Naboth – Gottestreue trotz Imageverlust

Naboth Refuses Ahab His Vineyard, 1879 by Thomas Matthews Rooke (c) Public Domain

Mit einigen Freunden haben wir vor kurzem Nabots Geschichte betrachtet. Diese findet sich in 1. Kön. 21.

Überblick:

„Nach diesen Geschichten begab es sich:…“ (V. 1). Gemeint ist auch die turbulente Unruhe durch Elia, aber auch lange Jahre der politischen Instabilität im Nordreich. Die direkten Vorgänger Ahabs waren nur kurz auf dem Thron. Nun, die Macht stabilisiert, Elia ausgesessen und den Götzendienst etabliert. Was will man da noch als königliches Ehepaar (Immerhin war niemand geringeres als die gerissene und gefürchtete Isebel die Frau Ahabs). Wäre da nicht der schöne Weinberg des Nachbarn. Doch der Nachbar, Nabot, erweist sich als altmodischer als gedacht. Er beharrt auf dem Festhalten am mosaischen Gesetz, das den Verkauf eines Grundstücks über die Stammesverwandtschaft hinaus untersagte.  Ahab ist zutiefst betrübt und gibt auch ansonsten das beleidigte und verwöhnte Kind ab. „Mama“ Isebel ist da gleich zur Stelle und intrigiert geschickt. Das gelingt ihr leicht, denn die „Ältesten und Oberen“ (V. 11-14) zeigen sich mehr als willig, an einer hinterhältigen Intrige mitzuwirken. Kurz: Nabot stirbt. Ahab krallt sich den Weinberg, nun ganz umsonst. Spannend ist, dass die Geschichte einen zweiten Teil besitzt. Elia erscheint auf der Bühne und kündigt Gericht an. Ahab zeigt sich unerwarteter Weise bereit zur Buße, die selbst Gott erreicht. Treffend beschreibt die Bibel (V. 25): Es war niemand, der sich so verkauft hätte, zu tun, was dem Herrn missfiel, wie Ahab, den seine Frau Isebel verführte.

Input

Mir sind zwei Spannungspunkte aufgefallen:

  • Der Preis und die Einsamkeit der Treue:  Der Kampf von zwei Systemen besteht seit Adam und Eva. Auf der einen Seite die Kinder des Reiches, auf der anderen die Schlangenbrut. Niemand aus dem ganzen Volk Israel steht Nabot bei. Allzu schnell erklären sich die Stadtoberen bereit an der Intrige mitzuspinnen. Sie dürften auch einige Ausreden für ihren Verrat haben.  Man müsse ja schließlich auch der von Gott eingesetzten Obrigkeit gehorchen (Röm. 12,1) und sowieso sollte Nabot aufhören so penibel zu sein. Das kleine nebensächliche Gebot hat doch nichts mit den wirklich christlichen zehn Geboten zu tun… Kurz: Sind wir treu gegenüber Gott, werden wir regelmäßig in eine Situation kommen, in der uns keiner auf die Schulter klopfen wird.
  • Der Irrsinn der Untreue: Ahab ist ein Mensch, der ständig unter Kontrollverlust leidet. Eigentlich kontrolliert ihn seine Frau. Dennoch ist er für seine Schuld verantwortlich. Mangelnde Selbstkontrolle reicht also nicht als Ausrede. Mir fiel außerdem auf, wie sehr Nabots Antwort im Erzählverlauf entartet wird. Nabot sagt zu Ahab (V. 3): „Das lasse der Herr fern von mir sein, dass ich dir meiner Väter Erbe geben sollte“. Nabot knüpft sein Handeln also an den Herrn. Doch als Ahab sich ruhelos auf dem Bett wälzt, geistert in seinem Kopf nur eine veränderte Absage (V. 4): „Ich will dir meiner Väter Erbe nicht geben.“ Immerhin erinnert er sich also noch an das Erbrecht. Doch gegenüber Isebel verschweigt er das (V. 6): „Ich will dir meinen Weinberg nicht geben“. Und nun ja, was Isebel daraus macht, ist klar. Für sie verkommt Nabot nur noch zu einem fanatischen Hindernis, das es zu beseitigen gilt. Wer die Wege der Sünde betritt, kann keiner Charakterisierung vertrauen.

Über Sergej Pauli

Hallo, ich bin Sergej Pauli, Jahrgang 1989 und wohne in Königsfeld im Schwarzwald. Ich bin Ingenieur, verheiratet, habe vier Kinder. Diesen Blog möchte ich nutzen, um über das Wort Gottes und seine durchdringende Wirkung bis in unsere Zeit zu schreiben. Hast du bestimmte Fragen oder Anliegen, dann scheue dich nicht, mich zu kontaktieren. Hast du bestimmte Fragen oder Anliegen, dann scheue dich nicht, mich zu kontaktieren.

One thought on “Naboth – Gottestreue trotz Imageverlust

  1. Ein sehr schöner Einstieg in Ahab und Isebel, danke. Die Verdrehung der Aussage Naboths war bislang gar nicht so sehr ins Auge gesprungen – obwohl das ein wichtiger Punkt ist: manchmal hören wir nur, was wir hören wollen, und dann erzählen wir es so weiter, wie wir es gerne verstanden hätten.

    Man könnte in der Sache noch weiter auslegen. Naboth war selbst in den kleinsten Dingen Gott treu. Andere hätten sich vielleicht gedacht: hey, ich bekomme ja im Austausch einen anderen Weinberg, Land ist Land, damit bleibt das Erbe der Väter ja doch irgendwie erhalten, und Ärger mit dem König vermeide ich auch … Naboth geht keine Kompromisse ein, um seine vermeintliche Ruhe zu haben.
    Das sollte uns eine Mahnung sein, Gott auch in den kleinsten Dingen treu zu sein und nachzufolgen. Das gilt auch für die Bewertung biblischer Aussagen (als Beispiel: wenn Gott uns mitteilen läßt, es war eine Jungfrauengeburt, dann gibt es für mich keinen Anlass, das Thema „zu verhandeln“).

    Wir sehen zwischen Ahab / Isebel eine Parallele zu Adam und Eva. Im Garten Eden war es Eva, die sich verführen lies, und die hinterher Adam verführte. Hier haben wir eine ähnliche Konstellation, Ahab läßt Isebel gewähren, hinterfragt nichts (Was hast Du denn vor? Wie ist Naboth denn so plötzlich zu Tode gekommen?), und nimmt den Weinberg in Besitz. Aber: wie auch Adam wird Ahab als erster in die Verantwortung genommen! Die Männer der Frauen sind verantwortlich und werden Gott gegenüber rechenschaftspflichtig, eben weil Gott es so für die Ehe angeordnet hat (das sind eben auch die kleinsten Dinge, in denen wir Gott treu folgen müssen).
    Und daher sollten wir uns vor Augen halten: wen wird Gott wohl zuerst zur Rechenschaft rufen, wenn wir in den Gemeinden Pfarrerinnen, Verkündigerinnen und Gemeindeältestinnen haben, weil die Männer in den Gemeinden nicht mehr willens sind, die ihnen von Gott aufgetragenen Aufgaben wahrzunehmen?

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