Warum es wichtig ist, Gott SCHØN zu kennen.
Nein, ich war nicht auf der SCHØN-Konferenz, ABER:
Die Sommerferien neigen sich dem Ende zu und meine Frau und ich haben die Möglichkeit, einen Tag im Künstlerdorf Worpswede am Rande des Teufelsmoores vor den Toren Bremens zu verbringen. Und so schlendern wir bei allerfeinstem Sonnenschein gemütlich durch das verschlafene Nest und besuchen ganz in Ruhe ein Museum nach dem anderen. In einem Café studieren wir zudem das vor uns liegende Spielzeitenheft des Theaters Bremen und freuen uns auf Premieren von Mozart, Beethoven, Berg und den Tiger Lillys. Das Leben ist SCHØN, zumindest jetzt, im Sonnenschein und am Ende gelungener Familienferien. Und doch fragen wir uns, warum Schönheit so wichtig für uns ist und warum wir viel zu selten das Atemholen der Seele in unserem Alltag suchen. Denn Kunst scheint genau das zu sein: Sie „wäscht den Staub des Alltags von der Seele.“ (Pablo Picasso zugeschrieben). Und dann fragen wir uns inwieweit sie nicht stets ein Abbild des Sehnens des menschlichen Herzens nach Perfektion, Harmonie, Rhythmus, Farben und Sinnlichkeit ist und was das alles mit Gott zu tun hat.
Foto: privat, Laffin
Kann Schönheit um der Schönheit willen heilig sein, weil Gott in seiner Heiligkeit SCHØN ist? Ich habe Kunst in meinem Leben als studierter Musiker, Opernsänger und Christ in zwei Extremen erlebt: zum einen als Religionsersatz, in welcher die Kunst zur Gottheit und der Künstler/Interpret zum Propheten erhoben wird. Zum anderen als dienendes Vehikel um Botschaften des Glaubens vor empfängliche Zuhörer zu positionieren. Diese Ver-Zweckung ist leider sehr leicht zu durchschauen und auf Dauer für Niemanden richtig befriedigend, weil damit schnell der Kunst die ihr innewohnende Würde geraubt wird. Was aber tun mit ästhetischen Ausdrucksformen, die offensichtlich genuin menschlich sind, ohne sie zu vergöttern oder dem „schmalen Weg“ (1) zuzuordnen? Und könnte es sogar sein, dass Schönheit eine Eigenschaft Gottes ist, die Relevanz für unseren Glauben hat? Wenn ja: Wie sieht eine Spiritualität aus, die sich der Schönheit Gottes bewusst ist und ihren Widerschein feiert in Schöpfung und Kunstwerk?
In der Bibel ist Gott von Anbeginn der Welt bis zu ihrer Neu-Schöpfung ihr Spiritus Rector et Creator – treibende Kraft und Schöpfer. Gott ist gestalterisch und kreativ tätig. Zeugen und Schaffen sind Grundwesensmerkmale seiner selbst. Das „Es sei“ ist seine erste Sprache, die gipfelt in der Mensch-Werdung Jesu Christi und des schöpferischen Triumphes seiner Auferstehung. Die Bibel impliziert Schönheit, wenn sie von Braut und Bräutigam spricht und die Vereinigung der Gemeinde mit Christus als Hochzeitsmahl symbolisiert. Und dann lesen wir in Psalm 45 über den König: „Du bist schöner als alle Menschen. Darum hat Gott dich gesegnet für immer.“ Es ist nicht allzuweit hergeholt, in diesem Psalm eine Prophetie des auferstandenen und verherrlichten Christus zu sehen (2), der selbst die Größe Salomos überragt (Mt. 12,42). In Christus also ist vollkommene Schönheit, die wir mit unseren geistlichen Augen erkennen können (Eph. 1,18 + 3,18). Die Erkenntnis der Schönheit und Vollkommenheit Gottes in Jesus Christus ist also etwas, das maßgeblich mit geistlichem Wachstum zu tun hat und deren Fehlen zu einem blut- weil schönheitsleeren Gottesbild führt. Warum auch sollte ich einen Gott lieben, der keine Faszination auf mich ausübt? Wer kann mir verübeln, wenn meine Motivation zu einem Leben der Heiligung geteilt bleibt, wenn ich keinen heiligen Gott kenne. Denn Heiligkeit ist die Ursache von Gottes Schönheit. Sie allein lässt den Betrachter zu Boden fallen wie tot (Offb. 1, 17) und gleichzeitig seiner Stimme lauschen. Die Schönheit Gottes liegt begründet in seiner Heiligkeit, weil es die vollkommene, reine, abgesonderte Schönheit ist. Überirdisch eben. Und gleichwie wir in allem Geschaffenen den Schöpfer ahnen und in jedem Menschen göttliche Ebenbildlichkeit gespiegelt sehen, verweist jedes Kunstwerk auf das vollkommene Kunstwerk Gott. Gleichzeitig bespielt das Kunstwerk eine Saite in uns, die tief in unserer Seele Musik der Unsterblichkeit spielt, nach der jeder sich von uns sehnt. Denn Kunst weist uns hinaus auf etwas Größeres, Wichtigeres als uns selbst. Und Schönheit lädt ein, im Augenblick zu verweilen. Sie lebt dafür. Sie ist dafür da, betrachtet zu werden und für SCHØN empfunden zu werden. Das ist ihr Zweck. Und sie bekommt ihre Ehre durch das Bestaunen des Betrachters und seine Freude. Nicht anders ist es mit Gott, der dadurch am meisten geehrt wird, wenn der Mensch sich an ihm freut. Nicht die Analyse, die Ver-Zweckung und auch nicht der Gehorsam steht dem Gläubigen am besten zu Gesicht, sondern der ehrfurchtsvolle Genuss des Besuchers. Oder besser noch: der sehnsuchtsvolle Genuss des Sammlers. Oder war da nicht auch mal was mit einer Perle (Mt. 13,45)? Dann werde ich dankbar annehmen, was Gott mir in seiner Großzügigkeit schenken will: Schönheit, die spricht. Über mich, über uns und über ihn.
Foto: Privat, Laffin
Was wäre das für eine Kirche, die fasziniert ist von der Schönheit Jesu Christi, die sich zeigt in den vielen „Gemälden“ und „Melodien“ von Liebe, Gnade, Vergebung, Wahrheit, Gerechtigkeit usw. Vielleicht wird dann das Evangelium wieder zu einer richtig guten, weil SCHØNEN, Nachricht. Hierfür ist eine Theologie der Schönheit vonnöten.
(1) so findet sich das Theater gegenüber von Tanzsaal und Spielhölle auf der Lithografie „Der breite und der schmale Weg“ von Charlotte Reihlen (1867)
(2) so z.B. Ch. H. Spurgeon: https://www.evangeliums.net/psalmenauslegung/psalm_45.html
Dieser Blog-Beitrag von Frank Laffin erschien zuerst auf Glaubensschritte . Lies hier den Original-Artikel "Gott//Kunst".
Schönheit ist die Melodie der Sinne, sie hinterläßt Spuren im Herzen und sucht nach ihrem Ursprung.