Die Offenbarung ist für viele Menschen ein Buch mit sieben Siegeln. Tatsächlich geht es darin ja auch um sieben Siegel und um noch einige Siebener-Reihen mehr. Sieben Gemeinden, sieben goldene Leuchter, sieben Posaunen, und so weiter. Was ich in den kommenden Wochen machen möchte, ist keine Vers-für-Vers-Auslegung, sondern eine Reihe von persönlichen Beobachtungen, die ich im Laufe der Jahre in der Offenbarung und auch im Umgang vieler Menschen mit der Offenbarung gemacht habe. Ich glaube, es ist an der Zeit, die Offenbarung wieder ganz neu auszugraben und als Grundlage für ein revolutionäres Leben zu nehmen.
Es geht mir dabei weniger um eine bestimmte Lesart der Offenbarung. Ja, ich habe da meine Überzeugung, und ich werde darauf noch eingehen. Aber ich habe auch gelernt, wie wertvoll es ist, von all den übrigen Lesarten zu lernen und die besten Einsichten daraus für sich selbst zu nehmen. Wir dürfen da ruhig eklektisch sein, also über den eigenen Tellerrand hinausschauen und von Menschen lernen, die da zu anderen Ansichten gekommen sind. Wenn es um die Lehre von den „letzten Dingen“ oder Endzeit geht, haben wir es mit wichtigen und wertvollen Sachen zu tun, aber keinesfalls mit Dingen, die heilsrelevant sind.
Die Offenbarung – das erfolgreichste Buch der Bibel
Ich möchte mit einer steilen These starten. Bevor mir jemand widerspricht – bitte erst weiter lesen. Ich nenne die Offenbarung gern das erfolgreichste Buch der Bibel. Damit man den Erfolg von etwas messen kann, braucht es ein paar Parameter. Die Offenbarung hat eine ganz große Kernbotschaft, die eigentlich fast über alle Lesarten hinweg gleich verstanden wird. Mit Ausnahme von ganz wenigen Auslegern, die meinen, dass alle in der Offenbarung beschriebenen Ereignisse schon im Jahr 70 nach unserer Zeitrechnung komplett erfüllt worden waren, als der Tempel in Jerusalem zerstört worden war, stimmen eigentlich alle dieser Kernbotschaft zu, dass es das Anliegen Gottes ist, dass wir in schwierigen Zeiten gestärkt werden durch die Botschaft: „Jesus kommt wieder – sei bereit!“
Wenn wir nun mit dieser Kernbotschaft „Jesus kommt wieder – sei bereit!“ im Hinterkopf die Auslegungsgeschichte der Offenbarung im Laufe der vergangenen 2000 Jahre der Kirchengeschichte anschauen, also schauen, wann die Offenbarung mit dieser Botschaft im Mittelpunkt so verstanden wurde, finde ich erstaunlich, dass wir in jedem Jahrhundert, fast in jeder Generation der Kirchengeschichte Ausleger finden, und zwar die absolute Mehrheit von jenen, die sich mit diesem Buch der Bibel eingehend beschäftigt haben, die sind alle auf dieselbe Kernbotschaft gekommen.
Und noch erstaunlicher finde ich, dass so gut wie alle Ausleger, welche versucht haben die Ereignisse, die in der Offenbarung beschrieben werden, zeitlich einzusortieren, immer zum Schluss kommen: Wir sind die letzte Generation! Wir sind die Letzten vor der Trübsal! Wir sind die Letzten vor dem Tausendjährigen Friedensreich! Wir sind die Generation, in der der Antichrist auftaucht! Wir sind die Generation, die Jesu Wiederkunft erlebt! Man kann da Auslegung um Auslegung und Jahrhundert um Jahrhundert durchgehen, immer ist es dasselbe: Wir sind die letzte Generation!
Nicht kryptisch, sondern universell!
Als ich das verstanden habe, wurde mir klar, wie genial Jesus das Buch der Offenbarung geplant hat. Es gibt viel, worüber man sich streiten kann (und darf – und vielleicht sogar soll). Ob die 1000 Jahre Friedensreich ein Zeitraum von 365250 Tagen ist oder ob dieser Zeitraum ein anderer Begriff für die Zeit der Gemeinde ist. Ob mit dem Zeichen auf der Hand und der Stirn ein implantierter Chip oder etwas ganz anderes gemeint ist. Auf wen die Zahl 666 passt (und ob dieses Wissen überhaupt sinnvoll ist). Und vieles mehr. Das viel Krassere ist doch, dass Christen dieses Buch im vierten und im zwölften und im 21. Jahrhundert, in Indien, im Sudan oder Bolivien lesen können, und überall sehen sie in diesem Buch die eine große Message: Jesus kommt wieder – sei bereit! Zu allen Zeiten und auf allen Kontinenten lesen sie von den Ereignissen in diesem Buch und staunen: Leute, wir könnten die letzte Generation vor dem nächsten Schritt in der Offenbarung sein. Macht euch bereit!
Je mehr ich diesen Gedanken sacken ließ, desto mehr habe ich zwei Dinge verstanden. Erstens: Die Offenbarung ist nicht kryptisch, sie ist nicht unverständlich, sie ist nicht für Experten mit besonderem Hintergrundwissen, sondern sie ist universell, für alle Zeiten und alle Generationen, alle Kontinente und Länder gültig. Zweitens, und das ist vielleicht noch etwas schwieriger zu verstehen, jede Generation und jedes Land konnte und kann alle die darin beschriebenen Ereignisse so verstehen, dass ein großer Teil gerade dabei ist, zu geschehen. Das muss ich etwas ausführen. Wenn ich mit Menschen über die Offenbarung spreche, kommt oft ein Gedanke zum tragen: Unsere Eltern haben dieses Ereignis so verstanden, unsere Großeltern haben diese Verse in ihrer Zeit in Erfüllung gesehen, aber es ist vieles trotzdem noch nicht eingetroffen. Der Krieg ist noch nicht besiegt, es gibt keinen Frieden, die Raubtiere fressen noch Fleisch. Wenn sich unsere früheren Generationen getäuscht haben, wie können wir dann dieses Buch richtig verstehen?
Was wäre aber, wenn sich die vorigen Generationen gar nicht so arg getäuscht haben, wie wir vielleicht meinen? Was wäre – und das ist irgendwie ein echt revolutionärer Gedanke – wenn es Gott in der Offenbarung eben gerade weniger darum geht, einen genauen Zeitplan für die Endzeit zu geben, sondern vielmehr jeder Generation und jedem Land die Möglichkeit geben will, sich und die jeweilige Zeit als Teil von Gottes Geschichte zu sehen? Ich werde diesem Gedanken in einem späteren Post noch widersprechen und eine gewisse Balance geben müssen, aber fürs Erste möchte ich ihn einfach in den Raum stellen. Was wäre, wenn jede Generation auf ihre Weise die letzte ihrer Art ist? Die letzte Generation, bevor Gott eine neue Stufe der Heilsgeschichte zündet?
Rebelation – bereit für ein revolutionäres Leben?
Ein zentrales Thema der Offenbarung ist Macht. Wir sehen in der Offenbarung Jesus Christus als König. Der König, der Seine Macht durch Schwäche bekommt. Der König, der als Opferlamm zum Löwen wird. Der König, der Mitleid hat mit den Schwachen, der den Trauernden die Tränen abwischt. Der König der Gerechtigkeit, der allen Menschen, welche Seinen Opfertod am Kreuz im Glauben annehmen, weiße Hochzeitskleider anzieht. Und so weiter. In gewisser Weise ist die Offenbarung ein politisches Buch. Sie sagt, dass Gott die absolute Macht hat und jeder menschliche oder dämonische Herrscher, der sein Reichlein bauen will, nur auf Zeit eingesetzt und nach Bedarf abgesetzt wird.
Die Szene, in welche die Offenbarung in der frühen Kirchengeschichte eintritt, könnte kaum spannender sein. Ein großes römisches Reich, das seinen Zenit überschritten hatte. Viele Kulturen, die nur mit Gewalt zusammengehalten werden konnten. Eine kleine jüdische Sekte, die von einem Märtyrer erzählte, der aus Liebe für die Menschen den Weg ans Kreuz gewählt hatte. Eine Sekte, die vor allem durch ihr revolutionäres Leben auffiel. Nicht weil sie laut oder möglichst kontrovers war, aber in einem konsequent: Sie wollten niemanden als Gott verehren außer Gott allein und sie nahmen sich die Freiheit, allen von der Liebe Gottes zu erzählen. Sie weigerten sich, dem Kaiser Opfergaben zu bringen, die ihn als Mitgott verehrten. Dafür waren sie bereit, wie ihr Vorbild bis in den Tod zu gehen. Diese Bereitschaft, diese radikale Hingabe, brachte ihnen viele Bewunderer ein. Und diese Bereitschaft und Hingabe kamen aus einem Verständnis heraus, welches wir in der Offenbarung immer wieder finden. Eines Tages kommt Jesus Christus wieder. Nicht mehr als Opferlamm, sondern als Löwe, als König, als Richter, um zu richten die Toten und die Lebenden.
Und so fragt uns das Buch der Offenbarung auch: Sind wir bereit? Sind wir bereit für die nächste Stufe von Gottes Plan? Sind wir bereit, Jesus radikal nachzufolgen? Nicht mit Macht, nicht mit Lautstärke, nicht mit schönen Worten, sondern mit der Liebe, die den einzelnen Menschen mit Gottes Augen sieht, die Tränen abtrocknet, zuhört, und wenn nötig auch dafür Nachteile in Kauf nimmt?
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Überschrift: Revelation statt Rebel….???
Ja, diese Aussagen finde ich interessant: „Und noch erstaunlicher finde ich, dass so gut wie alle Ausleger, welche versucht haben die Ereignisse, die in der Offenbarung beschrieben werden, zeitlich einzusortieren, immer zum Schluss kommen: Wir sind die letzte Generation! Wir sind die Letzten vor der Trübsal! Wir sind die Letzten vor dem Tausendjährigen Friedensreich! Wir sind die Generation, in der der Antichrist auftaucht! “ – Das ist so…..
In der Tat. Die Offenbarungen hatten wir im Hauskreis durchgeackert, ein spannendes Thema. Wobei ich der Meinung bin, dass die Auslegungsliteratur erst in den letzten Jahrzehnten Qualität gewonnen hat, durch Analyse und Abgleich mit den Prophetien des AT, bessere geschichtliche Kenntnisse, Sprachenkenntnisse der Ausleger, den Vorarbeiten der Vorgeneration, und die besseren „Vernetzungsmöglichkeiten“ durch Briefe, Bücher, Internet, …
Zumeist bin ich der Meinung, dass wir in den Zeiten der apokalyptischen Reiter leben, insbesondere wenn wir die Vorgänge weltweit sehen. Gleichermaßen kommt mir aber auch immer wieder der Gedanke, dass diejenigen, die den dreißigjährgen Krieg, Pest, Weltkriege usw. erlebt haben und die Welt noch viel „kleiner“ gesehen haben, ähnlich gedacht haben müssen.
Und damit bin ich mittlerweile zunehmend der Auffassung, dass die Off wohl auch Warnungen und Mahnungen an jede Generation sind, und Verführungsmuster auf die Gläubigen sich ähneln. Seien es die Sendschreiben, die die Gefahren für die Gemeinde(n) zeigen, die doch sehr den heutigen Denominationen ähneln. Seien es die Reiter, die auch heute zumindest teilweise verglichen werden können mit aktuellen Themen, die die Welt „bewegen“.
Insofern lohnt sich das Studium schon – auch wenn wir vielleicht nicht die letzte Generation der Christen sind, so enthält es doch Warnungen, die über alle Zeiten hinweg gültig sind.
Ich beobachte, was die Auslegung der Offenbarung die allermöglichsten Varianten. So gibt es Leute, die die Wiederkunft Jesu nur symbolisch verstehen in dem Sinn, dass die Maßstäbe Jesu ethisch realisiert werden u.v.a.m.. Auch ist die Offenbarung sicher nicht das erfolgreichste Buch der Bibel. Wie man bei einem Buch der Bibel eine Verbindung zu Erfolg hergestellt werden kann erschließt sich mir nicht. Das Wichtigste an der Bibel sind die Inhalte, wo die Erlösungstat Jesu beschrieben wird. Wenn das nicht richtig verstanden wird versteht man auch die Offenbarung nicht. Selbst wenn der Kerninhalt wie von Jonas beschrieben klar ist gibt es daneben viel Streit um dieses Buch und viel zu viele Interpretationen, die sich viel zu sehr am Tagesgeschehen orientieren und deshalb bin ich da vorsichtig geworden. Für „Rebelation“ eignen sich für mich eher die Beispiele aus dem praktischen Leben der Evangelien und der Paulusbriefe.
Und Rebelation gibt es in Duden nicht…..im Gegensatz zu Rebellion.
Sorry was soll Rebelation sein??? Im wikipedia findet man nichts dazu und im Netz gibt es nur einen Musiker zu finden der sich so nennt!
Revelation = Offenbarung, ich vermute, Jonas hat die naheliegenden v und b vertippt.
Dieser Tippfehler hat aber einen gewissen wahren Kern: trotz der Folgen ihres Handelns, und trotz Erkennens des Ursache-Wirkungsprinzip, rebelliert die Menschheit in den Offenbarungen weiter gegen Gott, kehrt nicht um.
Revelation = Offenbarungen
Rebelation = weiterhin keine Buße
@ Rolf:Warum Tippfehler wenn es hier und um Blog von Jonas jeweils 2 mal im Text steht?
@ Stephan: und welche Grundlage hat Deine Erklärung des Wortes? Duden?
Wortspiele stehen zumeist nicht im Duden. In diesem Fall auch nicht.
Rebellion: Aufstand, offene Ablehnung, aufbegehren, sich widersetzen, ….
Revelation: Enthüllung, Aufdeckung
Rebellion und Revelation gemeinsam verballhornt: Rebelation.
Rebe …. lation
Hallo Stephan,
Danke für Deine Erklärung, aber ein neues Kunstwort sollte der Autor selbst im Text erklären.