Corona, Vatikan und …

Bild von Dominique Devroye auf Pixabay

Vatikan erlaubt Generalabsolution wegen Corona-Pandemie, so titelt katholisch.de zur Überraschung von evangelikalen Christen.

Während viele christl. Gemeinden und Kirchen sich überlegen, wie sie die behördlichen Vorgaben umsetzen können und gleichzeitig ihr gemeindliches Leben aufrecht erhalten und sogar der Gesellschaft dienen können, bzw. in dieser Krise das Evangelium sagen können 1), zeigt die römisch-katholische Kirche ebenfalls ihr Verständnis vom ‚Evangelium‘:

Die katholische Kirche will allen mit dem Coronavirus infizierten Gläubigen die Sünden erlassen – wenn sie zuvor einige Bedingungen erfüllen. Laut dem von einem vatikanischen Gericht veröffentlichten Erlass müssen die Betroffenen unter anderem an einer Reihe von Online übertragenen Gottesdiensten oder an anderen Andachtsformen teilnehmen, um ihren „Geist völlig von der Sünde gelöst“ zu haben. Auch die Bibellektüre kann demnach Sünden streichen, wenn sie „mindestens eine halbe Stunde“ umfasst.

https://www.n-tv.de/der_tag/Kirche-erlaesst-Corona-Kranken-ihre-Suenden-unter-diesen-Bedingungen-article21658277.html

Laut ‚Vatikan News‚ – dem offiziellen Presseorgan des ‚Heiligen Stuhls‘ himself – gibt es ‚Verschiedene Möglichkeiten‘, um den ‚vollkommenen Ablass angesichts des Corona-Virus zu gewinnen‘. Es reicht aus, ‚wenn die am Virus Erkrankten, ihre Pfleger oder Angehörigen beziehungsweise Menschen in Quarantäne das Glaubensbekenntnis, das Vaterunser und ein Mariengebet sprechen.‘ Weitere Möglichkeiten sind (lt. Vatikan News ):

  • Gebet vor dem Allerheiligsten
  • eucharistische Anbetung,
  • mindestens halbstündiges Lesen der Heiligen Schrift
  • das Rezitieren des Rosenkranzes beziehungsweise des Kreuzweges.

Auch Gläubige, die ‚im Sterben liegen und nicht in der Lage sind, das Sakrament der Krankensalbung zu empfangen‘ können den ‚vollkommene Ablass‘ erlangen; ihnen wird empfohlen, ‚ein Kreuz zu betrachten‘. (Vatikan News). n-tv nennt – in korrekter Zusammenfassung – folgende ‚Bedingungen‘ unter denen ein Erlaß von Sünden gegeben werden kann:

  • Bibellektüre kann Sünden streichen, wenn sie „mindestens eine halbe Stunde“ umfasst
  • Katholiken, die sich unter der Gefahr einer eigenen Ansteckung um Corona-Patienten kümmern
  • wer ausgiebig für die Erkrankten und ein Ende der Pandemie betet
  • Sterbende, die „im Laufe ihres Lebens regelmäßig einige Gebete gesprochen haben“

Vatikan-News:

Angesichts der Corona-Krise erlaubt der Vatikan Priestern in allen betroffenen Gebieten, die Generalabsolution zu erteilen. Und er bietet den am Coronavirus erkrankten Gläubigen sowie den Mitarbeitern im Gesundheitswesen die Möglichkeit, einen vollkommenen Ablass zu gewinnen.

https://www.vaticannews.va/de/vatikan/news/2020-03/corona-ablass-virus-lossprechung-poenitentiarie-vollkommen-dekre.html

katholisch.de:

Die Apostolische Pönitentiarie 2) sieht in Corona-Krisengebieten eine schwere Notlage gegeben, die eine Generalabsolution ohne vorherige Einzelbeichte zulässig macht. Außerdem können an Covid-19 erkrankte Patienten einen vollständigen Ablass erwerben. Dies teilte der Großpönitentiar der Apostolischen Pönitentiarie, Kardinal Mauro Piacenza, am Freitag in zwei Erlassen seiner Behörde mit.

https://www.katholisch.de/artikel/24913-vatikan-erlaubt-generalabsolution-wegen-corona-pandemie

Ohne Frage ist Mitgefühl, prakt. Hilfe und Begleitung Sterbender das Gebot der Stunde. Wie schrecklich, wenn alte Menschen, ohne echten Kontakt zu ihren Angehörigen einsam versterben (müssen!). Da ist kein Raum für eine billige Polemik gegen eine Kirche, die sich immerhin traut, ‚ewige Dinge‘ ins Gespräch zu bringen, denn immer noch gilt, was C.S. Lewis sagte: Was nicht ewig ist, ist auf ewig veraltet.“

(http://www.cs-lewis.de/zitate-von-c-s-lewis.html)

Aber: darf man denn die die Botschaft der Bibel deswegen verschweigen?

Als Gemeinde lesen wir gerade das Matthäus-Evangelium 3): auf jeder Seite in den Kapiteln 8-9 wird mehrfach die eine Quelle des Heils genannt: man muss zu Jesus kommen …

  • Du kannst … – ich will … (8,2.3),
  • sprich nur ein Wort … – so großen Glauben (8,7.10.13)
  • Herr, rette uns, wir kommen um! – … Kleingläubige (8,25.26)
  • die ganze Stadt ging hinaus, (…) baten (…) dass er aus ihrem Gebiet weggehen möchte (8,34)
  • als Jesus ihren Glauben sah … – deine Sünden sind vergeben. … Steh auf, nimm dein Bett auf (9,2.6)
  • warf sich vor ihm nieder und sprach: (…) lege deine Hand auf sie, so wird sie leben (9,18.25); … ging er hinein und ergriff sie bei der Hand; und das Mädchen stand auf.
  • trat von hinten heran und rührte die Quaste seines Gewandes an; 21 denn sie sprach bei sich selbst: Wenn ich nur sein Gewand anrühre, so werde ich geheilt werden. (9,21) – … Dein Glaube hat dich geheilt (9,22)
  • folgten ihm zwei Blinde, die schrien und sprachen: Erbarme dich unser, Sohn Davids. (9,27). … Glaubt ihr, dass ich dies tun kann? Sie sagen zu ihm: Ja, Herr. (9,28)
  • da brachten sie einen stummen Menschen zu ihm, der besessen war

https://www.bibleserver.com/ELB/Matth%C3%A4us9

Es geht in den o.g. Beispielen bei Matthäus oft um körperliche Heilung (die ‚beweisen, dass das ‚Reich Gottes‘ nahe gekommen ist). In der Präsentation des Evangeliums allgemein – und in der Frage der Begleitung von Sterbenden im Besonderen – geht es hingegen um ‚spirituelle‚ Heilung, um ‚the life after‘, um Vergebung, Versöhnung mit Gott, um Ewigkeit, Himmel oder Hölle …

Und gerade bei den den ‚Tipps‘ der Kirche zur Ewigkeitsdimension fehlt der Hinweis auf Jesus vollkommen: JA, Sein Name kommt überhaupt nicht vor …warum? – Hat ‚Petrus‘ die Schlüssel des Reiches verlegt …? (Bild)

Jesus sprach zu ihr:

Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er gestorben ist; 26 und jeder, der da lebt und an mich glaubt, wird nicht sterben in Ewigkeit. Glaubst du das?

(Johannes 11,25-26)


Fußnoten:

1) eine beispielhafte Initiative: Hoffnung steckt an
https://hoffnung-im-pott.de/hoffnung-steckt-an/, sowie die neuen Flyer von leseplatz.de: https://brink4u.com/2020/03/06/denk-anstoss-virus/

2) Die Apostolische Pönitentiarie (lateinischSacra Paenitentiaria) zählt neben der Rota Romana und der Apostolischen Signatur zu den drei obersten Gerichtshöfen der katholischen Kirche. Die Apostolische Pönitentiarie ist jedoch kein Kirchengericht, sondern ein kurialer Gnadenhof für den sakramentalen wie nichtsakramentalen Gewissensbereich, und damit praktisch eine päpstliche Verwaltungsbehörde.
https://de.wikipedia.org/wiki/Apostolische_P%C3%B6nitentiarie

3) https://brink4u.com/2020/03/07/reich-gottes-proklamiert-und-realisiert-matth-5-9/ oder: https://brink4u.com/2020/03/06/matthaeus-reloaded/

Quellen:

Dieser Blog-Beitrag von Uwe Brinkmann erschien zuerst auf brink4u . Lies hier den Original-Artikel "Corona, Vatikan und …".

Über Uwe Brinkmann

* 1962 (Oberhausen / Rhld.), verheiratet (1992), 4 Kinder ... aufgewachsen in der 4. Generation der "Brüderbewegung"; kritische Aufarbeitung: heute moderater "Dispi"; seit seiner "Bekehrung" (1981) theol. Autodidakt, 1993/94 für eine theol. Kurzausbildung in den USA ... seit 1987 im Großraum München in der Gemeindearbeit und bis 2017 in der Jugendarbeit tätig; Gründungsmitglied (1997) und MA im Leitungsteam einer evangelisch-freikirchlichen Gemeinde, der "Christlichen Gemeinde Unterschleißheim" (www.cgush.com) ... Mitarbeiter eines übergemeindlichen Schlungsprogramms: H3: "Hirn, Herz und Hand" im Großraum München; Blogger auf www.brink4u.com (seit 01.01.2015) ... beruflich seit 1996 Projektleiter Hochbau, dann Projekteinkäufer im Anlagenbau, und nun wieder Teilprojektleitung im Anlagenbau eines kommunalen Energieversorgers

4 thoughts on “Corona, Vatikan und …

  1. Die katholische Kirche kann bei dem Thema diese oder jene Vorschriften herausstellen, ist aber immer an das gebunden, was sie selber schon immer vertreten hat. Ob es nun Bibellesen oder andere Dinge sind, es kommt immer auf eine echte Reue an, wenn Gott einem Menschen Sünden vergeben will. Ist diese Gesinnung nicht vorhanden, was die Kirche selber oft genug festgestellt hat als eine absolut nötige Voraussetzung dazu, dann hilft alles nichts und wenn man sich auf den Kopf stellen sollte. Hat jemand die richtige Einstellung, dann wird ihm schon ein Stoßgebet schon helfen. Herr sei mir Sünder gnädig. Wer so ein Wort in der richtigen Verfassung betet, der wird bei Jesus auch Gnade finden. Sie Kirche macht auch nur Vorschläge und kann auch nur Vorschläge machen, wie und was zu einer solchen Einstellung führen kann. Eine Automatik gibt es da nicht. Wird die richtige Einstellung nicht erreicht, hilft alles nichts. Das gilt für alle Menschen, also auch für Evangelische.

    1. Wie fett muss denn Johannes 11,25-26 gedruckt sein, dass auch ein Katholik merkt, welch ein teuflisches Machwerk der Ablass ist?
      Gleiches gilt Joh 3,16. Wenn wir diesem Vers einfach mal diesen Spruch „…um ihren „Geist völlig von der Sünde gelöst“ “ gegenüberstellen, dann … , ach, das werden Sie schon selbst herausfinden können. Luther hat das ja auch geschafft.

      Oder sowas wie der hier: „die Bibellektüre kann demnach Sünden streichen“.
      Concil Tolosanum von 1299: „Wir verbieten auch den Laien den Besitz von Büchern des Alten oder des Neuen Testaments, es sei denn einer möchte gerne ein Psalterium oder ein Brevier für das Heilige Officium oder das Stundengebet der Seligen Maria zur Andacht haben. Aber dass sie die vorgenannten Bücher in einer volkssprachlichen Übersetzung besitzen dürfen, das verbieten wir aufs Grundsätzlichste.“
      Den Widerspruch zu Ihrem Satz „Die katholische Kirche kann bei dem Thema diese oder jene Vorschriften herausstellen, ist aber immer an das gebunden, was sie selber schon immer vertreten hat.“ muss ich doch dann auch nicht weiter aufdröseln, oder? Oder beziehen sich die im Text angegebenen 30 Minuten Bibellektüre auf die Lateinische Ausgabe? Ach halt, geht ja auch nicht:
      „Auf der Synode von Béziers (Concilium Biterrense) im Jahre 1246 wurde ebenfalls beschlossen, dass die Laien keine lateinischen und volkssprachlichen und die Geistlichkeit keine volkssprachlichen theologischen Bücher haben dürften.“
      Auf dem Konzil von Trient wurden Luthers und auch Erasmus’ Schriften auf den Index gesetzt …nebst allen ähnlichen Bibeln, wo sie auch gedruckt sein mögen. […] nebst allen ähnlichen Neuen Testamenten, wo sie auch gedruckt sein mögen.
      Erst das 2. Vatikanische Konzil revidierte das Bibelleseverbot. Also ist die katholische Kirche doch wohl nicht so an die Dinge gebunden, die sie bis dato vertreten hatte. Dann könnte man auch endlich den Aberglauben mit Ablass und Fegefeuer in die Tonne treten …
      Ein Gutes hat die Sache: solche „Ablässe“ werden hoffentlich die Ökumene schädigen und den ein oder anderen evangelischen Würdenträger überlegen lassen, ob er sich mitversündigen möchte.

  2. @Stefan
    Du schreibst so alte Kamellen über die Kirche von früher, die ja längst überholt sind, wobei aber seinerzeit nicht alles verkehrt war. Aus heutiger Sicht kann man leicht manches kritisieren. Selbst ein Luther hat erwähnt, dass es unterschiedliche Bibelauslegungen gibt und wollte nur seine eigne gelten lassen. Entweder bin ich gutwillig und ich sehe die Dinge wie sie sind bzw, waren oder ich will aus einer üblen Motivation heraus die Kirche einfach nur anscheissen. Diejenigen, die mal katholisch waren, machen das erfahrungsgemäss am meisten, aber sicher mal auch andere. Ob du selber mal so einseitig und unobjektiv beurteilt werden wolltest. Bestimmt nicht.

    Was den Ablass angeht, den hat Luther anfangs zum Teil auch noch vertreten, der hat aber mit der Sündenvergebung nichts zu tun. sondern mit dem Nachlass der Sündenstrafen. Das ist etwas ganz anderes.
    Ich habe auch einige Kritik an der katholischen Kirche, vornehmlich am jetzigen Papst, der sich so oft schon widersprochen hat wie wohl kein anderer, und das innerhalb weniger Tage oder Wochen. Das aber ist verifiziert und wird auch von vielen kaholiken so gesehen. Viele andere Kritiken sind einfach auf eigene Aversionen zurückzuführen und entbehren jeglichen Wohlwollens, das man auch denen entgegen bringen muss, die man vielleicht ablehnt.

  3. Mir kommt es eher so vor, als spreche sich hier zuallererst der Vatikan selber frei von Schuld. Ich fürchte, nein, ich weiß, dieser ist ein Ort, an dem sich die Sumpfkreaturen mächtig(!) wohlfühlen. Kann es sein, daß es ihnen derzeit ans Eingemachte geht?… Es wäre sehr zu wünschen.
    Aber auch meine eigene, die evangelische Kirche hat sich viel zu sehr eingerichtet, ihre Pfründe gesichert, entspricht vollkommen unreflektiert dem aktuellen Zeitgeist und merkt gar nicht, wie sie immer mehr die Kultur des Todes pflegt…
    Eine Kirche, die in diesen Zeiten ihre Türen zusperrt, auf Abstand geht…, ist so weit von Jesus entfernt, wie es sich gar nicht weiter denken lässt. Jesus hat berührt, umarmt, geheilt, dabei offensichtlich auch keine Scheu vor Körperflüssigkeiten gehabt… Jeder einzelne Christ kann ja versuchen, es anders zu handhaben, so wie er kann und es für richtig hält. Ein Mensch ohne Angst ist frei(er). Also: „Habt keine Angst!“

    Schon immer war mir die zu schnelle und daher billige Absolution zuwider. Heißt es doch: Kehre um, ändere dein Leben!
    In der heutigen Verkündigung ist dieser Aspekt sträflich vernachlässigt worden.

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