Die stockkonservative Gemeinde


Der Pastor kam – wie eigentlich immer – auch diesmal zu spät. Es lag an seinem Weg zur Gemeinde, welchen Weg er auch auswählte, die Leute belagerten ihn, wussten, wann er wo entlang ging und bei durchbrechender schrägstehender Sonne wurden Schwerstkranke in seinem Schatten – wortwörtlich – gesund.

Welche Aura, welche Ausstrahlung – aber er verneinte das. Keine Aura, einfach nur der Glaube an seinen Namen – er verwies auf Jesus – hatte den Kranken gesund gemacht. Er konnte es nicht durch eigene Kraft bewirken, somit blieb nur Jesus übrig, es war ja bekannt, dass er ein enger Nachfolger Jesu war.

Jesus war aber tot – seine Jünger, die angeblich den toten Jesus gestohlen hatten, behaupteten jedoch seine Totenauferstehung. Als Beweis berichteten sie von zahlreichen Begegnungen – er sei mit jeweils wechselndem Aussehen durch Wände, Raum und Zeit gegangen. Er begegnete ihnen einzeln, dann in der Gruppe, aber jeweils nur ihnen, die mit ihm waren, bis er öffentlich am Kreuz als Schwerverbrecher hingerichtet wurde. Sowieso waren kurz vor seiner Auferstehung noch andere Verstorbene unterwegs, die ihren Angehörigen erschienen, soviel nur dazu.
Nicht genug, sprachen seine engsten Leute nach erfolgter Auferstehung von einer Himmelfahrt, sie hätten ihn zum Himmel auffahren sehen! Das wäre weltweit einmalig, lässt man die Geschichte vom im Feuerwagen entrückten Elia mal außen vor.

Seitdem ging das immer weiter. Anfangs zogen sie sich zurück, dann wurden sie laut und schreckten vor nichts und niemandem mehr zurück. Sie verkündigten Jesus Christus trotz – oder gerade wegen – Untersagungen, Gefängnisandrohungen und Kurzhaftstrafen laut und hörbar. Es war ihnen nur und explizit untersagt in diesem Namen – Jesus – aufzutreten, war er doch ein gekreuzigter, bestrafter Gotteslästerer, der in seltener Übereinkunft der religiösen Leiter mit der Staatsmacht zum Kreuzestod verurteilt worden war.

Dabei sollte man es belassen.

Gemeinde

Man könnte ja im Namen Gottes lehren, die Gebote des Mose, den Bund der Beschneidung, die weisen Erzählungen der Bibel von David, den Psalmen, das Hohelied, die Sprüche Salomos, den Talmud mit seinen Ausführungserklärungen der göttlichen Gebote.

Aber sie legten es darauf an, die Stadt mit ihrer Lehre zu erfüllen, das Blut dieses Verstorbenen “über sie zu bringen“. Das verbitterte doch einige.

Kam er – der Pastor – dann doch zum Versammlungsort – sie nannten ihre Zusammenkunft nicht Gottesdienst, denn sie dienten Gott davor und danach und zwischendrin, sie schienen schlicht überwältigt – folgten ihm die soeben Geheilten und erzählten unter Tränen oder mit der verständlichen Begeisterung, was mit ihnen geschehen war.

Es geschah einfach mit ihnen. Sie bekamen Heilung wie ein Geschenk.

Jahrelang nicht mehr fähig, vernünftig aufzutreten, aber jetzt geht es wieder, sich immer nur schräg geschleppt aber jetzt — es geht!!
Geheilt!

Gott kann und will, Jesus kann und will heilen.

Nun mach mal ruhig, danke was du uns erzählt hast, lass mich reden – sagte der Pastor und er sprach vom Auferstandenen, der ihnen geboten hatte, überall zu verkündigen, dass er der von Gott erwählte Retter, Sündenvergeber und Richter der Menschheit ist. – (Kleiner hatten sie es nicht). Dass durch Jesus Sündenvergebung angeboten wird allen, die glauben und er als erster auferstanden ist von den Toten- dass alle anderen auch auferstehen werden!!

Das war der Punkt an dem die Sadduzäer die Stirn runzelten, weil sie es als “Kröte” empfanden, eine Auferstehung auch nur zu erwägen. Wer tot ist, ist tot, hatten sie gelehrt, wie standen sie da, wenn dieser Prediger recht hätte? Auferstehung und ein nachfolgendes Gericht.

So klar war das nicht, anhand der Schrift der Bibel hatten sie Hinweise darauf, dass die Toten tot seien und blieben, dass man in diesem Leben Gutes tun und an Gott glauben müsse. Man lebt durch Halten der Gebote eben länger und besser als ein Gottesverächter, war ihre Denkweise.

Der Pastor redete Klartext, erklärte, wie es ihm selbst ergangen war, was er selbst gedacht hatte und wie Jesus ihn eines Besseren belehrt hatte. Eigentlich war er ein mit-Jesus hab-ich-weiter-nix-zu-tun-sich-Absetzender gewesen. Dann war er zurückgekehrt. Jesus hatte ihm explizit die Schlüssel übergeben, nicht Schlüssel für schwer in den Angeln hängende Holztüren, die sich ergebend aufschwingen, sondern Schlüssel für ein komplett anderes Reich, für eine andere Welt.

Auch das verärgert einige – bis heute.

Dieser Blog-Beitrag von Rolf Oetinger erschien zuerst auf jesus-blog.de . Lies hier den Original-Artikel "Die stockkonservative Gemeinde".

Über Rolf Oetinger

Über 60 Jahre alt, verheiratet, 2 Kinder. Schwabe, der eine Hessin geheiratet hat und hauptsächlich im Bereich Haushaltsauflösungen inklusive Verwertung als Selbständiger arbeitet. Christ seit 1986, was für alle Beteiligten das deutlich Bessere ist.

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