Instrumente klingen schön
Nicht alle Instrumente bedeuten gleich Krach. Auch nicht die Djembe, das Cajon oder das Glockenspiel. Es kommt darauf an, wie man sie benutzt. Obwohl beim gemeinsamen Singen das Singen das wichtigste Merkmal ist (und deswegen auf einen deutlichen Gesang Wert gelegt werden sollte), spielen Instrumente eine ganz wichtige Rolle. Hier können sogar die Kleinsten mit eingesetzt werden (Triangel, Rassel), Glockenspiele mit farbigen Stäben, Gitarren oder Geigen mit Klebepunkten auf dem Griffbrett, Flöten, die nach Gitarrenakkorden spielen – hier ist alles möglich. Meist verzichten wir bei einem Lied ganz auf die Instrumente, damit der Gesang im Vordergrund ist, bei einem weiteren Lied dürfen die Kinder dann die Instrumente einsetzen. Gerne machen wir einen Probedurchgang, bis alle Unklarheiten beseitigt sind. Und siehe da, der Ein oder Andere fängt beim zweiten Durchlauf schon mal zu improvisieren an. Und hier gilt: Falsch gibt’s nicht – nur mehr oder weniger passend. Das kriegen die Großen aber schon ganz schnell raus.
Musiktheorie ist hilfreich
In der Tat, sowohl für Erwachsene als auch für Teenager. Es ist nicht schlecht, die Grundlagen der Dreiklangsbildung zu kennen um zu wissen, welche Töne sich für ein Lied eignen, in dem ständig der G- Dur – Akkord vorkommt und warum man am besten in diesen Fällen Fis statt F spielen sollte. Es sind ein paar wenige grundlegende Dinge, die das Anleiten einer gemeinsamen Musikzeit erleichtern: Sicherheit in Takt und Rhythmus, grundlegende Fähigkeiten auf einem Begleitinstrument (Gitarre, Keyboard, Klavier), Dreiklangsbildung, Quintenzirkel. Diese Grundlagen lassen sich innerhalb weniger Wochen legen. So habe ich mit Schülern über ein paar Wochen hinweg vier Akkorde auf der Gitarre und dem Klavier zu spielen geübt, um sie nach und nach mehrere Lieder aus der Geschichte der Rock- und Popmusik spielen zu lassen, angefangen bei Gospel über die Beatles bis hin zu aktuellen Punkhits- warum sollte das bei Lobpreis- oder Kinderliedern anders sein?
Der Lohn des Singens
Der Lohn gemeinsamen Singens lässt sich schwer an seinem Nutzen ablesen. Aber es ist ein echter Lohn für die Familie, wenn nach und nach der Schatz eines gemeinsamen Liedguts entsteht, das alle Generationen verbindet. Heutzutage ist die Kluft der Kultur eine große. Längst ist es nicht mehr selbstverständlich, dass Junge und Alte dieselbe musikalische Sprache sprechen oder dieselben Lieder singen. Deswegen hat der Gottesdienst eine so wichtige Aufgabe und Gemeinden, die ausschließlich zielgruppenorientierte Veranstaltungen anbieten, erweisen sich einen Bärendienst. Gemeinsame Lieder des Glaubens bilden einen gemeinsamen Glauben aus, sie transportieren wichtige Wahrheiten für alle und verbinden die Herzen und den Sinn. Damit sind gemeinsame Lieder nicht nur ein wichtiges Kulturgut, sondern viel wichtiger: Glaubensgut. Dieses lohnt es sich bilden und zu bewahren.
Fangt so an:
– Sing ein Lied deines Glaubens vernehmlich in der Gegenwart deiner Kinder (auch als Vater!)
– Nimm dir das Instrument zur Hand, das schon lange nicht mehr von dir gespielt worden ist und fange wieder an, z.B. 10 min täglich.
– Lade die Familie regelmäßig zu einer gemeinsamen Singrunde ein. Wer das über sechs Wochen tut, hat eine wichtige Entscheidung für seine Familie befestigt.
– Lass die Kinder Liedvorschläge machen und ergänze sie mit Liedern, die du kennst (oder mit einem Refrain, der dieselben Akkorde oder dasselbe Tempo hat).
– Singt ein Tischgebet oder ein Gute-Nacht-Lied (und ja, es gibt mehr als nur „Der Mond ist aufgegangen“). Recherchiere, welche Lieder es zu diesen Gelegenheiten gibt.
– Singt die Lieder des Gottesdienstes zu Hause nach. Bitte den Kantor/Lobpreisleiter euch die Texte und/oder die Akkorde zu geben. Viele finden sich auch im Internet.
– Besucht gemeinsam ein Konzert von einem Kinderchor (z.B. Kinderkantorei, Musical-Camps…)
– Freut euch an den klanglichen Ergebnissen und feiert sie- egal wie einfach sie sind. Eure Herzen werden es euch lohnen. Und denkt dran: Gott freut sich auch!
(1) https://www.welt.de/wissenschaft/article1461487/Warum-Singen-gesund-ist.html
(2) https://www.kindergartenpaedagogik.de/698.html
(3) http://www.karladamek.de/files/pdf/Forschung/Singen-ist-zukunftsweisend.pdf
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Dieser Blog-Beitrag von Frank Laffin erschien zuerst auf Glaubensschritte . Lies hier den Original-Artikel "SING!".
Sehr schön, lieber Frank,
weiter so, denn musikalische Ermuterung ist für uns „Schreibtisch-Täter“ sehr bereichernd und überlebenswichtig. Darum gehört ein ca. halbstündiges Singen mit meiner Frau zur Gitarre zum täglichen Ritual gleich nach unserem Frühstück. Und das möchten wir weiter empfehlen!
Früher haben wir öfter Ehe-Duetts bei unseren Evangelisationen gesungen. Nicht immer haben wir vorher genügend Zeit zur „Generalprobe“ gefunden. Und einmal passierte es tatsächlich, dass wir unser Duett am Mikrofon jeder mit einem anderen Liedtext zu singen begannen. Glücklicherweise hatte unser Publikum genügend Sinn für Humor…
Übrigens gehörte mein Spiritual-Liedtext „Immer auf Gott zu vertrauen“ eine Zeit lang zu den „Schlagern“ in christlichen Jegendkreisen.
Wir – und sicher auch Ihr – machen weiter!
Shalom
Hallo, Herbert,
vielen Dank für das liebe Feedback. Ich finde Eure Angewohnheit, täglich zur Gitarre zu singen super! Es ist erstaunlich, wie wichtig die Musik für uns Christen sein darf! Gott ist darin absolut gnädig. Interessant, dass gemeinsame Musik und Singen im Sinne der Anbetung im Kontext anderer großer Religionen fast keine bis überhaupt keine Rolle spielen (Bsp.: unterschiedliche Auslegungsarten des Begriffes Ma’azif im Islam https://islamqa.info/ge/5000) oder sogar verboten werden.) Ich bin sehr dankbar (nicht im überheblichen Sinne), sondern weil meine Freude an Musik eine genuin menschliche ist, die der Schöpfer angelegt hat und ihm ebenso eigen ist. Liebe Grüße, frank