Wozu in der Familie die Bibel lesen?

In der ersten Folge habe ich über drei Fallen gesprochen, über die wir beim Lesen der Bibel in der Familie stolpern.

Wozu sollen wir die Bibel lesen? Das ist eine ernstgemeinte Frage. Durch meine berufliche Tätigkeit des Lernens mit Erwachsenen weiss ich, dass die Frage nach dem Sinn geklärt werden muss. Da helfen keine frommen Sprüche. Wenn wir den Realitätsabgleich vornehmen (in den meisten christlichen Familien wird die Bibel nicht gelesen), dann erkennen wir, dass diese Frage untergründig nicht geklärt ist.

Die plakative Antwort lautet: Ohne Erkenntnis Gottes verfällt eine Familie. So wie in der Zeit Hoseas das Volk einen geistlichen Niedergang erlebte, weil es an der Instruktion des Gesetzes durch die Priester fehlte (Hosea 4,6). Um dies nicht einfach als leere Drohung im Raum stehen zu lassen, begründe ich dies in drei Schritten Grundlage – Zielsetzung – doppelte Wirkung:

Zuerst einmal: Wir geben fortwährend Antworten auf Anfragen, die der Augenblick an uns stellt! Unser Leben spielt sich von Moment zu Moment vor Gott ab (vgl. 1. Mose 17,2 mit der Aufforderung an Abraham, vor Gott zu leben und vollkommen zu sein). Deshalb kann Paulus sagen, dass wenn wir um etwas Gutes wissen und es nicht tun, es Sünde bedeutet (Jakobus 4,17; vgl. Römer 14,23). Unsere gedanklichen Reaktionen, unsere Worte und unsere Tätigkeiten geben Rückschluss auf das, was uns antreibt. Nochmals: Wir können gar nicht anders als Antworten zu geben. Selbst wer den ganzen Tag im Bett liegen bleibt, antwortet damit auf einen Tag, den ihm Gott gegeben hat!

Zweitens sind wir Menschen mit der Fähigkeit ausgestattet, über den Moment hinaus nachzudenken. Wir fertigen uns ständig Pläne an. Als zielorientierte Wesen befinden wir uns auf einer lebenslangen Suche. Richtig navigiert, lautet das Codewort für diese Suche: Das Ziel jeglichen Lernens ist die Gotteserkenntnis (Joh 17,3). Wenn wir also die Bibel öffnen, dann tun wir es in der Absicht, mehr über den Autor zu erfahren. Wie es uns der Reformator Johannes Calvin am Anfang seiner Institutio, seiner systematischen Abhandlung zum christlichen Glauben, so plastisch darstellt: Wenn wir Ihn besser kennenlernen, dann lernen wir gleichzeitig über uns selbst, unser Dasein und unseren Auftrag.

Drittens müssen wir nach der Wirkung fragen, wenn wir die Bibel öffnen. Paulus schrieb darüber seinem Mitarbeiter Timotheus. Die Schrift hat Kraft selig zu machen (2. Timotheus 3,15). Dies erlaubt einen wichtigen Umkehrschluss: Wenn wir in der Familie die Bibel öffnen, dann befolgen wir den von Gott verordneten Weg, den Er dazu vorgesehen hat, um Menschen zum Heil zu führen! Umgekehrt gesagt: Wer es nicht tut, steht der nächsten Generation im Weg zu Christus zu kommen.

Paulus beschreibt noch eine zweite Wirkung dieses Wortes. Sie baut, festigt und korrigiert richtiges Denken über Gott, uns und diese Welt. Dies geschieht nicht im Selbstzweck. Diese Belehrung zielt auf den „Lebensvollzug“. Jeder Mensch Gottes soll vollständig zu jedem guten Werk ausgerüstet werden (2. Timotheus 3,17; beachte die dreifache Verstärkung von «jeder», «vollständig» und «jedem»). Wer Gottes Wort liest, für den wird sie zur lebensverändernden Ansprache. So wie die Propheten dieses Wort zum Segen oder zum Schaden (Fluch) verkündigten, so gilt noch heute: Wer es, erleuchtet durch den Heiligen Geist, liest, wird dadurch in seiner gesamten Person verändert. Diesen Prozess bezeichnen die Briefe des Neuen Testaments als Heiligung.

Also: Jeder Gedanke, jedes Wort und jede Tat haben einen ethischen Bezugspunkt. Wenn dieser nicht durch Gottes Wort geprägt wird, treten andere Gedankengebäude und Handlungsabläufe an ihre Stelle. Wir gehen zur Bibel, um ihren Autor und unseren Schöpfer besser kennenzulernen. Dieser verheisst darin, dass er Menschen zum Heil in Christus führt. Diese Menschen werden in ihrem ganzen Wesen durch die Lektüre verändert. Was wollen wir mehr?

Über Hanniel Strebel (PhD)

Hanniel Strebel, * 1975, Betriebswirt & Theologe, glücklich verheiratet, fünf Söhne, Blogger - Autor - Selbstlerner

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