Die Bibel lesen – ein guter Vorsatz, nicht nur fürs neue Jahr

Das Jahr neigt sich dem Ende zu, Advent heißt warten auf die Ankunft Jesu. Für viele heißt es auch, warten auf das neue Jahr, um dann mit neuen guten Vorsätzen neu zu starten. Meine Empfehlung ist jedes Jahr wieder neu: Warte mit den guten Vorsätzen nicht bis zum neuen Jahr. Gute Vorsätze sind zu gut, als dass man sie zum Neujahr verschwenden sollte. Fang lieber gleich an; es ist eine gute Vorbereitung aufs neue Jahr.

Markus als Einstieg

Meine Empfehlung: Fang mit dem Markusevangelium an. Es würde sich anbieten, dass es sogar noch vor Silvester zu Ende gelesen werden kann. 16 Kapitel, relativ kurze Kapitel im Vergleich zu anderen der Evangelien. Und es wurde auch geradezu für eine Zeit wie unsere geschrieben. Wie meine ich das? Als ich vor einem guten Vierteljahrhundert mit dem Bibellesen angefangen habe, war es üblich, dass man als Anfang Johannes empfahl. Keine Frage, ein supertolles Evangelium, ich liebe es. Trotzdem würde ich es heute nicht mehr so machen und auch niemandem mehr empfehlen. Es sind darin einige theologische Lehren zu finden, die man zuerst einmal kennen muss, um möglichst viel von Johannes profitieren zu können. Johannes hat dieses Evangelium als letztes der vier geschrieben und eigentlich stillschweigend vorausgesetzt, dass zumindest andere bereits bekannt sind, wenn man seines liest.

Matthäus hat primär für eine jüdische Leserschaft geschrieben, die das Alte Testament schon relativ gut kennen und zeigt deshalb mit vielen Zitaten und Anspielungen auf, dass das ganze AT von Jesus erzählt und Jesus die Erfüllung des ganzen Alten Testaments ist. Markus hingegen schrieb für ein heidnisch-römisches Publikum, das mit den jüdischen Bräuchen nicht bekannt ist, deshalb erklärt er alles, was man nicht so leicht versteht. Deswegen würde ich persönlich immer als erstes Markus empfehlen.

Regelmäßigkeit über Menge

Die zweite Hilfestellung, die ich geben möchte, betrifft die Menge. Ich habe schon öfter Menschen getroffen, die überhaupt nicht gerne lesen oder auch eine Leseschwäche haben oder manchmal auch eine Angst vor Büchern und geschriebenen Worten. Es ist ein tolles Ziel, irgendwann mal fähig zu sein, die ganze Bibel in einem Jahr durchlesen zu können, und ich bin auch überzeugt, dass das jede und jeder lernen kann. Aber für den Anfang würde ich sagen, bleib in deiner Komfortzone. Ok, wenn ein Satz schon zuviel ist, dann muss es eben außerhalb der Komfortzone anfangen. Aber ein Satz oder ein Vers am Tag sollte drin sein.

Die ersten vier bis sechs Wochen sind wichtig, damit sich eine erste Routine bilden kann. Bleib diese Zeit in deiner Komfortzone, aber lies dafür jeden Tag. Es ist zum Beispiel wertvoll für den Anfang, sich einen besonderen Platz und eine bestimmte Zeit am Tag dafür zu nehmen. Mein zweieinhalbter Tipp betrifft noch die Bibelübersetzung. Nimm bitte für den Anfang eine, die ebenfalls in deiner Komfortzone ist. Jede Bibel ist besser als eine, die im Regal stehen bleibt und verstaubt.

Langsame Steigerung

Nach den ersten vier bis sechs Wochen erhöhen wir die Dosis. Du wirst gemerkt haben, dass ein Vers allein unbefriedigend ist. Die Story geht weiter, aber am nächsten Tag musst du erst wieder nachschauen: Was war jetzt da eigentlich gestern genau dran? Deshalb ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, um das Doppelte zu lesen. Zwei Verse. Oder Zwei Sätze. Zwei Abschnitte. Oder zwei Kapitel. Je nachdem, was bisher deine Komfortzone war. Und so geht es weiter, alle ein bis zwei Monate kommt eine neue Steigerung hinzu, bis irgendwann dein Ziel erreicht ist. Wetten, dass das noch vor Ende 2025 ist, wenn du die Tipps befolgst?

Wie weiter nach Markus?

Inzwischen sind wir bestimmt über das Evangelium von Markus hinausgekommen. Wo geht es weiter? Jetzt hast du im Grunde genommen totale Freiheit, zu entscheiden, wie es weiter gehen soll. Zum Beispiel noch ein Evangelium. Matthäus. Oder Johannes. Oder Lukas? Oder gleich weiter mit der Apostelgeschichte. Die geht nämlich da weiter, wo Markus aufhört. Oder wenn du möchtest, kannst du auch das ganze Bibelbuch mal vorne anfangen, bei 1. Mose. Ein Geheimtipp von mir – besonders wenn du nach Markus noch nicht so weit bist, dass du ganze Kapitel am Stück lesen möchtest – wäre auch das Buch der Sprüche. Da gibt es so viel Gutes darin, was sich leicht im Alltag umsetzen lässt und gleich zeigt, wie viel Segen im ganzen Bibelbuch steckt.

Was ich eher noch ein wenig weiter nach hinten stellen würde, sind der Prophet Hesekiel und die Offenbarung. Ja, ich weiß, dass manche Leser gerne erst den Schluss lesen, um zu wissen, wie die Story ausgeht. Ich spoilere mal: Es gibt ein Happy End. Jedenfalls für alle, die zu Jesus gehören. Aber die Offenbarung ist auch von Johannes geschrieben, der viel wertvolle Theologie in seine Schriften einfügt. Das braucht etwas mehr Hintergrundwissen aus dem Alten Testament, sodass ich vorschlage, zuerst etwas leichtere Kost zu sich zu nehmen.

Weitere Tipps und Ressourcen:

Mit der Zeit werden sich viele Bibelleser das eine oder andere Buch dazu kaufen. Ich empfehle, möglichst früh mit einer zweiten Bibel anzufangen, die etwas schwierigere als Hauptbibel und die einfacher übersetzte zum Nachschlagen, wenn Verse auch noch nach mehrmaligem Lesen unklar bleiben.

Ein Bibellexikon kann eine gute Hilfe sein, ebenso eine Konkordanz. Das ist ein Buch, welches zu wichtigen Worten alle Stellen eingetragen hat, wo das Wort vorkommt.

Wenn du mit der Apostelgeschichte fortfährst nach Markus oder allgemein nach den Evangelien, würde ich unbedingt eine Karte mit den Ortsnamen aus der damaligen Zeit ausdrucken oder aus dem Anhang der Bibel heraus kopieren. Glaub mir, du willst nicht alle zwei Minuten bei einem neuen Ortsnamen wieder nach hinten blättern müssen. Nimm lieber eine Karte ausgedruckt neben dich.

Und hier noch ein paar Links, wo ich ältere Beiträge von mir verlinke, die auch helfen können:

Neugierig Bibel lesen

Viele Fragen zum Bibel lesen

… und noch mehr Fragen zum Bibeltext

Die Mini-Kurzversion hiervon auf Insta

Und was sind deine Tipps? Ergänzungen? Fragen?

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Über Jonas Erne

Ich bin Ehemann, Vater, Theologe, Gemeindereferent, Vielleser. Auf meinem Blog geht es um Gelesenes, aber auch um die Auseinandersetzung mit Fragen des täglichen Lebens, mit der Kultur und der Bibel. Hin und wieder gibt es auch kreative Texte wie Gedichte, kurze Geschichten und mehr.

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