Pauli goes to (2)… Regionaltreffen Bibel und Bekenntnis

Nichts fürchte ich mehr als Langeweile. So konnte ich mich lange nicht aufraffen, ein Regionaltreffen des Netzwerks Bibel und Bekenntnis zu besuchen, obwohl dieses gerade mal 10 km von meinem Wohnort entfernt stattfand. Wäre da nicht ein guter Freund von mir, der mich dazu ermutigte und sogar mitkam.

Nun ich will nicht abstreiten, dass ich voller Vorbehalte eintrat. Meine Furcht auf massenweise Spießer, schwer zu verstehende Pietisten und irritierende alte Menschen zu treffen, kannte keine Grenzen. Ich frage mich manchmal, ob es am Design der Webseite vom Netzwerk liegt? Seriously: Vor kurzem haben die einen offenen Brief von einem beinahe 100 Jahre alten Mann veröffentlicht…. Überhaupt: Ist nicht der letzte gute Pietist Wilhelm Busch gewesen?

Nicht nur das pietistische Spießertum fürchte ich, nein es ist auch heimlicher Groll gegen die evangelische Kirche in Deutschland im Allgemeinen. Ich meine, ich will nicht umsonst Wiedertäufer sein. Sowohl die seltsame Kindstaufe durch einen fleißig saufenden lutherischen Pastor im kasachischen Dorf, wie die „Zwangsverevangelisierung“ bei der Einwanderung nach Deutschland, als aus jedem Russlanddeutschen plötzlich ein Kirchenmitglied wurde, habe ich nie sonderlich gut verarbeitet. Ehrlich gesagt, habe ich gegenüber dem ADAC oder gar der Linkspartei mehr Vertrauen als gegenüber der EKD. Zumindest kenne ich keine andere Einrichtung in der es derart üblich ist, etwas in aller Öffentlichkeit verpflichtend zu bekennen, das man gleichzeitig bei jeder nur möglichen Gelegenheit entschieden leugnet.

Aber ich schweife womöglich ab. Wie gesagt: Ein Hoch auf meinen Freund, der mich doch überzeugte, das Treffen zu besuchen. Es war ein Gewinn auf zahlreichen Ebenen: Ich hätte einem derart alten Mann wie Parzany niemals eine so klare Botschaft zugetraut. Bisher bin ich ihm weder life begegnet noch irgendwo predigen gehört. Die Art, wie er Offenheit und Verständnis mit klarem Festhalten an klassischen evangelikalen Werten verbindet, erinnerte mich an die Schriften von James Packer. Ich kaufe es Parzany wirklich ab, dass er nur bei einem Thema keine Kompromisse kennt: Beim Evangelium. Die Offenheit trug er dabei nicht nur vorne vor, sondern begrüßte die meisten Besucher persönlich vor dem Beginn des Vortrags. So konnte auch ich einige Worte mit ihm wechseln. Was mich fasziniert hat, war sein Erinnerungsvermögen. Ich sprach darüber, dass ich vor 4 Jahren mal einen Vortrag seines Sohnes besucht habe, und er wusste nach Nennung des Themas, welcher Ort das war. ProChrist-Vorträge von Parzany müssen gewaltig gewesen sein.

Auch faszinierend: Nach dem einstündigen Vortrag bestand die Möglichkeit für Fragen. Das habe ich schon lange nicht mehr erlebt, dass sich ein Prediger in der Öffentlichkeit einem Kreuzverhör stellt. Diesen bestand Parzany meisterhaft. Hut ab! Auch nach Busch gibt es noch Pietisten, die treue Nachfolger Christi sind. Damit meine ich nicht nur Parzany, sondern offensichtlich auch die Liebenzeller Gemeinde in Schwenningen, in deren Gebäude das Treffen stattfand.

Schließlich wurde es ein Abend, der mich motiviert hat, sich mit Menschen zu vernetzen, die sich für die völlige Vertrauenswürdigkeit Gottes und die Zuverlässigkeit der Heiligen Schrift einsetzen. Wenn das so weiter geht, werde ich noch selber Mitglied im Netzwerk.

Übrigens: Parzanys Vortrag kann hier nachgehört (und nachgesehen) werden.

Über Sergej Pauli

Hallo, ich bin Sergej Pauli, Jahrgang 1989 und wohne in Königsfeld im Schwarzwald. Ich bin Ingenieur, verheiratet, habe vier Kinder. Diesen Blog möchte ich nutzen, um über das Wort Gottes und seine durchdringende Wirkung bis in unsere Zeit zu schreiben. Hast du bestimmte Fragen oder Anliegen, dann scheue dich nicht, mich zu kontaktieren. Hast du bestimmte Fragen oder Anliegen, dann scheue dich nicht, mich zu kontaktieren.

14 thoughts on “Pauli goes to (2)… Regionaltreffen Bibel und Bekenntnis

  1. Parzany ist ja kein Unbekannter in der evangelikalen Szene, wo er seit Jahrzehnten einen guten Ruf besitzt. Daß er nun beinahe 80 Jahre alt ist, macht ihn nicht unglaubwürdiger, im Gegenteil. Daß die EKD inzwischen längst ein Häretikerhaufen ist und die Häresie teilweise auch in die Evangelikalenszene hineinwirkt. ist auch nicht unbelannt .Diese Entwicklung war schon vor zehn, zwanzig Jahren zu erwarten. wenn nicht gar nach früher. Bultmannpfarrer, die den Schülern Religionsuntericht gaben, gab es in der der ev. Kirche schon nach dem 2.Weltkrieg. Heute sind es die Zimmers und Co, und viele andere, die die biblische und kirchliche Lehre untergraben und das auf recht unseriöse Weise, was eigentlich vielen auffallen sollte. Was sie sog. ev. Bischöfe angeht, von denen ist nichts zu erwarten, die kriegen wie die katholischen ihr Geld vom Staat, dem sie fast ohne Ausnahme dienen. Die christliche Ethik, die vielleicht noch vor 40 Jahren einigermassen galt, ist heute den grünen Abtreibungsideologen gewichen, die die Kirchen grossteils auch nicht mehr ablehnen, mal von der Homoideologie ganz abgesehen.

    1. Kann jemand den Widerspruch erklären zwischen 2. Mose. 20:12 „Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren“ und Matthäus 10:37 „Wer Vater und Mutter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht Wert“?
      Dieser Widerspruch ist grundlegend für ein familiäres Problem.
      In Epheser 6:3 schrieb Paulus: „Ihr Kinder, seid gehorsam euren Eltern in dem Herrn; denn das ist recht. »Ehre deinen Vater und deine Mutter«, das ist das erste Gebot das eine Verheißung hat: »auf dass dir‘s wohlgehe und du lange lebest AUF ERDEN« (5. Mose 5:16)“
      In 5. Mose 5:16 heißt es wörtlich: „Auf dass du lange lebest und dir‘s wohlgehe IN DEM LANDE; DASS DER HERR DIR GEBEN WIRD.“
      Laut Hebräer 11:13 bezieht sich dies auf das himmlische Jerusalem, d.h. das ewige Leben nach der Auferstehung.
      Aber wieso schrieb Paulus dann: „Damit du lange lebest AUF ERDEN?“ Dieser Vers ist Wasser auf die Mühlen der Sadduzäer, welche den Glauben an die Auferstehung ablehnen.

      Zu den Details:
      Es geht um den Nachlass meines Vaters, der 2013 bei einem Unfall ums Leben gekommen ist. Ich versuche, einer Familie in den USA in einer wirklich dramatischen Situation zu helfen. Meine Mutter hat jedoch kein Verständniss dafür, dass ich den Nachlass meines Vaters an „Fremde“ spende. Sie beruft sich auf das Gebot „Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren“.
      Von den Sorgen, die meine Mutter hat, könnte die Familie in den USA nur träumen. Und Jesus sagte in Lukas 14:12: „Wenn du ein Mittags- oder Abendmahl machst, so lade weder deine Freunde noch deine Brüder noch deine Verwandten noch reiche Nachbarn ein, damit sie dich nicht etwa wieder einladen und dir vergolten wird. Sondern wenn du ein Mahl machst, so lade Arme, Krüppel, Lahme und Blinde ein, dann wirst du selig sein, denn sie haben nichts, um es dir zu vergelten, es wird dir aber vergolten werden bei der Auferstehung der Gerechten.“

      1. Hallo Markus, gerne können wir gemeinsam über dein Problem hirnen! Insgesamt klingt die situation komplex und es scheinen mehrere Lösungen für weise und realistisch sein. Eine erkannte Spannung zwischen zwei Texten deutet m.E. darauf hin, dass wir hier eine Situation erfahren, in der wir reifen können.
        Gerne können wir darüber auch telefonieren oder skypen. Wenn du daran Interesse hast, dann schreib mir einfach an pauli @ glaubend.de – Gruesse, Sergej

      2. Ich sehe keinen Widerspruch in den Bibelstellen, und versuche das zu erklären. Ob das jetzt bei Deiner Entscheidung hilfreich ist, weiß ich nicht.

        Ich sehe zunächst eine Hierarchie: zuerst Jesus gehorchen, dann Vater und Mutter. Wir sollen ja auch Gott mehr gehorchen als den Menschen. Den Eltern sollen wir gehorsam sein „in dem Herrn“, d.h. der Gehorsam hat da ein Ende, wo wir gegen Gott und Jesus handeln müßten.

        „Auf Erden“: Israel ist Gottes Volk für die Erde, wir Christen sind Gottes Volk für den Himmel. Gehorsam gegenüber Gott war für die Israeliten mit Segen für ihr Leben verbunden, bei uns mit Segen für die Ewigkeit. Denn es heißt ja weiter bei 5. Mos , 16 „Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, wie dir der HERR, dein Gott, geboten hat, auf daß du lange lebest, und es dir wohl gehe in dem Lande, das der HERR, dein Gott, dir gibt.“
        Das Land, das Gott dem Volk Israel gibt, ist das irdische Land, für uns ist es das himmlische Jerusalem, das ewige Leben bei Gott.

        Soweit der biblische Befund aus meiner Sicht. Zu bedenken ist aber sicherlich, dass Deine Mutter eine hohe Wertschätzung für Deinen Vater und für das, was er aufgebaut hatte, hegt, und für sie die Weggabe des Erbes sicherlich sowas wie „Verrat“ am Lebenswerk Deines Vaters sein könnte. Das mag uns allzu menschlich vorkommen, aber gleichzeitig sollten wir sicherlich auch Mitgefühl für die Überlegungen und die Haltung Deiner Mutter haben.
        Hier würde ich auch überlegen, aus was der Nachlass besteht. Ist es nur Geld, dann kann man sich davon sicherlich leichter trennen als von einem vom Vater liebevoll restaurierten Oldtimer. In letzterem Fall wäre auch die Frage, ob der Vater mit dem Verkauf geholfen hätte. Das sind jetzt menschliche Überlegungen, keine biblischen Argumente.
        Ehre ich meinen Vater, wenn ich sein Erbe „beisammen“ halte, oder ehre ich ihn, wenn mit seinem Erbe etwas Gutes getan wird?

        Aus dem eigenen Erleben heraus: als unsere Mutter starb, mußten wir die Haushaltsauslösung durchführen. Sachen, die ihr lieb und wertvoll waren, die mit jeweils einer persönlichen Geschichte verbunden waren, sind von Haushaltsauflöser gnadenlos in den Müll gekloppt worden, darunter frühere Hochzeitsgeschenke, die wir nie anfassen durften, usw.. Der Wert dieser Dinge existiert nur solange, wie jemand damit eine Geschichte verbindet.

        Ich wünsche Dir viel Weisheit und Gottes Führung bei der Lösung des Problems.

        1. Hallo Stephan,

          Der Verweis auf das Gebot “Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren” kommt genaugenommen nicht von meiner Mutter selbst (sie ist Atheistin), sondern vom Schwiegervater von meiner Schwester, der Pfarrer ist.
          Ohne den Unfall meines Vaters wäre ich nie in die Situation gekommen, dass ich jemand anderem helfen kann.

          Bei der Familie in den USA handelt es sich um die Familie von Morgan Geyser aus dem Slenderman- Prozess https://www.facebook.com/SupportingMogo
          Zu erklären, was mich so sehr mit ihr verbindet, würde jetzt den Rahmen sprengen. Tatsache ist: Morgan lebt seit ihrem 12. Lebensjahr unter Bedingungen, die gegen die UN-Kinderrechtskonvention verstoßen. Es ist schlicht makaber, dass mich nun auch noch jemand unter Berufung auf die Bibel davon abhalten will, ihr zu helfen.

          Weil Morgan wegen versuchten Mord verurteilt ist, kann ich einige Details zu ihrer Situation nicht in diesem Blog öffentlich nennen, ohne die Geysers in Schwierigkeiten zu bringen.
          Der Hauptgrund, warum meine Mutter kein Verständniss dafür hat, dass ich ihr helfen will, ist jedoch ein völlig anderer: Weil ich sie noch nie in meinem Leben gesehen habe. Als Christ wissen sie jedoch genau, dass wir uns spätestens nach der Auferstehung persönlich sehen werden. Diese Hoffnung bezeichnet meine Mutter als “kindische Fantasie”. Ohne den Glauben an die Auferstehung ist es jedoch sinnlos, sich auf die Bibel zu berufen (“Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren”). Darum habe ich auf die Sadduzäer und den Bibelvers Epheser 6:3 verwiesen: “Damit du lange lebest AUF ERDEN”

          1. Hallo Markus! So wie ich diese Antwort verstehe, sind Sie schon ziemlich entschieden, was die richtige Entscheidung ist! Meine Frage: Warum machen Sie es nicht einfach? Einfach mutig loslegen, was wer wo wie warum wieso wie denkt, kann ja dann zweitrangig sein, Ich oder Sie müssen das ja kaum verantworten! Gottes Segen auf Ihren Wegen!

        2. Der ewähnte Pfarrer hat auf Markus 7:10 verwiesen:
          „Denn Mose hat gesagt (2. Mose 20:12; 21:17): „Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren“, und: „Wer Vater oder Mutter flucht, der soll des Todes sterben.“ Ihr aber lehr: Wenn einer zu Vater oder Mutter sagt: Korban- das heißt: Opfergabe soll sein, was dir von mir zusteht-, so lasst ihr ihn nichts mehr tun für seinen Vater oder seine Mutter und hebt so Gottes Wort auf durch eure Satzungen, die ihr überliefert habt“

          Meiner Sorge um Morgan hat er allen ernstes mit dieser „Opfergabe“ verglichen. Angesichts von ihrer dramatischen Situation ist solch ein Vergleich schlicht makaber.

          Wenn sie mir ihre private E-Mailadresse geben, dann kann ich ihnen das erklären, was ich in diesem Blog nicht öffentlich sagen kann.

          1. Mein Mail-Adresse sollte der Blogbetreiber sehen können (Sergej), die darf er Dir gerne weiterleiten. Verklausuliert diese öffentlich zu nennen könnte „ungünstig“ sein.

            Aber: ich bin kein ausgebildeter Seelsorger, kann also nur begrenzt helfen. Auch die Situation in den USA kann ich weder abschätzen, auf Richtigkeit überprüfen, oder eine Aussage darüber geben, ob Hilfe in welcher Höhe notwendig und sinnvoll ist, oder ob es nicht auch andere, z.T. örtlich näher liegende Fälle gibt, wo Hilfe auch dringlich wäre.

            Sollte es für die Hilfeleistung in diesem Falle erforderlich sein, ein gemeinschaftliches Erbe (Haus o.ä.) zu veräußern, in dem noch Angehörige wohnen, anders kann ich mir den Spruch des Pfarrers zu „Korban“ nicht erklären, dann wäre die Situation nochmals komplexer. Aber auch hier gäbe es Möglichkeiten z.B. über Erbverzichtserklärungen mit Auszahlungen usw., die allen familiär Beteiligten als Interessenausgleich dienen könnten.

  2. Generell möchte ich hier mal anbringen, dass mir das Format äußerst gut gefällt und es mich nicht stören würde, wenn es sogar noch ausführlicher daherkäme.

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