Christus im Alten Testament – Jesus in 1. Mose 3

Christus ist auffallend oft im Alten Testament zu finden. In diesem Artikel geht es um Jesus in 1. Mose 3 – dem Sündenfall.

Jesus in 1. Mose 3
Was hat Jesus mit dem Sündenfall zu tun? (Pixabay, ublic domain)

Wer den ersten Teil (Jesus in 1. Mose 1) und zweiten Teil (Jesus in 1. Mose 2) nicht kennt, sollte sich zuerst diese Teile durchlesen, bevor es hier mit Jesus in 1. Mose 3 weitergeht 😉

Du solltest es vielleicht auch erstmal selbst versuchen Jesus in 1. Mose 3 zu finden? Hier sind meine Funde:

1. Die Versuchung von Jesus (1. Mose 3,1-6)

Adam und Eva wurden wie Jesus vom Teufel versucht (Matthäus 4,1-11; Markus 1,12-13; Lukas 4,1-13). Doch Adam und Eva bilden hier den Antitypus zu Jesus! Es gibt einige gegensätzliche Personen zu Jesus.

Während Adam und Eva Gottes Wort preisgeben, hält Jesus an Gottes Wort fest: Es steht geschrieben! Wo Adam und Eva mehr sein wollen, als sie sind, ist Jesus bereit den Leidensweg zu gehen. Adam und Eva sind ungehorsam. Jesus war vollkommen gehorsam (vgl. Johannes 8,48).

Denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht könnte mit leiden mit unserer Schwachheit, sondern der versucht worden ist in allem wie wir, doch ohne Sünde.

Hebräer 4,15 – Luther1984. Vgl. Hebräer 2,17-18

Darum kann er sich auch für unsere Sünden verwenden! Halleluja!

2. Jesus geht im Garten spazieren (1. Mose 3,8)

Das muss einem auffallen:

Und sie hörten Gott den HERRN, wie er im Garten ging [wandelte], als der Tag kühl geworden war.

1. Mose 3,8

Gott ist nicht materiell – er ist Geist. Wie kann er dann hörbar im Garten rumlaufen? Und wie kann man sich vor dem allgegenwärtigen Gott verstecken?

Die Erklärung, hier liege eine Anthropomorphismus (nur menschliche Sprache) vor, reicht an dieser Stelle nicht für mich aus. Hier muss Jesus durch den Garten spaziert sein und sie gnädig gerufen haben.

Gott versprach, dass er mitten unter seinem Volk wandeln will:

Und ich will unter euch wandeln und will euer Gott sein, und ihr sollt mein Volk sein.

3. Mose 26,12. Vgl. 5. Mose 23,14-15

Jesus ist schließlich wieder leibhaftig unter uns Menschen gewandelt! Denn ich glaube, dass er das auch schon im Garten Eden tat.

3. Jesus ruft gnädig (1. Mose 3,9+11)

Und Gott, der HERR, rief den Menschen und sprach zu ihm: Wo bist du?

1. Mose 3,9 (Elberfelder)

Der erste Ruf Gottes nach dem Menschen geschah sicherlich schon durch Jesus, so wie es letztlich sein sollte.

Gott wusste, wo Adam und Eva waren. Aber er rief sie. Durch das Rufen und Nachfragen (siehe 3,11) hatten Sie die Möglichkeit sich Gott zu stellen und um Vergebung zu bitten. Das Rufen war Gnade.

Hier in 1. Mose 3,9 + 11 sehen wir Jesus gnädiges Rufen wie zur Zeit seines irdischen Lebens! Er ermöglicht ihnen die Buße, aber sie haben nicht gewollt.

Seit der Zeit fing Jesus an zu predigen: Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!

Matthäus 4,17

Jerusalem, Jerusalem, die du tötest die Propheten und steinigst, die zu dir gesandt sind! Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne ihre Küken versammelt unter ihre Flügel; und ihr habt nicht gewollt!

Matthäus 23,37

4. Jesus ist der verheißene Nachkomme (1. Mose 3,15)

Dieser Bibelvers enthält die erste direkte Weissagung über den Messias und wird deshalb das Protoevangelium genannt:

Und ich werde Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau, zwischen deinem Samen und ihrem Samen; er wird dir den Kopf zermalmen, und du, du wirst ihm die Ferse zermalmen.

1. Mose 3,15 (Elberfelder)

Die verheißene gute Nachricht dieses Verses, ist ein Sieg über den Satan. Während Adam und Eva und alle kommenden Generationen der Versuchung unterlagen und sündigten, sollte eines Tages ein Nachkomme kommen, der über den Teufel siegt!

Die Parallelen zu Jesus sind offensichtlich:

  1. „ihrem Nachkommen“: Ähnliche wie in den Verheißungen an Abraham (1. Mose 22,18 ) wird ein besonderer Nachkomme angekündigt. Die Auseinandersetzung findet in einer einzelnen Person ihren Höhepunkt. Dieser Nachkomme ist eindeutig Jesus (vgl. Galater 3,16; 4,4).
  2. „dir den Kopf zertreten“: Jesus hat durch seinen Tod und die Auferstehung über Tod, Hölle und Teufel gesiegt (Kolosser 2,15; Hebräer 2,14-15) und wird den Teufel vollständig vernichten (Römer 16,20 – im Wortlaut wie 1. Mose 3,15; 1. Johannes 3,8; 5,5; Offenbarung 12,9-13; 20,10). Diese „zertreten“ ist im Gegensatz zum Stich in die Verse endgültig tödlich.
  3. „du wirst ihn in die Ferse stechen“: Dieser Teil spricht offen von Schmerzen und Leiden für den verheißenen Retter! Jesus musste den Kelch des Leids bis zuletzt trinken und dem Bösen ausgeliefert werden. Die Formulierung „in die Ferse stechen“ passt nicht nur zum Bild der Schlange, sondern macht auch die enge Verbindung von Jesus Leiden und seinem Sieg über den Teufel deutlich! Vgl. Lukas 22,53; Hebräer 5,7
Das Protoevangelium (Pixabay, publich domain)

5. Jesus ist die Lösung für den Fluch der Sünde (1. Mose 3,16-19)

Die Folgen des Ungehorsam gegenüber Gott sind katastrophal. Das ganze Leben des Menschen und seine Umwelt werden durch den Fluch der Sünde in Mitleidenschaften gezogen:

16 Und zum Weibe sprach er: Ich will dir viel Mühsal schaffen, wenn du schwanger wirst; unter Mühen sollst du Kinder gebären. Und dein Verlangen soll nach deinem Manne sein, aber er soll dein Herr sein. 17 Und zum Manne sprach er: Weil du gehorcht hast der Stimme deines Weibes und gegessen von dem Baum, von dem ich dir gebot und sprach: Du sollst nicht davon essen -, verflucht sei der Acker um deinetwillen! Mit Mühsal sollst du dich von ihm nähren dein Leben lang. 18 Dornen und Disteln soll er dir tragen, und du sollst das Kraut auf dem Felde essen. 19 Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du wieder zu Erde werdest, davon du genommen bist. Denn du bist Erde und sollst zu Erde werden.

1. Mose 3,16-19 (Luther 1984)

Die hier genannten Folgen sind so gravierend, dass die Menschheit sich seitdem nach Rettung und Erlösung sehnt! Wer kann helfen?

Die Hoffnung wurde schon häufig in bestimmte Menschen gesetzt. So auch in 1. Mose 5,29. Doch egal wer geboren wird und welcher König oder Herrscher kommt – letztlich versagen alle und können den Fluch der Sünde nicht brechen.

Nur in Jesus wird der Fluch der Sünde überwunden!

20 Die Schöpfung ist ja unterworfen der Vergänglichkeit – ohne ihren Willen, sondern durch den, der sie unterworfen hat -, doch auf Hoffnung; 21 denn auch die Schöpfung wird frei werden von der Knechtschaft der Vergänglichkeit zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes. 22 Denn wir wissen, daß die ganze Schöpfung bis zu diesem Augenblick mit uns seufzt und sich ängstet. 23 Nicht allein aber sie, sondern auch wir selbst, die wir den Geist als Erstlingsgabe haben, seufzen in uns selbst und sehnen uns nach der Kindschaft, der Erlösung unseres Leibes. (…) 32 Der auch seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, sondern hat ihn für uns alle dahingegeben – wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken?

Römer 8,20-23+32

In der Herrlichkeit bei Christus ist der Fluch überwunden:

und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. 5 Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu! Und er spricht: Schreibe, denn diese Worte sind wahrhaftig und gewiss!

Offenbarung 21,4-5

6. Gott schafft Sühne für Adam und Eva (1. Mose 3,21)

In 1. Mose 3,21 wird uns etwas merkwürdiges berichtet:

Dann bekleidete Jahwe, Gott, Adam und seine Frau mit Gewändern aus Fell

1. Mose 3,21 (Neue evangelistische Übersetzung)

Die Menschen haben gesündigt und erkannten ihren gefallenen Zustand auch körperlich (1. Mose 3,7). Doch Gott kennt die Lösung. Um Gewänder aus Fell zu machen, braucht es Tiere. Gott tötete Tiere, um die Scham und Schuld der Menschheit zu bedecken! Es war das allererste Töten und Sterben.

Ebenso musste Jesus, das Lamm Gottes, auch für unsere Scham und Schuld stellvertretend sterben, um sie zu bedecken. Gott sorgt selbst für die Sühnung unserer Sünde. Wir können das nicht. Das stellvertretende Sterben der Tiere für uns ist ein Vorschatten von Jesus stellvertretenden Tod.

Das Bild der Gewänder für unsere Gerechtigkeit gibt es häufig in der Bibel:

Von Herzen will ich mich freuen über den Herrn. Meine Seele soll jubeln über meinen Gott. Denn er kleidet mich in Gewänder des Heils, er hüllt mich in den Mantel der Gerechtigkeit,

Jesaja 61,10

Vergleiche diesen Gedanken mit Römer 13,14; 2. Korinther 5,21 und vor allem die weißen Gewänder in Offenbarung 4,4 und 7,9-14:

Danach sah ich, und siehe, eine große Schar, die niemand zählen konnte, aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Sprachen; die standen vor dem Thron und vor dem Lamm, angetan mit weißen Kleidern (…) 13 Und einer der Ältesten fing an und sprach zu mir: Wer sind diese, die mit den weißen Kleidern angetan sind, und woher sind sie gekommen? 14 Und ich sprach zu ihm: Mein Herr, du weißt es. Und er sprach zu mir: Diese sind’s, die gekommen sind aus der großen Trübsal und haben ihre Kleider gewaschen und haben ihre Kleider hell gemacht im Blut des Lammes.

Offenbarung 7,9+13-14

Weiteres zu Jesus in 1. Mose 3

Wenn du noch weitere Hinweise für Jesus in 1. Mose 3 findest, dann schreib mir bitte einen Kommentar. Gerne kannst du auch deine Gedanken zu den genannten Hinweisen schreiben oder Fragen stellen.

Ich freue mich auf den nächsten Teil: Jesus in 1. Mose 4.

Der Beitrag Christus im Alten Testament – Jesus in 1. Mose 3 erschien zuerst auf Blog von Viktor Janke.

Dieser Blog-Beitrag von Viktor Janke erschien zuerst auf viktorjanke . Lies hier den Original-Artikel "Christus im Alten Testament – Jesus in 1. Mose 3".

Über Viktor Janke

*1984 / **1997 / 2004 Abitur / 2008 Theologiestudium-Abschluss & Beginn als Hauptamtlicher in der Gemeindearbeit / 2009 Ehemann / 2014, 2016 & 2019 Vater, seit 2019 auch überregionaler Jugendreferent

12 thoughts on “Christus im Alten Testament – Jesus in 1. Mose 3

  1. Der Tanach ist den Israeliten als heilige Schrift gegeben. Sie warteten auf den Messias, der als ein irdischer König verstanden wurde. Jesus wird zunächst einmal auf der Erde herrschen. Die Juden haben Jesus nicht als Messias erkannt.

    Trotzdem beschäftigten sie sich auch in ihrer Schrift mit ihrem erwarteten Messias. Die Juden interpretieren die hier benutzten Bibelstellen natürlich nicht auf Jesus, aber ebenso wenig auf ihren erwarteten Messias, der nach unserem Verständnis letztendlich der gleiche ist. Paulus erklärt, daß einmal ganz Israel die Decke von ihren Augen genommen wird.

    Außer einigen evangelikalen Verbänden teilen die überwiegenden Christen die Auffassung des Ausgangsartikels nicht.

    Grüssle

  2. —Gott wusste, wo Adam und Eva waren. Aber er rief sie. Durch das Rufen und Nachfragen (siehe 3,11) hatten Sie die Möglichkeit sich Gott zu stellen und um Vergebung zu bitten. Das Rufen war Gnade. —

    Und dann?
    Hätte die Bitte um Vergebung nicht’s gebracht,….
    Die Trennung, die Gemeinschaft zwischen Gott und den Menschen war vollzogen, sie mussten das Paradies verlassen, …. erst am Kreuz auf Golgatah geht der Weg zurück, in die Gemeinschaft mit Gott.

  3. Meine Frage war, ob Jesus in den genannten Bibelversen in Mose vorkommt.
    Wenn ja, was ändert das am Glauben und an gläubigem Handeln,
    wenn nein……..?

    1. Hi Jazzico,
      Jesus zeigte seinen Jüngern, wo über ihn in den alten Schriften geschrieben wurde. – Viktor macht nun quasi dasselbe zu deinen Gunsten, indem er dir (und mir) zeigt, wie die ältesten Schriften bereits von – Jesus Christus handeln.
      Normalerweise bleibt einem der Mund offen stehen.
      Dieser Text soll sich auf Jesus beziehen? Ist das nicht überdehnt?
      Erstaunlicherweise verwenden Jesus und Paulus manchmal Texte aus dem alten Testament in einer Deutungsweise, die manchem Bibelausleger doch etwas unseriös erscheinen würde — hätte nicht der Begründer unseres Glaubens das selbst so gemacht. Es ist also nicht unseriös, sondern durch ihn wurde wirklich die Welt geschaffen, ehe Abraham war, war ER schon.
      Das alles dient dazu, deinen Glauben noch gewisser, fester zu machen. Dir wird klar, dass du an denjenigen glaubst, der bei der Gründung der Welt dabei war und dich schon kannte, bevor in dem Bauch deiner Mutter diese Unruhe, dieses Gestrampel losging.

      Desweiteren kannst du ganz anders über Jesus reden, wenn er plötzlich nicht nur derjenige ist, der in Betlehem geboren wurde, sondern der versprochene Nachkomme der Frau, der der Schlange den Kopf zertritt und umgekehrt die Schlange seine Ferse.
      Grüß(l)e
      Rolf

  4. „Jesus zeigte seinen Jüngern, wo über ihn in den alten Schriften geschrieben wurde.“

    Hallo Rolf, bevor ich deinen Kommentar genau weiter lese, das waren nicht die genannten Mosestellen. Mehr habe ich erstmal nicht gesagt,oder?

    Vielleicht kannst du mir die anderen konkret nennen, die du hier im Kopf hast?
    Wäre mir hilfreich.

    Grüßle

  5. Hi Jazzico,
    ja klar….
    Lukas 24,44 Elberfelder „Dies sind meine Worte, die ich zu euch redete, als ich noch bei euch war, dass alles erfüllt werden muss, was über mich geschrieben steht in dem Gesetz Moses und in den Propheten und Psalmen. Dann öffnete er ihnen das Verständnis, damit sie die Schriften verständen….“
    Das finde ich schon krass, dass Jesus aus dem Gesetz Moses den Jüngern das Verständnis für die Schriften gibt.

      1. Nach erneuter genauer Prüfung: In Vieles, was Herr Janke da aufführt an Textstellen ist m.E. rückwirkend etwas hinein interpretiert worden. (1. Mo 3,1-6; 1. Mo 3,8; 3. Mose 26,12.; 5. Mose 23,14-15; 1. Mose 3,9+11; 1. Mose 3,15; 1. Mose 3,16-19; 1. Mose 3,21)

        Lukas 24, 27 Und er fing an bei Mose und allen Propheten und legte ihnen (den Emmausjüngern) aus, was in allen Schriften von ihm gesagt war.

        Da wäre ich gerne dabei gewesen.

        Ein Fakt ist bei allen Stellen, daß von dem jüdischen GOTT die Rede ist.
        Das wird jeder Jude so sehen. Ein Fakt nach unserem christlichen Glauben ist aber auch, daß Jesus der Messias ist. Jesus jedoch rückwärts in die genannten Textstellen hinein zu interpretieren ist spekulativ.

        Ein wirklich stichhaltiger Fakt sind die Prophezeiungen z.B. in Jesaja auf den Messias hin. Diese Stellen müsste man aufbereiten, um die Hinweise auf Jesus im AT konkret aufzuzeigen.

        1. Messianische Texte des Alten Testaments

          Messiastitel

          Der Titel „Messias“ ist die gräzisierte Form des aramäischen מְשִׁיחָא (mešiḥā), das hebräisches מָשִׁיַח (māšiāḥ) übersetzt. Der Titel „Christus/ Χριστός“ ist die wörtliche Übersetzung in das Griechische. Übereinstimmend bedeuten die Titel: der Gesalbte. Die Bezeichnung rührt daher, dass in Israel zunächst die Könige, dann auch der Hohepriester (und später Priester generell) gesalbt wurden, vgl. dazu etwa Ri 9,8; 1.Sam 16,13; Ex 29; Lev 4,3. Der Titel Maschiach bezeichnete zunächst Saul und David, dann den jeweils regierenden israelitischen König, vgl. Ps 2+72; 1.Sam 24,7. Bei Deuterojesaja kann aber auch der persische König Kyros als Messias benannt werden, doch soll damit der König des fremden Volkes als Werkzeug des Gottes Israels herausgestellt werden. Der Titel ist also zunächst ein politischer, der im AT nicht auf den kommenden Heilskönig angewandt wurde. Dies geschah erst in der sogenannten zwischentestamentlichen Literatur. Folglich muss für das Alte Testament festgehalten werden, dass es im strengen Sinne keine Messiaserwartung gibt, stattdessen wird vom Herrscher (Mi 5,1), gerechten Spross (Jer 23,5) oder König gesprochen (Ez 37,24), den man zukünftig erwartet.

          Doch finden sich an herausragenden Stellen Texte, die die Hoffnung auf einen kommenden Heilskönig aussprechen, der nach dem Vorbild des idealisierten Königs David vorgestellt wird. David ist diejenige Gestalt der hebräischen Bibel, die vor allen anderen als Messias bezeichnet wurde (vgl. 1. Sam 26,9). Der kommende Heilsbringer muss folglich ein Spross der davidischen Dynastie, ein Davidide, sein.

          Im Neuen Testament werden über diese Texte hinaus noch andere Stellen als Messiasverheißung gewertet, beispielsweise Jes 7,14 (Jungfrauengeburt) oder Gen 14,18-20 (Christus als Hohepriester nach der Weise Melchisedeks). Auch wurden im NT andere Titel zur Prädikation Jesu bedeutsam, allen voran der Menschensohntitel, der aus Dan 7 abgeleitet wurde.

          Königsideologie
          Die alttestamentliche Messiaserwartung hat als ihre wesentliche Voraussetzung die altorientalische Königsideologie im Hintergrund. Der König gilt in besonderer Weise als zwischen Gott und Menschen stehende Person, als Mittler. Er wurde durch Gottes Geist begabt (1.Sam 9+11), galt als unverletzlich (2.Sam 1,14.16) und als Repräsentant Gottes. Zur Ausstattung des Hofzeremoniells wurde vielfach auf Vorstellungen anderer Völker zurückgegriffen, vgl. Ps 2+110 und besonders die vier Namen des kommenden Herrschers in Jes 9, die wohl die Thronnamen des ägyptischen Pharao widerspiegeln.

          Gründe
          Die Erwartung einer besonders ausgezeichneten Herrschergestalt rührt sicher von einer negativen Einstellung zu den gegenwärtigen Verhältnissen her, wie sie besonders in der Prophetie üblich war. Dem gegenwärtigen Regenten wird das glorifizierte Bild des Königs David entgegengestellt. Eine Herrschaft in der Weise Davids wird für die Zukunft neu erwartet, dann, wenn sich Israel wieder einem gemeinschaftstreuen, an der Tora ausgerichteten Leben zugewandt hat. Das bedeutet in der Konsequenz, dass die Messiaserwartung immer auch ein Kritikpotential innehat, dass sie auch Gericht neben dem Heil ansagt. Noch bei Sacharja in der frühnachexilischen Zeit ist diese Erwartung jedoch rein innergeschichtlich, vgl. 6,9-15, wo Sacharja Serubbabel (oder Jeschua?) als neuen Herrscher erwartet. Erst später geschieht die Eschatologisierung der Vorstellung, so wie sie im NT entgegentritt: der Messias zeigt die Zeitenwende an. Unter dem Eindruck der unerfüllten Hoffnungen nach dem Bau des Zweiten Tempels) und, noch später, durch Vermittlung der apokalyptischen Bewegungen wird formuliert, dass mit dem Kommen des Messias eine grundsätzliche Wende der Weltläufe eintreten muss. Dafür steht beispielsweise im Danielbuch die Vorstellung vom Kommen des Menschensohns, dem alle Macht übertragen wird (Dan 7).

          Allen Stufen der Entwicklung innerhalb des AT ist jedoch gemeinsam, dass der Messias/ Spross/ Herrscher bloßer Repräsentant Gottes ist, dass er keine eigene Heilsmacht hat. Eine „Christologie“, nach der der Messias selbst Gott ist, wird also nicht formuliert.

          Quelle: Deutsche Bibelgesellschaft

          1. @Jazzico
            …was willst du mit dem letzten Satz dieses Textes der Bibelgesellschaft sagen? „Eine „Christologie“, nach der der Messias selbst Gott ist, wird also nicht formuliert.“ – –
            Es ist doch unter Christen unzweifelhaft, dass Jesus der Sohn Gottes ist, dass durch ihn die Welt gemacht wurde, „ehe Abraham war bin ich“, „er kam in sein Eigentum und seine Leute wollten nix mit ihm zu tun haben“ – wer den Sohn hat´, hat auch den Vater, wer den Sohn nicht hat, hat auch den Vater nicht. –„mir ist gegeben alle Gewalt im HIMMEL und auf Erden.“ „die Engel Gottes beten ihn an“ – ihm ist das Gericht übergeben vom Vater….
            Niemand kommt zum Vater außer nur durch mich…
            Hab ich irgendwas bei dem letzten Satz falsch verstanden?

        2. Du bist nahe dran 🙂

          „Nach erneuter genauer Prüfung: In Vieles, was Herr Janke da aufführt an Textstellen ist m.E. rückwirkend etwas hinein interpretiert worden.“
          Natürlich sehen wir die Textstellen durch das Licht, das uns das NT gibt. Aber auch: David spricht in einem Psalm von seines HErrn HErrn., hat also eine Ahnung, dass da noch „jemand“ ist.
          Mindestens aus der Geschichte, wie Gott in einer Wolke an Israel vorbeizog und gesagt wird, dass kein Mensch den Anblick Gottes ertragen kann, ohne zu sterben, wird klar, dass der Gott, der mit Adam und Eva sprach, bereits der Messias gewesen sein muss.
          Ebenso hoffte Hiob auf einen Fürsprecher, einen Anwalt, der seine Sache vor dem Thron Gottes vertritt – also auch hier die Ahnung, dass es da jemanden (den Erlöser) geben müßte, der zwischen Gott (Vater) und dem Menschen der Mittler ist.
          Das sind Gedankengänge, die also der jüdischen Gedankenwelt gar nicht fremd sind, der Unterschied ist, dass die Christen in Jesus all diese Dinge erfüllt sehen.

          Mit diesen Hinweisen im Hinterkopf werden die Interpretationen auf einmal weniger spekulativ. Ich habe vor ein paar Jahren eine recht fundierte Auslegung gelesen, dass die Stiftshütte aufgrund ihres Aufbaus, der Materialien usw. eine Abschattung des Messias ist. Die Dichte der Hinweise auf Jesus im AT ist einfach unglaublich groß.

          Einige Dinge, wie z.B. dass David eine Abschattung des kommenden Messias, Salomon des wiederkommenden (von uns noch erwarteten) Messias ist, werden sicherlich erst klar aus der Kenntnis des NT heraus.

          Das Faszinierende daran ist, wenn man daran erkennt, wie der Plan Gottes nach und nach entfaltet wird, mit Andeutungen und Vorwegnahmen, die dann in Jesus ihre klare Darstellung finden.

          Beim Gespräch mit den Emmausjüngern wäre ich auch gerne dabei gewesen – zu schade, dass der Inhalt nicht detailliert überliefert ist.

  6. Hallo Herr Janke,
    Wenn in 1.Mose 3,1 die Schlange explizit als Tier genannt wird… wie kommt man darauf die Schlange zum Satan zu erklären?

    Vielen Dank und mit freundlichen Grüßen

    Spinoza

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