Zeitgeist statt Bibel

Das Gemeindejugendwerk (GJW) des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden gibt seit einigen Jahren eine eigene Zeitschrift mit dem Titel „Herrlich“ heraus. Die aktuelle Ausgabe 02/2018 (hier auch als Download), die mir vor kurzem zugeschickt wurde, steht unter dem Titel „All you need is love: Von Liebe, Sex und Zärtlichkeit.“ Ansich ist es eine positive Sache, dieses wichtige und trotzdem oft vernachlässigte Thema zu behandeln. Wer in der Ausgabe jedoch biblisch fundierte und seelsorgerlich hilfreiche Impulse erwartet, wird leider enttäuscht.

Ein erschütterndes Beispiel stellt der Artikel zweier BEFG-Pastoren dar, indem sie häufige Fragen zum Thema Sexualität und Liebe beantworten. So positionieren sich die beiden Autoren zum Thema Homosexualität klar positiv. Alle Bibelstellen, die sich kritisch zu homosexueller Praxis äußern, werden mit der bloßen Behauptung, „dass die Bibel bei diesen Beispielen über etwas völlig anderes spricht als über liebevolle, gleichberechtigte, partnerschaftliche Beziehungen“, einfach vom Tisch gewischt. Eine Auseinandersetzung mit auch nur einer einzigen dieser Bibelstellen findet nicht statt. Stattdessen bedienen sich die Autoren eines Kunstgriffes und verweisen auf den ersten Halbsatz aus 1Mose 2,18, wo Gott über Adam sprach „Es ist nicht gut, dass der Mensch alleine sei.“ Dass Gott Adam daraufhin – es steht noch im selben Vers – eine „Gehilfin“ schafft, „die ihm entspricht“ – nämlich eine Frau – wird bezeichnenderweise nicht erwähnt. Stattdessen ziehen die Verfasser eine abenteuerliche Schlussfolgerung: „Homosexuellen Menschen die Möglichkeit einer Partnerschaft abzusprechen, bedeutet ihnen eine Bürde aufzuerlegen, die Gott als ’nicht gut‘ bezeichnet.“ (23) Die Schlichtheit dieser Argumentation ist erschütternd.

Im gleichen Artikel wird z.B. auch die Frage behandelt, ob Pornos zu schauen ok sei. Völlig zu Recht weisen die Autoren auf einige Probleme im Zusammenhang mit Pornografie hin: „Was tue ich den Frauen an, die in dieser Industrie ausgenutzt werden? Gehören körperliche und emotionale Nähe nicht zusammen?“ (22). Doch statt einer klaren Antwort und echter Hilfestellung wie man der Versuchung durch Pornografie begegnen kann, verharmlosen die Autoren die Gefahren durch Pornos: „Einfach gesagt: Pornos sind irgendwie wie Fastfood – beides kürzt den eigentlichen Weg ab, und beides tut auf Dauer nicht gut.“ Man kann nur entgegnen: Nein, Pornos sind nicht wie Fastfood! Hin und wieder und in Maßen Fastfood zu sich zu nehmen, ist ja völlig unbedenklich. Bei Pornografie ist das vollkommen anders. Hier macht nicht die Menge das Gift, nein Pornokonsum – auch der gelegentliche – ist in jedem Fall schädlich und eine Sünde. Und das sollten Pastoren Jugendlichen – und anderen natürlich ebenso – auch so sagen!

Aber vor klaren, biblisch begründeten Antworten scheuen sich die beiden Kollegen spürbar. Bloß niemandem auf die Füße treten und ja nicht eine in dieser Welt unpopuläre Ansicht vertreten, scheint die Devise zu sein. So ist es kein Wunder, dass die Autoren in ihren Statements regelmäßig dort landen, wo der Zeitgeist bereits auf sie wartet. Eine dezidiert christliche Aussage – die so nicht auch andere, wie Psychologen, Pädagogen etc. hätten treffen können – sucht man in diesem Artikel jedenfalls vergeblich.

Welches Fazit soll man ziehen? Einerseits ist dieser Beitrag ein erneuter Beleg dafür, dass es um die geistliche Ausrichtung des GJW Elstal nicht gut bestellt ist. Dort stört es offenbar niemanden oder es wird sogar noch begrüßt, wenn z.B. in diesen ethischen Fragen bibelwidrige Positionen verbreitet werden. Andererseits kann man nur dazu auffordern, GJW Publikationen gründlich und kritisch zu prüfen und im Zweifelsfall nicht zu zögern, diese der blauen Tonne zu übergeben. Zuletzt kann man nur dafür beten, dass es eine neue Hinwendung zu Gott und seinem zuverlässigen Wort, der Hl. Schrift, geben möge.

Dieser Blog-Beitrag von Wolfram Wobig erschien zuerst auf wobig.eu . Lies hier den Original-Artikel "Zeitgeist statt Bibel".

Über Wolfram Wobig

Ich bin Jahrgang 1985, verheiratet mit Anne und Vater von zwei Kindern. Seit 2011 bin ich - nachdem ich in Gießen und Elstal Theologie studierte - Pastor einer evangelisch-freikirchlichen Gemeinde.

27 thoughts on “Zeitgeist statt Bibel

  1. Verwundert das? Die warnenden Stimmen, dass es soweit kommen würde, erhoben sich ja schon bei den Diskussionen zur Frauenordination, das lief im BEFG nicht anders ab als bei den FEGs wenige Jahre später.
    Wer die Geschlechterrollen verdreht und aufhebt (1. Kor. 11,3: Ich lasse euch aber wissen, dass Christus ist eines jeglichen Mannes Haupt; der Mann aber ist des Weibes Haupt; Gott aber ist Christi Haupt) und dort schon eine Unordnung hineinbringt, also die von Gott gesetzte Hierarchie durcheinander bringt, der darf sich über die Auswüchse nicht wundern.
    Dann sind auf einmal Frauen das Haupt und Gemeindeleitung, Männer oder Frauen leben in gleichgeschlechtlichen Beziehungen und daher ist keiner von beiden mehr Haupt, und dann kann man sich ja ebenso gut über Jesus als Haupt hinwegsetzen (hat man ja vorher schon gemacht, ungefähr 1992), und wenn man schon dabei ist, dann weiß man auch wie Gott, was Gut und Böse ist, und setzt eben alle gesetzten Ordnungen, Lehren und Hierarchien außer Kraft.

    Es gab die warnenden Prophetien, und der Verfall wird weitergehen, wenn keine Besinnung und Umkehr erfolgt. Ich sage es mal drastischer: ein Bibelverständnis, das sich in wesentlichen Fragen und in der Weite der zulässigen Interpretationen nicht mehr nennenswert von dem der Landeskirche unterscheidet, führt dazu, dass Freikirchen überflüssig werden.

    Wir lesen es in den Königsbüchern: “ … und [er] tat, was dem Herrn missfiel …“, und vorbei war es mit dem Segen Gottes.

    1. Ich finde die Leitlinie des AGB auch gut, aber das, was deren Verfasser wollten, ist genau das was die Leute von „Herrlich“ nicht wollten.
      Sie schreiben vor den ganzen Kurzstatements, die bereits erwähnt wurden:
      „Wenige Dinge haben die Gemeinden so geprägt, wie die Sexualethik. Und wenige Dinge prägen sie auch heute noch, wenn auch nicht mehr so offensichtlich. In der Abgrenzung zur „Welt“ spielten und spielen Begriffe
      und Denkmuster wie „Reinheit“, „Keuschheit“ und „lebenslange Treue“ immer noch eine große Rolle. Lange durfte daher nicht sein, was nicht sein darf: uneheliche Kinder, wechselnde Beziehungen oder Scheidungen. Und auch, wenn manches davon bestimmt seinen guten und sinnvollen Ursprung in Gottes Wort hat, das, was daraus gemacht wurde, hat mehr der vermeintlichen „Richtigkeit“ gedient, als den betroffenen Menschen. Man hat aus so persönlichen und zerbrechlichen Fragen zur Sexualität Marker der Rechtgläubigkeit gemacht, aus seelsorgerlichen Fragen wurden Fragen der Dogmatik. Ich kann jedes tiefgehende Seelsorgegespräch sofort im Keim ersticken, wenn ich Pornokonsum oder Sex vor der Ehe als Sünde geißele, auch
      wenn man anderseits natürlich auch nicht Antworten auf schwierige Fragen schuldig bleiben möchte.“
      Ich denke mit dem Prediger, dass es eine Zeit gibt, in der es notwendig ist, eine klare Leitlinie zu geben und eine Zeit, in der es wichtig ist, Gesprächsbereitschaft zu signalisieren. Du kannst das eine nicht gegen das andere aufwiegen. Was nutzt Dir die klare Lehre, wenn dadurch gerade die Menschen, die diese nötig hätten, sich Dir gegenüber nicht öffnen und umgekehrt genauso: Was nutzt Dir Offenheit nach allen Seiten, wenn dadurch Menschen die Orientierung brauchen, nur verunsichert werden?

      1. Ja es stimmt, dass wir lernen müssen nicht dogmatisch sondern gewinnend und liebevoll die Ideen des Schöpfers rund um das Thema Sexualität vermitteln.

        1. Und die Idee des Schöpfers ist jetzt mehr die Leitlinie oder mehr „Herrlich“?

          Wenn ich etwas vermitteln will, sollte ich doch wohl einen verbindlichen Standpunkt haben, den ich auch erklären und begründen kann, und nicht Beliebigkeit verbreiten, nur weil es liebevoller klingt.

  2. Bevor die Publikation in der blauen Tonne landet, sollte man sich die Mühe machen, den Verfassern und Herausgebern nochmals deutlich zu machen. dass sie doch auf das Fundament der GANZEN Bibel verpflichtet sind, und deshalb nicht selektiv einfach ihre eigene Ethik zusammenbasteln können.

  3. Der Kontext ist nicht ganz unwichtig

    Es ist immer einfach, einige plakative Zitate aus dem Zusammenhang zu reißen. Natürlich ist alles korrekt zitiert und natürlich kann man das was dort geschrieben steht kritisch sehen. Vorneweg, ich sehe unser GJW nicht unkritisch, ich bin der Meinung, dass vieles besser laufen könnte, als es tatsächlich läuft und ich sehe die Positionen ebenfalls nicht unkritisch, aber dann sollte man auch darstellen in welchem Kontext diese Aussagen getätigt werden. Sie stehen unter der Überschrift „Einige Fragen – und was Antworten sein könnten“. Der Artikel selbst beginnt aber schon zwei Seiten vorher auf denen die Verfassenden beschreiben, wie sie persönlich dazu kommen, sich dazu zu äußern. Dann geben sie Rechenschaft darüber, worum es ihnen bei den Antworten geht, nämlich einen Weg aufzuzeigen jenseits „dogmatischer Rechthaberei“, die jedes seelsorgerliche Gespräch sofort im Keim erstickt und jenseits verschwommener Äußerungen zu dem Thema, die ja nicht durch Grenzen verschrecken wollen. Unter diesem Vorzeichen verstehe ich die Antworten auf den Seiten 22-23, eben als Gesprächsangebot und als Grundlage der Seelsorge. Positionen mit denen man sich durchaus kritisch auseinander setzen darf, die aber auf der anderen Seite auch Vertrauen schaffen. Und da schließe ich auch die Äußerungen über Homosexualität mit ein. Natürlich ist das in der einen Spalte zu wenig an biblischer Auslegung aber gerade bei diesem so schambesetzten Thema ist es doch wichtig, dass betroffene Jugendliche mit jemanden über das sprechen können, was sie bewegt und nicht länger verdrängen, was sie in ihrem Inneren bewegt.

    1. Wessen Brot ich ess, dessen Lied ich sing. Lebe ich im Vertrauen auf Gott und dass er mich erhält, dann singe ich sein Lied. Lebe ich von den Fördermittelen des BM für Frauen usw., dann muss dazu das passende Lied angestimmt werden, um nicht vom Futtertrog verdrängt zu werden. Das Logo ganz vorne ist ja nun nicht zu übersehen.
      Auf Seite 14 des Machwerkes geht es um Genderstudies und die Notwendigkeit, die Sprache zu ändern bzw. Kritik an der Sprachverhunzung nicht zuzulassen, denn „Die Machtverteilung muss sich ändern.“ Da Gott die Sprache geschaffen hat, soll jetzt also aus politischen Ideologien heraus die Sprache geändert werden, um die von Gott für gut befundene Gesellschafts- und Familienstruktur besser torpedieren zu können.
      Wenn dann auf Seite 23 steht, dass es beim Thema Homosexualität in der Bibel um Gewalt und Machtmissbrauch gegenüber jungen Menschen ginge, dann sehe ich spätestens hier Gottes Wort verdreht. Da hilft auch die Ausrede „für seelsorgerische Gespräche blabla“ nicht weiter.

      Ich sage es jetzt frei heraus, wie ich das empfinde: einfach nur erbärmlich und feige, wenn aufgrund der finanziellen Zuwendungen der Welt so nach dem Munde geredet wird.

      1. Meinst Du nicht andersrum wird ein Schuh draus? Weil man die Bibel anders liest und versteht als Du, bemüht man sich um die Mittel des Jugendplans?
        Zu Deinem Zitat: Auch hier wird wieder eine kurze Aussage aus dem Zusammenhang gerissen. Wenn Du den ganzen Artikel liest, ist klar inwiefern sich die Machtverteilung sich ändern muss und in der Diktion des Artikels finde ich das gut, auch wenn ich persönlich mich mit der Gender-Debatte schwer tue, weil sie auf beiden Seiten so ideologisiert ist. Ich würde mich freuen, wenn wir uns wieder auf die Stärke des BEFG besinnen, unterschiedlichen geistliche Standpunkte und Prägungen nebeneinander stehen zu lassen und zu schauen, wo man voneinander lernen kann. Das haben weitsichtige Brüder und Baptisten seit den 40er Jahren immer wieder vorgelebt und das hat unseren Bund stark gemacht.

        1. Ich denke, ich verstehe die Bibel so in sexualethischen Fragen, wie sie bis vor 50, 60 Jahren überwiegend verstanden worden ist, und die Jahrhunderte davor.
          Und sicherlich bemüht man sich nicht um Mittel des Jugendplans, weil man die Bibel anders liest und versteht als ich, sondern weil man sich selbst schon an den Zeitgeist verkauft hat und überhaupt kein Problem mit den gesellschaftlichen Strömungen und der politischen Ideologie hat und nicht erkennt, dass diese gegen Gott gerichtet sind.
          Den Genderismusartikel habe ich komplett gelesen (was soll eigentlich die Unterstellung, das hätte ich nicht?), ich könnte auch die übrigen Aussagen zerpflücken, habe mich aber auf die wesentlichen Highlights beschränkt, die auf den ersten Blick nachvollziehbar sein sollten (es gibt zu dem Thema ausführlichere und bessere Behandlungen, als ich es hier jetzt leisten könnte). Es gibt keine einseitige Machtverteilung zugunsten des „alten weißen Mannes“, zumindest nicht in Deutschland, das ist schlichtweg Blödsinn. Als Arbeitgeber kann ich nicht nach persönlichen Präferenzen einstellen und befördern, sondern es läuft nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten, wer kann den Job am besten. Allerdings wird man derartige wirtschaftliche Gedankengänge in nichtproduzierenden Berufen (Seelsorger usw.) nicht kennen, da ja kein Wettbewerbsdruck existiert.
          Die „Stärke“ des BEFG (der nicht mein Bund ist) ist irgendwelche Auslegungen nebeneinander stehen zu lassen? Das ist keine Stärke, sondern nur noch Schwäche. Hat Paulus in seinen Briefen etwa nicht die Gemeinden hinsichtlich der Lehre beständig ermahnt und dabei deutliche Worte gesprochen, und wurde er nicht auch angefeindet dafür? Und gibt es überm Teich nicht seit einigen Jahren aus guten, theologischen Gründen einen Süd- und einen Nordbund? Um die Konservativen einzufangen, gibt es hier die „Leitlinie Liebesleben“, für die Liberalen dann „Herrlich“, und jeder kann sich bedienen und wird irgendwie ruhiggestellt, und unsere Rede ist dann eben nicht mehr ja, ja oder nein, nein?
          Es handelt sich ja nun nicht um so (nicht heilsentscheidende) Fragen wie ob die Entrückung vor, während oder nach der großen Trübsal stattfinden wird, sondern letztendlich um Fragen, welche Ordnungen Gott für unser Leben, unser Verhältnis zu Jesus und unsere Gemeinden gesetzt hat. Diese Ordnungen finde ich im AT, dort sind sie gesetzt für Gottes Volk auf der Erde (die Israeliten), und analog im NT für die christliche Gemeinde, also Gottes Volk für den Himmel.
          Ganz zum Schluß: ich wüßte wirklich nicht, was ich aus geistlichen Standpunkten lernen könnte, die abseits der Schrift liegen. Das ist der krampfhafte Versuch, wie bei den FeGs auch, etwas nach außen hin zusammen zu halten, was innerlich schon getrennt ist.

          1. Paulus hat die Gemeinde als den Leib Christi bezeichnet, zu dem nicht nur die Augen, sondern auch die Ohren und die anderen Körperteile gehören. Gemeinde nach dem Neuen Testament ist für mich auch eine Gemeinde, in der Menschen mit unterschiedlichen theologischen Positionen sich als Geschwister die Hand reichen können, weil sie wissen, dass Christus nicht nur für sie selbst, sondern auch für den anderen gestorben ist und weil sie wissen, dass der Bruder und die Schwester das genauso sieht, auch wenn man in Fragen der Bibelauslegung nicht immer einer Meinung ist.

    2. @Christoph Schirrmacher: Was du zum Kontext schreibst, ist natürlich richtig. Aber auch wenn die Autoren relativierend schreiben „Was Antworten sein könnten“, so werden sie doch Antworten formuliert haben, die sie für gut, richtig und hilfreich halten. Alternative Antworten gibts in dem Heft ja auch leider nicht…
      Ich bin allerdings nicht der Ansicht, dass es zwischen Dogmatik und Seelsorge diesen großen unüberwindbaren Gegensatz gibt. Natürlich wird in der Seelsorge Gottes Wort anders an den Mann gebracht, als in der Dogmatik. Und ein Seelsorger sollte sein Gegenüber auch nicht plattmachen oder ihm gleich an der Türschwelle mit der Strafe Gottes drohen… das ist doch völlig klar.
      Aber ich kann doch nicht in der Seelsorge inhaltlich ganz andere Dinge vertrete, als ich von meiner Dogmatik für richtig halte…

      1. Die größte Hürde in der Seelsorge ist doch, dass ich mich als jemand der ein Problem habe, überhaupt traue, meine Scham zu überwinden und das Gespräch zu suchen mit jemanden, von dem ich der Meinung bin, dass er mir weiterhelfen kann. Wenn ich z.B. die Äußerung in dem Heft zum Thema „Porno“ nehme: es ist ja nicht so, dass der Autor sagt, dass es egal ist, was Mann so vor dem Computer alles so anstellt. Er spricht die Problematik ja an, aber auf eine Weise, die helfen soll, das Gespräch zu suchen oder im Gespräch Vertrauen zu schaffen, damit der Gegenüber sich öffnen kann und dann die Frage zu stellen, wie es sich mit dem pornografischen Fastfood-Konsum verhält. Was ich mir nicht vorstellen kann (und ich weiß auch nicht, ob es so geschehen ist, da bleibt der Artikel ja im vagen), diese Position auf der Bühne beim BUJU öffentlich so rauszuhauen. Und zum Thema Homosexualität: Vorneweg, für mich persönlich ist Homosexualität Sünde, aber ich frage mich manchmal ganz unwissenschaftlich, ob wir als evangelikale Fromme dadurch, dass wir sie zum Tabu erklären, manchmal nicht erst aus jungen Männern, die ein Problem mit Homoerotik haben, Schwule machen. Wenn ich als junger Mann mit schwulen Gefühlen mich nicht traue, mit jemanden darüber zu sprechen, weil ich sowieso schon weiß, was er dazu sagen wird, muss ich das weiterhin mit mir abmachen und werde mich dabei immer weiter im Kreis drehen, bis dann irgendwann der Coming-Out der einzig gangbare Weg der Erlösung für mich ist? Auf der anderen Seite kann ich es mir eben auch nicht vorstellen, in der Hinsicht, die große Beliebigkeit zu predigen. ich muss da ehrlich zugeben, dass ich da keine Lösung habe

        1. Christoph Schirrmacher: Ich bin ganz bei dir, dass gerade das Thema Homosexualität wirklich schwierig ist und man da in der Seelsorge sicher viel viel Weisheit und Fingerspitzengefühl braucht. Gerade wenn man bedenkt, was für Szenarien da in Zukunft vermutlich auf Gemeinden zukommen werden… Ich würde mir darum eigentlich wünschen, dass unsere besten Theologen und erfahrensten Seelsorger über diese kniffeligen Fragen nachdenken, um Wege aufzuzeigen, die sowohl dem Schriftzeugnis als auch den betroffenen Menschen gerecht werden.
          Stattdessen wird einfach behauptet, es gäbe gar kein Problem…

          1. Ich glaube, hier muss von den erfahrenen Theologen und Seelsorgern neben dem Nachdenken auch sehr innig in strikter Nachfolge des Wortes Gottes um die Gaben des Heiligen Geistes und rechte Erkenntnis gebetet werden.

    3. Ich schließe mich der Bitte um eine möglichst unvoreingenommene Lektüre des Artikels an. Die Tendenz der – knapp gefassten – Aussagen zum Thema „Pornografie“ ist nicht, wie mein geschätzter Kollege Wolfram Wobig meint, der gelegentliche Konsum von Pornografie sei doch nicht weiter schlimm. Das sagen sie an keiner Stelle. Das Bild vom Fast Food wird von den Autoren nicht im Detail ausgelegt. Vielmehr solll das Bild „Fast Food“ für Jugendliche erläutern, welche negativen Folgen der Konsum von Pornografie hat. Damit werden die beiden Autoren m. E. ihrer Aufgabe gerecht, theologische Begriffe (z. B. Sünde) mit Begriffen der Lebenswelt von Jugendlichen zu erklären.
      Als Ergänzung zum Thema „Pornografie“: Meiner Erfahrung in der Seelsorge nach haben die allermeisten Männer in unseren Gemeinden, die Pornografie konsumieren, nicht das Problem, dass sie nicht einsehen würden, dass Pornografie ein fehlgeiteter Umgang mit Sexualität ist. Vielmehr haben sie Schwierigkeiten, davon loszukommen. Hier ist geduldige seelsorgerliche Begleitung nötig und nicht nur das Vertreten von Standpunkten.

      1. Hallo Matthias,
        ja, das Bild vom „Fast Food“ wird nicht ausgelegt, insofern ist es natürlich möglich, dass die Autoren es ähnlich gemeint haben, wie du es verstehst. Ich finde das Bild allerdings – gerade wenn man es nicht näher ausführt – nicht glücklich gewählt, da es aus meiner Sicht zu Missverständnissen einlädt.
        Im Übrigen: Natürlich sind Standpunkte alleine zu wenig (obwohl sie schon wichtig und notwendig sind, denn gesamtgellschaftlich ist gerade was Pornografie betrifft, das Tabu langsam aber sicher am Verschwinden). Das ist ja auch einer meiner Kritikpunkte, dass man von konkreten Hilfen leider überhaupt nichts liest.

  4. @ Christoph Schirrmacher
    zu „Gemeinde nach dem Neuen Testament ist für mich auch eine Gemeinde, in der Menschen mit unterschiedlichen theologischen Positionen sich als Geschwister die Hand reichen können“
    Dieser Satz ist soweit richtig, wenn es dabei nicht um die Grundlagen des Glaubens geht. Wenn wir so weit offen werden, was mittlerweile geschieht, dass wir zum Beispiel Allversöhnung, ausgelebte Homosexualität und Bibeltreue und einem Dach vereinen wollen wird das nicht funktionieren. Warum? Wir werden irgendwann so beliebig, dass zum Schluß nur noch der „liebe Jesus“ übrig bleibt und es nicht klar ist für was Gemeinde überhaupt steht. Unverbindlichkeit sowohl in der Theologie wie auch im Gemeindeleben nimmt deshalb immer mehr zu. In der Schrift ist es ganz klar beschrieben, dass es Lehren gibt, die nicht mit dem Inhalt der Schrift übereinstimmen. Diese Auseinandersetzungen hat übrigens auch schon Paulus geführt und damit ganz klar, dass wir ganz klar um dem Wohl des Reich Gottes zwischen richtig und falsch zu trennen haben.

    1. Wir haben uns schon viel zu sehr mit der konfessionellen Spaltung abgefunden. Paulus geht immer von einer Ortsgemeinde aus. Und wenn Du Dir die Situation in Korinth ansiehst, in der einen Gemeinde waren damals schon Frömmigkeitsstile vertreten, die wir heute als charismatisch, evangelikal aber auch volkskirchlich bezeichnen würden. Natürlich braucht eine Gemeinde auch klare Ansagen, aber ebenso müssen Minderheiten in der Gemeinde ihren Platz zum Atmen finden können und ich denke genau das macht die Attraktivität der Gemeinde aus, dass nämlich Leute in die Gemeinde kommen und schon beim Ankommen von der Herzlichkeit beeindruckt sind, dass sie sich einen Platz suchen und merken, dass sie angekommen sind.

      1. – Bei christlicher Einheit geht es aus meiner Sicht nicht um konfessionelle Spaltung oder nicht. Wir können auch in verschiedenen Konfessionen sein aber trotzdem eins sein
        – zu Korinth: gerade deshalb weil diese Gemeinden so strukturiert waren wollte Paulus sie auf das wesentliche aufmerksam machen: Das Haupt Jesus Christus. Das widerspricht nicht meiner Aussage sondern bestätigt sie nur
        – Herzlichkeit in der Gemeinde: Das wünsche ich mich auch. Aber wenn dies unser Umgang miteinander ist heisst das aber nicht, dass wir alles und jeden so stehen lassen sollen wie er ist. Nach der Logik müssen wir ja für Atheisten, Hindus und Sozialisten einen Platz bereit halten und ihnen Freiraum in der Gemeinde geben

  5. Ich kenne die zwei Autoren nicht persönlich, aber ich bin mir sicher, es zwei sehr nette, umgängliche Personen (falls man ihnen nicht zu nahe tritt). Sie sind sicher auch der festen Überzeugen, sie tun etwas richtig Gutes. Aus Liebe zu den Menschen, wollen sie ihnen entgegenkommen und auf ihre Bedürfnisse eingehen. Nicht ihnen einfach mit dem Holzhammer der Sünde einen vor den Latz knallen, sondern die Schwelle zum Glauben niedrig halten, damit die Menschen zum Glauben kommen. Und sie sind mit ihren Gendersternchen auch up to date. Ja, so sieht moderner Glaube aus. Von dem verstaubten, antiquirten, überholten Sünde-Verbotschristentum keine Spur mehr. Ein einladender, liebevoller Glaube.

    Nun, ich hingegen halte ihre Lehre und Einstellung für verkommen. Naive Irrlehrer. Leute, die sich aufspielen sehend zu sein, aber blind sind.

    Was geht ab in unserer Gesellschaft? Sie ist dabei Gott abzuschaffen (von Jesus ganz zu schweigen). Und wenn es keinen mehr gibt? Dann muß ein neuer her. Entweder nimmt man eine andere Religon an. Oder Mensch wird selbst zu Gott. Das ist ja auch der alte Traum der Menschheit.
    – Die Ordnung der Geschlechter, die Gott verfügt hat, wird abgeschafft. Gender und die Gendersternchen sind da nur die Spitze des Eisberges. Da muß man sich nur anschauen, wie Paare um ihre Rolle feilschen. Die Frau wird immer mehr Mann und der Mann wird immer mehr Frau. Und am Ende haben sich beide verloren und wissen nicht mehr warum.
    – Mein Bauch gehört mir! Leben ist nichts mehr heiliges, der Mensch/Frau entscheidet wer leben darf und wer nicht.
    – Beim Lebensende ist es genauso. Auch da will der Mensch über den Zeitpunkt seines Todes bestimmen und meint, er hätte das Recht dazu.
    – Homosexualität oder auch Sex außerhalb der Ehe zeigt auch ganz deutlich, daß es dem Menschen nur noch um sich und seine Bedürfnisse geht.
    – Selbstverwirklichung, das ist das nächste Beispiel, wo der offen ausgelebte Egoismus mit schönen Worten versucht wird positiv darzustellen.
    – Selbstoptimierung, ich habe nichts dagegen, wenn Menschen sich entwickeln und sich verbessern, das Beste aus sich heraus holen. Aber bei manchen hat es doch eher den Anflug eines Versuches der Selbstvergöttlichung.

    Ja, der Mensch steht mittlerweile im Mittelpunkt. Man sieht es in vielen Bereichen. Selbst die natürlichen Grenzen, die Gott geschaffen hat, will der Mensch nicht mehr akzeptieren.

    Und unsere Freunde von den Baptisten sind da mittendrin. Wo doch eigentlich jeder wissen müßte: Sünde ist Trennung von Gott. Ich kann nicht Gemeinschaft mit Gott haben und dauerhaft in Sünde leben. Für Sünde gibt es nur ein Gegenmittel. Das ist die Reue und die Bitte um Vergebung durch die Gnade Christi. Gott hat sonst kein Angebot, um uns aus der Sklaverei zu befreien und in die Freiheit zu führen.
    Aber diese da, die bezeichnen Sünde nicht mehr als Sünde. Sie kümmern sich nur um die vordergründige Bedürfnisse der Menschen (unser wahres Bedürfnis ist aber die Gemeinschaft mit Gott). Aber wo keine Sünde, da keine Reue, keine Bitte um Vergebung und somit auch kein Gemeinschaft mit Gott. Ihnen ist es wohl nicht klar, aber sie hindern aktiv Gottes Werk und hindern Menschen an der Gemeinschaft mit Gott.

    Es wundert mich nicht, wenn Menschen die Freude an Gott verlieren und lieber der Sünde nachjagen und sich dadurch Befriedigung erhoffen. Bei uns liegt so vieles im Argen.

  6. Jeder Interessierte kann und möge sich sein eigenes Urteil bilden.
    Der von mir zitierte Blogger war offenbar selbst zeitweilig schattig abhängig und hat sich davon befreien können, wie er in dem hier zitierten Blogbeitrag eindrucksvoll beschreibt (Bitte sich als Evangelikaler nicht gleich vom Blog-Titel abschrecken lassen, sondern erst mal selbst aufmerksam und kritisch lesen): https://papsttreuerblog.de/2018/11/22/peinlich-und-unterschatzt-pornografiesucht/#comments
    Honekamp zitiert und empfiehlt Betroffenen darin u.a. auch die Lektüre von Jeremy Hammonds Buch „Frei.Mann.Sein.“

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