Das Manifest (6): Wir brauchen Erneuerung statt Veränderung!

In Kapitel 6 des Römerbriefs findet sich eine geheimnisvolle Passage, die nahelegt, dass Christwerden etwas mit Sterben zu tun hat:

„Ihr wisst doch: Wir alle, die wir auf Christus Jesus getauft wurden, sind einbezogen worden in seinen Tod. Und weil wir bei der Taufe in seinen Tod mit einbezogen wurden, sind wir auch mit ihm begraben worden. Aber Christus wurde durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt. So werden auch wir ein neues Leben führen. … Wir wissen doch: Der alte Mensch, der wir früher waren, ist mit Christus am Kreuz gestorben. Dadurch wurde der Leib vernichtet, der im Dienst der Sünde stand. Jetzt sind wir ihr nicht mehr unterworfen. Wer gestorben ist, auf den hat die Sünde keinen Anspruch mehr. Wir sind nun also mit Christus gestorben. Darum glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden. … Genau das sollt ihr auch von euch denken: Für die Sünde seid ihr tot. Aber ihr lebt für Gott, weil ihr zu Christus Jesus gehört. (6, 3-8+11)

Paulus knüpft hier an seine These an, dass alle Menschen unter dem Diktat der Sünde stehen. Wir können unseren Lebensstil nicht einfach so ändern – jedenfalls nicht aus eigener Kraft. Stattdessen sagt Paulus: Die Chance, die Gott uns anbietet, besteht darin, dass wir unser bisheriges Leben am Kreuz „sterben“ lassen, damit Raum für ein neues Leben entsteht, das nicht mehr unter dem Diktat der Sünde steht. Durch das Sterben und die Auferstehung wird die Sündenverstrickung durchbrochen.

Gott will unser Leben nicht verändern. Er will es erneuern!

Deshalb spricht Paulus immer wieder von einem alten und einem neuen Menschen (z.B. Eph. 4, 22-24). Er geht sogar so weit, zu sagen: „Ich lebe, aber nicht mehr ich selbst, sondern Christus lebt in mir.“ (Gal. 2, 20). Auch Jesus sprach von der Notwendigkeit einer Neugeburt (Joh. 3,3). Entsprechend sagte er: “Wer dieses Leben verliert, wird sein Leben retten.” (Luk. 17, 33). Der Theologe Hans Peter Royer hatte es in seinem gleichnamigen Buch so ausgedrückt: Du musst sterben, bevor du lebst, damit du lebst, bevor du stirbst!

Ein lebenslanger Prozess

Daraus ergibt sich die Frage: Warum sündigen Christen dann immer noch, wenn sie doch neue Menschen sind? Die Antwort ist einfach: Die Erneuerung unseres Lebens ist keine Verwandlung, die in einem Augenblick geschieht. Im Kolosserbrief fordert Paulus uns auf, immer wieder neu den alten Menschen abzulegen und dafür den neuen Menschen anzuziehen (Kol. 3, 8-10). Damit macht er deutlich: Erneuerung und Wiedergeburt geschieht nicht komplett bei der „Bekehrung“. Sie ist vielmehr ein lebenslang andauernder Prozess.

“Sterben” – was bedeutet das praktisch?

Am Kreuz mit Jesus sterben bedeutet, mit Gottes Hilfe unsere alten zerstörerischen Verhaltens­muster loszulassen und sterben zu lassen. Ein solches Verhaltensmuster, mit dem ich persönlich immer wieder umgehen muss, ist Wut. Wenn mich jemand verletzt hat und ich ihm innerlich oder ganz offen seine Schuld vorrechnen möchte, dann ist es wie ein kleiner Tod, meine Sehnsucht nach Wut und Vergeltung bei Jesus loszulassen und stattdessen diesem Menschen seine Schuld zu erlassen und auf Wiedergutmachung zu verzichten. Das tut weh. Da stirbt etwas von meinem Drang zur Selbstbehauptung und zur Verteidigung meiner vermeintlichen Rechte. Aber wie viel Versöhnung und Wiederherstellung wächst, wenn wir unsere Wut, unsere Bitterkeit und unsere vermeintlichen Ansprüche am Kreuz in den Tod geben?!

Ein anderes Verhaltensmuster, das ich immer wieder loslassen und in den Tod geben muss, ist meine Sehnsucht, von Menschen bewundert und anerkannt sein zu wollen. Wenn ich etwas gut kann oder geleistet habe, es aber keiner bemerkt, mich niemand dafür lobt oder niemand meine Hilfe und Dienste in Anspruch nehmen möchte, dann fühle ich mich frustriert, zurückgewiesen und beleidigt. Wenn ich eine solche Reaktionen in mir bemerke, dann ist es wie ein kleiner Tod, meinen Wunsch nach Aufmerksamkeit und Bewunderung loszulassen und in den Tod zu geben.

Wie gut, wenn die Fassade fällt

Ebenso ist es wie ein kleiner Tod, wenn ich zugeben muss, dass ich eben nicht so perfekt bin, wie ich es nach außen gerne zeige. Wenn ich vor einem Menschen zugeben muss, dass ich einen Fehler gemacht habe, dass ich nicht alleine klarkomme, dass ich Hilfe brauche, dass ich Andere verletzt habe, dass ich gesündigt habe, dann stirbt da etwas in mir.

„Bekennt einander eure Schuld und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet“, schreibt Jakobus (Jak. 5, 16). Sünde bekennen, für sich beten lassen, das heißt Schwäche zeigen! Das heißt, die Fassade zerbrechen lassen. Das heißt zugeben, dass ich Hilfe brauche. Das ist demütigend. Da stirbt etwas in mir. Aber gerade aus diesem Sterben wächst Gottes neues Leben! Es ist sogar der Beginn für einen völlig neuen Lebensstil.

Ein neuer Lebensstil aus der Kraft des Heiligen Geistes

Im Galaterbrief spricht Paulus davon, dass der Heilige Geist neue Charaktermerkmale in unserem Leben wachsen lässt, so wie Früchte an einem Baum wachsen (Gal. 5, 22). Im Römerbrief schreibt er dazu:

„Jetzt können wir Gott in einer neuen Weise dienen, die von seinem Geist geprägt ist – und nicht mehr in der alten Weise, die die durch Buchstaben bestimmt ist.“ (7,6b)

„Im Voraus hat er sie dazu bestimmt, nach dem Bild seines Sohnes neu gestaltet zu werden.“ (8,29)

Das Wirken des Heiligen Geist ist für Paulus zudem die Basis für eine völlig neuartige Gottesbeziehung:

„Ihr habt vielmehr einen Geist empfangen, der euch zu Kindern Gottes macht. Weil wir diesen Geist haben, können wir rufen: Abba! Vater!“ (8,15)

„Abba“ ist ein Kosewort, das man heute vielleicht mit „Papa“ oder „Papi“ übersetzen könnte. Eine derart intime Gottesbeziehung können wir aus uns selbst heraus ebenso wenig „machen“ wie die Veränderung unseres Lebensstils. Für Christen ist es deshalb so entscheidend wichtig, dem Heiligen Geist Raum zu geben und sich ihm hinzugeben, indem sie Gottes Wort lesen oder hören, indem sie Gott loben und anbeten oder einfach im Gebet seine Nähe suchen.

Ein neuer Motor statt äußerlicher Firlefanz

Solange unser Christsein nur in dem Versuch besteht, unser Leben aus eigener Kraft heraus christlicher zu gestalten, sind wir wie ein Autotuner, der sein Auto sportlich lackiert, tieferlegt, mit Sportlenkrad, Sportsitzen und Spoilern versieht. Aber solange der Motor der gleiche bleibt, wird er keinen Deut schneller vorankommen als vorher. Es ist nur Fassade, die spätestens bei voller Beladung am nächsten Berganstieg peinlich auffallen wird. Erst ein neuer Motor bringt das Auto wirklich in Schwung. Entsprechend brauchen wir ein neues Herz, damit unser Leben als Christ kraftvoll wird und wir auch in schweren Zeiten bestehen können.

Die Taufe als Bekenntnis zur Neugeburt

Das zentrale neutestamentliche Bild für diesen Erneuerungsprozess ist die Taufe. Das Wasser symbolisiert das Sterben unseres alten Menschen, damit durch den Heiligen Geist neues Leben in uns wachsen kann. Die Erneuerung unseres Lebens beginnt mit dem Eingeständnis: Ich schaffe es nicht aus eigener Kraft. Ich kann mich nicht selbst erlösen. Meine Rettung liegt darin, dass ER am Kreuz für mich starb und mich unverdient mit Vergebung und neuem Leben beschenkt. Dieses demütigende Eingeständnis tötet unseren Stolz. Und es schafft damit Raum für das Wirken des Heiligen Geistes in unserem Leben.

Erneuerung als Basis für Gottes neuen Bund mit den Menschen

Von außen mag das Wirken des Heiligen Geistes so aussehen, als ob jemand sein Verhalten ändert. Aber Verhaltensänderung wäre Selbsterlösung aus eigener Kraft. Christen glauben stattdessen, dass hinter jeder äußerlich sichtbaren Veränderung Gott selbst steht, der unsere Herzen erneuert, wie er es schon durch die Propheten angekündigt hatte:

„Und ich werde euch ein neues Herz geben und euch einen neuen Geist schenken. Ich werde das Herz aus Stein aus eurem Körper nehmen und euch ein Herz aus Fleisch geben.“ (Hes. 36, 26)

„Doch dies ist der neue Bund, den ich an jenem Tage mit dem Volk Israel schließen werde, spricht der Herr. Ich werde ihr Denken mit meinem Gesetz füllen, und ich werde es in ihr Herz schreiben.“ (Jer.31,33)

Für Paulus ist all das keine theologische Theorie sondern gelebte Praxis – eine Praxis, die wir heute ganz neu entdecken dürfen. Mehr noch: Die Lehre von der Erneuerung unseres Lebens ist absolut unverzichtbar, wenn wir einerseits die Gebote Gottes ernst nehmen und andererseits Moralismus und Gesetzlichkeit vermeiden wollen. Diese Lehre steht im Zentrum des Neuen Bundes zwischen Gott und den Menschen. Sie gehört deshalb wieder neu ins Zentrum der kirchlichen Verkündigung.


Zur Übersicht: 7 fundamentale Thesen des Römerbriefs

Dieser Blog-Beitrag von Markus Till erschien zuerst auf aufatmen in Gottes Gegenwart . Lies hier den Original-Artikel "Das Manifest (6): Wir brauchen Erneuerung statt Veränderung!".

Über Dr. Markus Till

Evangelisch landeskirchlicher Autor, Blogger und Lobpreismusiker mit pietistischen Wurzeln und charismatischer Prägung

16 thoughts on “Das Manifest (6): Wir brauchen Erneuerung statt Veränderung!

  1. Nicht, dass es da so geht wie in folgendem Beispiel:

    Ein Pfarrer nahm einige Tage an Exerzitien teil und als er zurückkommt ist er völlig verwandelt und so begeistert, dass er im Pfarrgarten ein Grab schaufelt und einen Grabstein aufstellt mit den Worten: „Der alte Mensch ist gestorben!“
    Seine Haushälterin schrieb nach einigen Tagen auf den Stein: „Nach drei Tagen ist er wieder auferstanden“.

  2. Wenn wir nicht wissen wie unsere alte Natur arbeitet, werden wir Gott nie erkennen.
    ,,Wer sein Leben um meinetwillen verliert, wird es finden.“
    Es muss also gesucht werden,….. wer bin ich, und wer soll ich sein/werden. Wenn ich diesen Weg nicht finde bleibt eine Ungewissheit und ein Chaos in mir, und anstatt das die alte Natur stirbt, beschäftigt sie sich mit der Rechtfertigung und ist hin und her geworfen.
    Die alte Natur ist nicht nur mit ein paar Fehlern oder Auffälligkeiten behaftet, sie ist die Lüge, der Betrug, die Heuchelei auf die wir uns durch Adam und Eva im Garten Eden eingelassen haben, und sie ist gegen Gott gerichtet. Warum brauchen wir den Heiligen Geist? Weil wir uns selbst nicht ändern können, wir müssen IHM Raum geben, das ER uns überwinden darf und Leben für die Ewigkeit hervorbringt. Nicht wir schaffen neues Leben, es muss in uns geschaffen werden, das geht nicht automatisch, Gott will dazu jedesmal unser Einwilligung. Es geht der Mensch in die Ewigkeit, den Gott selbst in uns neu geschaffen hat, wir können nichts hinzutun, wir müssen die Schöpfung der neuen Menschwerdung zulassen und aktiv mitwirken, du hast es wunderbar erklärt Markus.
    Man muss aufpassen das man den alten Adam nicht nur für scheintod erklärt wenn man sein Handeln/Denken überwindet weil es die Gebote verlangen, wenn der Anlass nicht die Liebe zu Gott ist dann ist alles ,,nichts“

  3. Das was Christen als Bekehrung sehen, ist genau genommen nur eine Teilbekehrung. Jesus soll ja im Menschenherzen Einzug nehmen durch den heiligen Geist. Das geschieht auch bei einer Bekehrung, aber es geschieht nicht vollständig.
    Ein evangelischer Pfarrer sagte mal, es gebe in den Christen im Herzen auch noch dunkle Räume und genau das ist zutreffend. Der Mensch hat einen Leib, biblisch gesehen das Fleisch genannt, der uns immer wieder herabzieht ins Fleischliche. Der heilige Geist will die Seele erheben, das Fleisch macht das Gegenteil. Erst, wenn unser Fleisch vergeistigt, geheiligt wird und das geschieht hauptsächlich durch den Genuß des Fleisches und des Blutes Christi, dann kann es die Seele nicht mehr herabziehen in sündhafte Haltungen und Gedanken. Jesus muss aber zuerst in der Fülle im Menschenherzen wohnen, erst dann kann auch das Fleisch nach und nach geheiligt und am Ende auch verklärt werden. Das ist ja das Ziel des christlichen Glaubens. Nur darüber wird heutzutage so gut wie nie gepredigt. Aber ohne Verklärung kann keiner den Herrn dermaleinst schauen.

    1. Sehe ich anhand der Schrift nicht so:
      – Wenn wir Jesus in unser Leben aufgenommen haben, sind wir gerecht, geheiligt und der Heilige Geist ist in seiner ganzen Fülle in uns. Das ist unser geistlicher Stand und so werden wir von Gott gesehen: Gerecht durch Jesus. In der Kinderstunde könnte man sagen: Gott hat eine rosarote Brille auf und die heisst Jesus. Wer sich hinter diese Brille stellt den sieht Gott als gerecht an
      – Etwas anderes ist unser geistlicher Kampf, dass wir uns diese geistliche Tatsache nicht vernebeln lassen, dass wir in einer gefallenen Welt trotzdem unter Krankheiten aller Art zu leiden haben und von der Sünde angegriffen werden. Das sind diese dunklen Flecken. Von denen dürfen wir uns aber unsere Stellung in Jesus und die Größe der Gnade in Jesus nicht madig machen lassen

      1. Es ist ja nichts Neues, dass man die Dinge nicht richtig sieht und daher auch nicht predigt. Man predigt ja immer nur das, was man letztlich selber hat und versteht, weitere Gedanken machen sich doch die wenigsten. Wenn aber Menschen schon auch bei manchen oder gar vielen Christen grosse Mängel erkennen können, wie soll das dann Gott nicht erkennen? Die heilige Schrift sagt die Dinge ja auch an manchen Stellen, die man aber gemeinhin überliest und nicht ernst nimmt.
        Wäre der heilige Geist in Fülle in uns, dann hätten wir auch alle Gaben des heiligen Geistes. Ja, in Gottes Augen ist ein Mensch, der sich bekehrt hat, zunächst einmal angenommen, aber im Sinne der Gerechtigkeit eines biblisch Gerechten, lebt er noch lange nicht. Wer sich selber ernsthaft prüft, muss das doch merken. Die Bibel spricht nicht nur von Bekehrung, sondern letztlich auch vom Freisein von ALLER Untugend.
        Nun, ich war lange genug bei den Pfingstlern, da wird so geredet und gelehrt wie du es hier schilderst. Ich habe denen, was diese Dinge angeht, nie geglaubt, auch wenn sie in manchem sonst recht hatten. Man kann eben nicht ein Bibelwort nehmen und meinen, man könne das eins zu eins auf sich selber übertragen. Die Mängel sind doch bei uns allen offenbar.
        Ja, ich weiss, da wird auch da und dort von geistlichem Wachstum und Heiligung gesprochen, wenn man aber angeblich schon heilig ist und den hlg. Geist in Fülle hat, wozu dann noch Heiligung? Das sind doch grosse Widersprüche.

        Hier im Forum tritt einer auf, der meint man müsse sich nur richtig auf bestimmte Bibelsprüche draufstellen und diese ernst nehmen, dann wäre man schon bald vollkommen. So einfach sind die Dinge leider nicht. Menschen, die, sagen wir mal, weitgehend in Christus verwandelt waren, gibt und gab es nur seltenst, also nimmt man das Maß anhand vielleicht bekannter grosser Prediger. Wenn man die aber näher kennenlernt, dann sieht man deren Schwächen
        bald auch. Vollkommen geheiligt waren die auch nicht.

        Wer die Bibel versucht mal halbwegs unvoreingenommen zu lesen, der muss doch merken, dass die meisten Christen nicht so sind, wie die Bibel es im Idealfall vorgibt. Von Überwindern ist da die Rede, von welchen, die sich mit Weibern nicht eingelassen haben, steht glaub ich in Off, 14 usw, usf. Lesen die Leute diese Bibelstellen überhaupt oder lesen sie nur die, über die gepredigt wird. Und wenn sie die lesen, verstehen sie sie auch? Lesen ist wie Essen schlucken, aber verdauen ist noch etwas anderes. Verdaut man nicht richtig, dann nimmt man die Nahrung nicht vollständig auf und es fehlt etwas. So ist es auch im Geistlichen.

        1. Ich denke, dass wirklich oft Teile der Bibel als vermeintlicher Widerspruch wahrgenommen wird wie z.B.:
          Warum spricht uns Gott gerecht, wenn wir doch noch so viele Fehler machen und Schwächen haben? Die Geschichten der Bibel sind voll davon siehe z.B. Petrus und Thomas.
          Gerade Gott kennt unsere Abgründe. Ich denke, dass das Gerechtsprechen seiner Kinder uns entlasten und nicht belasten soll:
          Wir sollen wissen mit Gott ist alles in Ordnung, wenn wir ihm vertrauen.
          Ich habe gerade viel mit Menschen zu tun die unter massiven psychischen Problemen leiden. Wie freimachend ist es da, zu Gott ja zu sagen, ihm zu vertrauen und zu wissen, dass man auch nach dem 50. Rückschlag wieder weitermachen darf.

          1. Die katholische Kirche unterscheidet da zwischen einem Stand der Gnade, die ein Angenommensein von Seiten Gottes besagt und einer darüber hinausgehenden Heiligung.
            Von anderen Denominationen kenne ich diese klare Unterscheidung nicht. Wem alle Sünden vergeben wurden von Gott, der ist in diesem Stand der Gnade, aber er ist noch lange nicht frei von jeder Untugend und kann immer noch viele Alltagssünden begehen. Die kleineren Sünden, die jeder begeht, trennen nicht grundsätzlich von Gott, aber sie beweisen, dass man nicht frei ist von jeder Untugend. 1 Joh 5,17: „Jedes Unrecht ist Sünde; aber es gibt Sünde, die nicht zum Tod führt.“
            Was psychische Probleme angeht, die nehmen heute immer mehr zu. Die Gründe sind zum Teil auch physisch bedingt, aber auch psychisch. Die Gottlosigkeit unserer Zeit ist letztlich die Ursache des Übels. Wir sehen ja auch vermehrt, dass bereits Kleinkinder von üblen Krankheiten befallen werden, was wiederum auch im Erblichen liegt.

            Krankheit zieht immer auch die Seele herunter, also gibt es da auch seelische Deviationen. Die Menschen degenerieren heute mehr denn je in jeder Hinsicht. Die Allergien nehmen zu, Krebs bei Kleinstkindern und vieles andere mehr, man muss mal nur zur Kenntnis nehmen, was die medizinischen Statistiken der letzten Jahrzehnte sagen. Der Mensch meint ja er wisse alles besser als Gott. Das gilt auch für unsere Ernährung, die immer mehr technisiert wurde und vom Natürlichen abgekommen ist.

        2. „Hier im Forum tritt einer auf, der meint man müsse sich nur richtig auf bestimmte Bibelsprüche draufstellen und diese ernst nehmen, dann wäre man schon bald vollkommen.“

          Das mit der Vollkommenheit hat derjenige nicht gesagt. Vollkommenheit ist etwas anderes als Heilsgewissheit.
          Haben Sie Heilswissheit? Oder muss bei Ihnen die Vollkommenheit dieser vorangehen?

          1. Doch er hat das gesagt, aber nicht der, der hier von Heilsgewissheit geschrieben hat, sondern jemand anderes. Ich habe ja etwas zum Thema Heilsgewissheit gesagt. Das müsste ja reichen. Mit Vollkommenheit hat die Heilsgewissheit nichts zu tun, die kann man auch als Unvollkommener haben. Es heisst, dass der heilige Geist unserem Geist zeigt, dass wir Gottes Kinder sind. Man kann aber durch erneutes Sündigen auch wieder abfallen von Gott.

  4. Der „alte Mensch“ ist nach Außen gerichtet. Er hat gelernt, dass er sich in der Welt behaupten muss und damit Verhaltensmuster angenommen, wie z.B. die hier genannte Wut oder das Bedürfnis anerkannt zu werden. Selbstverständlich kann die der Mensch nicht so einfach aufgeben, da er sie ja als sinnvoll ansieht. Diese Verhaltensmuster sind emotional eingeübt und deshalb kräftig.

    Aber hinter jeder Emotion, hinter jedem Verhaltensmuster stehen auch Gedanken/Vorstellungen. Diese müssen auch erkannt werden, um den „alten Menschen“ sterben/auflösen zu können.
    Es ist ja nicht Gott, der anstelle von uns etwas tut, was wir nicht können (wie man immer wieder den Satz „Aus eigener Kraft können wir nichts tun“ missverstehen könnte), sondern es sind auch nur die neuen Gedanken/Vorstellungen die uns dem Bild Christi ähnlich machen sollen und auch ähnlich machen können. Aber diese Gedanken sind gegenüber denen des „alten Menschen“ schwach, da noch keine oder nur wenig emotionale Kraft dahinter ist. Das ist das Problem, weshalb es so langsam mit der Veränderung vorwärts geht.

    Das, was man durch Bibelstudium oder aus Predigten lernen kann. ist doch recht wenig, da man selbst ein Anfänger und damit ein oberflächlicher Mensch ist, und die hinter den Predigten oft auch keine Erfahrung in der Heiligung steckt.
    Etwas tiefer als üblich, ins Glaubensleben, geht´s hier:
    https://manfredreichelt.wordpress.com/2017/02/17/jeder-christ-ein-psychologe/

    1. Ich habe deinem Link den Satz entnommen:
      „Ganz eindeutig heißt es doch in der Bibel, dass niemand ohne Heiligung den Herrn sehen wird (Hebr 12,14).“

      Nichts anderes wollte ich auch sagen, wenn ich auch dieses Bibelzitat nicht explizit oben erwähnt habe. Es gibt auch noch andere, die im Prinzip dasselbe aussagen.

  5. @ Walter Weber 9.46 Uhr
    In der katholischen Kirche ist es bis heute immer noch so, dass zur völligen Gnade weiteres dazugehört wie Ablass und gute Taten. Deshalb war die Frage von Luther ja auch „wie finde ich einen gnädigen Gott?“ Eine der besten Beschreibungen wie das „geht“ steht in Röm. 5,1. Wir dürfen wissen wir sind seine Kinder und für die Heiligung wird der Heilige Geist, wenn wir im Glauben die Herrschaft Jesu über uns anerkennen, mit bewirken. Ein Katholik kann eigentlich, wenn er die Lehre der Kirche wirklich ernst nimmt hier auf der Erde keine Heilsgewissheit erlangen und das hat Luther gesucht
    @Manfred Reichelt 7.55 Uhr
    Jeder Christ ein Psychologe, jeder Christ ein Seelsorger, jeder Christ ein Evangelist, jeder Christ ein……….Was ich da schon nicht alles gehört habe in 50 Jahren Nachfolge. Dem Feind gefällt es, wenn uns ähnliche Lasten im Christsein auferlegt werden wie es bei den Pharisäern war und Jesus so massiv kritisiert. Jesus kam für die Mühseligen und Beladenen und nicht um uns und andere wieder neue Lasten aufzuladen

    Den Glauben annehmen wie ein Kind, das sollen wir nach der Schrift. Das ist der Weg!!

    1. Die Überschrift ist bewusst etwas provokativ gewählt. Aber sie macht deutlich, dass das, was wir allgemein unter Christsein verstehen nichts als ein oberflächlicher Volksglaube ist und keine Erneuerung unseres seelischen Wesens, wie es notwendig ist. Die Erneuerung, und damit automatisch verbunden die Einführung in psychologische Zusammenhänge, ist KEINE LAST, sondern BEFREIUNG von Lasten, die dadurch auf uns liegen, dass der „alte Mensch“ noch nicht gestorben ist.
      Im christlichen Glauben geht es nicht um ein Leben nach dem Tod, sondern um befreites Leben!

  6. Die katholische Kirche kennt wie ich schon schrieb den Stand der Gnade und das ist nichts anderes als der Zustand eines Gläubigen, dem Gott alle seine Sünden vergeben hat. So. Wenn sich ein Mensch kurz vor seinem Tode bekehrt, dann ist er in diesem Stand. Gute Werke hat er da noch nicht vollbringen können, aber er ist von Gott angenommen und das ist das Entscheidende.
    Heiligung ist ein anderes Thema. Heilsgewissheit auch, die ist in dem Moment gegeben, wenn jemand die Vergebung aller Sünden hat. Ob sie dauernd besteht, da man ja erneut wieder sündigen kann, ist eine andere Frage. Daher sieht die katholische Kirche das kritischer, was nichtheisst, dass der eine oder andere Gläubige doch seines Heils gewiss ist auf die Dauer. Das wird aber nicht für alle gelten.
    Ansonsten zur Diskussion katholisch-evangelisch. Beide sind nicht immer so ganz weit von einander entfernt.
    http://ivv7srv15.uni-muenster.de/mnkg/pfnuer/kath-luth.html

    Im übrigen gab es auch Protestanten, die de Dinge ähnlich sehen wie ich sie hier dargelegt habe. Diese sind aber kaum bekannt und wenn, werden sie nicht ernst genommen. Ich erinnere nur an Johannes Gommel, Gerhard Tersteegen gehört im Prinzip auch dazu. Der schreibt in der Einleitung zu einem Buch von Jean de Bernieres-Louvigny einiges über den Zustand der meisten Christen und da hat er nicht die Taufscheinchristen gemeint, sondern diejenigen, die eine echte Bekehrung erlebt haben.

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